Alle zwei Jahre das Gleiche: wohin fahren wir mit den Kindern in Urlaub? Nach dem tollen Urlaub in Devon wollten wir diese Methode wiederholen, diesmal aber eben nicht in Großbritannien (weil teuer), aber im gleichen Sprachraum bleiben. Und da wir eh schon mal nach Irland wollten, fiel nach einigem Studium die Wahl auf Irland. Genauer: auf Kerry an der Südwestküste Irlands. Was kam heraus? Ein schöner Urlaub war es schon, wenn auch das Wetter nicht 100% so mit spielte wie erwartet, die Orte in Irland anders aussehen als in Devon (ich gestehe Parallelen zu ziehen), und noch mit ein paar Unterschieden dazu. Ziele waren jedoch auch hier Möglichkeiten zum Wandern und Erleben zu haben, das Land kennen zu lernen und gleichzeitig den Kindern Abwechselung und eigenen Raum zu schaffen.

Hier also mein Reisebericht des Sommerurlaubes 2004. Wie nicht anders als bei den anderen: nicht mit ausufernden Details, die so wie so in jedem Reiseführer stehen, sondern als eine Art Verlaufsreport mit unseren höchst subjektiven Erfahrungen. Genug der Worte.

Vorbereitungen

Ok, erst war ja auch Cornwall im Gespräch. Im Vergleich zu Irland fielen dann in der Planungsphase die unterschiedlichen Preisgefüge für Ferienhäuser auf, irische Häuser waren nämlich deutlich billiger. Unser Ferienhaus haben wir, recht früh, über direkten Kontakt zum Vermieter via Internet-Site gebucht. Ein ähnliches Haus mit drei Schlafzimmern hätte uns in Cornwall oder Devon ca. 600 £ pro Woche gekostet. Reenrusheen, so der Name der Location, lag da deutlich günstiger, sowie wohl auch in der Nähe eines größeren Ortes (dazu später mehr). Auch hatten Forschungen im Retail-Sektor etwas niedrigere Lebenshaltungskosten als in England ergeben. Der Preis für das Haus resultierte aber auch daraus, dass Caherciveen kein Touristik-Zentrum wie Killarney, Sneem oder Waterville ist, obwohl einer der größeren Orte in diesem Bereich. Häuser in Waterville zum Beispiel gingen schon in die Preisregion um 800 € pro Woche.

Nicht nur die Buchung des Hauses war simpel, auch für die Überweisung der Anzahlung genügte ein einzelner Anruf bei der Bank of Ireland, und mit der passenden IBAN-Nummer konnte ich per Online-Banking den Betrag überweisen.

Um die Reise etwas entspannter zu gestalten, entschlossen wir uns zu einer geteilen Anfahrt und Rückfahrt. Freitags via Calais/Dover bis Cardiff, dort Übernachtung in einem B&B, morgens weiter nach Pembroke und Fähre nach Rosslare. Blieben noch ca. 500km am Rest des Tages um nach Caherciveen im Co. Kerry zu kommen. Rückfahrt von Caherciveen nach Dublin, Übernachtung dort, morgens Fähre von Dublin nach Holyhead, 350km durch Großbritannien bis nach Hull, dann Nachtfähre mit Kabinen nach Rotterdam. Verblieben noch drei Stunden bis zur Rückkehr in die Heimat. Alle Buchungen auch hier über’s Internet bei Aferry.to und Irish Ferries. Landbridge-Tarife mindern etwas die Kosten, z. B. wenn man Calais/Dover und Pembroke/Rosslare in einem Rutsch bei Irish Ferries bucht. Auch die Jugendherberge in Dublin war per Internet buchbar.

So ganz problemlos ist jedoch die Buchung von Fähren via Internet nicht. So war die Abfolge von Fähren im britischen AFerry im Katalog, konnte aber vom Kontinent aus nicht gebucht werden; statt dessen wurde man auf aferry.de oder aferry.be verwiesen. In deren Katalog waren aber einige Fähren, z.B. Pembroke/Rosslare, nicht vorhanden. Nach einem Dutzend Anrufen in Dover, Dublin, Düsseldorf, auch nettem Support von AFerry in England, war die Buchung unserer Wunschroute nur über eine Kombination bei Irish Ferries und AFerry möglich. Bestimmte Routen werden von den Carriern nur in Großbritannien, oder nur auf dem Kontinent angeboten. Aufteilung der Geschäftsfelder? Wahrscheinlich.

Ob eine solche Planung der Fahrten über mehrere Tage wirklich Entspannung bringt, zeigt sich oft erst später. Wie in Norwegen erwischte uns an dieser Stelle die Unkenntnis über Straßenverhältnisse und tatsächlichen Gegebenheiten. Aber dazu an den einzelnen Tagen mehr. Glauben sollte man jedoch tatsächlich den Aussagen von Routenplanern wie ViaMichelin. Deren Angaben waren recht genau und entsprachen den realen Gegebenheiten. Wissen wir nun auch.

Freitag, 23. Juli 2004: Abfahrt

Nach unserer heftigen Anfahrt nach Exmouth in 2002 wollten wir dieses Mal schlauer sein und früher losfahren. Also 7:15 Abfahrt von Paderborn, 14:15 Fähre ab Calais. Über die A44, A1, A2, A3, A57, A40 nach Venlo, über Eindhoven, Antwerpen, Gent, Oostende nach Calais. Kein Stau, nix los im Ruhrgebiet und auf Hollands Straßen, so dass wir beinahe noch eine frühere Fähre erwischt hätten. Dafür hat unsere gebuchte Fähre 30 Minuten Verspätung, die uns wegen der noch kommenden Strecke durch England und Wales weh tun. Später erst Free Flow bis zur London Orbital, Staus auf der M25 und dichter Verkehr. Viamichelin empfiehlt einen Weg über Bracknell und die M3 auf die M4, ist ein toller Tipp, wir umfahren einen dicken Knoten im Verkehr. Ab Reading löst sich der Verkehr langsam auf, es geht über die M4 (Swindon und Bristol), auch über eine 9km lange Brücke bis nach Cardiff. Ankunft um 19:00. Fast wie geplant, aber eben nur fast.

Unsere Unterkunft im Smokey Cottage zeigt sich sauber, geräumig und angenehm, ruhig dazu, weil etwas außerhalb von Cardiff gelegen. Ein Kurzbesuch in Cardiff’s City taucht uns in quirliges Leben, angefüllt mit lauten (und etwas billigen) Discos und Pubs. Leider, leider fällt unser Treffen mit einem alten Bekannten in’s Wasser, weil wir noch nix Richtiges gegessen hatten und unsere Kiddies etwas maulig sind. So sind wir gegen 23:15 zurück im Smokey Cottage. Dieses B&B ist sehr empfehlenswert, wir zahlen für uns und unsere drei Kinder 100£ inklusive kontinentalem Frühstück. Und es ist richtig nett dort.

Samstag, 24. Juli 2004: Welcome to South Wales

Nach dem Frühstück geht es um 9:30h weiter Richtung Swansea, eine Industriestadt. Eigentlich ist ganz South Wales in dieser Gegend Industriegebiet. Also doch kein Stop in Swansea, sondern weiter Richtung Pembroke. Zum Mittagessen machen wir als Schuss in’s Blaue einen Abstecher nach Tenby, was sich als nettes, kleines Küstendorf mit typisch britischer Innenstadt und vielen Geschäften entpuppt. Fish&Chips zum Mittagessen, teuer und nicht der Knaller. Um 13:15 Aufbruch nach Pembroke, 14:30 soll die Fähre abgehen. Enge Strassen, verschlungene Wege führen uns zum Pembroke Port. Auch diese Fähre hat 30 Minuten Verspätung, fast gewöhnt man sich an diese Nackenschläge.

Fast vier Stunden dauert die Überfahrt nach Rosslare, aber Zeit zum Abhängen ist ja auch Urlaubsbestandteil. Ankunft in Rosslare sollte sein um 18:15h, erst nach 19:00 ist es dann so weit. Noch über 350km liegen vor uns bis Caherciveen.

Ab Rosslare geht es rein auf Landstrassen weiter, aber die sind gut ausgebaut und es ist wenig Verkehr. Ruhiges und zügiges Fahren bis Cork, dort gibt es auch einmal ein paar Kilometer Quasi-Autobahn. Leichtes Herumirren in Cork, dann weiter nach Killarney. Schon hinter Cork werden die Straßen enger, holperiger und kurvenreich. Ab Killorglin dann sehr holperig und sehr eng. Ich falle ob der fortgeschrittenen Zeit in einen Automatikmodus, schalte den Autopilot ein. Permanente Gefahr für den rechten Außenspiegel, sobald ein Auto entgegen kommt. Mann, sind die Strassen eng hier. Nach Glenbeigh glaube ich schon fast mich verfahren zu haben, bei diesen Straßen kann doch nur noch das Ende der Welt kommen, jeder Wirtschaftsweg in Ostwestfalen ist gegen diese Pisten eine Luxusstraße. Um 00:15 sind wir endlich in Caherciveen. Müde und kaputt. Fünf Stunden Fahrzeit sind in Kerry für 355km absolut realistisch. Maira, unsere Vermieterin, erwartet uns schon im Haus. Nur noch ein Glas Wein und ab in die Poofe.

