Eigentlich sollte es Dingle Island werden, in diesem Sommer. Aber vier Tage Fahrt für 14 Tage Urlaub? Hm, ein nächstes Mal. Was war noch auf dem Plann? Snowdonia? Cornwall? Somerset? Scottish Highlands?

Und während noch der Sommerurlaub in Großbritannien im April dieses Jahres in Planung stand, konnte keiner ahnen, dass der Terror in seiner unendlichen Dummheit und Blindheit gerade am 7. Juli 2005, wenige Wochen vor dem Eintreffen in London, wieder zuschlagen würde. Nachdem sich das Erschrecken ein wenig gelegt hatte, stand die Frage im Raum, ob die Reisepläne so weiter verfolgen sollten wie vorgesehen. Lag doch das avisierte Hotel nur wenige Fußminuten von King’s Cross entfernt, und nicht weit von Russel’s Place. Und die erste Reaktion war: „Jetzt erst recht!“, was ein britischer Kollege aus Bracknell auch bestätigte und uns bat, die Planung nicht zu ändern, sondern nach London zu kommen und die Normalität wieder einkehren zu lassen. Diese Normalität sollte sehr deutlich realiviert werden.

Süd-Wales, genauer Gower Peninsula, war ursprünglich gar nicht erste Priorität für den Hauptanteil an Ferienzeit, es waren eher Berichte einer Bekannten, die das südliche Wales in den schönsten Farben schilderte. Es hätte auch Cornwall werden können, der Süden Wales war aber neu und noch unbekannt. Das Ferienhaus war per Internet zu bekommen, wie der Rest an Buchungen auch. Also auch an diesem Punkt nichts Neues. Grundsätzlich gilt also bezüglich Großbritannien der Bericht von 2002.

So hier also einer der üblichen länglichen Reiseberichte. Was auch niemand voraus planen konnte, wir jedoch per Zufall taten: die Fahrräder sollten mit, um London mal von einer anderen Seite zu sehen, unabhängig von Bus und Underground, mit mehr Reichweite und mehr Flexibilität. Da ich über das Thema London by bike im Internet gar nix fand, außer ein paar Unternehmen, die Fahrrad-Touren in London anboten, liegt somit der Schwerpunkt nicht auf der 4931. Beschreibung der Tower Bridge, oder ob die Fassade von Buckingham Palace denn nun rosa gestrichen ist, sondern wie man in London mit dem Fahrrad zurecht kommt. Oder: kann man in London überhaupt Fahrrad fahren?

London on my mind

Mittwoch, 20. Juli 2005: Anfahrt nach Calais, Central London

Die Strecke ist ja schon aus den vorherigen Aufenthalten zur Genüge bekannt, ebenso die Dauer-Baustelle Antwerpener Ring, die dann zwischen LKWs stehend 30 Minuten Verspätung einbrachte. Die Fähre bekamen wir trotzdem pünklich, da Zeit eingeplant war. Dieses Mal brachte uns die Seacat, Ersatz für die außer Dienst genommene Hovercraft, in 60 Minuten von Calais nach Dover.

Noch einmal eine Stunde via M25 bis zur M4, die nach Central London hinein führt. Bis hier war alles easy, einen ersten Eindruck davon, was es heißt, mit dem Auto nach London City hinein zu fahren, bekommt man auf der inneren Strecke, ca. eine Stunde, wo sich der Verkehr Meter für Meter in die Innenstadt hinein zwängt. Das Hotel war zwar einfach zu lokalisieren, lag es doch wenige Gehminuten von King’s Cross Station entfernt. Da aber London fast nur aus Einbahnstraßen zu bestehen scheint, kreisten wir doch einige Zeit. Am Ende ließen wir den Wagen in einer Nebenstraße stehen und suchten zu Fuß weiter. Ohne Park-Ticket, da wir noch keine Münzen in der Tasche hatten. Das European Hotel lag nur zwei Straßen entfernt, nach dem Einchecken zurück zum Auto, wo schon ein Knöllchen auf uns wartete. Falsches Parken ist in London Luxus, kostet 50£, wenn man sofort zahlt, 100£ nach Ablauf von 14 Tagen!

