In 2007 gab es einen ersten Urlaub in Cornwall, damals im Bereich The Lizard und Penwith, ganz an der Spitze nahe Land’s End. Der Norden Cornwalls wird in der Literatur als wilder, ursprünglicher und rauher beschrieben, die Küste ist auch länger als die südliche. Und wenn schon das kleine Gower zwei Besuche wert war, warum denn nicht auch Cornwall? Und wo doch in 2007 einige Attraktionen in’s Wasser gefallen waren. Also im Sommer 2009 noch mal auf nach Cornwall, dieses Mal ganz knapp hinter die Grenze zu Devon, nämlich in die Nähe vonBude.

Was in 2008/2009 auch für Cornwall sprach: der dramatisch abgestürzte Kurs des Britischen Pfundes, und damit relativierte Lebenshaltungskosten und Mieten für Ferienhäuser. Letzteres ist auch schnell gefunden: Houndapitt Cottages, einige Meilen nördlich von Bude, eine ehemalige Farm, nicht weit von Sandymouth Beach gelegen, die wie woanders auch in Ferienhäuser umgebaut wurde und fast ganzjährig vermietet sind. Das abstrakte Domizil der Wahl wurde Moles Burrow, es entpuppte sich als akzeptables, typisch englisches Haus. Vor allem bei dem Kurs zur Zeit der Buchung, 1£ = 1,04€, also wurde direkt nach der Buchung flugs bezahlt, denn beim Anlegen von Bargeld-Reserven im Februar 2009 war der Kurs schon wieder auf 1,16€ angestiegen.

Hin- und Rückreisen wurden der Bequemlichkeit wegen wieder gesplittet; hin mit Zwischenstop im Pott und zeitigem Loskommen morgens, zurück der übliche Aufenthalt bei Betty und Alistair in Dover. Mit dem ebenso üblichen Dark Ale im White Horse. So weit die Eingangsvoraussetzungen.

Kurz vor Abfahrt drückte eine Hitzewelle auf’s Gemüt, was aber auf einen Urlaub mit viel Strandleben und gleißender Sonne am kornischen Himmel hoffen lließ. Also Neo und Tauchsachen einpacken. Pustekuchen, man sollte mit dem englischen Seewetter keine Wetten eingehen.

Cornwall revisited

Samstag, 4. Juli 2009: Anreise

Warum Fähren mit reichlich Verspätung ablegen, wenn man früh genug im Hafen steht, aber pünktlich fahren, wenn man selbst etwas später dran ist, bleibt ein unlösbares Rätsel. In diesem Falle sind wir pünktlich 45 Minuten vor Abfahrt da, und die Fähre gedenkt erst 20 Minuten nach Termin auf die Reise zu gehen. Denn bis auf eine Riesen-Baustelle in Eindhoven ist es weitgehend frei und ich halte mich sogar mal überwiegend an die Geschwindigkeits-Beschränkungen.

Bei bedecktem Himmel, aber ohne Regen, kommen wir in Dover an, eine selten ruhige, aber enorm windige Überfahrt, es ist 15:00h, und noch weitere 500km liegen vor uns. Den Saintbury’s hinter Folkestone zum Ersteinkauf und Pausen-Stop verpasse ich dieses Mal, dafür ist später ein Halt in der Nähe von Yeovil angesagt, wo die vielen Hubschrauber des RAF unterwegs sind. Es geht wieder über die A303 nach Cornwall, kürzere Strecke, mehr Abwechselung, Stonehenge passieren. Um 20:30h erreichen wir die Houndapitt-Farm, packen erst einmal den Wagen aus und lassen es für heute gut sein. Es ist bedeckt, manchmal nieselt es etwas, gerade mal 17°C warm. Hm, da sollte aber noch mehr drin sein.

Aber wenigstens entspricht das Cottage weitgehend den Erwartungen. Ich schätze seine Bauzeit nach den Mauern zu urteilen so irgendwo im 18. Jahrhundert, die Ausstattung ist ok, die Schlafzimmer ausreichend zum Schlafen und eher gemütlich, und die Vermieterin begrüßt uns auch gleich kurz nach der Ankunft.

The way to Bude

Nach eher positiven Erfahrungen nutze ich heute gerne Routen-Planer. Der von The AA schlägt diese Strecke vor: M40 Maidstone, M25 London Orbital, M3 Southampton, auf die A303 Horniton. Ca. 20 Meilen vor Exeter hoch nach Taunton, etwas M5 und ab nach Barnstaple, weiter nach Bideford und A39 nach Bude. Diese Empfehlung ist kompletter Müll, zieht sich endlos hin; ich hätte mich besser auf meine eigene Einschätzung verlassen. Schon deshalb, weil der Abzweig nach Taunton durch ein Mini-Schild bestens zu verpassen ist, und man dann doch in Exeter landet und noch einen ziemlichen Bogen fährt. Besser:

Auf der A303 bleiben bis Exeter, der Ausschilderung A30 (Truro) „Non motorway“ folgen, auf die M5 und weiterhin den Hinweisen A30 (Truro) Folge leisten. Ab von der A30 in Okehampton, der Ausschilderung nach Bude über die A3079 und A3072. Einfacher, schneller kürzer, schöner. Im Gegensatz zur Lage in Deutschland, wo man aus den Straßenbezeichnungen (A, B, L) in etwa auf die Durchgängigkeit schließen kann, ist es in UK so nicht. Es kann ohne Weiteres sein, dass man auf der A3072 schneller voran kommt als auf der A39. Während die A30 wie eine Autobahn ist. Daher nach Blick auf die Karte eher den geraden Weg nehmen, außer durch’s Dartmoor oder Bodmin Moor, da sind die Straßen meistens sehr eng und kurvig, und B-Straßen vermeiden.

Diese Werte gelten natürlich nur für unsere Reise zu unseren Termin, vor dem Ferienbeginn in UK. Auf unserem Rückweg Richtung Dover ist die Strecke nach Cornwall ziemlich dicht, weil die Ferien begonnen haben und Tausende von Briten Richtung Urlaub düsen, unsere Seite ist fast frei und ohne Staus. Das wirkt sich auf auf die Fährpreise aus: zu unsere Zeit PKW + Passagiere Return 119€, zur Zeit (Ende Juli) 169€.