Sonntag, 25. Juli 2004: Wo sind wir hier eigentlich?

Reenrusheen ist ein wirklich nettes Haus, geräumig und europäisch eingerichtet. An dieser Stelle erst einmal positive Überraschung, man weiß bei der Buchung ja nicht, was einen dann erwartet, und der eher niedrige Preis hatte uns ein wenig misstrauisch gemacht. Zu Unrecht.

Obwohl das Haus nur 50 Meter vom Ring of Kerry in einer Seitenstraße liegt (dazu später mehr), ist es entgegen ersten Befürchtungen sehr ruhig.

Ausladen und Einräumen, Mittagessen hatten wir schon mitgebracht (Sauce Bolognese kann man prima einmachen). Der Himmel ist bedeckt, aber es ist trocken.

Ein erster Rundgang durch Caherciveen zeigt den Ort kleiner als erwartet, zwei Supermärkte haben aber am Sonntag geöffnet, es gibt viele Pubs und Coffee Shops. Aber auch ein Internet-Cafe, eine Apotheke, Banken, Haushaltsläden, Souvenir-Shops, Fahrradwerkstatt und was nicht noch alles. Caherciveen ist, wenn auch ein Winz-Ort, so etwas wie Einkaufsstadt für den Bereich.

Noch ein Abstecher nach Waterville, das noch kleiner ist als Caherciveen, obwohl laut Karte größer. Nur ein paar Hotels und Ferienhäuser, ein Supermarkt, eine Post. Ein ausgedehnter Spaziergang entlang des Inny Strand. Ja, es gibt hier Strand. Und Golfplätze. Und furchtbare Straßen. Aber es hat ein Flair, mit den Bergen, dem Atlantik, den Häusern und der relativen Ruhe.

Schluss für heute. Nur nichts überstürzen, unser Urlaub dauert dieses Mal drei Wochen. Ach ja, der Blick aus unserer Haustüre auf den Valentia River:

Montag, 26. Juli 2004: Erster Werktag

Da ja bei uns wieder Selfcatering angesagt ist, und auch um uns über Wanderungen und Ausflugsmöglichkeiten zu informieren, geht es am Morgen wieder in das Dorf. Einkaufen, ein Abstecher in die Tourist Information. Alles Notwendige ist tatsächlich vor Ort, die zwei Supermärkte (Spar und Centra) haben ein properes Angebot, auch wenn der Centra gerade umgebaut wird und seine Regale etwas geleert hat. Dann noch ein Stückchen weiter auf dem Ring of Kerry und ein kurzer Blick auf die kleine Autofähre, die die Insel Valentia Island mit dem Festland verbindet. Es gibt auch noch eine Brücke herüber, die sparen wir uns für später auf.

In der Nähe der Fährstation gibt es ein Fischrestaurant, gegenüber ist eine Fisch-Großhandlung. Beim Umherstreifen finden wir hinter einer Halle der Fischhandlung einen Riesenhaufen großer Muscheln, wie sie auf Norderney oder Borkum für Schweinegeld verhökert werden. Unsere Kinder decken sich, nun auf Jahre versorgt, mit diesen Riesenmuscheln ein. Mittags gibt es wieder Essen zu Hause. Bei ersten Blicken auf die Preise in den Restaurants und Coffee Shops erweist sich die Selbstverpflegung bei fünf Personen auch wieder als die richtige Wahl. Nachmittags starten wir, noch ohne Kinder, zu einem ersten kleinen Walk (klein = zwei Stunden oder so) in Caherciveen und kommen schon hier in den Nebenstraßen an den Hängen der Hügel zu wunderschönen Aussichten und einem Eindruck von der Gegend. Und was die Iveragh Island, auf der Caherciveen liegt, denn eigentlich so ist. Und die Valentia Island.

Überhaupt ergibt sich später, dass man gar nicht in allen Fällen eine großartige Wanderbeschreibung braucht, sondern dass es sich auch lohnt, einfach so los zu gehen und zu sehen, wohin man kommt. Da tauchen witzige, bunte Häuschen auf und herrliche Blicke über den Ozean. Und noch etwas fällt uns auf: wo immer wir gehen, es wird freundlich gegrüßt, oder wenigstens gelächelt. Sollte am Mythos der Freundlichkeit der Iren etwas dran sein?

Zum ersten Mal seit unserer Ankunft lässt sich die Sonne nun auch sehen und taucht Buchten und Weiden in Wärme und Klarheit. Also zurück nach Hause zum Abendessen, um 21:00 kommen Nachrichten in RTE2 im Fernsehen, und der Wetterbericht. Der wird uns noch sehr vertraut werden.

Dienstag, 27. Juli 2004: von Ballinskelligs zum Bolus Head

Schon am Morgen Sonne und es ist freundlich und trocken. Das muss man nutzen, da muss man los. Wandertag!

An dieser Stelle möchte ich auf ein Buch hinweisen, das wir uns noch zu Hause gekauft hatten, weil es uns geeignet erschien. Es ist ‚Wandern in Irland‚ von Andreas Stieglitz aus dem Dumont Verlag. Darin sind über ein Dutzend Wandertouren in und bei Kerry beschrieben, und das detailgenau, exakt und zuverlässig. Dieses Buch sollten wir fortan noch in vielen Händen sehen, war uns doch schon klar, dass die Deutschen nach den Briten den größten Anteil Touristen in Kerry stellten, neben nicht wenig Italienern mit Wohnmobilen. Nun gut, nehmen wir mal … Tour 16: von Ballinskelligs zum Bolus Head.

Die Tour führt vom Ballinskelligs Harbour an Hängen entlang zum Bolus Head, einer alten Beobachtungsstation. Sie bietet grossartige Aussicht über die See, die Skellig Islands und die Buchten entlang der Ivaragh-Halbinsel.

Die Tour ist einfach, aber wirklich nett und lässt uns zur Rucksack-Mahlzeit oben auf dem Bolus Head ankommen. Die Sicht an diesem Tag ist sehr gut und lässt einen Blick über die Inseln und Buchten der Gegend zu. Wegen des herrlichen Wetters wollen wir eigentlich noch zum White Strand, 10min von Caherciveen gelegen, aber leider wegen Baustelle zur Zeit nicht zugänglich. Finden kann man ihn, wenn man über die Brücke bei den Barracks fährt und sich danach in der T-Kreuzung links hält, der Strand ist auch kaum dokumentiert.

Gut, reicht auch erst einmal für heute. Dann lieber noch mit Julia zum Final Furlong (ein Furlong ist eine Achtel Meile, wusstest Du das etwa noch nicht?), einem B&B mit Reitstall, um zu sehen, ob Töchterchen da mal reiten kann.

Jo, eventuell Donnerstag-Nachmittag. Eventuell? Na ja, das irische Wetter sollten wir noch näher kennen lernen.

Am Abend bekommen wir vom Vater unserer Vermieterin noch für unsere beiden Jungs eine zusätzliche Matratze gebracht. Weil die beiden halt mit 16 in einem 140er Doppelbett nicht so besonders gut schlafen. Dabei hatte ich erst morgens Maira gefragt, wegen einer Luftmatratze oder so etwas. Und abends stand ihr Dad John schon vor der Tür. Das Einzige, was überhaupt mal war, sonst war unser Haus wirklich sehr gemütlich und nutzbar.

Mittwoch, 28. Juli 2004: Glenbeigh und White Strand/Rossbeigh Strand

Hm, leicht bedeckt, aber Tendenz zu Sonne. Zuerst geht es nach Glenbeigh, 15 Kilometer von Caherciveen Richtung Killorglin. An diesen Ort hatte ich seit meinem Todesritt bei der Anfahrt noch schwache Erinnerungen. Erheblich kleiner als Caherciveen, aber recht nett und mit einer Reihe von interessanten touristischen Punkten um sich herum. Es ist nicht irgendein Tag, daher lasse ich mittags ein Essen in der Towers Old Bar springen (Bar Food nennt sich das), nicht billig oder viel, aber akzeptabel, nette Atmosphäre. Richtiges irisches Pub.

Danach geht es zum White Strand oder Rossbeigh Strand, nur wenige Kilometer von Glenbeigh entfernt, an der Dingle Bay gelegen. Die Kinder bleiben lieber am Strand, auch wenn es kein Strandwetter ist. Wir machen uns auf den Weg zu einer kleineren Runde.

Tour 12 aus ‚Wandern in Irland‘, aber nur die kleine Schleife der gesamten Tour. Es ist ein Teil des Kerry Way, danach geht es durch den Wald und auf eine kleine Anhöhe; abwärts durch eine kleine Schlucht mit Schafen, vorbei an kleinen Häusern an der Bucht gelegen, zum Teil alt, zum Teil sehr schön renoviert und malerisch gelegen. Am Strand lesen wir nach 2.5 Stunden unsere Kinder wieder auf, Eis und Kekse gibt es noch zum Abschluss und zurück nach Caherciveen. Auch diese Wanderung war wunderschön und interessant, wieder waren manche Aussichten wie gemalt, mit dem Blick auf die Dingle Bay, zwischen der Dingle und der Iveragh Island gelegen. Der Rossbeigh Strand ist übrigens über vier Kilometer lang, und nur am Anfang ein Kieselbereich, ein Stückchen weiter wird er ein reiner Sandstrand. Hier kommen wir noch mal her. Noch so ein Standardspruch. Toller Tag, für den Anfang.

