Nach Umzug, Getriebeschaden am Auto, Corsa für den Sohnemann, diversen anderen Anschaffungen und Schicksalsschlägen, die sich in barer Münze auswirkten, gab es in diesem Jahr einen überschaubaren Urlaub. Nein, nicht Eifel oder Harz, sondern die Sächsische Schweiz südlich von Dresden im Wilden Osten der Republik war das Ziel. Noch genauer: der Malerweg, der einmal rund durch die Sächsische Schweiz und an vielen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten in dieser Gegend vorbei führt. Über den Malerweg an sich lasse ich mich nicht weiter aus, detaillierte Informationen finden sich einmal auf der ausführlichen eigenen Website oder auf der Site des Sächsischen Touristik Büros. Weitere Details in den Links.

Vorbereitungen

Verschiedene Versionen einer mehrtägigen Wanderung entlang dieses teilweise historischen Weges sind möglich, auch in unterschiedlichen Etappen und Einteilungen. Die ziemliche Härte-Version, nämlich acht Tage mit komplettem Gepack von Gasthof zu Gasthof, ist natürlich möglich, aber für Oldies wie mich nicht unbedingt bequem. Als eine erleichterte Alternative bietet sich das Angebot des Tourismus-Büros Sächsische Schweiz an, ein Pauschalangebot, das aus einer vorgebuchten Serie von Übernachtungen einschließlich Gepäcktransport zwischen den Stationen besteht (Angebot MA01). Hat den großen Vorteil, dass man nicht mit 20kg Gepäck über die Schrammsteine muss, sondern nur jeweils einen Tagesrucksack mit dem unverzichtbaren Bedarf wie Wasser und Essen dabei hat.

Der Gepäcktransport und die Buchungen der Übernachtungen erfolgen durch einen örtlichen Reiseanbieter in Sachsen. Die bis zu zwei Gepäckstücke je Person transportiert der Veranstalter von Übernachtungsort zu Übernachtungsort. Die Unterkünfte bekommt man je nach Wunsch des Streckenverlaufes und nach Verfügbarkeit von Unterkünften, diese reichen von der Hotel-Klasse bis zum dörflichen Gasthof. Anreisen muss man selbst. In unserem Fall sah der Plan wie folgt aus:

Anreise Sa, 28.6. Ankunft zum Mittag in Dresden und Tour durch die Stadt, abends Ankunft in Stadt Wehlen.
1. Etappe: So, 29.6. Pirna – Liebethaler Grund – Lohmen – Wehlen (ca. 12 km)
2. Etappe: Mo, 30.6. Wehlen – Bastei – Hockstein – Hohnstein (ca. 13,5 km)
3. Etappe: Di, 1.7. Hohnstein – Brandaussicht – Sebnitztal – Altendorf – Kirnitzschtal (ca. 16,5 km)
Pausentag Mi, 2.7. Ein Tag Auszeit, Busfahrt und Stadt-Tour Prag
4. Etappe: Do, 3.7. Kirnitzschtal – Schrammsteine – Kuhstall – Neumannmühle – Arnstein – Kleinstein – Hinterhermsdorf (ca. 21 km)
5. Etappe: Fr, 4.7. Hinterhermsdorf – Pohlshorn – Zeughaus – Gr.Winterberg – Schmilka (ca. 17 km)
6. Etappe: Sa, 5.7. Schmilka – Wolfsberg – Reinhardtsdorf – Papststein – Gohrisch (ca. 17 km)
7. Etappe: So, 6.7. Gohrisch – Pfaffenstein – Festung Königstein – Rauenstein – Wehlen (ca. 18 km)
Abreise Mo, 7.7. Heimreise

Was die Kosten betrifft waren es für uns dann neun Übernachtungen, machte 520€ pro Nase im DZ inkl. Frühstück. Denn in einem Punkt hatten wir einen Sonderwunsch: am Mittwoch wollten wir uns eine Pause gönnen und mit dem Bus nach Prag, bevor die anstrengende und längste Etappe nach Hinterhermsdorf anstand. Auch die Prag-Tour per Bus um 7:30h ab Bad Schandau ist über das Tourismus-Büro in Bad Schandau vorzubuchen, noch mal 23€ pro Person. Somit standen zwei Übernachtungen im Forsthaus im Kirnitschtal an, bevor es an die nächste Etappe ging. Die Übernachtung im Kirnitzschtal war dann etwas außerhalb von Bad Schandau gelegen, aber das Hotel ist durch die Kirnitzschtalbahn an Bad Schandau angebunden, und das bis in den Abend hinein. Details kommen dann weiter unten bei den jeweiligen Tagesbeschreibungen.

Streckenverlauf und Tour

Der Verlauf der Abschnitte dieser vorgebuchten Strecke weicht etwas von den anderweitig dokumentierten Versionen ab, indem es nicht in Pirna los geht, sondern von Wehlen. Erst von dort fährt man morgens mit der S-Bahn nach Pirna und weiter mit dem Bus in den Liebethaler Grund, so dass man nach der ersten Etappe wieder in Stadt Wehlen ankommt. Der Rest der Strecke weicht nicht mehr wesentlich vom Standard ab, lediglich die Einteilung der Streckenabschnitte. Was mit den Übernachtungsorten zusammen hängt. Nun denn … Blasenpflaster und genug Tape eingepackt und los.

Samstag, 28. Juni 2008: Anreise und Abstecher Dresden

Kommt man aus dem Ostwestfälischen über A7 und A4 in die Nähe der Sächsischen Schweiz, liegt auch Dresden quasi als Schlenker an der Strecke. Und da wir ja vor dem Abend nicht in unserer ersten Unterkunft sein mussten, bot sich ein Besuch Dresdens an. Wo wir dann auch gegen 13:00h landeten.

Der Weg in die Altstadt ist sehr gut ausgeschildert, man halte sich an die Wegweiser zum Parkhaus Altstadt oder Semperoper, dann kann eigentlich gar nix schief gehen. Parkplatzsuche gestaltete sich erfrischend einfach, hinter der Altstadt, nahe der Elbe, darf man auf einem öffentlichen Parkplatz für wenige Euronen stundenlang parken (Parkplatz Ziegelstraße, etwas davor links liegt die Altstadt). Alternativen sind die Parkhäuser. Auch die waren nicht sehr belegt, sind nur zum Teil etwas schwieriger zu finden.

Dann stapft man los und stellt fest, dass die Dresdener Altstadt mit ihren Attraktionen Zwinger, Frauenkirche usw. eher übersichtlich ist. Alle diese Punkte lliegen nur wenige Fußminuten auseinander, selbst ein Rundgang um die Altstadt ist keine Herausforderung für Couch Potatoes. Vorgenommen und gemacht haben wir eine Führung durch die Semperoper, mit einem etwas überdrehten Führer, aber immer noch interessant, eine Besichtigung der Frauenkirche (leider ohne Führung), Gang am Zwinger vorbei und noch an den diversen Orten vorbeizuschauen. Das Touri-Büro, wo es auf Nachfrage einen einfachen Stadtplan gibt (heißt: er liegt nicht einfach so aus, bekommt man aber kostenlos), liegt am Neumarkt, nahe dem Stadt-Museum, also nicht direkt mittig in der Altstadt. Ansonsten wie üblich das Kurven durch schmale Gässchen, genug Dinge zu sehen.

Dresden hat in der Altstadt noch viele kleine Geschäfte, Lädchen und Antiquariate, das ist schön. Auch noch Reste der untergegangenen real existierenden Sozialismus‘ sind zu finden. Muss man dann für sich selbst entscheiden, wie viel Pflastertreten man übersteht, ob man in eines der vielen Museen möchte. Die Führung durch die Semperoper ist aber empfehlenswert und mit reichlich Details und Anekdoten versehen. Halt nur möglichst einen Bogen um den Herrn mit dem gutgelaunten Namen machen. Der kann nach wenigen Minuten etwas nerven.