Sonntag, 5. Juli 2009: Erste Einblicke

Es bleibt bedeckt, es gibt auch wieder einzelne Schauer. Da wir aber eh nur Einkaufen wollen und eine erste Tour nach Bude planen, könnte es auch schlimmer sein.

Bude ist ein kleines Städtchen, am Ende des Bude Channels gelegen, der angelegt wurde um Sand in die inneren Teile der Insel als Dünger zu bringen. Etwas disqualifizierend wird in den meisten Reisebüchern Bude als reiner Touristenort angeboten, tatsächlich verfügt der Ort über ausreichende Infrastruktur und Einkaufsmöglichkeiten (ein Morrison’s Super Store ist gerade erst eröffnet worden und fehlt noch in den Einkaufs-Verzeichnissen), ein Spar und ein CooP, Haushaltswaren (endlich wieder ein Toast-Ständer!), Sport-Artikel, Schreibwaren und auch Kramläden sind vorhanden. Keine Spur von Touristen-Rummel.

Ein Besuch im Wild Wood Shop in der Nähe des inneren Kreisverkehres ist dringend empfohlen, einer der nettesten Kram-Läden in der Gegend. Bude verfügt auch über etwas Strand sowie einen (nicht sehr ansehnlichen) Pool mit Süßwasser, der von einem Bach gespeist wird.

Tatsächlich ist Bude ein Ort, der erst durch den Tourismus wieder existenzfähig wurde, aber es ist nettes Städtchen. Tea Rooms, Restaurants und Bistros sind selbstverständlich auch zu finden. Bude ist nicht groß, aber groß genug den Bedarf zu decken, den man als Urlauber so hat.

Der Abend gehört einem ersten Abstecher nach Sandymouth Beach, ca. 1,6km entfernt von Houndapitt die teils steile Straße herunter. Es ist Hochwasser und von Strand ist wenig zu sehen. Aber wieder den See-Wind zu spüren und das Salz auf den Lippen zu schmecken ist einfach toll.

Montag, 6. Juli 2009: The Eden Project, St. Austell

Nicht gerade Hochsommer-Wetter heute morgen, aber blaue Lücken. Bis zu 18°C sagt BBC2 voraus, sinnvoll für einen ersten längeren Ausflug zu nutzen. Ziel ist das Eden Project in der Nähe von St. Austell, schon eine längere Fahrt, denn man muss bis an die kornische Südküste.

Der Sinn des Eden Project ist es, Natur, deren Gesetze und Eigenarten darzustellen. Ursprünglich war die Gegend eine riesige Mondlandschaft, die nach dem Abbau von Ton zurück blieb; gemacht wurde daraus ein Projekt, das Natur und Pflanzenwelt nahe bringen soll. In dem großen Garten sind jede Menge Blumen und Pflanzen zu finden, eine Location für Konzerte und Aufführungen gehört auch dazu, ein paar Eisläden, Cafes und jede Menge Bänke und Plätze zum Verweilen. Kern sind jedoch die insgesamt fünf großen Kuppeln, die das Eden Project unverkennbar machen. Zu einem Dreier- und einem Zweierpaar gruppiert finden sich in dem einen Komplex die Welt der Tropen und Asiens mit riesigen Pflanzen und anderen Dingen, die jeweils zur Gegend gehören. Der andere Komplex widmet sich dem Mittelmeer-Raum. Man mag solche Projekte albern finden, weil künstlich und manchmal auch belehrend. Aber das Eden Project ist beeindruckend, man sieht eine Menge über Pflanzen, auch solche, die man höchstens dem Namen nach kennt, oder als Bezeichnungen auf Dosen mit Gewürzen.

Ein weiteres Gebäude zeigt die Entstehung des Eden Projects sowie Grundlagen der Ökölogie und Botanik. Und wie letzten Endes der Mensch darin agiert, obwohl er selbst nur ein Produkt der Schöpfung ist. Das Eden Project ist latürnich künstliche Natur, ist auch Unterhaltung und zu einem Teil eben Kommerz. Aber dahinter steht der ökologische Gedanke, der in den Restaurants und Shops auch sichtbar und gelebt wird. Ein halber Tag wäre definitiv zu wenig für die Tour, man sollte für das Eden Project ruhig einen Tag einplanen, wenn man alles gesehen und erlebt haben möchte. Besonders der tropische Teil ist sehr sehenswert und beeindruckend. Urteil: vier von fünf Kokospalmen.

Auf dem Rückweg wird wie üblich noch ein wenig für die nächsten Tage eingekauft. Das Wetter war uns gut gesonnen, bis auf einige wenige kleine Schauer war es trocken und sehr angenehm.

Dienstag, 7. Juli 2009: Bude, Sandymouth Beach, Costal Path

Als erste Aktion wird Bude heute etwas detaillierter erkundet. Beziehungsweise seine Läden und Straßen. Es dauert länger, denn das Stöbern in den Buchläden, Andenken-Shops und sonstigen Ecken dauert doch länger als geplant. Und man gibt auch mehr Geld aus als geplant.

Am Nachmittag geht es auf den westlichen Abschnitt des South Western Coastal Path Richtung Bude. Es ist das Cornwall-übliche Auf und Ab, hinunter in die Buchten, rauf auf den nächten Hügel. Der Weg selbst ist hier nichts Besonderes, aber es gibt wieder die wunderschönen Aussichten auf die kornische Küstenlinie, die Abfolge von Sandstränden und steilen Klippen, die in diesem Jahr wieder farbenprächtigen Decken auf den Flächen jenseits der Klippen. Es ist einfach nur schön hier, an bald jedem Höhenpunkt lohnt es sich stehen zu bleiben, die herein brausenden Wellen und die Brandung als Kontrast zu den massigen Felsen und weiten Feldern.

Bei der Rückkehr bleiben wir noch am Sandymouth Beach, wieder Hochwasser, aber interessant genug zu einem Verweilen. Netterweise münden zwei kleine Bäche in die Bay, zwei kleine Süßwasser-Quellen, an denen man sich die Füße wachen kann. Hier wie auch sonst in Cornwall die ordentliche Sortierung von 10kg-Kieseln oben, kleinen Kieseln in der Mitte und Sand am Wasser. Es war heute bedeckt, aber trocken.

Ein anderes Cornwall?

