Als ich 2014 nur noch wenige Urlaubstage zur Verfügung hatte und für nur eine Woche in den South Downs landete, hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich noch ein drittes Mal in diesen Teil Südenglands reisen würde. In diesem Sinne kein vollständiger Reisebericht, sondern mehr so etwas wie ein Update, eine Ergänzung zu den Erfahrungen aus 2014 und 2015. Wer nur Bilder schauen möchte, findet diese am Ende des Artikels als Galerie. Kurz gesagt: im Wesentlichen neu sind die Isle of Wight und zwei kleinere Touren im Meon Valley. Der Brexit wird kein Thema sein.

Auch dieses Mal war eine Zwischenübernachtung geplant, um die doch nicht so kurze Anreise über 900 Kilometer bequemer zu gestalten. Auch ist es am Samstagmorgen deutlich angenehmer, nicht mehr durchs Ruhrgebiet fahren zu müssen. Vom Spaßeffekt, noch mal eine neue Gegend zu sehen, ganz abgesehen. Nach Gent und Antwerpen in Belgien fiel dieses Mal die Wahl auf die Niederlande, auf Eindhoven. War es doch bestimmt 30 Jahre her, dass ich zum letzten Mal die fünftgrößte Stadt dieses kleinen Landes besucht hatte. Die Reise begann so angenehmer als erwartet, denn wir hatten uns eine besonders nette Unterkunft herausgepickt.

Lessons learned: es muss nicht immer ein Hotel sein

Eindhoven

Eindhoven

Zuerst war die Übernachtung in einem kleinen Hotel in der Altstadt von Eindhoven geplant. Als ich aber las, dass Parkgebühren in den niederländischen Städten schon mal zu einem schmerzhaften Loch in der Reisekasse führen können, wurde nach einer Alternative außerhalb der Stadtmitte gesucht. Die fand sich schnell und sollte sich als Glücksgriff erweisen. Eine Bewertung von 9.5 im Trip Advisor kommt nicht von ungefähr. Slapen op Gennep ist kein Hotel, die Bezeichnung Bed and Breakfast trifft es am besten. Die nur zwei Zimmer liegen auf einem Pferdehof, etwa eine halbe Stunde südlich der Innenstadt hinter dem Genneper Parken. Sind aber toll und phantasievoll eingerichtet, bequem mit einer kleinen Küche, vor dem Haus hinter Hecken eine große Sitzgruppe sowie Tische und Stühle für den letzten Absacker. Die Bilder auf der Website täuschen nicht, es sieht dort wirklich so aus. Es ist phantasievoll eingerichtet, wirklich individuell.

Da es keinen Frühstücksraum gibt, bringen Wilfred oder Patrizia, wer gerade da ist, das Frühstück auf einem großen Tablett ins Zimmer, wo es natürlich einen kleinen Esstisch gibt. Teebeutel und Kaffeekapseln liegen schon bei der Anreise bereit. Eier und Brötchen, ein kleines, aber frisch gebackene Brot, selbstgemachte Smoothies und Orangensaft, Käse und Marmelade, Butter und Müsli. Sehr liebevoll gemacht. Die Eindhovener City ist fürs Abendessen nur eine halbe Stunde zu Fuß entfernt, mit dem Auto wenige Minuten. Wer in Eindhoven in der Stadt nichts zu essen findet, dem ist nicht zu helfen. Einfach zum großen Platz hinter der Stadtkirche halten, das Angebot an Essen ist vielfältig.

Slapen of Gennep ist ein absoluter Tipp. So angenehm und unkompliziert haben wir selten übernachtet.

Samstag, 5. August 2017: Anreise

Obwohl nur für eine Woche, ist die Anreise in die South Downs nicht gerade ein Katzensprung. 400 Kilometer Niedersachsen bis Eindhoven, 300 Kilometer Eindhoven bis Calais, dann noch einmal 200 Kilometer von Dover bis Petersfield. Zuerst noch für das Wochenende einkaufen, der Waitrose in Petersfield ist bestens bestückt. Noch einen Cappuccino im Caffeé Nero am Marktplatz und ich hatte fast das Gefühl, ich wäre nie von dort weggewesen. Na gut, eine Zeit lang.