 

 

 

Genug der Stadt, am frühen Abend weiter auf der B172, durch Pirna auf die gegenüberliegende Elbe-Seite, und über Dorf Wehlen zum Strand-Hotel in Stadt Wehlen, direkt an der Elbe.

 

Wehlen ist ein kleines, aber gepflegtes und nettes Dörfchen mit einigen Cafes und Gaststätten, direkt an der Elbe gelegen. Parken kann man nur auf dem großen Parkplatz an der Elbe, macht einen Euro pro Tag. Dann ein paar Schritte bis zum Marktplatz vor der Kirche, wo auch das Hotel liegt. Wir sind nicht im Haupthaus untergebracht, sondern im gegenüberliegenden Gästehaus; Frühstück und alles Andere gibt es aber im Hotel. Trotzdem guter Standard, freundliche und flotte Bedienung, gute Atmosphäre, netter Chef, der immer für Fragen und einen kleinen Talk zur Verfügung stand (das Hotel bietet übrigens auch Pauschalbuchungen an, Stadt Wehlen ist ein guter Standort für Ausflüge in die Gegend).

Das Restaurant ist geräumig und gemütlich, das Essen gut bis sehr gut. Ist das Wetter passend, kann man schön auf der Terasse im 1. Stock sitzen und die Elbe beim Fließen beobachten. Mit Blick auf den Lilienstein und die äußere Bastei, in der Ferne grüßen schon die Schrammsteine. Die Geschichte dieses Hauses ist lang und interessant, einen Blick in den Gästeführer auf dem Zimmer werfen.

Diese Unterkunft ist schon mal ein guter Start, was die Unterbringung angeht, kann so bleiben.

Noch einen Spaziergang entlang der Elbe, ein frischer Salat und ein Matjes-Portiönchen im Hotel, ein bis drei Gläser vom wenig bekannten und eher lokalen, aber ausgezeichneten sächsichen Wein und der Tag war ein angenehmer Beginn dieses Urlaubes. Weniger die Kiddie-Horde, die in der Nacht vor unserem Fenster eine Paardy veranstaltete und sich wohl für die Abreise aus dem Jugendhaus gegenüber warm machte. War aber ein Einzelfall, sonst war es iin Wehlen sehr ruhig. Trotz EM-Endspieles. Oder gerade wegen.

Sonntag, 29. Juni 2008: Etappe 1 von Wehlen über Pirna zurück nach Wehlen

Die meisten Beschreibungen des Malerweges beginnen in Pirna, von wo aus der Linienbus G/L vom dortigen S-Bahnhof in den Liebethaler Grund geht. Da wir schon in Wehlen sind, fahren wir mit der kleinen Fähre direkt am Strand-Hotel über die Elbe, dort nehmen wir die S-Bahn bis Pirna (geht alle 30 Minuten) und wechseln dann am Bahnhof sofort in den Bus G/L. Nach einigen Stationen ist man am Beginn des Weges, die ersten Schilder für den Malerweg sind dort zu finden. Überhaupt ist die Ausschilderung des Weges ausgezeichnet, nur manchmal fehlen Schilder, weil Blödmänner sie abmontiert haben. Mit einer Karte oder der mehrblätterigen Beschreibung des Malerweges kann man sich aber auch in solchen Fällen orientieren. Es sei denn, man ist gerade mit Quatschen beschäftigt und übersieht Schilder, weil sie nicht immer sofort in’s Auge fallen, denn die Wegführung ist nicht immer mit anderen Wanderwegen deckungsgleich. So kann man das kleine, einzelne Schild schon mal übersehen.

Generell ist aber, bei etwas Aufmerksamkeit und Nachdenken, wenig falsch zu machen.

Hier im Liebethaler Grund sehen wir auch die Gruppe Niederländer zum ersten Mal, die wir in den nächsten Tagen immer wieder bei unseren oder ihren Pausen treffen. Überhaupt ist der Weg belebt, im Herbst zur Hauptwanderzeit kann wohl noch viel mehr los sein.

Der Weg beginnt lieblich und, wie der Name sagt, in einem Bachtal durch Wald. Das Wetter ist heute optimal, die Sonne scheint durch die Bäume und hinterlässt ein wunderbares Lichtspiel auf dem dicht bewachsenen Boden. Richard Wagner grüßt als Denkmal von einem hohen Sockel, man passiert die Reste der Lochmühle und kommt wenig später zur Daubemühle (Einkehrmöglichkeit und erste Stempelstelle). Flacher Wegverlauf, ein schöner Waldweg eben.

Es folgt der Anstieg nach Mühlsdorf, wo es durch den kleinen Ort und über Felder zurück in den Wald geht (am Koordinatenstein 51°N 14°O vorbei). Bis nach Lohmen ist wieder Feldweg angesagt, weiter zum Uttewalder Felsentor, das durch herabgefallene Steine in der Schlucht gebildet wurde.

Highlight kurz vor Ende der Etappe: die Teufelsschlüchte, der Weg geht kurz hinter der Gaststätte steil rechts ab. Die Teufelsschlüchte sind ein enger und teils von Felsen überdachter Pfad, auf dem es zur Heringshöhle geht, eine kleine Höhle, die ich aber mangels Taschenlampe nur am Anfang erkunden kann.

Auf diesem Pad muss man klettern und steigen, sich unter Felsen hindurch zwängen, festes Schuhwerk ist Muss. Zuletzt kommt man wieder auf den Rundweg zurück und weiter zurück zum Malerweg. Diesen Abstecher sollte man sich nicht entgehen lassen, solche Natur sieht man selten, ein kleines Abenteuer gerade für nicht zu junge Kinder.

Asphaltweg führt nun hinunter nach Stadt Wehlen, noch über die ehemalige Burgruine und steil nach Wehlen herunter. Von der Ruine aus hat man noch einmal einen schönen Blick auf Wehlen und auf die Elbe.

Diese erste Etappe passt super. Einerseits kann man checken, wie viel Kondition und Steigefähigkeit denn überhaupt noch übrig sind, andererseits kann man sich ein wenig einlaufen und Material wie Schuhe und Rucksack testen, eben ein nicht zu schwerer und auch nicht zu leichter Weg für den ersten Tag.

Zurück in Wehlen, Vorbereitung des endgültigen Startes ohne Auto in Richtung Bastei.

Wat mutt dat mutt

Macht es wirklich Spaß weit über 100km zu laufen? Wenn auch in Etappen? War ich erst nicht sicher, obwohl ich gerne und oft per pedes unterwegs bin. Bekommt man nicht spätestens am dritten die Tag die Krise, möchte seine Wanderbegleitung beim kleinsten falschen Wort erwürgen und verfällt in irgendeiner Klamm in Depressionen?