Die Aussage, dass der Westen der Nord-Küste Cornwalls anders sei als der Osten, kann ich (leider oder zum Glück) nicht bestätigen. Strände und Klippen in Bude unterscheiden sich kaum von denen bei St. Ives oder am Cape Cornwall. Der Westen mag etwas längere und etwas mehr Strände haben, qualitativ gibt es keinen Unterschied. Größer ist da eben der Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden Cornwalls. Der Norden ist tatsächlich wilder und rauher, viel stärker zerklüftet, viel lebendiger in seiner Natur, mit einer begeisternden Brandung. Strände gibt es aber von Cape Cornwall bis North Quay genug. Sandymouth, Duckpool und Widemouth sind lange und feine Sandstrände, überraschend sauber und Algen-arm. Aber auch gerade die kleinen Buchten, meist nur zu Fuß erreichbar (Ausnahme Duckpool) haben ihren großen Reiz, weil meist einsam und verträumt. Nicht zu vergessen die Mischungs von Felsen und Strand.

Einen anderen Unterschied gibt es aber doch zwischen Nord-Küste West und Ost: der Osten ist dünner besiedelt, weniger erschlossen und bis auf einige Punkte weniger touristisch. Die Straßen sind schmaler, steiler und kurviger, und die tatsächlichen Attraktionen sind weiter verstreut und nicht so leicht zugänglich. In gewisser Weise macht das den Osten für Wanderer und Naturliebhaber interessanter. Und auch für die Pflastertreter, denn die meisten netten, kleinen Hafenörtchen finden sich eher im Osten. Boscastle, Port Isaac, Padstow und Konsorten.

Mittwoch, 8.Juli 2009: Dartmoor, Castel Drogo, Lydford Gorge

Das Wetter erholt sich etwas, es gibt sonnige Abschnitte heute, so sagt es der Wetterbericht. Nutzen. Wieder auf nach Süden, dieses Mal in’s Dartmoor und das gute Wetter für einen Besuch der Lydford Gorge und des Castle Drogo nutzen. Auch dieses heute eine längere Tour, aber diese Kurverei durch die kornische Pampas wird nie langweilig, es gibt so Vieles zu sehen und zu entdecken. Für mich immer wieder ein Genuss.

Kurz vor Okehampton kommen die Hügel und Tors des Dartmoor zum Vorschein, auf der A30 Richtung Exeter bietet sich noch so manche Blick, der verstehen lässt, warum dieser Teil Englands so gut besucht und so beeindruckend ist. Hinunter zum Castle Drago wieder über Straßen nur so breit wie ein PKW, ein Laster und rückwärts navigieren bringt ersten Macken in die Stoßstangen meines Autos. Streckenweise ist die Gegend wie gemalt, fast schon kitschig mit den kleinen Cottages und Herrenhäusern. Bis man nach dem Passieren einer sehr engen Straße auf dem Parkplatz des NT ankommt.

Was auf den ersten Blick wie einer alte Burg aus längst vergangenen Zeiten aussieht, ist tatsächlich die jüngste Burg in England, erbaut Anfang des 19. Jahrhunderts vom Architekten Sir Edwin Lutyens im Auftrag des Tee-Moguls Julius Drewe. Es war das Heim für die Familie, von außen klassizistische Architektur, innen ausgestattet mit allem Komport (zwei Flügel und ein Klavier) und den neusten technischen Errungenschaften seiner Zeit wie Telefonanlage, Grammophone, Radios und moderne Heizung.Zu sehen sind nicht nur die Wohn- und Repräsentationsräume, sondern auch die Küchen und technischen Bereiche, die Zimmer der hausinternen Belegschaft, Spielzeug und Bücher, eben noch alles, was zum Hause gehörte. Dies, gelegen mit wundervollen Blicken über das Dartmoor, macht Castle Drogo zu einem Monument, zu einem Ausdruck eines gewissen Größenwahnsinns.

Andererseits hat die Burg auch einen schönen Garten, eben alles, was zu dieser Zeit zu Wohlstand dazu gehörte.

Neugestaltet sind gegenüber 2002 der Eingangsbereich der Anlage. Neues Cafe, neue Toiletten, neuer Shop, alles neu. Die Cafes sind jetzt weitgehend vereinheitlicht, was Design und Angebot angeht. Und es wird verstärkt Wert auf Ökologie gelegt, Besteck ist aus Holz, Teller und Tassen sind aus Pappe. Das Angebot an Quiches, Sandwiches und Kuchen ist akzeptabel, man findet eigentlich immer etwas Passendes.

Im Schloss selbst hat sich wenig geändert. Auch unverändert ist die Anwesenheit von Leuten in den einzelnen Zimmern, die erklären, was die Dinge auf sich haben und welche Geschichte dahinter steht.

Dann weiter, einmal quer durch das Dartmoor zum Lydford Gorge. Unterwegs muss natürlich so der eine und andere Stop drin sein, dazu ist diese Gegend hier einfach zu schön und auch zu ungewohnt. So dauert die Fahrt auf die andere Seite des Dartmoor doch etwas länger.

 

Von außen unsichtbar, verbirgt sich in dem Tal eine Klamm, die in langer Zeit von einem Flüsschen dort gebildet wurde. Nach gut einer Meile durch den Wals steigt man in die Klamm herunter, die mit einem Wasserfall, dem White Lady Whaterfall, beginnt und wieder über gut eine Meile zum Ausgangspunkt zurück geht. Die teils enge und feuchte Klamm wird durch einen Weg erschlossen, geht über Brücken und Felsstiege, endet im Devil’s Cauldron, dem Teufels-Kessel. Durch die überhängenden Felden des Klamm-Endes fühlt man sich auf der Stahl-Plattform tatsächlich wie abgeschlossen von der Außenwelt. Es ist laut, dunkel und feucht.

Man kann diese Klamm auch fünf Mal durchwandern, der Reiz und die Attraktivität bleiben gleich.

Eine lange Tour heute, Wetter hielt sich so. Viel gesehen, viel erlebt.

 

 

Donnerstag, 9. Juli 2009: Boscastle, Tintagel

Tatsächlich, die Sonne strahlt schon am Morgen vom Himmel. Also heute die schon geplante Tour nach Tintagel, wohl ein Muss in dieser Gegend.

Aber zuerst geht es nach Boscastle, wenige Meilen vor Tintagel im Norden gelegen. Boscastle ist ein malerischer alter Fischerort mit Hafen, langgestreckt in das Tal gepresst. 2004 von einem Unwetter mit Hochwasser überwiegend zerstört, wieder aufgebaut und heute schöner als zuvor. Im oberen Teil Geschäfte und Restaurants, zum Hafen hin eine Info-Stelle des NT und weitere Cafes. Einfach ein wunderschöner Ort.