Wenn da nur nicht dieses Pochen an meinem linken oberen Backenzahn wäre …

The Ring of Kerry und der Kerry Way

Da wusste ich erst auch nichts so recht mit anzufangen. Ring of Kerry? Kerry Way? Dat Gleiche?

Der Ring of Kerry ist eine ca. 170km lange Straßenrundtour durch die County Kerry und führt durch Dörfer und Städtchen, über Pässe und Höhen, an Buchten und Stränden entlang. Und er ist eine der großen Touristen-Attraktionen in Irland. Tatsächlich liegen an ihm einige der tollen Orte und Aussichtspunkte in Kerry, beileibe aber nicht alle. Oder sagen wir 22%?

 

Für die Touris, die jeden Tag in Scharen in Bussen sitzend den Ring of Kerry fahren, zeigt er so etwas wie einen Schnappschuss der Gegend. Mal wird hier gehalten und fotografiert, mal dort gegessen oder gestaunt. Busse aus Irland und Deutschland, aus Italien und Spanien, aus Großbritannien und Portugal. Viele Busse jeden Tag. Und weil der Ring of Kerry über die typischen Kerry-Straßen führt, wo zwei Busse gar nicht nebeneinander passen (schon zwei Vans a’la Sharan oder Galaxy haben da Probleme), fahren alle Busse nur gegen den Uhrzeigersinn den Ring of Kerry. Ist das nicht toll?

Scherz beiseite. Es ist wirklich toll, dort entlang zu fahren, wo er auch 50m an unserem Haus vorbei führte. Aber erst wenn man ihn in Segmente aufteilt, und so Tag für Tag Stück für Stück fährt, und auch mal da und dort abfährt oder Seitenstraßen erkundet, erst dann bekommt man einen wirklichen Eindruck von Kerry. Das, was uns so gefallen hat und beeindruckte, lag selten am Ring of Kerry, sondern eher ein oder zwei Kilometer davon entfernt. Und da kriegen die Bus-Touris Null von mit. Vom Derrynane Strand, oder von Killarney National Park, oder vom Bolus Head.

Der Kerry Way dagegen ist ein Wanderweg, der ähnlich wie dem Ring of Kerry mit verschiedenen Alternativrouten rund durch Kerry führt. Ich schätze seine Gesamtlänge, inklusive aller Alternativ-Routen, auf mindestens 250km. Und er ist gut dokumentiert und ausgeschildert. Nur … führt er abschnittsweise auch auf Autostraßen entlang, Irland ist halt nicht Tirol oder das Zillertal. Überhaupt gibt es wenig beschilderte Wanderwege. Das war auf Madeira auch so. Dafür gibt es in den Tourist Informations jeden Ortes handkopierte Wandervorschläge. Also: wie in Devon mal in die TI. Auch wenn die Person dort einen österreichischen Dialekt in ihrem Irisch hat.

Um nun noch einen drauf zu setzen, es gibt auch den Kerry Bicycle Path, und der ist, wie der Name schon sagt, ein Fahrradweg, der die dritte Möglichkeit bietet, Kerry zu erkunden. Und Fahrräder sind nicht selten in Kerry, eben auch auf den Straßen nicht. Als Tagesritt oder mit Vollausrüstung bepackt, mietbar oder auf Fähren gesehen. Und so ein Fahrrad auf der Straßenspur reicht dann auch, diese für eine Weile zu blockieren, bis Platz kommt zu überholen. Und ist es kein Fahrrad, dann finden sich schon mal Wanderer mit Hochrucksack auf der Straße. Im Vergleich zu anderen Ländern fallen die Mengen an Fahrrädern und Rucksack-Touristen in Kerry auf.

Donnerstag, 29. Juli 2004: Waterville, Lough Currane, Darrynane Bay

Kräftige Regenfälle in der Nacht sind nicht zu überhören, am Morgen ist es bedeckt und es herrscht Nieselregen. Später wissen wir, dass dieses Wetter in Kerry nicht selten ist. Eigentlich haben wir es schon gewusst, bevor wir hierher kamen. Aber hatten es verdrängt.

Also bleiben wir am Morgen zu Hause und warten. Nach dem Mittagessen machen wir uns unverdrossen mit dem Auto in Richtung Caherdaniel auf. Beim Stop in Waterville hat es dann schon aufgehört zu regnen und wir machen einen kleinen Rundgang. Abgesehen von seiner mehr touristischen Prägung ist es ein netter Ort, mit einer netten kleinen Promenade am Wasser. In der Nähe von Waterville liegt übrigens auch der Inny Strand, so genannt nach dem Inny River, der dort in das Meer mündet. Auch ein längerer Strand, aber nicht so schön wie Rossbeigh. Und nicht so schön wie … ach nee, das kommt ja erst noch …

Kurz hinter Waterville ein Abstecher zum Lough Currane, einem grossen Süsswassersee, der auch hinter Waterville in’s Meer mündet. Der See ist eingebettet in Berge und Hügellandschaften, und nicht gerade klein. Danach dann endgültig weiter in Richtung Caherdaniel, auf dem Ring of Kerry. Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und ein wenig Sonnenschein versöhnt uns mit dem irischen Tag.

Kurz vor Caherdaniel kommen wir auf den Pass of Coomakista, wenn auch mit enormem Wind.

 

Der Ring of Kerry verläuft hier in den Berghängen und 210 üMM können schon verdammt hoch erscheinen. Jedenfalls ist die Aussicht auf die Buchten atemberaubend. Und deshalb ist da auch ein großer Parkplatz, für die Busse mit den Bus-Touris. Hier kreuzt auch der Kerry Way, den wir dann schon gerne gegangen wären, aber wir wollen ja nach Caherdaniel. Was auch immer für ein Kaff das sein mag.

Abwärts den Pass nach Caherdaniel. Caherdaniel ist nur eine Streusiedlung mit minimalem Ortskern mit ein paar Pubs, einem Coffee Shop und einem kleinen Supermarkt. Durch den Ortskern geht es rechts herunter zur Darrynane Bay, einem grossartigen Strand von ca. 2km Länge, aber toller Umgebung und tollem Strand selbst.

Dort ist auch das Darrynane House und Darrynane Moor gelegen, ein Naturschutzgebiet und ein Park englischer Prägung. Diesen Strand werden wir noch öfter sehen, denn es ist ein Superstrand! Eigentlich sind es mehrere einzelne Strände, die sich die Derrynane Bay entlang ziehen. Manche voller und manche leerer, der Strand am Derrynane House ist aber definitiv der schönste und längste. Wenn auch ohne Life Guard, aber wir haben ja unseren eigenen dabei.

Derrynane House und der Park werden vertagt auf später, weil schon bald sieben Uhr. Da Caherdaniel eine gute halbe Stunde von Caherciveen entfernt liegt, unsere Kiddies aber schon wieder des Hungers sterben, gibt es in diesem kleinen Coffee Shop hier Hamburger, Chicken Burger, Chips und Chicken Nuggets. Ich habe zwar schon billiger gegessen, aber die Hamburger, und alles andere Essen, waren hervorragend. Da können sich McDonald’s und Burger King aber eine Scheibe abschneiden, das war frisch gemacht und lecker.

Und Pommes wie in Deutschland oder Holland, nix fettgetränkt.

Zurück nach Caherciveen.

And now: the Weather

Das Wetter in Kerry zu beschreiben ist einfach: wechselhaft, unberechenbar und eigentlich immer zu kühl. Gut, etwas detaillierter.

Wir hatten mit dem Sommer 2004 ja nicht gerade den Supersommer erwischt. Aber nach den vorsichtigen Aussagen Einheimischer, die natürlich den Tourismus nicht gefährden wollen, ist in Kerry immer mit wechselhaftem Wetter zu rechnen. Rein statistisch hat diese Gegend im Juli und August 11 Regentage pro Monat vorzuweisen. Damit muss man sich abfinden. Auch stieg die Lufttemperatur während unseres Aufenthaltes kaum über 20°C, was aber nicht heißt, dass man sich in der Sonne ohne Sonnenschutz nicht auch ordentlich verbrennen kann.

Das Wetter in Kerry ist eben ein typisches Insel- bzw. See-Wetter; es kann innerhalb von einer halben Stunde von strahlendem Sonnenschein zu Regen wechseln, und eben umgekehrt. Ein Faktor darin ist sicher das Zusammenkommen der nördlichen Wetterströme mit den südlichen vom Atlantik, sowie die Berge in Kerry. Diese gehen zwar maximal auf etwas über 1000m, für den Effekt von Steigungsregen reicht das bei der Bezugsgröße Meer aber für Überraschungen dicke aus. So gesehen auf Valentia Island, wo aus der fast klaren Luft über dem Meer durch nur 250m Steigung Wolken und Dunst wurden.

Wer also Sonne satt und Wärme haben möchte, ist in Irland nicht unbedingt gut aufgehoben. Zwar können es in Dublin 25°C sein, aber zur gleichen Zeit in Kerry eben nur 18 oder 19°C. Dafür ist die Temperatur in Kerry natürlich die bessere zum Wandern und Unterwegs-Sein.