Unsere Bleibe heißt dieses  Mal New Barn Cottage, liegt bei Buriton, was noch zu Petersfield gehört.

Das Cottage liegt ca. 1,5 Kilometer südlich von Buriton, also ist Buriton in diesem Sinne noch zu Fuß zu erreichen. Buriton ist ein kleines Dorf, das über zwei Pubs verfügt. Das Five Bells ist über Buriton hinaus bekannt für gute Küche. Direkt hinter dem Haus beginnt der Queen Elisabeth Country Park, ein Waldgebiet mit einem Besucherzentrum an der südlichen Grenze inklusive kleinem Café mit Kuchen, Kaffee und warmen Speisen, ein Shop mit Souvenirs und Wanderkarten.

Lessons learned: what „rural and quiet“ really means

Die New Barn Lane, an der das Cottage liegt, ist eine asphaltierte einspurige Straße durch den umgebenden Wald. Nur wenige Autos fahren dort entlang, dagegen begegnet man öfter Fahrradfahrern, Wanderern und Reitern. Einige wenige Häuser liegen in der Umgebung, dementsprechend ist es sogar tagsüber eine ruhige Gegend, mit vielen Wanderwegen links und rechts abgehend. In etwa in der Mitte zwischen New Barn Cottage und Buriton kreuzt der South Downs Way, der lange Fernwanderweg durch die South Downs, die New Barn Lane. Geht man die New Barn Lane nach Süden, folgt als nächste Ortschaft Chalton. Auch nur eine Ansammlung einiger Farmen und Häuser, aber wie selbstverständlich mit eigenem Pub. Über ein Feld nach Norden kommt man zurück auf den Shipwrights Way und zum New Barn Cottage.

Das New Barn Cottage ist ein Nebenhaus des Haupthauses der Besitzer. Die beiden Häuser sind durch Hecken getrennt und haben jeweils einen eigenen Eingang. Positiv ist an diesem Cottage das Platzangebot zu würdigen. Ein großes Wohnzimmer im Erdgeschoss mit einer recht großen Küche, ein ausreichendes Schlafzimmer im Obergeschoss. Für zwei Personen mehr als genug Platz, dazu viele Schränke und viel Stauraum. Im Grunde kein schlechtes Häuschen und es war ganz ok für uns. Zwei Kritikpunkte gibt es doch. Einmal der Zustand des Hauses. Es wirkte ungepflegt, die kleine Terasse hinter dem Haus war sehr stark vermost, die Sträucher schon länger nicht geschnitten, der Tisch und die beiden Stühle sehr billig. Reparaturen wie ein defekter Kühlschrank waren auffallend stümperhaft gemacht, das Kabel des Kühlschrank war durch die Küche gezogen statt an der Dose im Schrank angeschlossen. In den Küchenschränken Spinnweben, in der Duschkabine teils heftiger Schimmelbefall. Die Kritik an der Duschkabine in den Rezensionen begriff ich erst vor Ort. Die Kabine liegt unter einer Dachschräge, so dass die Tür der Kabine nicht ganz zu öffnen war, und Leute jenseits von 1,80 Meter Körpergröße können nur geduckt duschen. Für uns Hemden ging es, aber ich kenne einige Leute, die erst gar nicht in die Dusche hinein gekommen wären. Alles zusammen war das Cottage für uns brauchbar und akzeptabel, wir haben jedoch schon viel bessere Unterkünfte gehabt. Die Vermieter des Cottages haben wir leider nicht kennengelernt, sie ließen sich nicht blicken. Wir wissen über sie nur, dass sie einen rot-weißen Mini fahren.