Nichts von alledem traf ein, jedenfalls nicht in irrationaler Weise. Einmal ist der Malerweg so vielfältig und so abwechselungsreich, dass wirkliche Langeweile nicht aufkommt. Nun hat der liebe Gott die Sehenswürdigkeiten ohne Absprache mit der Tourismus-Behörde plaziert, man muss also schon mal ein paar Kilometer einfach „Strecke machen“, bis wieder ein Highlight kommt. Aber selbst Waldweg kann sein: breiter und offener Mischwald, urwaldartige Varianten, Gründe (Schluchten mit Bächen) bis zur engen, dunklen Klamm. Urplötzlich muss man wieder 300 Stufen steigen oder 500 herabgehen, es kommt ein kleines Örtchen oder eine alte Mühle. Dann trifft man wieder Leute, denen man schon mal auf dem Weg begegnet ist, kommt in’s Gespräch. Eine Gaststätte oder Hütte macht Appetit auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen, kleine Verschnaufpause, weiter. Spätestens am dritten Tag macht es Spaß, man ist eingelaufen und harrt der nächsten Überraschung. Nach den schwereren Strecken ist man abends am Blech, lässt sich entspannt zu einem Viertel Grauburgunder aus Meißen auf der Hotel-Terasse nieder, jedoch am nächsten Morgen setzt beinahe eine Sucht nach Bewegung ein. Man möchte weiter, es ist als habe man Blut geleckt, möchte entdecken, sehen, vorankommen.

Aaaaaaber … nicht unterschätzen sollte man, dass es eine gehörige Strecke ist, die 300 steilen Stufen aufsteigen sind keine Erfindung, ein wenig Schwindelfreiheit ist für die Schrammsteine notwendig. Auch etwas Trittsicherheit und eine Basisausstattung an Kondition. Vernünftiges Material wie Trekkingschuhe mit Gripp-Sohlen und ausreichender Regenschutz sollten selbstverständlich vorhanden sein, und zwar eingelaufene Schuhe, nicht erst gerade neu gekaufte, die dann nach 10km anfangen zu scheuern oder zu drücken. Rücksäcke ohne Rückenpolster und Iso-Netz sind für den City-Gang nett, auf einer 7-Stunden-Etappe bei 30°C können sie zur Qual werden. Im Juli 2008 hatten wir vereinzelt satte 30°C Lufttemperatur, da war das T-Shirt schon mal komplett nass. Unter 2 Litern Nachschub an Flüssigkeit am Tag geht dann gar nix mehr. Tape dabei, Pflaster, Bepanthen? Der Malerweg ist kein Aufstieg auf den Mount Everest, es ist aber auch kein Nachmittags-Spaziergang.

Hat man gutes Material, Ausdauer und Freude an der Natur, an Bewegung und an Weite, dann wird die Strecke zum Erlebnis von bleibendem Wert, etwas was man eben so nur einige wenige Male in seinem Leben macht. Dann machen fast 120km zu Fuß so richtig Spaß.

Montag, 30. Juni 2008: Etappe 2 von Wehlen über die Bastei nach Hohnstein

Die letzte Nacht war nun ruhig, am Morgen noch einige Brötchen für den Mittag gekauft, Wetter prima, und es geht an die zweite Etappe, die nun nicht mehr als leicht, sondern als mittel eingestuft ist. Diesmal statt 11km gut 13km, als Gehzeit gibt die Übersicht fünf Stunden an.

Zum Glück ist der Morgen noch kühl und frisch, denn von Stadt Wehlen bis zur Bastei sind 200 Höhenmeter bis zum Steinernen Tisch steil, dann weniger steil bis zum Etappenziel Basteibrücke zu bewältigen. Die Reisebusse und Turnschuh-Touristen, das Dreisterne-Hotel und die Schulklassen ignorieren wir und gehen direkt zur Basteibrücke weiter. Man kann noch drei Male herkommern und es ist immer noch ein phänomenaler Anblick, diese steilen Felsen mit der Brücke dazwischen.

Von der Bastei geht der Abstieg in Richtung Rathen, aber nicht in den Ort, sondern am Amselsee vorbei (wem die Paddelei auf dem Tümpel Spaß macht, kann’s ja tun) in Richtung Amselfall.

Da wir gerade erst abgestiegen sind, dürfen wir jetzt wieder hoch bis zum Hockstein, der fast wieder auf gleicher Höhe liegt wie die Bastei. Dazwischen kommt noch der Amselfall, bei aktueller Trockenheit zu vernachlässigen, aber hier ist eine größere Gaststätte, falls sich der kleine Hunger doch schon meldet. Oder der Koffein-Bedarf. Ach ja, eine Nationalpark-Infostelle ist dort auch. Also schon ein denkbarer Pausenort. Aber wir sind noch frisch und steigen weiter.

Von der früheren Felsenburg Hockstein ist kaum noch etwas zu erkennen, aber man schaut nett in das Polenztal hinunter und hat mal wieder einen Aussichtspunkt erreicht, von wo man nun auch schon Hohnstein sehen kann. Durch eine enge, aber sehenswerte Schlucht, die Wolfsschlucht, geht es in das Polenztal hinab, die Teufelsbrücke liegt auch noch dazwischen. Im Polenztal angekommen ist es Zeit für einen Kaffee und eine Donauwelle, wie inzwischen gewohnt zu sehr zivilen Preisen, und bei dem gutem Wetter sitzt man natürlich draußen auf der netten Terasse dieses größeren Gasthofes. Ein kleineres Highlight kommt nun in Form des Schindergrabens, den man nach Hohnsteig hinauf geht. Aus irgendeinem Grund ist es hier feucht und warm, so dass sich eine sehr vielfältige Vegetation entwickelt hat, mit unzähligen Farnen und Moosen und dem plätschernden Bach dazu. Fast ein bisschen tropisch mutet dieser Abschnitt an. Und da wir gerade so schön im Trott sind, gehen wir auch den Malerweg weiter anstatt nach links Richtung Burg Hohenstein und Dorf abzubiegen. So sehen wir schon mal den
Weg für morgen zu einigen hundert Metern.

 

 

Hohnstein ist ein mittelgroßer Ort mit Gaststätten, einem kleinen Lebensmittelladen und sogar einem Sportgeschäft. Der Ort ist quasi in die ansteigenden Felsen gegossen, ist gepflegt und übersichtlich. Hier wartet auf uns das Hotel ambiente, ganz am westlichen Ende von Hohnstein gelegen, zu dem es wie üblich steil bergauf geht. Das Hotel ist viersternig, ein Wellness-Hotel, modern und nüchtern, obwohl die Geschichte der Mauern bis an den Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zurück geht. Bilder in den Fluren erinnern an gute und weniger gute Zeiten des Gebäudes, dessen Alter nicht mehr zu erkennen ist. Abendessen im Restaurant des Hotels, noch immer herrliches Wetter, Schicht.

Die zweite Etappe hat mit den Steigungen, zur Bastei und zum Hockstein, schon etwas mehr Anspruch. Die letzten Meter zum Hotel spürt man dann schon etwas heftiger als den morgentlichen Anstieg zur Bastei, aber immerhin erwartet uns eine nette und komfortable Unterkunft. Wieder motivierend ist die Vielfältigkeit, Kernpunkte die Basteibrücke, ein wenig auch der Hockstein, in jedem Fall der Schindergraben. Hoffen auf bleibendes gutes Wetter, heute war es manchmal schon fast etwas zu warm.

Dienstag, 1. Juli 2008: Etappe 3 von Hohnstein in das Kirnitzschtal

Das Hotel wird seinem Anspruch gerecht, das Frühstück ist ausgezeichnet, mit viel frischem Obst und reichlich Auswahl. Das beste Frühstück der Tour. Erst zu spät wird uns klar, dass man auch auf der Terasse frühstücken konnte, denn das Wetter bleibt uns gesonnen, die Sonne scheint, es sollte wieder ein warmer, sonniger Tag werden. Die Etappe 3 liegt für diesen Tag vor uns, Streckenangaben fast 17km, Grad mittel. Wie üblich sind wir gegen 9:30h wieder auf den Socken. Ausgeschlafen, abgefüttert und motiviert.

Im Ort holen wir uns noch im kleinen Laden ein paar selbst eingelegte Gurken, Brötchen und gehen zurück zum Malerweg.