Freitag, 30. Juli 2004: Spaziergang auf der Iveragh Island

Am Morgen ist aus der leichten Schwellung im Zahnfleisch am Mittwoch ein dicker Abzess geworden. Kein Problem, habe ja einen Auslandskrankenschin dabei. In Caherciveen ist ein kleines Krankenhaus, das sogenannte Health Center, an das man sich wenden soll. Die wieder verweisen auf den örtlichen Zahnarzt gegenüber der Kirche, sie seien nicht für Zahnbehandlungen zuständig. Die freundliche Sprechstundenhilfe beim Zahnarzt teilt mit dann mit, dass ich mit meinem Antrag E111 nach Tralee müsste, der Hauptstadt von Kerry, und dort zum Zahnarzt. Tralee liegt aber über eine Stunde Autofahrt entfernt. Also bitte ich sie, sich die Sache wenigstens mal anzuschauen, was das wohl ist. Und dass ich das selbst bezahle, oder nach Tralee fahre, wenn es etwas Größeres ist. Sie reinigt und desinfiziert die Wunde und verschreibt mir ein Antibiotikum, das ich in der Apotheke gegenüber bekomme. Kostet mich dann 20 €, nach drei Tagen ist der Abzess weg. Was soll uns das sagen? Erstens: eine Zahnarzt-Praxis in Kerry sieht genau so aus wie eine in Deutschland, nur persönlicher und netter. Zweitens: sie riecht auch genau so. Drittens: mit Zahnproblemen hilft der Schein E111 von der Krankenkasse i.d.R. vor Ort wenig. Viertens: die Iren sind freundlich und hilfsbereit, selbst wenn sie Zahnärzte sind.

Für den Nachmittag haben wir uns bei der Tourist Info für eine geführte Wanderung eingetragen. So etwas hatten wir schon im Dartmoor gemacht, und viel erfahren und viel Spaß gehabt. Die Runde geht über die Iveragh Island und um Caherciveen herum. Die erste Stunde der Wanderung gestaltet sich eher langweilig. Erst in der zweiten Stunde kommen wir über Schafweiden und Wäldchen in einen aufgelassenen Weiler und interessantere Passagen. Nu ja, war nicht der Knaller, aber auch nicht so übel.

Abends gestatten wir uns einen kleinen Besuch auf dem Caherciveen Music Festival. Zwar hatten wir uns die Sache etwas größer vorgestellt und mit mehr Veranstaltungen, aber es war ja auch mehr Zufall, dass dieses Festival in unserer Zeit statt fand. Leider dürfen unsere Kinder ab 21:00h nicht mehr in die Pubs, verziehen sich nach Hause und wir leisten uns noch ein Pint Guinness in einem nahe gelegenen Pub. War ein eher ruhiger Tag. Und das Wetter eher bedeckt mit kaum mal ein paar Sonnenstrahlen.

Samstag, 31. Juli 2004: Derrynane Bay und Umgebung

Und doch scheint an diesem Morgen wieder die Sonne und der Himmel ist blau. Also erneute Fahrt zur Derrynane Bay bei Caherdaniel. Die Kinder bleiben lieber am Strand, wir machen Tour #15 aus ‚Wandern in Irland‘. Es wird eine sehr interessante Strecke, am Strand und an Buchten entlang, dann durch Felsabschnitte und Wäldchen am Hafen vorbei. Zuletzt Aufstieg Richtung Ring of Kerry und über Anhöhen nach Darrynane House zurück. Der letzte Abschnitt ist etwas anstrengender und weniger aufregend, die gesamte Tour bietet aber nette Aussichten über Derrynane Bay, führt durch einen Teil des Derrynane Moor, ein Naturschutzgebiet. Leider aber auch zunehmende Bewölkung und Abkühlung. Als wir wieder bei den Kindern am Strand ankommen, ist es schon bedeckt und deutlich kühler.

 

Ein Stückchen wollen wir heute den Ring of Kerry noch weiter in Richtung Sneem. Nicht weit hinter Caherdaniel, noch vor Castel Cove, liegt in ein paar Kilometern Entfernung vom Ring das Staigue Fort, ein prähistorisches Ring-Fort zum Schutze einer früheren Ansiedlung. Es lohnt sich, die Ring Forts mal anzusehen. Auch nahe Caherciveen steht ein solches Ring Fort, das ich selbst aber nicht besucht habe, das aber fast noch sehenswerter sein soll als das Staigue Fort.

Danach Rückfahrt und letzte Einkäufe im sich immer mehr füllenden Caherciveen, wegen des Music Festivals. Am Abend ist dann aus der Bewölkung Regen geworden, und der Besuchs des Festivals fällt wegen schlechten Wetters aus. Allerdings genießen die Kinder auch zunehmend irisches Fernsehen und Filme in Englisch. Oder man nimmt sich einfach mal die Ruhe wieder zu lesen. Oder per Handy und Laptop seine EMails zu lesen.

The streets of Ireland

Linksverkehr ist für uns ja nun wirklich nix Neues. Im Gegenteil, ich empfinde das Fahren links fast natürlicher als rechts. Hatte ich mich schon immer für die britische Fahrweise erwärmen können, brauchte ich mich in Irland kaum umzugewöhnen. Auch hier wird mehr entspannt und defensiv gefahren, wenn auch etwas langsamer und entspannter als in England. Manchmal auch zu entspannt. Raser und Heizer sind die Ausnahme unter den irischen Autofahrern.

Die Straßen Irlands haben eine große qualitative Bandbreite. Wie schon für den Anfahrtstag geschildert, reicht das Angebot von breiten Landstraßen, gut ausgebaut, zwischen den Zentren wie Dublin und Cork, Limerick und Killarney. Autobahnen gibt es nur um Dublin oder Limerick herum, und dann auch nur einige Kilometer. Zwischen den kleineren Orten wie Glenbeigh und Killorglin werden die Straßen schon schmaler, die Schlaglochdichte nimmt deutlich zu und an alten Brücken gibt es nur eine Fahrspur. Das Schlusslicht bilden die Nebenstraßen, sehr eng und teilweise katastrophale Straßendecken, mehr Buckelpisten, besonders an den Straßenrändern. Der Ring of Kerry verläuft zu einem erheblichen Teil über Straßen der letzten Kategorie, und wie das dann ist, wenn einem ein Bus oder ein Laster entgegen kommt, kann man sich lebhaft vorstellen. Fahranfängern oder Leuten, die eh nur ängstlich fahren, wurde ich vom Kontakt mit der Straße in Kerry abraten.

Aufpassen bei der Beschilderung. Wegweiser sind mal in Meilen, mal in Kilometern beschriftet. Einige scheinen auch Meilenangaben mit einem ‚km‘ dahinter zu sein, sind demnach wenig zuverlässig. Die Orte selbst sind gut ausgewiesen, wir haben uns nicht ein einziges Mal wirklich verfahren.

Kartenmaterial, von 1:50.000 bis 1:150.000, sind in fast jedem Touri-Laden oder selbst in Supermärkten zu bekommen. Im Kleinbereich und für Wanderungen sind die Karten aus der Discovery-Serie empfehlenswert, man kommt im 1:50.000-Maßstab aber meistens nicht mit einer Karte allein hin.

Sonntag, 1. August 2004: Portmagee, Valentia Island

Schon am Morgen bietet der Blick aus dem Fester Regen und verhangene Berge. Ein Versuch eines weiteren Rundgangs durch Caherciveen wird abgebrochen. Dann mal erst eine Tasse Kaffee und ein wenig Abhängen.

Gegen Mittag meldet sich plötzlich die Sonne zurück, und zwar innerhalb einer ganz kurzen Zeit. Und tatsächlich bleibt sie uns den Rest des Tages erhalten, lediglich ein paar Schönwetterwolken tauchen mal auf.

Die Insel Valentia Island ist nicht gerade sehr groß, ca. 5 x 17 Kilometer, aber touristisch interessant. Der Zugang zu Valentia Island ist entweder über die Autofähre, oder über eine Brücke von Portmagee aus möglich. So fahren wir nach Portmagee und finden einen kleinen Ort mit Stühlen und Tischen der Pubs auf den Strassen und einem kleinen Pier mit Fischerbooten vor. Nach einem Stopp geht es über die Brücke zur Insel hinüber. Den Weg auf einen Hügel mit dem alten Signal Tower nehmen wir auf die Liste kommender Wanderungen auf. Valentia Island kam dann schneller wieder als erwartet.

Montag, 2. August 2004 (Bank Holiday): Valentia Island Mk. II

Der Morgen beginnt mit leichtem Dunst und Frühstück mit Schweinswürstchen und Rührei. Wir wollen nämlich den Signal Tower angehen.

Also wieder nach Portmagee, über die Brücke nach Valentia Island, diesmal den Weg hinauf zum Signal Tower aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Nur ca. 2.5 km ist der Weg lang, aber stetig aufsteigend. Oben angekommen weht ein recht strenger, wenn auch nicht kalter Wind, die vom Meer aufsteigende Luft bildet auf den Höhen große Schwaden, die Sicht ist schlecht. Selbst die Skellig Islands sind nicht mehr zu sehen. Trotzdem ist es ein beeindruckender Ort mit den über 200m abfallenden, teils überhängenden Wänden. Die übliche Rucksackmahlzeit zum Mittag, danach zurück zum Auto.