Nicht weit vom Haus entfernt verläuft im Westen die A3, eine stark befahrene Straße nach Southampton als Teil der M3. Da das Cottage hinter einigen Hügeln liegt, hört man von dieser Straße … nichts. Erst in Richtung Buriton oder im Country Park hört man den Verkehr.

Sonntag, 6. August 2017: eine erste Tour

Meon Valley vom Small Down

Meon Valley vom Small Down

Das Wetter am Sonntagmorgen zeigt sich freundlich. Aus dem Wanderführer Pathfinder South Downs West picken wir uns die Tour 13 durch das Meon Valley heraus. Die Runde beginnt auf dem öffentlichen Parkplatz in East Meon, wie im Wanderführer beschrieben und auf der OS-Karte markiert. Nach einem Anstieg auf die Hügel führt die Tour ganz abwechslungsreich durch Wälder und an Feldern entlang. Ein Höhepunkt, im wahrsten Sinne, ist der Small Down, von dem man über die umliegenden Hügel und Täler blickt. Am Ende mündet der Weg auf dem South Downs Way, macht noch einen straßenfernen Umweg bis nach East Meon zurück.

Die Tour ist aus der Sicht angenehm, dass die Gegend ausgesprochen kurzweilig ausfällt und mit unterschiedlichen Ansichten der Gegend gesegnet ist. Man sieht den Butser Hill und East Meon im Tal, passiert Schafe, Rinder und Pferde, je nach Tageszeit bieten sich die zwei Pubs in East Meon für eine Mahlzeit an. Der kleine Laden im Dorf hat leider aufgegeben, die Fenster sind mit Holz verschlossen. Schade, damit gibt es von hier aus erst in Petersfield wieder Einkaufsmöglichkeiten. Dafür aber auch Schreibwarenläden, Haushaltswaren und drei Optiker.

Montag, 7. August 2017:

Der einzige selbstständige Optiker in Petersfield repariert mir auch meine Brille, die genau vor der Abfahrt zuhause einen Nasenreiter verliert. Danach kann ich den wohlverpackten Zimmerschlüssel bei der Post abgeben, den ich leider aus Eindhoven mitgenommen habe. Sicherer Versand aus Großbritannien in die Niederlande plus Rückschein nach Deutschland = 7,50 £. Nur ist der Rückschein nie angekommen, der Schlüssel jedoch schon.

New Barn Lane, Buriton

New Barn Lane, Buriton

Da das Wetter sich nicht ganz so freundlich zeigt wie am Vortag, starten wir nach dem Mittagessen einen Gang durch den Queen Elisabeth Country Park, der ja im wahrsten Sinne des Wortes vor unserer Haustüre liegt. Es geht die New Barn Lane nach Buriton hinaus, an der Kreuzung wechseln wir auf den South Downs Way nach Osten, der dann in einem langen Bogen bis zum Besucherzentrum des Parks führt. Dort genehmigen wir uns Kaffee und Kuchen im Café. Zurück geht es weiter östlich über den schon erwähnten Shipwrights Way bis zu unserem Cottage zurück.

Kein unbedingt beeindruckender Weg, aber die großen Waldgebiete in diesem Teil der South Downs machen den Unterschied zur Gegend um Eastborne und Brighton aus. Zwar fehlt hier der direkte Zugang zum Wasser, die zum Teil uralten Wälder und wechselnden Felder gleichen dafür Einiges aus. Insgesamt ist das Angebot an möglichen Unternehmungen deutlich größer als im Osten der South Downs. Angefangen von Winchester und dem urbaneren, aber größeren Chichester, über die Großstädte Southampton und Portsmouth, auch London liegt nicht wirklich weit entfernt, nämlich ca 60 Meilen. Dazu einige Museen und Herrenhäuser und Schlösser. Dann kann ein Regentag nicht unbedingt ein wirkliches Problem darstellen.