Den ersten Abschnitt hatten wir gestern schon, und dort auch in einer kleinen Schlucht die Gautschgrotte gefunden, ein weiterer Mini-Abstecher. Der erste Teil des Weges ist diesmal ein wenig Laufen per se, den Räumichtweg entlang bis zur Brandstraße Richtung Brandaussicht. Schon wieder eine Aussicht? Na gut, man kann ja mal vorbeischauen. Ist man nun so einige Zeit vor sich hin gelaufen, tritt ein gewisser Automatismus des Wanderns auf, eben Strecke machen.

Fast unerwartet in seinem Trott kommt man nun zur Brandaussicht, die ich im Nachhinein als zweites unverzichtbares Besuchsziel der Sächsischen Schweiz nach den Schrammsteinen eingruppieren würde. Diese Brandaussicht ist ein hoher Fels, von dem aus man einen Überblick über den größten Teil der Gegend hat, links beginnend mit den Schrammsteinen, rechts endend mit Lilienstein und Festung Königsstein.

Damit nicht genug ist diese Aussicht auch eine Gaststätte, in der man nett am Geländer des Felsrandes sitzen und sich an der großartigen Aussicht erfreuen kann. Es fällt schwer, den Platz zu verlassen, der Kaffee wird in die Länge gezogen, zum Essen ist es noch zu früh. Eine Schüssel Linsensuppe kostet hier übrigens 3,95€, eine Portion Nudeln mit Spinat-Tomaten-Sauce 4,20€, ein Cappuccino 1,40€, trotz der exponierten Lage Preise, die in Ordnung gehen. Eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es hier übrigens auch.

Wir raffen uns wieder auf, steigen die 500 Stufen in den Tiefen Grund herunter, gehen ein Stück (ruhige) Straße und steigen wieder 300 Stufen (laut unseren Niederländern) nach Waitzdorf auf. Der Schweiß sorgt für ein nasses T-Shirt, es ist heiß geworden zum Mittag hin. Waitzdorf ist wieder ein kleiner Ort, kaum Infrastruktur, aber wir sind ja aus Hohnstein gut versorgt los gegangen. Erst über den Mühlweg, dann durch den wieder interessanten Kohlichtgraben geht es abwärts in das Sebnitztal.

Kohlmühle hat wohl mal bessere Zeiten gehabt, die Kohlmühle scheint weitgehend stillgelegt zu sein, der Ort wirkt etwas verloddert und wenig attraktiv. Also durch in das Sebnitztal und an der Semmeringbahn, heute durch DB-Betrieb genutzt, an der Sebnitz entlang. Diese Art von Weg hatten wir noch nicht, es ist ein breites Tal, mit kleinen Feldern und kleinen Wäldchen. Das Tal wird verlassen, um über eine Hügelkette hinauf in das Dörfchen Altendorf zu kommen. Die Sonne brennt inzwischen recht gut, langsam geht es über Felder mit Obstbäumen am Wegesrand aufwärts bis nach Altendorf hinein. Von wo aus man direkt zu den Schrammsteinen hinüber sieht.

Normalerweise wäre hier unsere nächste Unterkunft, wir aber haben andere Pläne und gehen von Altendorf weiter in das Kirnitzschtal, wo das Hotel Forsthaus auf uns wartet. Stufen sollen uns auch heute nicht erspart bleiben, die Dorfbachklamm ist mit Steinen und Stiegen ein steiler Abstieg bis zur Ostrauer Mühle nahe Bad Schandau. Geschafft. Nun wären es noch einige wenige Kilometer das Kirnitzschtal hinauf bis zum Hotel. Wäre da nicht genau an der Ostrauer Mühle eine Haltestelle der Kirnitzschtalbahn, einer alten Straßenbahn, die immer noch von Schandau bis zum Lichtenhainer Wasserfall regelmäßig verkehrt. Zwei Haltestellen und wir sind im Hotel, einem ehemaligen Forsthaus, sehr schön hergerichtet, gemütlich und wieder mit einer großen Terasse zum Essen und Flüssigkeit nachtanken. Und nicht nur das, hinter und neben dem Hotel sind noch eine kleine Raucher-Terasse und eine Liegeweise zu finden, wo ich einige handgewaschene Sachen zum Trocknen auf den hölzernen Liegen hinterlasse. Wetter soll ja so bleiben.

Die in weiser Voraussicht gekauften Tageskarten der Kirnitzschtalbahn ermöglichen einen Abstecher nach Bad Schandau, die Wahl des Abendessens fällt heute auf italienisch. Mario Gelato heißt der Italiener in der Kirchstraße im Zentrum von Bad Schandau, sehr empfehlenswert, nicht nur gutes Essen, sondern auch liebevoll serviert.

Ein letzter Spaziergang durch Schandau, Elbeufer, Kirche, Erlebnisbad Toskana-Therme, der Personenaufzug nach Ostrau, zurück mit der Straßenbahn zum Forsthaus. Heute mal sächsischen Weißburgunder oder lieber Landwein? Der Landwein ist deutlich trockener und fruchtiger. Der muss noch mit nach Hause.

Etappe Nummero 3 war heute eine Menge Strecke, die Brandaussicht aber ein unvergessliches Erlebnis. Trotzdem nicht langweilig, wiederum mit viel Variabilität. Faszinierend ist die Summe an unterschiedlichen Eindrücken und Sichten, die man erst nach und nach verarbeitet, selbst das Durchqueren etwas verlotterter Orte bekommt einen ganz neuen Geschmack. Man ist sich eigentlich sonst gar nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Umgebungen es gibt, wie sie sich auch in Licht, in Gerüchen und in Akustik unterscheiden, wie vielfältig Gegend sein kann.

Morgen dann noch mal eine andere Sicht von Gegend …

Gaststätten und Service

Der Osten unserer Republik leidet noch immer unter dem Ruf, dass Service und Flexibilität eher wenig bekannte Qualitäten seien. Diesen Ruf kann ich überhaupt nicht bestätigen, im Gegenteil: guter und fixer Service, ob auf einer Hütte an der Brandaussicht oder im Drei-Sterne-Hotel. Insgesamt habe ich die Sachsen als sehr freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt, oft sogar viel netter als eine Menge Wessis.

In Sachsen scheint man durchweg gut essen zu können, wenigstens als Tier-Vertilger. Das Angebot ist breit und vielfältig, die Qualität gut bis sehr gut. Vegetarier werden dagegen nicht ganz so gut berücksichtigt, aber auch Salate, Nudelgerichte oder Backkartoffeln sind häufig zu bekommen. Nur wenige deutsche Lokalitäten, wie Annas Hof in Gohrisch, haben einen ausgeprägtes Angebot an vegetarischen Speisen jenseits von Salata und Nudeln in der Speisekarte. Bleiben aber auch noch in den größeren Orten Italiener und Asiaten in der Auswahl. Sehr zu empfehlen: „Mario Gelato“ in der Kirchstraße in Bad Schandau: gutes Essen für alle, neapolitanische Pizza und sehr leckere Salate; „Annas“ Hof in Kurort Gorisch: enorme Auswahl an Nicht-Standards; „Zur Hoffnung“ in Hinterhermsdorf: begrenztes Angebot, aber frisch und hausgemacht. Wr haben nicht einmal schlecht gegessen in der Sächsischen Schweiz.