Die Rückfahrt führt uns noch einmal zum Ostende der Insel, dort ist auf der Karte ein Weg durch die Felsen zum Leuchtturm eingezeichnet. Während es oben am Signal Tower dunstig und windig war, ist es nur ein paar Kilometer weiter unten besser und sogar gelegentlich sonnig.

Wir klettern durch die schwarzen Schieferfelsen, in deren Mulden und Nischen sich während der Ebbe Miniseen bilden, ind denen sich Garnelen, Krebse, Muscheln und Schnecken tummeln, die vom Hochwasser in den Felsen zurück blieben. Der Leuchtturm selbst ist nicht zugänglich.

Bevor es mit dem Auto zurück geht machen wir noch einen Besuch im Lighthouse Cafe mit Kuchen und Eis und Kaffee, malerisch gelegen mit Blick über die Iveragh-Halbinsel und die Bay.

Bei einer abschließenden Runde über Valentia Island gelangen wir noch nach Knightstown, dem größten Ort auf der Insel. Dort finden gerade Ruder-Wettbewerbe statt, das Dorf ist gerammelt voll und es herrscht Jahrmarkt-Atmosphäre. Auch dieser Ort hinterlässt positive Eindrücke, wir gehen noch etwas durch die Strassen, in die kleine Kirche, wo ein Plastikcontainer mit Weihwasser zur Selbstbedienung bereit steht.

Trotz leicher Schwächen im Wetter kein schlechter Tag.

 

Einkaufen und Essen in Kerry

Wie in früheren Jahren haben wir uns auf Selbstversorgung verlegt. Dazu haben wir erst einmal versucht, etwas über Lebenshaltungskosten und Preise zu erfahren, was über die Seiten von Tesco, SuperValu und Centra nicht schwer ist. Demnach rechneten wir mit einem etwas höherem Preisniveau für Grundnahrungsmittel, deutlichen Preissprüngen bei Süßigkeiten, Alk und Tabak.

Die Konsequenz war, dass wir uns zu einem Teil bereits in Deutschland versorgten und vor Ort noch frische Artikel und eben Zusatzwaren wie Butter oder so kauften. Natürlich konnten wir für fünf Personen nicht alle Lebensmittel mit nehmen, aber alles was eben besonders teuer war. Die Grundversorgung in Kerry war überall gewährleistet. Jeder Ort verfügte über mindestens einen kleinen Food Store, der Markt wird von den Firmen CentraSuperValuSpar, GoodBuy, Tesco, Dunnes und einigen unabhängigen Läden abgedeckt. Oft sind kleine oder sogar mittlere Supermärkte mit Tankstellen kombiniert. In den größeren Orten wie Tralee oder Killarney sind dann die großen Supermärkte zu finden, meist Tesco, SuperValu und auch … Lidl oder Aldi. Letztere sind natürlich, wie bei uns, erheblich billiger als der Rest, besonders Tesco und Dunnes verstehen sich eher als gehobene Retailer. Food Stores/Supermarkets sind oft auch am Wochenende geöffnet, bis 19:00 oder sogar 22:00h, in der Woche ähnlich lange. Toast/Baguettes/Brötchen, Milch, Butter (gesalzen), Müsli/Corn Flakes, etwas Fleisch und Wurst, etwas Obst oder Bier hat selbst der kleinste Laden, verhungern kann man nicht, nur eventuell etwas ärmer werden. Obwohl zwischen den Mini-Läden und den Großen nicht die immensen Preisunterschiede bestehen; manchmal ist der kleine Laden sogar günstiger.

Etwas ist immer anders. So gibt es in Irland keine Kirsch-Marmelade außer in Diätform (und die dann von Stute aus Paderborn). Auch wird Mineralwasser wohl kaum getrunken. Es gab nur wenige Sorten, und die dann ziemlich teuer (fast 1 € pro Liter). Lediglich Lidl bietet deutsches Wasser zu 0,49 € pro 1,5 Liter an. Dafür findet man tatsächlich Brot, das unserem Körnerbrot ähnlich ist und sich Health Bread schimpft. Baguettes und Brötchen sind weit verbreitet, sind meist sogar im Laden aufgebacken und noch warm. Müsli ist verbreiteter als in England, ‚organic‘ soll so etwas wie ‚Bio‘ sein, es gibt aber keine eindeutige Kennzeichnung wie bei uns Demeter oder Bioland. Einen Bioladen gab es sogar in Caherciveen, hinter der Hauptstrasse am großen Parkplatz.

Bei Toast empfehle ich wärmstens Irish Pride, ist fester als die anderen Sorten und tatsächlich körnerhaltig. Irische Schweinswürstchen sind für mich immer noch ein Knaller, vor allen Dingen zum Frühstück. Orangen-Marmeladen-Fans kommen in Irland genau so zurecht wie in England. Und wie dort gibt es natürlich auch in Irland leckere kleine Kuchen und Törtchen. Das Trinkwasser in Kerry war so etwas verwandt mit dem in Norwegen, hatte einen leicht metallischen Geschmack, so dass der Kaffee nicht so recht schmecken wollte. Kein Problem, wir sind auf Tee umgeschwenkt, der gehört eher hier her.

Einige Erfahrungswerte von Preisen zur Orientierung (alle in ca. €, Stand Sommer 2004):

1 Liter Frischmilch:
1,00
1kg Putenbrust:
10,00
3 mittlere Baguettes (demi), ab:
1,40
1kg Schweinefleisch:
8,00
800g Toast, wholemeal:
1,50
150g Aufschnitt, z.B. Salami, ab:
1,80
1 Apfel oder 1 Birne:
0,35
Schale Erdbeeren:
2,50
1 Glas Marmelade, normale Qualität:
1,50
1kg Müsli, zuckerfrei, organic:
3,30
1 Glas Nutella:
3,50
Heinz Ketchup:
1,48
1 Tafel Schokolade, 100g, ab:
1,10
French’s Senf, Flasche:
1,48
250g Butter:
1,40
0,7l Wein, Flasche, ab:
4,00
1/2 Pint Guinness, Dose:
3,20
Schachtel Zigaretten:
6,50

Es ist also schon etwas teurer in Kerry, zu beobachten bei Lidl, wo die gleichen Weine zu haben sind wie in Deutschland, nur alle minnigens 2 € teurer. Beinahe vergessen: 1 Liter Unleaded 95er Benzin: ab 0,95 € bis 1,09 €, je nach Tanke.

Restaurants sind in Irland erheblich teurer als in Deutschland, weshalb wir uns das Essengehen meistens verkniffen haben. Kleinere Coffee Shops, wie der in Caherdaniel, bieten zwar einen Quarterpounder oder einen Chickenburger für 3,20 €, eine normale Portion Ships für 1,25 €, aber das sind eher Ausnahmen. Auch die Schnellrestaurants sind preislich erträglich, dort kostet eine Schnellpizza aber auch 5,00 €, in einem Restaurant dann schon 8,00 € oder mehr. Ein Gericht in einem Restaurant fängt nicht unter 10 € an, Bar Food in einem Pub ist meistens ein wenig billiger, da kann man schon für 8,00 € eine einfache Mahlzeit bekommen. Die Art und Qualität des Essens ist weitgehend mit Großbritannien vergleichbar, also akzeptabel und bisweilen sogar gut. Übrigens hat man uns in Irland den Teuro-Effekt bestätigt. Mit der Umstellungen seien gerade die Preise in Kneipen und Restaurants spürbar nach oben gegangen. Die Selbstversorgung lohnt sich also bei Familien in einem Haus schon, insbesondere wenn man wie in Tralee oder Killarney einen Lidl in der Nähe hat. In Killarney liegen SuperValu und Lidl sogar nahe zusammen.

Nachdem in Irlands Pubs und Restaurants schon das Rauchen verboten wurden, dürfen neuerdings auch nach 21:00 keine Jugendlichen und Kinder unter 18 Jahren in die Pubs, was selbst ein Polizist als lächerlich bezeichnete. Letztere Regelung hat für Aufstand gesorgt und könnte demnächst revidiert werden. Im Moment umgehen es die Wirte, indem sie beheizte Biergärten einrichten oder Tische und Stühle auf die Straße stellen, so dass diese beiden Gesetze nicht zur Anwendung kommen. Allerdings weniger gut bei schlechtem Wetter.

Dienstag, 3. August 2004: Killorglin, Tralee

Der Tag startet mit Nieselregen. Da wir sowieso nach Tralee zum Einkaufen wollen, ist das aber nicht so schlimm. Tralee ist neben Killarney der größte Ort in der Gegend, und auch noch Hauptstadt von Kerry, ca. eine Stunde Autofahrt und 65km von Caherciveen entfernt.

Hinter Glenbeigh hört der Regen tatsächlich auf und wir legen spontan einen Abstecher zum Lough Caragh ein. ‚Wandern in Irland‘ hat hier eine Tour im Angebot, nämlich die #11. Machen wir uns auf den Weg. Die Tour führt durch eine wunderschöne Flussniederung mit Angelplätzen entlang des River Caragh, über Brücken und Stege, über Wiesen und an alten Häusern vorbei. Dann fängt es aber doch wieder an zu nieseln, und wir beschließen Rückkehr zum Auto und Weiterfahrt nach Killorglin.