Dienstag, 8. August 2017: Winchester

Teilweise regnerisch, wieder kein Wetter für größere Touren. Für einen Stadtbesuch aber schon. Das Ziel heißt Winchester, die frühere Hauptstadt Englands. Darüber habe ich schon 2014 etwas geschrieben und spare mir hier weitere Kommentare. Außer vielleicht die neue Erkenntnis, das man am River Itchen sehr schön entlang gehen kann. Mir scheint, dass das weitere Stadtgebiet von Winchester noch so manche Besichtigung wert wäre.

Tipp fürs Mittagessen: das eighteen71 in der Guildhall, direkt an der Hauptstraße. Mäßige Preise, gute Auswahl, die Fish & Chips sind empfehlenswert. Kein bisschen fettig und eine reichliche Portion.

Lessons learned: britische Läden sind kein türkischer Basar, sondern schlimmer

Aus den Supermärkten kenne ich die Angebote schon lange, es hängen Zettel an den Regalen bei nicht wenigen Artikeln: Buy two, get one free. Bei diesen Angeboten habe ich schon öfter zugeschlagen, auch wenn ich dann nicht wusste, was ich mit drei Schlangengurken anfangen sollte. Das ist üblich in den britischen Supermärkten, dass es eben solche Angebote gibt und man bekommt tatsächlich etwas kostenlos dazu. Auch in Schreibwarenläden kann es einem begegnen, dass man beim Kauf von zwei Briefumschlägen einen kostenlos dazu bekommt. Bei Briefmarken nicht. Auch nicht bei Medikamenten. Bei Pflastern oder Zahnbürsten dagegen schon. Allerdings hat mich der ahnungslose Kauf in einem Sportgeschäft in Winchester dann doch kalt erwischt.

In Winchester ging ich in ein Sportgeschäft, um nach Trekkingsocken zu suchen. Großbritannien ist ein Paradies für den Kauf von Trekkingsocken, zu besserer Qualität bei mindestens gleichem Preis wie in Deutschland. An einem Regal fand ich schnell, was ich suchte. Drei Paar Trekkingsocken zu 20 £. Nicht billig, aber fest gewebt, ohne Nähte und aus reiner Baumwolle, mit verstärkter Ferse und Zehenbereich. Zwar nahm ich den Satz auf der Banderole schon wahr, er lautete: Buy another item and get them half price. In meiner deutschen Interpretationsweise lautete das, dass ich mindestens einen teureren oder gleich teuren Artikel dazu kaufen müsste. Das wollte ich jedoch nicht und dackelte mit meinen Socken zur Kasse.

Der Kassierer wies mich noch einmal darauf hin, dass ich die Socken für den halben Preis bekäme, wenn ich noch etwas dazu kaufen würde. Ich lehnte höflich ab, ich hätte schon genug Trekkingkleidung. Er verdeutlichte das Ganze, indem er auf Geburtstagskarten neben der Kasse verwies. Es würde reichen, wenn ich eine solche Karte zu 99 Pence dazu nehmen würde. Ich wusste in diesem Moment nicht, ob er mich hereinlegen oder verhohnepiepeln wollte, ging jedoch auf das Angebot ein. Ich bin in Großbritannien noch nie übervorteilt oder betrogen worden. So scannte er die Socken ein, danach die Geburtstagskarte. Die Kasse zeigte den Gesamtbetrag: 10,99 £.

Ich bezahlte, bedankte mich noch einmal und verließ das Geschäft. In meinem Glauben an die britische Wirtschaft schwer erschüttert.

Mittwoch, 9. August 2017: Regentag

Ohne große Umschweife: es regnet den ganzen Tag, England macht seinem Ruf alle Ehre.

Donnerstag, 10. August 2017: turned out nice again, Isle of Wight

Schon mal in 2014 vorgenommen, nun in 2017 umgesetzt: ein Besuch der Isle of Wight ganz im Süden der Insel. Nach eigenen Erfahrungen hier, wie es geht.