Vom Hafen aus kann man zur Station der Küstenwache aufsteigen, es sind nur einige Gehminuten, und genießt den Blick auf diesen Küstenabschnitt. Und schaut schon nach Tintagel hinüber, von dem aber nur das Hotel Camelot zu sehen ist, Tintagel selbst liegt in einer Bucht. Mittagessen gibt es wieder in Boscastel, das Angebot ist ganz gut und die Preise für das Essen sind bei dem günstigen Kurs des Pfund akzeptabel. Zurück auf die A39 und nach Tintagel.

Tintagel ist einer der Touristen-Attraktionen per se. Aber gemach, bleibt man auf dem oberen Parkplatz stehen und geht zu Fuß in den Ort, wird aus der angedrohten Tourismus-Hochburg eigentlich wieder ein normaler englischer Ort, nur dass die Dichte der Souvenir-Läden und Tea Rooms gegenüber dem Durchschnitt eben ansteigt. Und es ist vor Ferienbeginn noch recht ruhig, keine Ströme von Besuchern, gegenüber St. Ives sogar eher ruhig und beschaulich. Vom Ortskern geht es einen Weg hinunter und wieder hinauf zu den Ruinen von Tintagel. Nicht ohne zuvor noch Scones nachgeladen zu haben. Und vor dem Aufstieg die Höhle am Strand besichtigt zu haben, in der angeblich Merlin Artus fand.

Das Hauptthema ist hier natürlich König Artus mit seinem Zauberer Merlin. Ob es Artus jemals wirklich gegeben hat, ob sein Schloß hier stand, darüber gehen Meinungen und Aussagen auseinander.

Diese mittelalterliche Burg, deren Ruinen zu sehen sind, wurde um 1230, wahrscheinlich wegen der durch Geoffrey von Monmouth Mitte des 12. Jahrhunderts in England und Europa verbreiteten Arthur-Legende errichtet, denn die mittelalterliche Burganlage ergab aus strategischer Sicht zu dieser Zeit nur noch wenig Sinn, hatte wohl eher repräsentativen Charakter. Der Erbauer war Richard Cornwall, der sich vielleicht damit in eine Reihe mit dem gerade so beliebten König Artus stellen und mit dem sozusagen legitimierenden „Vorfahren“ seine Ansprüche untermauern wollte. Offenbar wurde die Burg auch recht bald nach ihrer Erbauung wieder aufgegeben und im 15. Jahrhundert als verfallen bezeichnet.

Um die zentrale Anlage herum finden sich noch zuhauf Reste von Häusern und Siedlungen, ein unterirdischer Gang, der eventuell zur Kühlung dienen sollte und Vieles mehr. Und ob es so war oder eher wie in „Die Ritter der Kokosnuss“ (We spam a lot in Camelot) zu ging, ist egal. Was jedoch definitiv zutrifft: es ist ein wunderschöner Ort, mit wechselnden Aussichten auf Meer und Land, und Programm für einige Stunden. Und nicht die Scones unten im Cafe verpassen, sind Bäckerei-Ware, frisch aus dem Ofen und ausgezeichnet.

Trocken, sonnige Abschnitte. Kühler Wind, in der Sonne warm. So war es in dieser Zeit in Old Germany wohl nicht.

Die Mär über die britische Küche

Nehmen wir an, ich wäre hier in meiner ostwestfälischen Heimat in der Stadt und wollte etwas essen. Lassen wir Voll-Restaurants wie „Ratskeller“ und „Kupferkessel“ mal beiseite, blieben dann drei Pizzerias, vier Döner-Buden, McDonalds, Subways und ein paar Backerein dazu. Gut, ein oder zwei Bistros hätte ich beinahe vergessen. Diese Situation wäre in England nicht viel anders, in Cornwall jedoch schon: Döner oder Pizzeria sind nur in den wirklich großen Städten zu finden, wenn überhaupt, dafür eine erkleckliche Anzahl Pubs und Bistros, und die bieten schon eine Menge. Einiges ist typisch für Cornwall, andere Sachen auch nicht.

Sandwiches, wenn made to order, reichen von der veganen Variante über Thunfisch oder Thunfisch-Mayonaise, Hähnchen, Schinken, Salami und Käse in den verschiedensten Ausprägungen. Und da sie außerhalb der Supermärkte und Tankstellen meistens frisch gemacht werden, schmecken sie eben oft sehr frisch und lecker. Gebackene Kartoffeln, in Riesen-Exemplaren, sind auch fast überall zu bekommen. Wie Sandwiches von der einfachen Version mit Sour Cream bis zur Füllung mit frischen Fisch oder Gemüse. Dazu kommt meistens ein kleiner Salat, und ich hatte schon Kartoffeln, die ich kaum auf bekam. Sehr verbreitet in Cornwall sind Pasties, Teigtaschen mit Fisch, Fleisch oder auch nur Gemüse. Oder allem. Kommen die frisch aus dem Backofen, ist das kein Fast Food, sondern kann schon zu einem tollen Mittagessen werden.

Dass die größeren Pubs alle schon mittags geöffnet haben, liegt auch daran, dass sie für die meisten Engländer Mittagessen liefern. Man sollte sich von dem äußerlich manchmal etwas Spelunken-haften nicht täuschen lassen: das Essen in Pubs ist vielfältig, gut und preislich akzeptabel, jedenfalls für britische Verhältnisse. Pubs sind hier keine Örtlichkeiten für Besäufnisse, sondern Orte des öffentlichen Zusammenseins, sie gehören zum britischen Leben wie Tee und Warteschlangen. Salate, Nudeln und Fisch stehen ebenso auf der Karte wie Fischstäbchen oder Putenschnitzel mit Pommes für die Kleinen. Aber wenn ich dort Urlaub mache, sind Sandwiches, Pasties und Baked Potatoes mein Standard, weil es sie in so unterschiedlichen Varianten gibt. Nachtisch? Klar, Scones …

Freitag, 10.Juli 2009: Costal Path Duck Pool – Morwenstow, Duck Pool

Na gut, es ist heute bedeckt, aber es sieht nicht so direkt nach Regen aus. Seewetter kann unberechenbar sein, in jeder Hinsicht.