Vor dem Hotel zu parken ging nur über Nacht bis 6:30h kostenlos, danach 2.40£ pro Stunde, und auch nur maximal zwei Stunden sind erlaubt. Also ein Parkhaus suchen. Das erste erlaubte kein Parken über Nacht und am Wochenende sowieso nicht. Weiter suchen führte uns nie zu dem Parkhaus, das Taxifahrer oder sonstige Leute empfohlen hatten. Das, das wir dann doch fanden, lag direkt an der Oxfort Street und kostete 27£ pro Tag. Ach nee, so teuer sollten die drei Tage doch nicht werden. Also weiter, irgendwo musste doch bezahlbarer Parkraum in London City zu finden sein.

Die nächsten zwei Stunden, die uns durch einen Großteil Londons führten, erspare ich mir zu beschreiben. Aber London ist wirklich verdammt groß, und hat nicht wirklich viele Parkplätze und -häuser. Oder man sieht sie erst, wenn man wieder heraus fährt. Wir landeten zuletzt in einem Parkhaus in der St. Cross Street an der Farringdon Station, für lächerliche 17.50£ pro Tag, fast geschenkt. Wenigstens hatten wir unser Gefährt sicher und trocken untergebracht. Bis zum Hotel waren es dann noch ca. 20 Minuten Fußweg. Es hätte noch schlimmer kommen können, wir waren schon so weit im Hotel anzurufen und zu stornieren, und schließlich in Ealing oder Wembley Unterkunft zu suchen.

Was die Kurverei brachte war einen ersten Begriff vom Fahrrad-Fahren in London. Die meisten Radfahrer sahen mehr wie Teilnehmer eines Survival-Trainings aus, immer mit Helm, teils mit Mundschutz. Diese Kollegen rasten dann in affenartiger Geschwindigkeit im Zentimeter-Abstand mit Rennrädern zwischen den Autos umher. Wie fühlt man sich wohl als Radfahrer zwischen einem Doppeldecker-Bus und einem LKW in der Rush Hour in London? Das muss man sich dann doch nicht antun, und so blieben die Räder erst einmal im sicheren Auto.

Donnerstag, 21. Juli 2005: Wieder mal ein Tag in London

Das European Hotel am Argyle Square liegt im Standteil Camden, nur wenige Gehminuten von King’s Cross, umgeben von einer reichen Infrastruktur an Geschäften, Kneipen und Restaurants. Das Hotel selbst ist für britische Verhältnisse überraschend sauber und aufgeräumt, die Zimmer sind recht klein, aber alle mit Dusche und Fernseher ausgestattet. Insofern war das Hotel in Ordnung. Auch die Hoffnung auf ein Traditional Breakfast stimmte fröhlich, war es doch nicht zu ahnen, dass es eben nur englisches Frühstück mit Eiern, Bohnen, Speck und Würstchen gab, plus etwas Toast. Kein Müsli, kaum einen Anteil an kontinentalem Frühstück. Nach drei Tagen kann man keine Eier und keinen Speck mehr sehen. Dafür war man aber immer satt.

Trotz der Ereignisse des 7. Julis war der größte Teil der Underground wieder in Betrieb, bis auf einzelne Streckenabschnitte. So verlief dieser Donnerstag erst wie die meisten Touri-Tage in London: Tageskarte für die U-Bahn kaufen, zum Oxford Square, die Regent Street herunter zum Picadilly Circus, an der Tourist Information vorbei (wo es die London Cycle Guides gibt, später mehr), weiter zum Trafalgar Square, über die Blackfriar Bridge mit Blick auf London Eye zum Victoria Walk an der Themse entlang.