Lessons learned: alle Häfen sind geheim

Man nähert sich Portsmouth am besten über die A3 von Norden aus, die kurz vor der Stadt zum Teil zur M3, dann wieder zur A27 oder sonst wie mutiert. Erst in der Stadt steht auf den Hinweisschildern der Hafen ausgewiesen. Wenn man nun nicht weiß, dass hier viele Schiffsrouten abgehen, kommt man leicht durcheinander. Nach einem der vielen Kreisverkehre taucht der Hafen auf, ich biege rechts ab und beginne meine erste Irrfahrt. Da ist irgendwo von Fußpassagieren die Rede, was für uns doch zutrifft, denn wir wollen ohne Auto auf die Insel. Nun erinnert dieser Hafen mit seinen Checkins eher an Calais oder Dover, irgendwie schaffe ich es doch wieder heraus. Kein Hinweis auf Fähren zur Isle of Wight. Ich fahre eher orientierungslos die Straße am Hafen weiter entlang Richtung Innenstadt.

Erst jetzt, nach mindestens einem Kilometer, steht auf den Schilder etwas von Fähren zur Insel. Davon gibt es gleich drei: eine Hovercraft-Verbindung mit dem Luftkissenboot, eine Linie mit Katamaran, nur für Fußgänger und Radfahrer, und eine Autofähre. Die Fähre für Fußgänger ist mit dem Punkt ausgewiesen, nicht Raute oder Rechteck. Parken kann man nun am Historischen Hafen, dort gibt es zwei Parkhäuser. Am einfachsten ist das kurz vor dem historischen Hafen neben dem ovalen Hochhaus. Geht man nun zum historischen Hafen, steht davor eine hundert Meter lange Schlange, und man möchte am liebsten wieder umkehren. Doch gemach, das ist nur vor dem Eingang für die Hafenrundfahrt. Der Fährhafen liegt etwas weiter, zusammen mit dem Bahnhof in einem Gebäude, durch den Bahnhof durch in die untere Etage, zum Wasser hin.

Die Fähren fahren in recht geringen Zeitabständen, wir verpassen sie leider so gerade. Also kaufen wir uns schon die Tickets, verlassen den Bahnhof noch einmal für einen Kaffee im daneben liegenden Einkaufszentrum Gunwharf Quays Center. Im Gegensatz zu den Fähren in Calais und Dover fährt die Fähre der Firma Wightlink minutenpünktlich ab und bringt uns in 22 Minuten zur Insel. Bei gutem Wetter auf dem Sonnendeck, nach dem Betreten der Fähre einfach nach links gehen und auf der anderen Seite die Treppe hinauf. Die Hovercraft schafft die Strecke in zehn Minuten, ist dafür deutlich teurer.

Der Ausflug wird nicht ganz billig. Zwei Personen hin und zurück am gleichen Tag kosten 38 £ für die Fähre. Das Parkhaus von ca. 11:30 bis 19:00 kostet noch einmal 10 £. Dafür sind die Preise auf der Insel die gleichen wie auf dem Festland, sowohl fürs Essen als auch für Busse. Das oben ist jetzt mein Video, hier noch ein ausführlicheres von einem anderen Besucher. Beeindruckend finde ich diese Fahrzeuge doch immer wieder.

Ryde, Isle of Wight

Ryde, Isle of Wight

Wie in der Literatur beschrieben, ist die Isle of Wight so etwas wie die Essenz des südlichen Englands. Begünstigt durch die Lage am Golfstrom hat sie ein ausgesprochen mildes Klima, es wachsen Palmen und viele Pflanzen, die man eher in die Tropen verortet. Im Gegensatz um Festland ist die Isle of Wight ein Gebiet, das man am besten zu Fuß oder per Fahrrad erkundet. Viele Radwege sind ausgewiesen, die Insel ist nicht gerade klein. Läuft man einmal um sie herum, hat man 80 Kilometer hinter sich, das wäre dann der Isle of Wight Coastel Path.

Busse auf der IoW

Busse auf der IoW

Auf der ganzen Insel gibt es ein sehr enges Netz an Buslinien verschiedener Gesellschaften, die einen spätestens im Stundentakt über die ganze Insel bringen. Preise im üblichen Rahmen.