Es geht mit dem Auto die wenigen Meilen zum Duckpool herunter, dort ist ein Parkplatz und dort trifft man auch auf den Coastal Path. Der Abschnitt Duckpool nach Morwenstow geht über ca. sieben Kilometer mit einigen Auf- und Abstiegen, in Summe ca. 600 Höhenmeter, ist aber ein sehr schöner Abschnitt mit wechselnden Aussichten, steilen Anstiegen in den Buchten und kleinen Stränden dazwischen (nicht unbedingt zu Fuß erreichbar). Eigentliches Ziel des Ausfluges ist Morwenstow, weniger ein Ort als ein Kirche, eine Farm und wenige verstreut liegende Häuse. Plus eine Kneipe, das Bush Inn, das hervorrragendes Essen haben soll. Und das einmal ausschließlich die British Army bediente, was an dem gepflegten Inneren noch heute zu erkennen ist.

Was Morwenstow dennoch interessant macht: die Spuren des exzentrischen Vikars Robert Stephen Hawker, der von 1834 bis 1875 die abgelegene und verarmte Gemeinde führte. Er glaubte an allerlei magische Kräfte, war mit seiner Patentante verheiratet und nicht selten beerdigte er Schiffsbrüchige, denen nach Sicht der Kirche kein kirchliches Begräbnis zustand.

Sollten die Totengräber mit einer schon recht verwesten Leiche ihre Probleme gehabt haben, füllte Hawker sie mit Gin ab, bis sie willig wurden. Einmal beerdigte er gleich eine ganze Schiffsmannschaft einschließlich Kapitän, denen er als Grabstein die Gallionsfigur des zerstörten Schiffes auf’s Grab setzte. Das Original der Figur hängt heute in der Kirche, um es vor dem Verfall zu schützen. Hawker konvertierte übrigens kurz vor seinem Tod wegen seines liederlichen Lebenswandels zum katholischen Glauben. Ob ihm das geholfen hat, ist unbekannt. Aber wer heiratet auch schon seine Patentante?

Aus angeschwemmten Schiffsplanken baute er sich in den Klippen eine kleine Hütte. Hier saß er oft, schrieb Gedichte und Balladen und rauchte dazu sein Opium-Pfeifchen. Muss ein sympathischer Mann gewesen sein.

Kaum kommen wir mittags in Morwenstow an, fängt der Regen erst leicht, dann heftiger an. Aus mit der geplanten Rucksack-Mahlzeit, uns bleibt nur die Flucht in das Cafe der Recital Farm, bei einem Kaffee, bis der Regen aufhört. Aus dem Kaffee wird eine Ladung Scones und Zitronen-Kuchen, denn dieser Tea Room ist so liebevoll gestaltet und so gemütlich, dass man gerne sitzen bleibt. Wir sollten noch zweimal hier landen.

Aber wie jetzt bei dem Dauerregen zurück zum Duckpool? Man glaubt es kaum: kurze Zeit später fährt vom Bush Inn ein Bus zum Duckpool! Es ist eine Busverbindung von dreien am Tag, und das nur Montags, Dienstags und Donnerstags. Der Bus ist pünklich um 15:00h am Bush Inn und bringt uns in einen mörderischen Tempo quer durch die Felder auf schmalsten Sträßchen zum Duckpool. Dazu hat es noch aufgehört zu regnen, was die restlichen 200 Yards bis zum Auto erleichert.

 

Wer übrigens meint England sei platt und eben, sollte mal mit dem Auto von Bude oder Morwenstow nicht über die A39, sondern an der Küste entlang fahren. Und wird eines Besseren belehrt, da muss schon mal der erste Gang zum Klettern ran. Auch bei einem 2 Liter-TDI.

Schwein gehabt. Erst bedeckt und trocken, mittags Regen, am Nachmittag wieder trocken. Und eine schöne Tour über den Coastal Path gemacht.

Samstag, 11. Juli 2009: Houndapitt Farm

Und dann kommt der Tag doch: Dauerregen vom Aufsteh’n bis zum In’s-Bett-Gehen. Es wird gelesen und gespielt, gekocht, im Cottage gibt es auch Fernsehen und einen DVD-Player. Der Tag vergeht besser als gedacht. Und das Lesen bringt doch so manche Erkenntnis …

Mal im Detail

Wenn man an der Musik von David Gray und Martyn Joseph immer mehr Gefallen findet, das Linksfahren fast angenehmer als das Rechtsfahren erlebt, die Cadbury-Schokolade vorzüglich findet und ungesalzene Butter nicht mehr so mag, sollte man sich mit der Englishness näher beschäftigen. Zum Beispiel mit dem Buch „Watching the English“ von Kate Fox. Ursprünglich eine soziologische Arbeit, hat das Werk nach seiner Herausgabe als Taschenbuch bei Angliophilen in aller Welt Kult-Status. Und selbst viele Briten loben es.

Fox analysiert akribisch Englisches Verhalten und die dahinter stehenden Regeln, sei es Gossip bei Frauen und Männern, Status- und Klassen-Verhalten, die beliebten Warteschlangen oder Fragen zur Wahl des Autos. Selbst geschäftliche Besprechungen bleiben nicht außen vor, und Beziehungs-Kram in jeder Form. Zumindestens weiß man nach der Lektüre, wie man sich in England nach einem One-Night-Stand verhalten sollte, und warum das Autofahren auf Britischen Straßen so überwiegend angenehm ist. Das alles immer mit einer Spur Humor und Ironie, aber trotzdem eben detailliert, fein beobachtet und am Ende auf einen Satz weniger und einfacher Regeln zurück führend. Wer öfter in England ist oder sich manchmal fragt, warum bestimmte Regeln dort sind wie sie sind, dem sei das Buch wärmstens an’s Herz gelegt. Fox pflegt allerdings einen Wortschatz, der mit unserem Schul-Englisch wenig kompatibel ist, daher ist es nicht so ganz leichte Kost. Aber man muss nicht jedes Wort kennen, um ihren streckenweise genialen Schlüssen zu folgen.

Wer noch tiefer einsteigen möchte und Informationen über Fragen wie Wohnung, Versicherungen, Gesundheitswesen, Arbeitsbedingungen und Verkehr sucht, ist mit dem Buch „Living and Working in Britain“ von David Hampshire (erschienen im Verlag Survival Books, London) gut beraten. Aber, wie der Titel schon sagt, geht es da mehr um Lebens- und Arbeitsbedingungen. Verschafft aber trotzdem einen detaillierten Einblick auch für die, die sich nur für britische Lebensbedingungen interessieren.