Mittagessen findet dieses Mal in einem Schnellrestaurant statt, es folgt ein kurzer Gang durch Killorglin. Killorglin ist größer als Caherciveen, es gibt mehr Einkaufsmöglichkeiten, das Dorf aber auch weniger schön. Dann weiter auf der N70 nach Tralee.

Direkt am Anfang von Tralee treffen wir auf einen Lidl-Markt, fühlen uns da gleich wie zu Hause und leisten uns einen ausgiebigen Einkauf. Bestimmt ein Drittel der Waren kennen wir aus Deutschland (Marmelade, Saft, Süßigkeiten etc.), im Vergleich zu sonstigen Märkten bietet LIDL auch hier in Irland ein deutlich günstigeres Preisniveau als andere Märkte. Zuletzt ein Bummel durch Tralee. Tralee ist mehr ein Städtchen als eine Stadt, aber es gibt viele kleine Geschäfte, eine längere Hauptstrasse, die St. John’s Church. Grossstadtflair bekommt Tralee hauptsächlich durch Abgase und Gedränge, Parken tut man lieber am Rande der City. Auf dem Rückweg erledigen wir noch den Einkauf wärmeempfindlicher Sachen bei Lidl für unsere Kühlbox, dann geht es weiter zurück Richtung Caherciveen. Wirklich gebessert hat sich das Wetter auch noch nicht. Dafür sind wir eher froh, wieder in unserem stillen und übersichtlichen Caherciveen zu sein.

Abends machen wir noch eine kleine Runde durch Caherciveen’s Carhan Lower in unserer direkten Umgebung, überrascht, wieder auch an unerwarteten Stellen schöne Landschaft und interessante Ausblicke anzutreffen. Überhaupt bietet die Gegend mehr Möglichkeiten als in den Wanderführern ersichtlich. Wenigstens regnet es nun nicht mehr, im Gegenteil, erste offene Himmelsabschnitte und gelegentlich etwas Sonne.

Mittwoch, 4. August 2004: Strandtag!

Schon am Morgen Sonne und blauer Himmel? Das riecht nach Strandtag! Nach selbstgemachter Pizza zum Mittagessen gehört der Nachmittag dem Strand von Derrynane Bay. Das Wasser hat trotz Nähe des Golfstromes höchstens 17°C, ist aber klar und erfrischend. Die einheimischen Kinder haben oft Kinder-Neoprenanzüge an. An dieser Stelle ist der Strand bei Hochwasser so flach, dass man 100m oder mehr in das Wasser hinein gehen muss, bis man wenigstens bis zu den Hüften drin ist. Für das Wetter ist relativ wenig Betrieb, die Luft noch eher kühl, aber die Sonne brennt ganz gut. Ein bisschen auf die Füße kommt man, wenn man mal die Dünen und Buchten abgeht.

Donnerstag, 5. August 2004: Ballycarbary Castle, Caherciveen

Wo kam eigentlich gestern das Wetter her? Der Morgen beginnt mit Regen und starker Bewölkung, erst gegen Mittag hört es auf und … die Sonne kommt heraus. Neue Runde in Caherciveen, aus dem Heftchen aus der Tourist Info, zum Ballycarbary Caste, oder was davon übrig ist.

Der Weg führt von den Barracks über eine Brücke zu den Ruinen von Ballycarbery Castle, weiter am Cahergal Stone Fort und am Leacanabuaile Stone Fort vorbei, neuer Merker für eine weitere Tour bei Caherciveen. Der erste Abschnitt verläuft jedoch an den Ufern des Valentia River entlang, wo wir auf Unmengen von Muscheln und Austern stoßen. Zurück geht es auf einer Nebenstrasse und zum Auto an den Barracks. Trotz morgendlichem Regen doch noch wieder ein schöner Tag, weil das Wetter innerhalb von einer Stunde von Regen und Wolken zu Sonnenschein wechselte.

The English and the Irish language

Dublin gilt als eine Hochburg der guten englischen Sprache. Aber Caherciveen ist nicht Dublin, so wie Saarbrücken nicht Hannover ist. Entwarnung: man kommt mit Schulenglisch problemlos durch. Es kann einem schon passieren, dass hier für einige Sachen anders benamst werden als in England, z.B. „Do not pass!“ statt „Do not overtake!“, oder andere Feinheiten. Im Großen und Ganzen ist das Englisch gut zu verstehen bis tadellos. Außer eben den paar Ausnahmen. Ältere Leute sprechen manchmal ein recht hartes Englisch oder ein Gemisch aus Englisch und Gälisch, der ‚richtigen‘ irischen Sprache. Auch gibt es in Kerry einige Gegenden, die besonderen Wert auf die Erhaltung der irischen Tradition legen. Und wie die Aussies distanzieren sich die Iren gelegentlich von den Briten, indem sie eigene Wörter für die britischen einsetzen.

Also kein Thema, mit Englisch kommt man durch. Für die ansatzweise richtige Aussprache der irischen Namen schaue man mal bei Brittania nach, das ist zwar für Wales gedacht, aber Walisisch und Irisch sind wenigstens verwandt.

Freitag, 6. August 2004: Lamb’s Head, Caherdaniel

Tatsächlich bekommen wir eine Synchronisation zwischen Julias Reiten uind Daniels Tauchen hin, beides in der Nähe von Caherdaniel. Nachdem wir Julia im Eagle Rock Equestrian Center und Daniel am Lamb’s Head bei seiner Tauchbegleiterin abgeliefert haben, wandert der Rest der Familie einfach den Hang hinauf zum höchsten Punkt der Halbinsel. Dass hier an dieser Stelle noch überhaupt irgendetwas hätte kommen können was auf Wandern, Tauchen oder sonst so hätte hoffen lassen können, darauf weist die Zufahrtsstrasse nun wirklich nicht hin. Nach kurzem Aufstieg durch Schafwiesen bietet sich von hier mal wieder ein grandioser Blick in die Derrynane Bay und auf die andere Seite Richtung Kenmare River (‚River‘ ist in Irland nicht nur ein Fluss, sondern auch eine Bucht).

Bei unserer Rückkehr zum kleinen Pier, wo Daniel los getaucht war, stehen jetzt eine Menge Autos und einige Taucher tummeln sich in der kleinen Bucht. Trotz Golfstrom sind es aber eben nur 16°C Wassertemperatur, passende und dichte Taucheranzüge sind Pflicht. Spaß gemacht hat es aber wohl trotzdem. Auch Julia kam mit dem Ritt am Strand entlang wohl auf ihre Kosten. Für Reiten und Tauchen ist Kerry in jedem Fall eine gute Adresse.

Abendessen im Porthead Cafe in Caherdaniel, fast schon Standardprogramm. Ach ja, neben Quarterpoundern gibt es hier auch Halfpounder als Hamburger.

Für den nächsten Tag würden wir gerne eine Tour in den Killarney National Park auf’s Programm setzen und erkundigen uns vorher ob die Boote über den Lough Leane fahren. Wissen wir aus unserem Buch, die Nummer …

Samstag, 7. August 2004: Killarney National Park

Und da es morgens noch freundlich am Himmel aussieht, geht es einmal früh aus dem Bett und zum ersten Male nach Killarney.

Killarney ist viel touristischer, aber auch offener und freundlicher als Tralee. Die Tour 8 in ‚Wandern in Irland‘ beginnt mit einer Bootsfahrt über drei Seen zu einem alten Cottage. Von Ross Castle fährt man mit dem Boot in knapp 1.5 Stunden zum Lord Brandon’s Cottage, muss sich aber am Vorabend für die Boote anmelden. Die Reise geht über den Lough Leane, durch die Brickeen Bridge in den Muckross Lake, vor der Old Weir Bridge müssen wir zum Übergang in The Long Range aus- und umsteigen, weil der Wasserstand zur Durchfahrt der Passage zur Zeit nicht ausreicht. Von dort fährt das Boot weiter bis in den Upper Lake. Die Bootsfahrt für uns fünf kostet 65€, aber sie lohnt sich wirklich, ist ein richtiges kleines Abenteuer. Wasserdichte Kleidung nicht vergessen, der Wind kann auch bei besserem Wetter ganz schön Wasser in der Luft verteilen.

Zu Fuß geht es weiter am Lord Brandon’s Cottage, aber es wird auch zunehmend diesiger und bedeckter. Der Aufstieg zum Esknamucky Glen (280 m) zieht sich länger hin, starker Wind und feiner Regen machen die Tour nun nicht immer zu einem Spaziergang. Über die verlassene, uralte Old Kenmare Road führt der Weg weiter in die Moore und Hochflächen, auch wenn der feine Regen nun mittlerweile unangenehm ist. Der Abstieg von der Hochfläche geht am Owengarriff River entlang bis zum Torc Wasserfall, dort herrscht wieder heftiger Andrang von Touristen, weiter dann in die Ebene zum Muckross House, heute ein Museum mit Garten und einem großen, gut gepflegten Park.