Zwischen Ryde und Shanklin gibt es sogar eine alte U-Bahn aus London, die natürlich oberirdisch die beiden Tourismuszentren verbindet. Das Auto kann man also getrost auf dem Festland stehen lassen. Was auch so gewollt ist, denn die Preise für das Übersetzen mit der Autofähre sind saftig.

Pier in Ryde, Isle of Wight

Pier in Ryde, Isle of Wight

Vom Fährhafen muss man erst über einen sehr langen Steg, bevor man bei dieser Verbindung in Ryde ankommt. Ryde ist ein nettes, lebendiges Städtchen, erwartungsgemäß stark vom Tourismus geprägt, aber eben nicht nur. Viele Geschäfte, Restaurants und Bistros, Läden und Cafés. Wir essen in einem kleineren Bistro, beschließen danach einen Gang auf dem Costal Path. Geplantes Ziel soll Shanklin sein, damit wir mit der U-Bahn zurück fahren können, nach Karte geschätzte acht bis neun Kilometer. Dabei zeigt sich die Isle of Wight von der schönsten Seite. Lange Strände, immer wieder Cafés und Kneipen direkt am Wasser, gepflegte Wege und Häuser. So merkt man kaum, wie die Zeit vergeht. Irgendwann wähnen wir uns kurz vor unserem Ziel, stellen aber fest, dass wir erst in St Helens sind. Bis Shanklin wäre es noch einmal so weit wie bisher gegangen. Also verweigern wir.

Seaview, Ryde, Isle of Wight

Seaview, Ryde, Isle of Wight

Wir machen uns inseleinwärts in Richtung St Helens auf, um dort mit einem eventuellen Bus nach Ryde zurück zu kommen. Tatsächlich gibt es dort eine Bushaltestelle, so gar noch einen im Ortsinneren mit Bank, der erwartete Bus hat etwas Verspätung, bringt uns aber in einer Viertelstunde nach Ryde bis an den Fährhafen zurück. Dass der Bus solche Verspätung hat, wundert nicht. Der Fahrer hält mit jedem Fahrgast, der aussteigt, noch ein Pläuschchen. Im Fährhafen gibt es bei Costa noch eine Tomaten-Mozzarella-Tasche, danach bringt uns die Fähre wieder nach Portsmouth zurück.

Appley Tower, Ryde, Isle of Wight

Appley Tower, Ryde, Isle of Wight

Erkenntnis des Besuchs: die Isle of Wight ist mehr Aufmerksamkeit als einen Tagesbesuch wert. Besser sollte man zwei bis drei Tage planen, möglichst mit dem Fahrrad oder mit viel Lust zum Wandern, mit einem gebuchten Bed and Breakfast. Denn selbst im August ist noch viel Betrieb auf der Insel, trotz eher verhaltener Temperaturen sind die Strände betriebsam, die Café gefüllt. Vieles hätte ich noch gerne gesehen, Osborne House, das frühere Zuhause von Queen Victoria und Prince Albert. Die Needles am Westufer, einige Landhäuser und Gärten. Das Geländer des Isle of Wight Festivals in Freshwater. Diese Insel hat einen rundherum guten Eindruck hinterlassen, mit viel Neugier auf mehr Kennenlernen. Weiterer Besuch, vielleicht als alleiniges Ziel, ist nicht ausgeschlossen.

Freitag, 11. August 2017: Hinton Ampner und letzte Einkäufe.