Wer es weniger analytisch-nüchtern möchte, sondern erzählerisch und vollkommen subjektiv, nehme „Reif für die Insel“. Der Amerikaner Bill Bryson schildert sein Erleben Englands von den frühen 70er-Jahren an, von diesem seltsamen Land mit seltsamen Sitten und Bräuchen. Auf einer Rundreise durch Großbritannien zeigt die Entwicklungen von Regionen und Städten auf, was sich über die Zeit wie verändert hat. Alles immer in der teils genau so beschränkten Wahrnehmung, wie er sie den Briten vor wirft, aber auch gelegentlich mit einer Liebe und Bewunderung für Großbritannien. Lesenswert auf jeden Fall, nur hat Bryson genau die Gegenden, wo Britannien an schönsten und beeindruckendsten ist, ausgelassen: Süd-Wales, Cornwall, Kent und den Lake District. Was ihn in Blackpool erwartete, hätte ihm der Rough Guide vorher sagen können.

Sonntag, 12. Juli 2009: Hartland Point, Clovelly

In der Nacht peitscht heftigster Regen auf das Dach des Hauses, und der Sturm nimmt beängstigende Grade an. Außer man mag das, und ich mag das sehr. Dafür ist am Morgen der Himmel streckenweise blau. So schnell kann das Wetter hier wechseln.

Nach den diversen Touren in den Süden ist heute der Norden angesagt. Es geht in Richtung Hartland Point, wenige Kilometer südöstlich davon ist an der East Titchberry Farm (NT) ein Parkplatz, der wieder am Costal Path liegt. Von dort aus ist es eher ein Spaziergang zum Hartland Point, dem westlichsten Punkt von Devon. Es ist ein leichter Weg dieses Mal, über Felder und an Klippen vorbei, eben bis zum Leuchtturm von Hartland Point. Nun mag das schon das wie-vielte Mal sein, dass man auf die Küstenlinie schaut, aber sie sieht immer wieder anders aus. Und man sieht von hier aus Lundy sehr gut, die kleine, nur 5 x 1,8km große Insel vor der Küste von Devon und Cornwall.

Am Hartland Point steht auch eine Art Pommes-Bude, mit Bänken und Tischen und einem überraschend breitem Angebot an Sandwiches (made to order), Pasties, Suppe und Kuchen. Und das zu zivilen Preisen, also perfekt für das heutige Mittagessen.

Von der East Titchberry Farm geht es inländisch weiter nach Clovelly. Und darüber muss man nun schon einige Worte verlieren.

Clovelly ist kein normaler Ort in Devon, sondern gehört tutti completti einer einzigen Familie. Es kostet Eintritt in’s Dorf, aber es lohnt sich. Nach steilem Abstieg in den Ortskern taucht ein wunderschönes Dörfchen auf, gepflegt, bunt, lebendig, einfach schnuckelig. Dadurch, dass es Privat-Besitz ist, ist es so stimmig und gepflegt wie selten ein Ort. Es hat tatsächlich Flair. Und seien es die Häuschen an der Hauptstraße oder die kleinen Gässchen nebenan, es gibt Mengen zu sehen und zu bestaunen.

Geht man bis zum Hafen herunter, immer noch steil, ist die Ansicht dieses „perfekten“ Dorfes wert, auf einer der Bänke zu sitzen, einfach alles auf sich wirken zu lassen. Auf dem Rückweg zum Parkplatz noch Einkehr in ein Cafe, auch hier klasse Scones und leckere Plätzchen, guter Tee und guter Kaffee.

Clovelly ist einer der Orte, die man schlecht beschreiben, aber sicher selbst gesehen haben sollte. Auch die Fotos geben nur einen Eindruck her.

Da es heute tatsächlich sonnig und eher warm ist, gehört der Abend Sandymouth, wenn auch kein Badewetter, hat sich die Ebbe nun auf den späten Nachmittag verschoben, und der Strand ist in seiner vollen Breite zu erleben. Aber immer noch mit heftiger Dünung der keltischen See, die einen aber kaum los lässt. Solche Zeit vergeht schnell. Manche Tage auch.

Montag, 13. Juli 2009: Port Isaac

Laut Reiseführern soll Port Isaac ein ähnlich nettes Örtchen sein wie Boscastle. Und bei diesem bedeckten Himmel geht man eh lieber Schaufester-Flanieren als in der Natur herum zu laufen. Zumindestens scheinen eine Menge Leute dieses Urteil auch gelesen zu haben, denn Parken ist erst weit außerhalb von Port Isaac möglich. Und kaum sind wir am Ortsrand angelangt, fängt es auch prompt an zu nieseln.

Wir schauen in das Old School House, heute nettes Restaurant, es kommt der erste Andenken-Laden (man könnte dort ohne Selbst-Disziplin immer etwas kaufen) und der Regen steigert sich. Da es Mittagszeit ist, wäre eine Tonne Fish&Chips nicht schlecht, aber genau der empfohlene Laden hat Montags geschlossen. Der Regen wird heftiger, man rettet sich mehr aus Verzweifelung als in direkter Absicht in ein Pub.

Dieses liegt nun genau am Hafen, heißt Old King’s Pub, muss wohl aus der Zeit Heinrich des Achten stammen, urgemütlich. Und sogar mit einer brauchbaren Palette an Pub Food. Leider ist der Laden dicht und wir müssen in die obere Etage in einen Dining Room ausweichen. Das Essen ist trotzdem prima.

Der Regen lässt nicht nach, ich werfe mich in meine alte Regenjacke und sprinte zum Auto, um den Rest der Mannschaft im Ort aufzupicken. In einem Punkt hatten die Reiseführer Recht: die Straßen sind so eng, dass mein Van so gerade eben noch zwischen den Häuschen hindurch passt. Wieder verlegen uns wieder auf Einkaufsrunden in Bude.

Pub rules

An kaum einer Stelle kann man in UK so viel falsch machen wie im Pub. Wahrscheinlich haben eine Menge Nicht-Briten das schon gemerkt und bleiben deshalb aus Pubs heraus. Dabei ist es eigentlich ganz einfach.