Blieben noch die Preise. Erfreulich ist, dass man zwischen Pirna und Schmilka noch zu Konditionen essen gehen kann, die als fair und akzeptabel zu bezeichnen sind. Auch in den besseren Restaurants liegen kleinere Salatteller für ein Abendessen selten deutlich über 4€, auf den Hütten ist im Bereich bis 6€ schon ein sättigendes Mittagessen zu finden, und der Cappuccino für 1,20€ (sic!) war sogar fast der beste, und das in fast 400m über NN. Das Angebot in den kleineren Gaststätten längst des Malerweges ist also mehr als ausreichend, der Abstand zwischen Essgelegenheiten in der Regel im Toleranzbereich des üblichen Kalorienbedarfs. In den größeren Orten wie Wehlen oder Schandau kommen noch Cafés und Bistros dazu, die immer auch kleinere warme Mahlzeiten für Wanderer bieten. Und da die Gaststättendichte immer proportional zur Anzahl Wanderer ist, wird sich für den Malerweg diese Situation nicht verschlechtern.Viereinhalb von fünf möglichen Hefeknödeln.

Mittwoch, 2. Juli 2008: P wie Pause, P wie Prag

Über die Touristik-Info in Bad Schandau kann für Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag eine Busfahrt nach Prag buchen, was wir schon im Vorfeld getan haben. Um 7:30h geht es vom Elbkai los, die Kirnitzschtalbahn fährt um diese Uhrzeit noch nicht, ein schon am Vorabend vom Hotel bestelltes Taxi dient als Ersatz. Zum Frühstück muss ein Lunchpaket aus dem Hotel reichen.

Keine zwei Stunden später ist man mitten in Prag, es gibt eine kleine Führung durch den Veitsdom und durch die Burg, durch die Altstadt und über die Karlsbrücke kommen wir in die Stadt und setzen uns ab. Kirchen, Gassen, eine Pizza am Rathausplatz, Buchläden und ein Blick in die Einkaufszone.

Eine Kassiererin im Tesco versteht nicht, dass ich in Euro zahlen möchte. Einen zur Verdeutlichung gezeigten 50€-Schein reißt sie mir strahlend aus der Hand und ich bekomme über 1000 Kronen als Wechselgeld zurück. Das war so nicht gedacht.

Wer also meint, dass in der Filiale eines britischen Unternehmens auch immer English verstanden wird, liegt daneben.

In der Mittagszeit ist die Temperatur auf 35°C angestiegen, wir sind müde und lassen uns in einem Café an der Moldau nieder, Rückfahrt ist um 16:30h, letztes Einkaufen im zoll- und steuerfreien Travel Free zwischen den tcheschen Hřensko und dem deutschen Schmilka. Prag ist mehr oder minder ein übliches Stadt-Programm, aber Prag ist und bleibt sehenswert, gern hätten wir mehr Zeit für Dom und Burg gehabt, wo übrigens nun aller Eintritt frei ist, und alle Teile des Doms ohne Zahlung besichtigt werden können. Bei einem solchen Kurzbesuch muss vieles ungesehen bleiben wie der jüdische Friedhof, die Schlösser und Villen, und natürlich auch die Jazz-Clubs am Abend. So gesehen ist ein Ein-Tages-Besuch in Prag nicht Fisch und nicht Fleisch, ist doch Prag größer als Einwohnerzahl und Anblick erwarten lassen.

Zurück in Bad Schandau, Einkaufen im REWE für den nächsten Tag, die erste schwere Etappe der Tour steht uns für morgen bevor. Gespannt sind wir schon, noch einmal kräftig ausschlafen. Noch ein letztes Mal Straßenbahn-Fahren. Der letzte Abend im gemütlichen, beschaulichen Forsthaus.

Donnerstag, 3. Juli 2008: Etappe 4 vom Kirnitzschtal zur Neumannmühle/Hinterhermsdorf

Gutes Frühstück, Wetter noch immer gut, ausgeschlafen. Laut Karte stehen uns heute 17km in der Kategorie schwer bevor.

Anstatt über den Flößersteig zurück zur Ostrauer Mühle zu gehen und dort wieder auf den Malerweg zu gelangen, gehen wir am Forsthaus direkt gegenüber die Talwand Richtung Wildwiese hinauf zu den Schrammsteinen, dem ersten Etappenziel und der ersten Sehenswürdigkeit für heute. Unser Weg führt uns ebenfalls, wie auch der Malerweg, auf den Wenzelweg, von wo der Elbleitenweg zu den Schrammsteinen abgeht.

Man könnte nun an den Schrammsteinen entlang wandern, ein unverzichtbarer Abstecher ist aber der Aufstieg zur Schrammsteinaussicht. Dies geht entweder über normalen Wanderweg, oder besser latürnich, und zehn Mal interessanter, über den Wildschützensteig, der aus einer Reihe von Steigen und Leitern besteht. Um ein paar weitere Leitern kommt man eh nicht herum um auf die Schrammsteinaussicht zu gelangen. Dann steht man auf den Spitzen der Felsen, mit einer umwerfenden Aussicht über fast die gesamte Sächsische und Böhmische Schweiz!

 

Tatsächlich scheint die Zeit der Klassenfahrten ausgebrochen zu sein, aber warum man nach der Kraxelei nichts Besseres zu tun hat als auf einem Stein zu sitzen und zu telefonieren erschließt sich mir nicht wirklich. Kiddies.

Wieder herunter von der Aussicht geht der Weg weiter durch das große Schrammtor zum Schrammsteingratweg. Und der Name ist Programm: auf den Gipfeln der Steine wandelt man mal über schmalen Grat, dann wieder geht es Trepp runter und wieder rauf. Ehe man sich versieht ist man auf dem Unteren Affensteinweg. Zwar ist jetzt wieder etwas mehr Strecke angesagt, schaut man aber mal genauer links und rechts, türmen sich da schon mächtige Felsen auf; und verlässt man den Hauptweg mal für einen Moment und geht kleine, abgehende Seitenwege hinein, sieht man erst wie hoch man doch ist, und wie tief es noch herunter geht. Abstand halten von den Felskanten ist ratsam.

Dann doch wieder Treppen, musste ja kommen. Über einen Teil des Dietrichsgrund kommt man in das Kirnitzschtal zurück, landet am Beuthenfall, dann noch ein Stückchen parallel zur Straße und man erreicht den Lichtenhainer Wasserfall. Endpunkt der Kirnitzschtalbahn, Gasthäuser und Buswendestelle. Der Wasserfall? Ist künstlich. Jede halbe Stunde zieht jemand an der Klokette und etwas aufgestautes Wasser kommt herunter. Nun ja, nett. Dafür auch der wahrscheinlich teuerste Cappuccino in der ganzen Gegend.

Ca. 20 Minuten Aufstieg bringen uns zum Kuhstall, einem großen Felsentor mit … noch mal Aussicht. Hinter dem Kuhstall ist in einer Felspalte die Himmelsleiter zu finden, dickliche Zeitgenossen werden wohl steckenbleiben, ansonsten ist man oben auf dem Felsen. Aussicht.

Was liegt noch da in der Ecke? Das Schneiderloch. Eine kleine Höhle im abstürzenden Felsen, man krabbelt in eine kleine Höhle hinein und an Fußstützen in das Loch. Sollte man sich auch nicht ersparen, sind nur einige wenige Minuten bis dorthin. Der Haussteig führt zum Kuhstall in die Ferkelschlüchte, gerade noch Waldweg, nun wieder eine Art Klamm, weiter zur Felsenmühle ( Gasthaus), oberhalb der Straße geht der Weg weiter zur Neumannmühle (ein noch netteres Gasthaus). Ein halber Liter Apfelschorle läuft so herunter, es war wieder mächtig heiß heute.