Unsere Rückfahrt zum Auto mit der Pferdekutsche vom Muckross House nach Killarney und Ross Castle kostet uns noch einmal 30 €, entgegen den Aussagen des Kutschers setzt er uns aber nicht 1.5, sondern 3 km vor Ross Castle ab, der Sausack. Etwas Pech denn mit dem Wetter gehabt, aber es ist eine wirklich interessante Tour durch die Hochebene, wenn eben die Wetterbedingungen stimmen. Die Wege sind ausgezeichnet beschildert und mit Bohlen und Übergängen trocken gelegt, und auch Längen und Steigungen sind eher einfach zu gehen. Trotzdem wollen wir später auch noch gerne die unteren Bereiche an den Seen besuchen.

Sonntag, 8. August 2004: Regenpause

Nachts dann starker Sturm und Regen, auch am nächsten Tag geht es so weiter, wenn auch bei Temperaturen bis 18°C. Also mal ein Tag Regenpause, nur ein kurzer Rundgang über den Friedhof und etwas in die Berge. Abends lässt der Wind endlich nach und die Sonne kommt wieder, blauer Himmel. Wenn auch etwas spät, um sich noch auf den Weg zu machen.

 

 

Montag, 9. August 2004: Sneem, Kenmare

Doch wieder ein schöner Tag mit Sonne und höchstens einigen Wolken. Diemal soll es den Ring of Kerry weiter gehen, bis Sneem oder sogar Kenmare.

Den ersten Stopp legen wir in Sneem ein, auch dieses ein kleiner Ort und durch den Ring mit Bussen und Touristen gut versorgt. Für unser Mittagessen finden wir ein nettes Plätzchen in der Nähe des Piers mit Bänken und einem gemauerten Grill, danach folgen wir dem Kerry Way in Richtung Küste. Es wird kein besonders aufregender Gang, aber trotzdem nicht langweilig und eine nette Abwechselung.

Nach Sneem geht es weiter auf dem Ring nach Kenmare. Kenmare ist ebenso wie schon andere Orte deutlich grösser als Caherciveen, aber kleiner als Tralee und Killarney. Wie auch Sneem ist Kenmare sehr touristisch mit vielen Kramläden und Souvenirshops, jedoch hat Kenmare aber auch viele ’normale‘ Geschäfte. Wie die meisten irischen Orte ist Kenmare ein nettes, adrettes Städtchen, für einen Abstecher immer gut genug.

Zurück nach Caherciveen erwischt es dann endlich unseren rechten Außenspiegel, als ein uns entgegen kommender Ludwigshafener Van sich etwas zu weit zur Mitte der Straße hält. Ersatz gibt es erst auf der Rückfahrt in Richtung Limerick, seitdem haben wir nun einen britischen rechten Außenspiegel.

Dienstag, 10. August 2004: Rest for a day

Das wechselnde Wetter lässt für diesen Tag keine größeren Unternehmungen sinnvoll erscheinen. Julia geht dafür noch einmal reiten, wir machen einen weiteren Rundgang um Caherciveen, Carhan Lower und Upper. Ich hätte da noch ein paar wunderschöne Bilder von irischen Wolken, aber die sind hier wohl nicht so interessant … 

Mittwoch, 11. August 2004: Killarney National Park, Muckross Lake

Nachdem sich das Wetter einigermaßen bekrabbelt hat, wollen wir zum Ausgang unseres Urlaubs die See-Runde im Killarney National Park nachholen. Auch dafür bietet ‚Wandern in Irland‘ eine Tour, es ist die #7, die wir zu einem Teil gehen wollen.

Vom Parkplatz an der N71, vor dem Tunnel, geht ein Weg an den Muckross Lake, ein seitlicher Abstecher zur Old Weir Bridge, wo wir bei unserer Bootstour wegen zu niedrigem Wasserstand umsteigen mussten, lässt uns dort in dem wie ein Hexenwald aussehenden Gebiet doch länger verweilen.

 

Die Weir Bridge verbindet übrigens den Muckross Lake mit dem Upper Range, der in den Upper Lake übergeht. Zurück am Dinis Cottage danach über die Toothache Bridge um den Muckross Lake herum bis zur Brickeen Bridge. Beginnender Regen fordert die Rückkehr zum Auto.

Also lieber zurück nach Killarney zu einem Stadtbummel; kaum dort angekommen erwischt uns ein heftiger Regenschauer, wir schaffen es aber noch uns in einen Andenkenladen zu flüchten ohne viel zu kaufen. Nach Ende des Schauers bummeln wir durch die Stadt, machen noch letzte Einkäufe und genehmigen uns einen Kaffee.

Killarney ist ähnlich groß wie Tralee, aber wesentlich touristischer, wegen der Nähe zum National Park und den Bergen sowie Ross Castle und Muckross House, hat viele Einkaufsmöglichkeiten inklusive Lidl, einen grossen SuperValu und einen Tesco. Nur einen neuen Außenspiegel für’s Auto bekommen wir dort nicht, denn der nächste VW-Händler ist noch 15 Meilen entfernt. Dafür ist auf dem Weg zurück in Killorglin Puck Fair, der Ort ein einziger Rummelplatz und Flohmarkt, alle Parkplätze bis Kilometer heraus aus dem Ort belegt. So hätten wir das Music Festival in Caherciveen auch gerne gehabt, so richtig mit Remmi-Demmi.

Donnerstag, 12. August 2004: Caherciveen

Fast den ganzen Tag regnet es, wir machen noch letzte Einkäufe für unsere Rückfahrt.

Am Nachmittag wagen wir uns dann bei nachlassendem Regen noch einmal zum Rossbeigh Strand und gehen ihn fast bis zum Ende gegenüber Dingle Island, was ca. 4km Entfernung sind. Wir stoßen diesmal auf jede Menge Seeigel-Sklette, einen toten kleinen Hai, auf Unmengen von Muscheln. Und auf die Reste eines alten Schiffes, das hier mal gestrandet und halb im Sand versunken ist. Nur die Reste des Rumpfes ragen noch heraus.

Rossbeigh Strand ist wegen seiner Länge, seines schönen feinen Sandes und der Lage an der Dingle Bay ein wirklich schöner Strand. Und nicht weit von Caherciveen entfernt, ca. 15 Autominuten. Bei schönem Wetter vielleicht sogar eine Alternative zum Derrynane Strand?

Freitag, 13. August 2004: Packen, Aufräumen, Valentia Island, Finigan Bay

Unser letzter Tag in Caherciveen. Wir fangen an zu packen und das Haus aufzuräumen, bereiten den Wagen wieder vor. Einen letzten Ausflug nach Valentia Island beenden wieder die tief hängenden Wolken, wir steigen noch einmal in der Nähe des Lighthouse Cafe’s auf einen Hügel. Zurück auf dem Festland ein Blick in die Finnigan Bay, ein Treck italienischer Wohnmobile erstaunt uns. Inzwischen ist die Gegend doch vertraut, wenn wir auch viele Touren und Ausflüge noch gerne machen würden.

Die weiße Anlage rechts im Bild ist übrigens eine Sendestation der Küstenwache, die auf Valentia Island liegt. Auch ganz in der Nähe findet man den Tetrapod Path, wo ein Dinosaurier vor schon etwas längerer Zeit durch den Lehm gelaufen und seine Spuren hinterlassen hat. Dann ist noch ein Schiefersteinbruch in der Nähe, und vielleicht noch mehr. Es gäbe also auf Valentia Island noch eine Menge zu erkunden. Nächstes Mal dann besser sechs Wochen Urlaub.

Samstag, 14. August 2004: Von Caherciveen nach Dublin

Um 9:00h brechen wir auf zum ersten Teil unserer Rückreise. Die erste Pause legen wir in Castle Island ein, wo der VW-Händler uns aus Dublin einen neuen, wenn auch britischen Rückspiegel besorgt hat, den wir für Großbritannien auch dringend brauchen. Wir beschließen, zwischendurch keine größeren Unternehmungen zu machen, sondern mit den normalen Pausen bis Dublin durch zu fahren. Dass wir nun wieder in die Zivilisation zurück kehren, machen erste Staus vor und in Dublin deutlich. Wir holen noch am Hafen die Fähr-Tickets für den nächsten Morgen ab und machen dann die Jugendherberge ausfindig, in der wir uns einquartieren werden.

Diese JH liegt sehr günstig in Fußreichweite zur Innenstadt von Dublin und wenige Fahrminuten vom Hafen entfernt. Sie hat europäischen Standard, ist 24h am Tag geöffnet und wirklich akzeptabel, vergleichbar mit deutschen Herbergen. Früher war dies wohl mal ein Kloster oder so etwas, erkennbar an der kleinen Kapelle, in deren Schiff nun der Speisesaal untergebracht ist; und wo mal der Altar stand, ist jetzt die Essensausgabe. Der Beichtstuhl beinhaltet jetzt Telefonzellen, luschtig.

Den Abend verbringen wir in Dublin, streifen durch Temple Bar, geniessen wieder einen Döner, schauen uns in der O’Connell Street die Geschäfte an und landen gegen 23:00h wieder in unserem Zimmer. Wie in Jugendherbergen nicht selten, wird es nachts etwas lauter und unruhiger. Dafür hat Dublin am Tage 24°C und Sonne, wir schlafen nicht sehr gut in dem warmen Zimmer und bei dem Lärm, der bis in die Nacht anhält.