In Pubs wird nicht bedient, auch in den meisten Bistros und einfachen Restaurants nicht. Getränke werden an der Theke bestellt und mit genommen, leere Gläser werden zurück gebracht (manche Pubs haben einen kleinen Extra-Tresen für Leergut). Essen wird ebenso an der Theke bestellt und bezahlt, dann jedoch meistens an den Tisch gebracht (eventuell Tischnummer merken!). Wenn man am Tresen steht und etwas bestellen möchte, gelten selbstverständlich die queing rules. Das Problem mit den Warteschlangen ist, dass sie auch virtuell sein können, also merken, wer schon am Tresen stand, als man ankam. Ist viel Betrieb, sucht man den Augenkontakt mit der Bedienung, ein leichtes Anheben des Kinns oder ein Hochziehen der Augenbrauen reicht als Signal. Wildes Wedeln und Fuchteln verzögert eher die Aufnahme der Bestellung. Die Ansage der Tageszeit und das obligatorische please am Ende der Bestellung werden erwartet. Ansonsten kann das mit dem Bier auch etwas länger dauern.

Trinkgeld am Tresen ist den Stammgästen vorbehalten und wird von Touristen auch nicht erwartet. Eventuell steht in Tea Rooms oder Bistros ein kleines Tellerchen in der Nähe der Kasse, in das man einen Obulus legen kann. Variiert.

Sollte man in einem Pub mit einem Briten in’s Gespräch kommen, sind drei Themen absolut tabu: Politik, Geld und persönliche Details. Wetter, Sport und der Straßenverkehr sind die üblichen Themen bei Erstkontakt. Ausgeben von Getränken wirkt ebenso an dieser Stelle eher peinlich. Auf Distanz, freundlich und interessiert sein. Männer können sich auch noch über Autos unterhalten, aber das ist schon wieder ein eher schwieriges Thema. 

Dienstag, 14. Juli 2009: Morwenstowe/Costal Path, Tamar Lakes

Trotz drohendem Regen geht es zurück nach Morwenstow, ein Stückchen weiter auf dem Coastal Path Richtung Norden. Weit kommen wir nicht, es droht und nieselt schon einmal. Also lieber zurück nach Morwenstow, die Kirche ist dieses Mal offen und man kann sich den Friedhof genauer ansehen. Das in Privatbesitz befindliche Pfarrhaus lässt Neid aufkommen, ein altes Naturstein-Haus mit großem Graten drum herum, ein Traum. Und diesmal auf der Recital Farm ein richtiges Mittagessen. Die vegetarischen Pasties sind eine Klasse für sich, so richtig lecker, die Fischplatte ebenso. Was gibt es zum Nachtisch? Klar Mann, Scones natürlich.

Der River Tamar, der die Grenze zwischen Cornwall und Devon bildet, ist an einer Stelle zu einem Trinkwasser-Reservoir aufgestaut, um den oberen See führt ein Rundweg herum, den gehen wir noch nachmittags. Angeblich 5km, aber eher gefühlte 8km. Und wenige Kilometer vor Schluss erwischt es uns dann doch, ein heftiger Regenschauer durchnässt uns. Die Tamar Lakes sind kein touristisches Highlight, aber ein netter Platz, wenn man mal gerade nix Anderes vor hat. Oder mal gerne eine Truppe von kleinen Segel-Schülern auf ihren Opties bei einem Wettbewerb beobachtet. Denn da war der Regen schon wieder weg, und es war doch zu interessant.

Mittwoch, 15. Juli 2009: Rough Tor, Boscastle, Strand

BBC2 meldet gutes Wetter. Sie sollten Recht behalten.

Die angestrebte Tour Rough Tor – Brown Willie beginnt bei einem Parkplatz am Fuße des Tors, über Schafswiesen geht es in Richtung Tor. Eigentlich müssten wir jetzt rechts um das Tor herum, aber es ist zu verlockend und wir klettern in den Felsen der westlichen Seite nach oben zu den Felsen.

Das Rough Tor ist mit 400m Höhe das höchste Tor des Bodmin Moor. Und neben den prima Kletter-Möglichkeiten an verschiedensten Stellen bietet es auf dem höchsten Punkt eine 360°-Rundum-Sicht über Devon und Cornwall. Die Schulklasse verzieht sich bald wieder und es kehrt wieder Ruhe ein, genug Ruhe, um doch noch eine ganz Weile dort oben zu verbleiben.

Der Abstieg geht über die östliche Schulter, ohne Klettern und Gekracksel vonstatten. Noch eine Kurve um das Rough Tor herum, wegen der fortgeschrittenen Zeit und des noch weiten Weges zum Brown Willie, mit 430m der höchste Punkt im Bodmin Moor, zurück zum Auto. Der Magen meldet sich zur Rucksack-Mahlzeit auf dem Parkplatz.

Was noch fehlt, ist die Einkaufsrunde für Mitbringsel und Souvenirs in Bude. Jedoch ist vorher noch ein Abstecher nach Boscastle dran, nicht zum Essen, sondern wegen des Ranger Shops in der Mitte des Ortes. Der hat Outdoor-Material zu SSV-Preisen, endlich finde ich Ersatz für meine schon ziemlich mitgenommene Regenjacke aus Swansea. Ein Kaffe im NT-Cafe ist aber trotzdem noch drin.

Nach der Shopping-Tour geht es … natürlich noch einmal an den Strand von Sandymouth.

Das Rough Tor sollte man auf jeden Fall auf seine Besuchsliste nehmen, es ist ein ziemlicher Brocken und einer der tollsten Aussichtspunkte.

Lead, follow or go away

Die Regeln, nach der im britischen Straßenverkehr gefahren wird, sind nicht immer offensichtlich. Sie sind aber der Grund dafür, dass in Großbritannien der Verkehr oft wesentlich flüssiger läuft und das Fahren deutlich entspannter vor sich geht. Und da ich diese Regeln wo anders nicht gefunden habe, hier noch einmal die wichtigsten:

Die Geschwindigkeits-Beschränkungen auf Landstraßen und Autobahnen werden als Richtlinien verstanden. Heißt, dass sich die wenigsten Briten daran halten, 140 oder 150km/h auf den Autobahnen sind nicht selten. Allerdings wird in der Stadt streng 30m/h = 48km/h gefahren, aus Rücksicht und aus Sicherheits-Gründen. Fahren die Briten trotzdem mal Strich, wissen die, wo Radarfallen sind, z.B. auf der M25 zuhauf.