 

Hier würde die Etappe normalerweise enden, doch haben wir Unterkunft in Hinterhermsdorf. Einige Kilometer gehen wir an der Straße entlang, bis der nahende Bus uns erlöst und nach Hinterhermsdorf befördert. Hatten wir gestern abend noch eine ganze Straßenbahn für uns allein, ist es heute ein ganzer Bus.

Hinterhermsdorf ist ein gar nicht so kleiner Ort, immer noch Dorf, aber wenigstens gibt es einen Bäcker und einen Dorfladen, unsere Vorräte sind erschöpft. Morgen früh also erst einkaufen. Schlafen tun wir heute im Gasthof Zur Hoffnung, nettes Zimmer, sauber und freundlich, für den alten Kasten doch modern und komfortabel. Essen kann man dort auch, für den Salat mit der hausgemachten Kräuter-Joghurt-Sauce vergebe ich das Prädikat „sehr empfehlenswert“, die gebackenen Champignons sind auch einen Versuch wert.

Bisher die sicher anspruchsvollste Strecke in Länge und Steigung. Für uns waren es ca. 20km bis zur Unterkunft bzw. Bushaltestelle. Bei den heutigen Temperaturen schweißtreibend und einen gesunden Schlaf sichernd. Dafür aber eben mit den Schrammsteinen, dem Kuhstall und der Himmelsleiter und wieder einer ständig wechselnden Umgebung. Und vielen Aussichten auf das Elbsandstein-Gebirge. Schön war’s.

Allerdings fängt es am Abend an zu regnen, erst leicht …

Freitag, 4. Juli 2008: Etappe 5 von der Neumannmühle nach Schmilka Tchechien, Prebischtor

… dann am Morgen heftig. Zu heftig für Wandern. Was tun? Wir nehmen den Bus nach Bad Schandau und weiter nach Schmilka, dem eigentlichen Etappenziel. Einchecken in der Pension Rauschenstein, die ausnahmsweise direkt am Malerweg liegt. Super Zimmer, riesengroß, sehr geschmackvoll eingerichtet, großes Badezimmer. Klasse. Zu Essen haben wir nichts immer noch nichts, aber da der Regen nachgelassen hat, suchen wir einen Markt, finden aber keinen. Gasthäuser ja, Läden nein. Mal über die Grenze machen und in Hrensko nachsehen, dem tchechischen Grenzort. Ein Vietnamesenmarkt, viel Klüngel und nachgemachte Zaretten und Klamotten. Kein wie erwarteter Supermarkt, kein einladendes Restaurant. Gut, da wir aber schon hier sind, warum nicht rauf zum Prebischtor, eh als größtes europäisches Felsentor eine Sehenswürdigkeit, und ein Gasthaus ist da auch. Also durch Hřensko durch an der Straße entlang und noch eine Dreiviertelstunde Anstieg. Aus dem Regen ist mittlerweile wieder passables Wetter geworden.

Das Prebischtor sollte eigentlich zum Malerweg dazu gehören. Das war beim damals historischen Malerweg auch so, er endete hier. Mit der Grenze und dem dazwischenliegenden Naturschutzgebiet ging das nicht mehr. Das Prebischtor sollte man gesehen haben, da ist wenig zu beschreiben. Höchstens die satte Portion Knödel mit Obst für kleines Geld in diesem knuffigen Gasthaus am Tor, zwar für ein Mittagessen etwas süß, aber typisch böhmisch. Man kann schon einige Zeit dort verbringen. Also wenn es sich anbietet: machen, das Prebischtor ist absolut sehenswert.

Nun wieder den gleichen Weg zurück?

Nee, wir gehen den Gabrielensteig herunter nach Mezni Louka, unter überhängenden Felsen hindurch, mit Höhlen und Aussichtspunkten, dann weiter nach Mezna. Denn wir wollen nun mit dem Kahn durch die Edmundsklamm zurück nach Hřensko. Noch eine kleine Pause in einem Gasthof, dann steigen wir die vielen Treppen in die Edmundsklamm herab. Etwas ruhig kommt es mir schon vor. Erst am letzten Tor vor der Kahn-Station wird klar warum: die Kähne fahren jetzt um sechs schon nicht mehr.

Also den Weg wieder zurück, die ganzen Stufen nach Mezna wieder hoch. Noch einige Kilometer durch Mezna und den Wald wieder zum Ausgangspunkt Hřensko zurück, noch ein paar Kilometer, bis wir wieder in Schmilka sind. Und wir sind Fix und Foxy, es war doch eine ziemliche Strecke, inklusive unfreiwilliger Klammbesteigung. Die Oberschenkelmuskeln melden sich schmerzend.

In Schmilka lassen wir uns im Restaurant des Hotels Helvetia nieder (zu dem das Rauschenstein gehört) und schaffen nur noch eine Tomatensuppe. Es ist inzwischen nach halb neun abends, vor elf sind wir heute morgen losgegangen. Apfelschorle bis zum Abwinken, bloß in’s Bett.

Verglichen mit der eigentlichen heutigen Route des Malerweges haben noch gut einen drauf gelegt. Zwar war dieser Abstecher so nicht geplant, aber toll war er schon. Nur sollte man vorher checken, ob die Kähne in der Edmundsklamm noch fahren, sonst wird es deftig.

Der Malerweg und die Selbstversorgung

Für gewöhlich ist es hilfreich sich für das Mittagessen mit Brötchen, Dosenfisch, Gemüse/Obst oder sonstigem haltbarem Essen einzudecken und sich ein gemütliches Plätzchen für die ‚Rucksack-Mahlzeit‘ (©Uwe Bröker) zu suchen. Vorteil: man ist erlöst vom Auffinden von Gaststätten (die immer dann kommen, wenn man sie eben nicht braucht, sonst aber fehlen), spart auch noch etwas Geld und hat eben nur soviel im Bauch, wie man braucht. Und das, was man mag, für Vegetarier und Veganer auch noch ein Argument. Voraussetzung ist aber, dass man abends oder morgens beim Start einen Supermarkt und/oder eine Bäckerei hat, wo man sich eindeckt. Vor allem bei Brötchen und Obst kommt das Frischhalten unterwegs zu kurz. Das funktionierte bisher ganz gut, aber auf dieser Tour nicht ganz so gut. Man kann ja nicht mal eben in einen anderen Ort fahren. Oder zur Tanke.

In vielen gar nicht so kleinen Orten in der Sächsischen Schweiz sind Supermärkte und auch Bäckereien nicht vorhanden. Zum Beispiel in Schmilka gab es nicht einen einzigen Laden, wo man etwas Essbares hätte kaufen können, selbst in Stadt Wehlen sind nur ein kleiner Lebensmittelladen und eine Bäckerei zu finden, und letztere auch nicht auf Anhieb. In Schöna habe ich auch nichts gesehen, was nach Laden aussah. In Hinterhermsdorf existiert ein Dorfladen, den ich ohne die freundliche Hilfe eines Mannes vor seiner Haustür auch nicht gesehen hätte. Dagegen finden sich in Bad Schandau ein großer REWE, mehrere Bäckereien, Fleischer, Türken, PENNY, demnächst LIDL und selbst Feinkostgeschäfte. Das ist aber die große Ausnahme, die Regel ist, dass es mit der Selbstversorgung eher weniger gut bestellt ist. Das gilt dann natürlich auch für Mineralwasser, das bei nicht gerade niedrigen Temperaturen und den teils anstrengenden Abschnitten dringend notwendig ist.