Sonntag, 15. August 2004: Von Dublin nach Holyhead und Hull

Etwas zerschlagen landen wir am Morgen um 8:30h auf unserer Fähre nach Holyhead in Wales, aber die Fähre ist kaum gebucht, geht pünktlich ab und lässt drei Stunden Zeit zum Dösen und Ausruhen. Die Rückreise war bisher nicht ohne Unruhe und ein wenig Anspannung. Wir hoffen auf mehr Ruhe bei der abendlichen Fähre Richtung Rotterdam, diesmal mit Kabinen für uns und die Kiddies.

Gegen 12:00h landen wir wieder in Wales, vor uns nun liegt der Weg quer einmal durch die Insel nach Hull. Zum Mittagessen machen wir Pause in Conwy, einem alten Städchen innerhalb einer Burganlage, eine echte Perle. Dieses Städtchen hatte ich schon mal Ende der 70er Jahre besucht, und ich erkenne vieles wieder, auch das Hotel, in dem ich damals für 25£ übernachtet hatte. Heute ist das damals einfache Hotel eine 4-Sterne-Herberge, aber es hat sich kaum etwas wirklich verändert. Wir streifen durch Conwy, versorgen uns mit Mittagessen und nehmen uns dann den Rest der Fahrt durch Nord-Wales und Yorkshire vor. Wir passieren Liverpool und Manchester und Leeds, kommen an unserer Partnerstadt Bolton knapp vorbei und erreichen passend zum Abendessen Hull. Auch Hull ist netter als von einer Hafenstadt erwartet. Etwas müde und schlaff checken wir ein, nachdem wir bei McDonald’s eine Kleinigkeit gegessen haben.

Unsere Kabinen auf der P&O Pride of Rotterdam sind geräumig, sauber und gut eingerichtet, es wird geduscht, leider ist unsere Toilette nicht in Ordnung. Wird schnell behoben und bringt uns einen Gutschein für zwei Drinks ein. Eigentlich sollten wir um 21:00h auslaufen, ich stehe aber gerade eine halbe Stunde früher unter der Dusche, da meint der Kapität, es wären alle an Board und er wolle schon etwas früher los. Schade, das Auslaufen aus einem Hafen finde ich immer sehr faszinierend. Wir landen nach dem Auslaufen, frisch geduscht, noch kurz auf dem Oberdeck um uns von der britischen Insel zu verabschieden. Danach geht es, um unseren Getränkegutschein einzulösen, in die Irish Bar. Wo wir ganz zufällig unsere Kinder wiederfinden, die sich nun endlich, gesetzlich erlaubt, auf einem holländischen Schiff in internationalen Gewässern ab 16 ein Guinness rein tun dürfen. Gegen 23:00h fallen wir müde in unsere Kojen, die Rückreise war lang und auch anstrengend, Irland, Wales, Yorkshire an einem Tag. Beim leisen Stampfen des Diesels und dem Rütteln der Schiffschrauben schlafen wir umgehend ein, und dazu dann weiter wie die Murmeltiere, bis dann …

Montag, 16. August 2004: Rotterdam, Essen, Paderborn

… um sechs Uhr in der Frühe eine Stimme über die Lautsprecher zum Frühstück ruft. Und dies auch um 6:30 noch einmal wiederholt. Hm, ja, ein wenig länger hätten wir schon gerne geschlafen.

Leider ist das mit der Buchung des Frühstücks bei AFerry daneben gegangen. Behelfen wir uns mit ein paar Croissants und Kaffee im kleinen Cafe des Schiffes, gehen um 8:00 von der Fähre, und stehen im Stau. Fast eine Stunde brauchen wir, bis wir aus dem Hafenbereich, der immerhin rund 30km Durchmesser hat, aus dem Dunstkreis von Rotterdam und auf den Weg nach Good Ol‘ Germany kommen. Zwischendurch kommt uns noch bei Gouda ein McDonald’s in die Quere, wo wir das eher karge Frühstück auf der Fähre ein wenig ergänzen können.

In Essen picken wir noch unsere Katze auf, bekommen ein typisch mütterliches Mittagessen und erreichen gegen 16:30h wieder Paderborn.

Fazit

War es ein schöner Urlaub? Ja, definitiv, auch wenn das Wetter nicht so besonders gut war und wir vom Strand nicht viel hatten. Auch hatten wir uns Caherciveen ein wenig größer vorgestellt, eher wie Exmouth damals in Devon. Im Nachhinein muss man aber sagen, dass wirklich alles vor Ort war, was man braucht. Sogar eine Zahnarztpraxis, ein Fahrradladen und eine Schnellreinigung.

Wandern in Irland setzt eine Portion Eigeninitiative voraus. Es gibt herrliche Ecken, aber sie sind nicht unbedingt dokumentiert oder ausgeschildert. Zwar fällt die Orientierung im Gelände durch die Berge und Buchten leicht, man muss sich Wege aber schon heraus arbeiten. Ausnahme Kerry Way und ein paar einzelne lokale Wanderrouten.Was haben wir nicht geschafft? Dingle Island, soll eine sehenswerte Landschaft sein. Den höchsten Berg Irlands, das Wetter war nicht gut genug. Dafür haben wir den Ring of Kerry bis auf ein paar Kilometer erledigt, in drei Wochen statt einem Tag. Valentia Island in bester Sicht, muss großartig sein, die Sicht vom Signal Tower aus. Julia wollte eigentlich noch einmal bei Burke’s in Glenbeigh reiten gehen, soll mit Caherdaniel vergleichbar sein. Ach, wir haben bestimmt noch eine Menge verpasst oder nicht gesehen.

Zum Beispiel beinahe verpasst hätten wir den O’Connell Memorial Park. Das ist ein Kleinst-Park am Ortseingang von Caherciveen von der Glenbeigh-Seite, kurz vor dem Monument, ein uriges und nettes Plätzchen mit Bänken am Carhan River, prima zum Lesen oder ein wenig herumdösen.

Doch, es war schön in Kerry. Der Wechsel Meer und Berge, die Ruhe und Gelassenheit, die immer wechselnden Ansichten und die wunderschöne Natur, das hat schon etwas. Auch war das Haus prima, und Caherciveen ein guter Ausgangspunkt für alle Aktivitäten. Wenn man jedoch zu zweit dort einen Urlaub verbringen möchte, würde ich eher den Aufenthalt splitten, drei oder vier Tage mit B&B an einem Ort bleiben und dann etwas weiter fahren. Was wir nämlich, genau so wie in Norwegen, unterschätzt hatten, waren die Fahrzeiten in Kerry. Für 25km muss man schon mal eine gute halbe Stunde einrechnen.

Die Beschränktheit bezüglich Einkaufsmöglichkeiten und Infrastruktur in den kleineren Orten wie Glenbeigh oder Waterville mag zuerst ungewohnt erscheinen. Nach der Rückkehr nach Deutschland und folgendem Einkaufsbummel in einem ostwestfälischem Oberzentrum habe ich mich allerdings gefragt, ob das Überangebot und die Unruhe bei uns irgendetwas an Lebensqualität bringen. Gerade die Gelassenheit und die Übersichtlichkeit in Caherciveen waren eher eine Erholung.

Anderes Thema: Irland, Märchen, Mythen, Marketing. Zwar hatte ich vorher Einiges in Büchern und Zeitschriften über Irland gelesen, würde das aber jetzt eher für eine Verklärung halten, oder jedenfalls einen großen Teil. Zuerst einmal ist Irland ein normales europäisches Land, wo Leute leben, arbeiten und Alltag herrscht. Es laufen demnach nicht dauernd alte Männer mit der Fiddel und dem Guinness-Glas durch die Gegend, und in den Pubs ist wohl eher der Alltag vorherrschend als dauernde Live-Musik. Und die Bezeichnung ‚Grüne Insel‘ ist nicht einfach ein Naturereignis, sondern rührt daher, dass man 95% des Waldbestandes mal abgeholzt hat, und heute mühsam neu hoch zieht.

Ich denke, dass an Irland viel verklärt oder verniedlicht wird, was mit der Realität wenig zu tun hat. In diesem Sinne sind dann unsere Familien-Urlaube viel näher an der Realität als eine einsame Wanderung mit Zelt und Rucksack. Wir müssen einkaufen, Bank-Sachen erledigen, in die Autowerkstatt, oder eben auch zum Zahnarzt, man ist näher am Alltag. Ein gutes Beispiel, wie weit diese Mythen über Irland aufgeblasen werden, ist vielleicht das Caherciveen Music Festival. Die Musik hatte nichts mit dem alten oder traditionellen Irland zu tun, und die Werbung gaukelt eine Größe und Art des Festivals vor, die in der Wirklichkeit ganz anders aussieht. Das, was ich in Büchern oder Artikeln von Irland-Begeisterten gelesen habe, halte ich für zum nicht unerheblichen Teil Phantasie und Wunschdenken. Aber gut, das mag mit mir und England nicht immer anders sein.

Nichts destotrotz ist Kerry eine wunderschöne Gegend, mit einer beeindruckenden Landschaft, freundlichen Menschen und eine wohltuende Abwechselung zu unserer Konsum- und Freizeitstress-Welt. Es gibt leider noch so viele Orte in der Welt, wo wir noch gerne hin möchten. Darum war dieser Urlaub auch sinnvoll die Wiederbesuchsliste zu ergänzen, denn ich könnte mir schon gut vorstellen, noch einmal nach Kerry, oder auch Cork zu fahren. Mal sehen.

Fare thy well …