Hinton Ampner, Hampshire

Hinton Ampner, Hampshire

Auch am Freitag hält sich das Wetter zufriedenstellend. Ich möchte gerne noch einmal nach Hinton Ampner, Landhaus und Garten zwischen Petersfield und Winchester. Beschrieben erstmals schon in 2014, der Eindruck von damals hat Bestand. Dieses Mal ist die obere Etage des Hauses wieder zugänglich, im Gegensatz zu 2014, als ein Wassereinbruch durchs Dach diesen Bereich beschädigt hatte. Der Garten gilt nicht zu Unrecht als einer der Meisterwerke englischer Gartenkunst des 20. Jahrhunderts. Wie genehmigen uns im Bistro des National Trust ein Mittagessen, immer noch prima Essen zu zivilen Preisen. Natürlich landen wir in meiner Lieblingsecke, The Dell. Noch Kaffee im Bistro, nun habe ich auch ein Milchkännchen, das mich an diese Gegend erinnern wird.

Hinton Ampner, Hampshire

Hinton Ampner, Hampshire

Letzte Einkäufe in Petersfield, packen und den Wagen beladen, eine letzte Nacht in der Ruhe und Abgeschiedenheit des New Barn Cottages. Gut, das Haus war nicht der Knaller, aber akzeptabel. Wetter hätte besser sein können, aber auch schlechter. Keine Nachbarn oder Vermieter zum Quatschen.

Erinnerung an Hinton Ampner: ein NT-Milchkännchen

Erinnerung an Hinton Ampner: ein NT-Milchkännchen

Petersfield ist immer noch eins der englischen Städtchen, in denen ich mich wohl fühle und gerne so mache Stunde verbringen könnte. Morgen wieder zurück, dieses Mal in einem Rutsch, 200 + 700 Kilometer, Mittagessen auf der Fähre Dover – Calais 12:15 , Abendessen in Bottrop-Süd, Ankunft in Nienhagen um 21:50.

Famous last words

Die Entscheidung, die Woche in den South Downs zu verbringen, war aus nachträglicher Sicht wieder genau richtig. Es ist nicht The Gower oder Snowdonia, vom Lake District ein weites Stück an Erlebnisqualität entfernt. Doch die westlichen South Downs sind ein landläufig unterschätzter Bereich, ländlich und zugleich lebhaft, mit Oberzentren wie Petersfield, Winchester und Chichester. Danach kann man auch wieder Stunden wandern und nur ganz wenigen Leuten begegnen. Für mich sind die South Downs mit sehr emotionalen Erinnerungen verbunden. Ich denke dann wieder an die A272 nach Winchester, die in einem Abschnitt durch einen Tunnel uralter Rotbuchen führt, so noch nie gesehen. Der Wechsel aus der wuseligen City in Chichester in die Kathedrale und die Stille darin. Das endlose Grün auf den Hügeln, die uralten Wälder. East Meon mit seinen Tudor-Häuschen, manche auf den 17. Jahrhundert. Gärten wie aus dem Ei gepellt, aber nicht steril oder unnatürlich. Die westlichen South Downs sind Feriengebiet par excellence, nur ohne übermäßige Betriebsamkeit. Wenn Horden, dann eher Horden von Wanderern.

Wenn man England so erlebt – Gleiches gilt auch für den Lake District oder Südwales – versteht man die tiefe Verbundenheit seiner Bewohner mit dieser Gegend. Sie hat einen Wert als Heimat, sie steht mit ihrer Natur und Geschichte für etwas. Ich genieße solche Zeiten immer als Auszeit, nicht ohne Grund hatte ich am Montagmorgen auf dem Weg ins Büro das Gefühl, nicht eine, sondern mindestens drei Wochen weg gewesen zu sein.

Das nächste Mal werde ich erst in 2018 nach Großbritannien zurück kehren können. Obwohl es mich einerseits doch wieder nach Wales zieht, egal ob Snowdonia, Beacon Brecons, Gower oder Pembrokeshire, könnte ich mir eine Woche Isle of Wight gut vorstellen. Oder mehr als nur vorstellen, der Gedanke, nur mit Fahrrad oder zu Fuß unterwegs zu sein, hat etwas Meditatives. Genau das Richtige für einen ökologischen Gutmenschen. Mal sehen, was so als nächstes kommt. Denn drei Wochen Toskana stehen auch schon wieder fest auf dem Plan. Für 2018.

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