Würde ich die Tour noch einmal machen, würde ich mein transportiertes Gepäck mit Dosen-Brot, Pumpernickel, Konserven und anderen halt- und transportierbaren Fressalien auffüllen. Ich finde es nämlich angenehmer dann zu essen, wenn ich Hunger habe, und nicht wenn gerade eine Gaststätte vorbei kommt. Alternative: in Schandau oder in einer anderen Station größer einkaufen und für die nächsten Tage vorsorgen. Haben wir dann auch so gemacht. Oder auch mal unterwegs auf einer Hütte gegessen, was bei den zivilen Preisen dort ohne Schmerzen im Geldbeutel möglich ist.

Samstag, 5. Juli 2008: Etappe 6 von Schmilka nach Kurort Gorisch

Ein prima Frühstück, das Wetter hat sich wieder beruhigt, etwas Hochnebel, der sich später auch verzieht. Heute, nun kurz vor der tchechischen Grenze angekommen, wechseln wir die Elbseite hinüber nach Schöna. Dies wieder mit einer der kleinen Fähren, die immer zwischen den beiden Ufern pendeln, je nachdem wie viele Fahrgäste gerade dort stehen. Auf der westlichen Elbseite liegt der Haltepunkt wieder an einer Haltestelle der S-Bahn. Mehr findet sich dort nicht.

Der Aschersteig geht durch den Wald, und wie der Name vermuten lässt, sind wieder ein paar Höhenmeter zu überwinden, teils als Weg, teils als Treppen. Eben bis nach oben kurz vor dem Örtchen Schöna. Hier verläuft der Malerweg nun eine ganze Weile auf den Caspar David Friederich-Weg, am Zirkelstein vorbei und weiter durch den Ort. Auffällig ist ein gewisser Szenenwechsel, Schöna ist nicht mehr so der Touristenort wie Schmilka oder Wehlen, er wirkt etwas weniger aufgeräumt und gefällig. Dafür hat er eben auch nicht die großen Elbe-Hochwasser erlebt, die unten auf der anderen Seite für regelmäßige Renovierungen sorgten. Weiter geht es durch Wald und über Felder bis zum Aussichtspunkt Wolfsberg, ebenfalls Hotel und Gaststätte.

Mit Reinhardtsdorf kommt man wieder an einem größeren Örtchen vorbei, das man zum Teil auch durchquert. Aber da es es schon später Samstag-Mittag ist, ist es auch hier ruhig und die Geschäfte haben geschlossen. Zum Glück reichen noch unsere Pausenvorräte aus Bad Schandau.

Der Waldweg führt uns nun nach Krippen, direkt an der Elbe gelegen und daher mit mehr Gastronomie gesegnet als z.B. Schöna. Hier finden wir auch einen richtigen Unterstand mit Bank und Tisch für das Mittagsmahl. Kleinhennersdorf heißt der nächste Ort, eher eine größere Siedlung als ein Dorf. Wir nähern uns dem nächsten Aufstieg, es geht auf den Pabststein hinauf. Bis auf 451m müssen wir nun teils steil, teils gemächlich hinauf, bis es vom Waldweg wieder zu einem Felsenweg übergeht.

Der Weg wickelt sich sozusagen um den Pabststein, die letzten Meter sind wieder als Stufen zu meistern, bis man endlich oben angekommen eine größere Gaststätte findet. Noch einige weitere Treppen und man steht oben, mit einem weiten Ausblick über die südwestliche Sächsische Schweiz, der Blick reicht weit bis nach Böhmen hinein.

Beim Abstieg (habe ich die Treppen erwähnt?) gibt es noch einen weiteren Ausblick nach Norden und Osten, der Lilienstein steht vor uns, die Festung Königsstein ist auch nicht mehr zu übersehen.

Kaum ist man von Pabststein ein wenig herunter geht der nächste Anstieg auf den Gohrischstein, immer noch 440m hoch. Es ist schon spät, wir lassen den Specksteinstollen und die Schwedenhöhle aus. Der Malerweg läuft nun in Richtung Kurort Gohrisch, über den Jagdstieg verlassen wir den Malerweg um zu unserer heutigen Station Annas Hof zu kommen.

Es ist warm, wir sind müde und es war ein langer Weg heute, auch weil wir in Schöna mal wieder ein Schild nicht gesehen hatten und so weiter durch den Ort gelaufen waren als notwendig.

Annas Hof ist, mittlerweile nicht mehr überraschend, ein gepflegtes, angenehmes Haus, auch wenn wir vom Rauschenstein und vom Forsthaus etwas verwöhnt waren. Das Restaurant überrascht mit einer sehr ausgefeilten Speisekarte, das Essen ist vorzüglich. Ein letzter Gang durch den Ort vermittelt noch mehr Reste von DDR-Atmosphäre als die Orte der anderen Elbseite, wie schon in Schöna aufgefallen. Es gibt recht alte Häuser, die aber gepflegt und renoviert sind, trotzdem ist es im Vergleich zu den Tagen zuvor hier doch anders. Nicht schlechter, sondern nur irgendwie anders. Ein letztes Viertel Sachsenwein beschließt den langen und warmen Tag.

Etappe 6 war wieder ein Hartscher, fast 18km mit teilweise heftigen Steigungen, wie am Pabststein und Gohrischstein, Einiges an Strecke, aber trotz längerer reiner Gehstrecken kein bisschen langweilig. Das ist im Grunde allen Etappen gemeinsam, auch wenn die Kilometer so langsam ihre Spuren hinterlassen, und Muskeln und Sehnen sich am Abend melden. Die morgige Etappe sollte wieder etwas leichter sein. Highlight für heute war sicher der Pabststein mit seinen weiten Ausblicken in sämtliche Richtungen.

Sonntag, 6. Juli 2008: Etappe 7 von Gohrisch nach Weißig

Das Frühstück in Annas Hof war nicht ganz so vielfältig wie angekündigt, aber geht in Ordnung. Dafür hält sich das Wetter weiterhin, es ist sonnig, trocken und warm. Manchmal auf den freien Strecken fast schon zu warm.

Wir wandeln die Tour etwas ab und gehen nicht den gleichen Weg über den Jagdsteig zum Malerweg zurück, sondern halten uns parallel dazu über die Schöne Aussicht in Richtung Königstein. So umgehen wir aud diesem Weg den Pfaffenstein und den Diebskeller, denn die Knochen sind nun schon wesentlich weniger belastbar als Tage zuvor. Und Steine und Aussichten hatten wir schon genug. Königstein ist ein größerer Ort mit Geschäften, Gaststätten und vielen Lädchen, einer Barockkirche, einem Bibelgarten und vielem mehr. Denn die Festung Königstein steht etwa gleichauf mit Bastei und Schrammsteinen, was touristische Attraktivität angeht. Wir steigen auf der Rückseite den alten Fahrweg zur Festung auf. Nach ca. 45 Minuten stehen wir vor dem Eingang und beschließen auch einen Besuch der Festung.

Eher als Spontanidee frage ich an der Kasse, ob es auf Familienpässe auch Ermäßigung gibt; die Frau hinter dem Tresen schaut sich den Familienpass an und schiebt mir daraufhin zwei kostenlose Eintrittskarten rüber. Die gesparten 12 Euro werden verfressen.

Die riesige Festung Königstein lohnt eigentlich nicht für einen Kurzbesuch, will man sämtliche Sehenswürdigkeiten und Häuser in Angriff nehmen, sollte man sich mindestens einen halben Tag reservieren, es ist ein Monster von Festung, mit hundert Details wie einem unglaublich tiefen Brunnen, die vielen Keller und die unzähligen Waffenlager und Kasematten, den alten Gefängnissen usw. Allein der Weg rund um die Festung an der Festungsmauer entlang ist iinteressant genug.

Und man ist gastonomisch natürlich vollversorgt, in der Festungsbäckerei gibt es Kaffee, Brot und Kuchen, mehrere Restaurants und Gaststätten bieten eine breite Palette an Essen, aber nichts ist überteuert.