Radarfallen auf Landstraßen sind in UK meistens grell gelb oder grün lackiert und blitzen überwiegend von hinten (in UK ist noch der Halter allein für Verkehrs-Verstöße verantwortlich). Wer sie übersieht, ist selbst schuld. Ausnahme: auf Autobahnen stecken sie meistens hinter den Hinweisschildern und -Anzeigen.

Im Kreisverkehr: wer einfährt und schon an der nächsten Ausfahrt wieder raus will, fährt außen. Wer nicht an der nächsten Ausfahrt raus muss, fährt innen, jedoch etwas schneller und beachtet, dass er die äußeren Autos beim Abfahren nicht behindert.

Wo möglich und passend, werden aus dem Parkbereich und aus Seitenstraßen andere Autos heraus gelassen, nicht wie bei uns zum Verschimmeln verurteilt ignoriert.

Beim Ausweichen auf engen Straßen, wenn man heraus gelassen wird oder sonst jemand einem den Vortritt lässt, ist ein kleines, aber sichtbares Handzeichen üblich. Hupen dagegen ist absolut verpönt, außer im Falle von Gefahr.

Drängelnde Fahrer sind in UK sehr selten. Es wird Abstand und der Verkehr möglichst im Fluss gehalten. Sieht man außerorts im Rückspiegel ein Dutzend Autos hinter sich, ist es dringend geboten, sich eine Lücke zu suchen und die Schlange vorbei zu lassen. Dann ist man nämlich ein Verkehrshindernis.

Donnerstag, 16. Juli 2009: I’m singing in the rain …

Noch ein Regentag. Noch einmal Spielen, Lesen, Kochen, Faulenzen. Am Abend erster Test meiner neuen Regenjacke auf dem Weg herunter nach Sandymouth. 16°, Wind, Regen; die irische Regenjacke hält.

Freitag, 17. Juli 2009:

Es ist immer noch regnerisch, wir beschränken den Tag auf Einkaufen bei Morrison’s (Tee, Senf, Spreadable), noch einen Abstecher nach Bude in’s Wild Wood. Packen, Vorbereiten der Rückfahrt.

Status report: British retail trade 2009

Mein Lieblings-Thema.

Die Preise in den Supermärkten haben spürbar angezogen, was auch mit dem Verfall des Britischen Pfundes zu tun haben kann. Wegen des miesen Wechselkurses zum Euro tut uns das aber weniger weh, im Gegenteil: netto waren Lebensmittel etwas billiger als zuvor. Marken-Toast ist jetzt nicht mehr unter einem Pfund zu bekommen. Unter dem Strich hat sich das Einkaufen für uns Euro-Sklaven in 2009 gegenüber 2007 leicht verbilligt. Jedenfalls so lange das Pfund nicht wieder anzieht.

Die relativ neue Supermarkt-Kette Morrison’s verbreitet sich zügig. Der Laden in Bude war in den Handels-Verzeichnissen noch gar nicht zu finden, hat in etwas das gleiche Preis-Niveau wie Saintsbury’s und auch ein vergleichbares Sortiment. Insgesamt sind Superstores in diesem Teil Cornwall eher seltener, es überwiegen die kleineren Märkte von Spar, Coop und einige freie Märkte, nicht selten in Tankstellen untergebracht.

Hovis hat mit Grannary Wholemeal nun einen Toast im Angebot, der Körnerbrot wenigstens näher kommt. Die Anzahl an Bio-Produkten hat sich leicht erhöht, auch reine Bio-Regale sind nun zu finden. Deutsche und allgemein kontinental-europäische Produkte liegen in den Preisregionen nicht mehr so weit oben. So ist der Oncken-Joghurt sogar billiger als die Eigenmarken der Supermärkte. Die Briten bevorzugen aber auch weiterhin Kartoffelsäcke von Chips-Tüten, Mengen an Fleisch und Fertig-Produkte. Was oft nicht zu übersehen ist, denn die Briten scheinen deutlich fülliger zu sein als Deutsche und Niederländer.

Müll-Trennung nimmt zu, sogar Recycling-Stellen für Papier, Glas und Verpackungen sind jetzt zu finden. Wenn die Briten so weiter machen, überholen sie in dieser Hinsicht bald die Mittel-Europäer.

And now … the weather.

Samstag, 18. Juli 2009: Rückfahrt

Es geht zurück, leider. Wir kommen recht zügig nach Dover durch, selbst auf der M25 keine Staus. Einziger Stau: auf der A303 Höhe Stonehenge. Wo sonst?

Und fast wäre es geschafft, nach dem Einchecken im Churchill Guest House schnell nach oben zum Dover Castle, dieses Mal muss ich es hin bekommen! Und doch zu spät, die letzte Tour um 17:00h durch die Tunnel in den Klippen ist ausgebucht. Mist.

Also noch eine Runde über die White Cliffs, zum Essen in den Subway’s, Einkaufen für den Mittag des nächsten Tages. Und das unvermeidliche Dark Ale im White Horse. Als ich mich zwischen den drei Sorten nicht entscheiden kann, bekomme ich drei kleine Gläschen zum Probieren. Nettes Pub.

 

Sonntag, 19. Juli 2009: Calais – Paderborn

Nach dem Frühstück und den üblichen Gesprächen mit Alistair auf zur Fähre, die um 9:30h ab gehen soll. Als wir um 9:10h auf die Lane kommen, rollen die ersten Autos schon in das Schiff, und die Fähre legt pünktlich um 9:30h ab. So viel zum Eingangsthema. Um 11:50h Landung in Calais, schon um 15:30h passieren wir Mülheim-Winkhausen auf der A40. Ein Kaffee im McD in Bochum, um 17:30h sind wir wieder in Paderborn.


Literatur

[1] Cornwall/Kernow, Hans-Günter Semsek, Reise-Know-How-Verlag, 2. Auflage 2005, ISBN 3-8317-1331-6

[2] Cornwall – Somerset – Devon – Dorset, Caroline Görnandt, Dumont-Verlag, 2. Auflage 2002, ISBN 3-7701-4753-7

[3] Ordnance Survey Explorer Map, Map 126: Clovelly & Hartland

[4] Ordnance Survey Explorer Map, Map 111: Bude, Boscastle & Tintagel

[5] The Rough Guide to Devon & Cornwall, Robert Andrews, Ausgabe 2006, ISBN 1-84353-312-X