Aus der Ferne betrachtet
Wir Menschen sind alle auf Augenhöhe. Niemand ist besser als andere. Warum auch? Es gibt auch keine Norm, wer besser wäre als jemand anderes. Hier sieht man schon: Okay, da stellt sich jemand selbst auf ein Podest oder wir stellen jemand anderen auf ein Podest. Das ist dann eine Red Flag. Sie zeigen sich dann in Form von Schuldzuweisungen oder Manipulation. Wenn man merkt, jemand manipuliert andere Menschen, um selbst zum Ziel zu kommen und man sich ständig rechtfertigen muss oder ständig unter Kritik steht. Denn wenn man Kritik erfährt, dann darf man sich auch fragen, ob dieser Mensch selbst eigentlich fehlerlos ist. Das ist niemand von uns. Wir alle haben Fehler. Und sobald jemand nur Kritik sucht, dann ist das meistens auch jemand, der mit sich selbst sehr hart ins Gericht geht. Das wiederum kommt auch von einem mangelnden Selbstwert. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir es uns dann gefallen lassen müssen. (Aus: stern.de, über toxische Beziehungen der Autorin Andrea Weidlich)
Doch woran erkennt man diese toxischen Beziehungen? An Schuldzuweisungen und Beckmesserei. Man würde zu viel Toilettenpapier verbrauchen, man brauche das Hundefutter nicht so klein zu machen, man würde immer oder nie dieses oder jenes tun oder lassen. Wenn der neue Kaffeevollautomat nicht benutzt wird, weil die Gralshüterin ihn nicht selbst gekauft hat und lieber die Plörre aus der Pad-Maschine vorzieht. Wenn sie nicht die Entscheidung getroffen hat. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte. Die andere Seite ist uralt, sie stammt aus den Herabwürdigungen und Schuldzuweisungen aus der Kindheit. Von Müttern, die nicht lieben können, von Vätern, für die man nicht existiert. Oder erst, wenn man irgendeinen Nutzen hat, eine Daseinsberechtigung. Und so suchen wir weiter nach Bestätigungen, dass das alles wahr und richtig war. Suchen uns Partner, die die Geschichte weiter spinnen. Bis zu einem Punkt, an dem wir endlich aufgeben, Beziehungen vermeiden, die Kette an Verletzungen und Kränkungen abbrechen.
Das ist eine Vermeidung, keine Heilung. Es ist ein Rückzug, wohin auch immer. Eher die Einsamkeit und das Alleinsein zu ertragen als wieder und wieder herabqualifiziert zu werden. Trotzdem endet es damit nicht, sondern wühlt im Inneren weiter. Ständig auf der Suche nach dem, was man falsch gemacht oder gesagt hat, ob der und der Satz so richtig war. Ein andauerndes Infragestellen seiner selbst. So übernimmt man in Abwesenheit dieses toxischen Gegenübers dessen Rolle. Weil es ohne nicht geht. Weil das die Normalität ist, die beibehalten werden muss. Eine endlose Geschichte.
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