Die Festung ist ein Highlight und sie ist sehenswert. Also Zeit nehmen und, so wie wir, etwas Anderes auslassen. Zum Beispiel den Pfaffenstein. Wir fahren mit dem Bus nach Königstein ab.

Der Rest des Malerweges führt nun noch über Schloss Thürmsdorf weiter an der Elbe entlang bis nach Weißig, die 300m auf den Rauenstein sind die letzte Schikane, bevor man wieder die Fähre in Pötzscha zurück nach Stadt Wehlen nimmt. Der Kreis schließt sich und wir sind wieder in unserem Wehlener Hof, geschafft, der Malerweg ist bewältigt. Fast 120km liegen hinter uns, beinahe alle Attraktionen dieser Gegend, die verschiedensten Unterkünfte, lange Waldwege und enge Schluchten, Stiege und Leitern und Kletterabschnitte, wohl weit mehr als 1000 Treppenstufen, Burgen und Schlösser, eine Festung und die vielen Steine, die wir bestiegen haben. Das Prebischtor war Zusatzprogramm und hart an der Grenze zu dem, was noch Spaß macht. Wir haben wohl mehr von der Sächsischen Schweiz gesehen als die Leute, die sich fest an einem Ort niederlassen und touren.

Die Unverzichtbaren

Was ist denn nun aus meiner Sicht wichtig zu sehen und zu besuchen? Hier meine persönliche Bestenliste.

  • Schrammsteine: klar, muss sein, natürlich nicht ohne Schrammsteinaussicht über den Wildschützenweg. Vorschlag wäre von Forsthaus aus zum Wenzelweg, Elbleitenweg, Schrammsteine, Affensteine, zum Kuhstall, herunter zum Lichtenhainer Fall und mit der Kirnitschtalbahn zurück zum Forsthaus. Dann Kaffee und Kuchen. Oder ein Gläschen Rebensaft. Ist dann eine längere Tour.
  • Brandaussicht: Aussichten gibt es viele, die der Brandaussicht ist wohl eine der besten; und es gibt dort Kaffee und Kuchen. Von Stadt Wehlen aus ist es kein weiter, wenn auch steiler Weg.
  • Prebischtor: gehört nicht zum Malerweg, ist aber einen Abstecher wert. Am besten dann über den Gabrielensteig herunter nach Mezni und mit dem Kahn durch die Edmundsklamm zurück nach Hřensko. Aber nicht zu spät, sonst sind die Kähne weg.
  • Festung Königstein: ein halber Tag sollte mindestens drin sein. Dann lohnt sich auch der Eintritt von 6€. Entweder über Wanderwege oder mit dem Bus geht es hoch.
  • Bastei: klar, muss auch auf das Programm. Von Rathen aus ist der steile, aber kürzeste Anstieg, man kommt dann auch an der Felsenbühne vorbei. Abstieg über die Schwedenlöcher, dann zurück nach Rathen. Oder Abstieg nach Stadt Wehlen und mit dem Schiff nach Rathen zurück.
  • Pabststein: auch eine sehr schöne Aussicht. Hatte ich Kaffee und Kuchen erwähnt? Eventuell den Gohrischstein gleich mitnehmen.

Montag, 7. Juli 2008: Letzte Ausblicke und Rückkehr

Ausschlafen, einfach nur ausschlafen, keine Strecke vor uns. Noch einmal gemütlich im so netten Hotel sitzen und frühstücken, ohne Drang und ohne Druck. Schön, wieder hier zu sein, und ein bisschen stolz ist man doch. Hallo Auto, lange nicht gesehen. Einmal bitte noch nach Bad Schandau, etwas einkaufen, noch einmal nach Hrensko in den Travel Free, wegen billigem Kaffee und Martini. Tchechische Oblaten wollten wir noch, das Angebot an lokalem Bier ist unbefriedigend. Einmal noch nach Königstein und eine Lage sächsischen Wein bunkern.

Gegen Mittag geht es wieder auf die B172, die A17 und die A4 Richtung Heimat. Gut war’s, schön war’s. Ob man noch einmal her kommt? Kann man sich gut vorstellen, ist jetzt alles angenehm vertraut hier.

Fazit

Ich war mir zuerst nicht ganz sicher, ob eine Dauertour über eine Woche so der Bringer ist. Im Nachhinein kann ich jedem, der gerne wandert, diese Tour nur wärmstens empfehlen. Der Reiz dieser Strecke liegt nicht nur darin, dass man wohl am meisten von der Sächsischen Schweiz sieht, und die Attraktionen abklappert. Es ist auch eine persönliche Erfahrung, und ein wenig auch eine Herausforderung. Wenigstens für den Gelegenheitswanderer, der nicht regelmäßig größere Strecken geht. Auf den ersten Blick scheinen Streckenangaben von 12 bis 17km nichts Besonderes zu sein, in Kombination mit den Steigungen und den wechselnden Streckenarten ist die gefühlte Entfernung dann doch etwas anders als die profane Linie auf der Karte. Nicht zu vergessen der ökologische Aspekt: das Auto wurde nur für An- und Abfahrt benutzt.

Wechselnde Umgebungen und Wege, wechselnde Unterkünfte, nichts wiederholt sich, kein Tag ist wie der andere. Immer wieder neue Ansichten und Aussichten lassen die Woche lang werden, manchmal muss man abends erst sortieren und die vielen Eindrücke verarbeiten. Dadurch ist, so anstrengend einige Abschnitte auch sind, der Erholungswert sehr groß. Selten genießt man des abendliche Mahl so intensiv wie dann, wenn man einen so gut gefüllten Tag hinter sich hat, angenehm müde ist. Dieser aktive Urlaub ist das, was erholt, und was Abstand vom alltäglichen Einerlei schafft. Ich denke der nächste Urlaub könnte wieder ähnlich sein, der Malerweg macht Appetit auf weitere Langsteckentouren.

Dazu beigetragen hat natürlich auch der Vorteil des Gepäcktransportes, der Wegfall von Stress bei der Suche nach Unterkünften und überhaupt die angenehme Atmosphäre in der Sächsischen Schweiz. Nicht wirklich entscheidend, aber auch ein Faktor: das durchweg tolle Preis-Leistungsverhältnis dort, wo man sich noch ohne dickes Urlaubskonto regelmäßig seinen Cappuccino oder sein Essen im Gasthaus gönnen kann. Und Danke noch einmal an die Touristik-Organisationen in Sachsen, die immer nett und freundlich auf die Sprünge halfen.

Alle Bilder wie üblich hier.


Literatur

Der Malerweg, 8-teiliges Wanderkartenset 1:30000, Sachsen Kartographie GmbH,ISBN 978-932281-89-1, erhältlich bei Tourismusverband Sachsen

Topographische Karte Sächsische-Bömische Schweiz, Landesvermessungsamt Sachsen, ISBN 3-89679-361-6

Rolf Böhms große Karte der Sächsischen Schweiz, Rolf Böhm, Bad Schandau (nicht notwendig, aber ein hübsches Mitbringsel, gibt es in Annas Hof in Gohrisch)

Prag direkt: Walter M. Weiss, DuMont-Verlag, ISBN 978-3770164752, bei Amazon erhältlich

Weiteres Kartenmaterial und Tourenbeschreibungen gibt es auch beim Tourismusverband Sachsen.


Links

Wandervorschläge finden sich noch auf der Seite wandern-saechsische-schweiz.de, ebenso auf www.wanderpfade.de.

Noch mehr Informationen gibt es auf www.elbsandsteingebirge.de. Einen Blick ist auch www.webergrotte.de wert.