Tate Modern Art Museum, Millenium Bridge, St. Paul’s. Nun wollten ich noch endlich mal in das Britische Museum, Fahrt mit der Circle Line bis Holborn und den Rest zu Fuß. Immer noch nett.

Nach dem British Museum sollte es eigentlich zur tea time weiter nach Camden Town gehen, deshalb rüber zur Tottenham Court Road und zur dortigen Underground Station und mit der Northern Line nach Camden Town. Was zuerst auffiel, war die gesperrte Tottenham Court Road. Und irgendwie war es selbst für Londoner Verhältnisse sehr voll. Und warum so viele Polizeiautos? Erst in der U-Bahn-Station kamen Durchsagen, dass mehrere U-Bahn-Linien außer Betrieb waren, wegen der ‚Vorkommnisse‘ an den Stationen so und so.

Also raus aus der Station, eventuell mit dem Bus weiter? Unmöglich, alle Busse waren überfüllt, es fuhren Busse, die dort gar nicht hingehörten, und die Straßen waren voll von Polizei und Leuten, die irgendwelchen Bussen nach rannten.

Dann eben zum Oxford Circus und auf dem gleichen Weg zurück wie hin. Im Virgin Megastore in der Oxford Street standen Trauben von Menschen um einige Groß-Fernseher herum, und erst dort war von der neuen Anschlagsserie auf die London Underground zu erfahren. Die meisten Linien waren wieder außer Betrieb, in den Straße versuchten die Leute entweder per pedes oder mit Bussen nach Hause zu kommen. Blieb nichts anderes übrig als auch zu Fuß Richtung King’s Cross zu starten. Nicht ohne ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn eine der von den Attentats-Versuchen betroffenen Stationen, Warren Street, hatten wir erst am Vormittag mit der U-Bahn passiert. Nun war alles herum abgesperrt. Ein Mitarbeiter von London Transport, nach Alternativen befragt, meinte nur, dass Laufen die einzige Möglichkeit sei, zu King’s Cross zu kommen.

Der Weg zum Hotel zurück gestaltete sich lang und nicht immer einfach, denn die Straßen sind sehr unübersichtlich und die Orientierung ist trotz Karte schwierig. So gelangten wir zum Regent’s Park, gönnten uns dort eine kleine Pause und gingen dann die Marylbone Road weiter in Richtung King’s Cross (unnötig zu erwähnen, dass es zwischen Marylbone Station und King’s Cross resp. St. Pancras oder Farringdon Station keine Zug-Verbindung gibt). Kurz vor der Warren Street musste man auf Nebenstraße ausweichen, wie alle Anderen auch, weil die Warren Street ab Baker Street weiträumig abgeperrt war. Dort wurden aus Lieferwagen heraus Bananen und Mineralwasser kostenlos verteilt, für die Leute, die nach der Arbeit auf eine längere Wanderung nicht vorbereitet waren.

Wir erreichten King’s Cross an frühen Abend und so auch unser Hotel. Da ich auf eine größere Strecke nicht vorbereitet war und Jogging-Schule statt meiner Trekking-Boots trug, hatte ich mir die Hacken so mit Blasen zerlaufen, dass ich noch zwei Tage Spaß am Gehen hatte.

Noch zum Parkhaus um Verwandte und Kinder anzurufen und zu berichten, dass alles ok war und alles in Ordnung (man sollte sein Handy doch nicht Tage lang eingeschaltet lassen, deshalb der Gang zum Auto mit Ladegerät). Noch ein Happen bei McDonalds, dann zum Hotel zurück. Die Blumen und Schilder an King’s Cross Station machten dann noch etwas bedrückter, wie auch das Gleiche an einer nahen Kirche. Im Hotel informierten uns später die Nachrichten im Fernsehen im Detail.

Bemerkenswert war tatsächlich die Ruhe und Normalität, mit der die Londoner mit der Geschichte umgingen. Massen von Leuten waren auf den Straße unterwegs, aber nirgendwo war Hektik oder Unruhe zu spüren. Man hätte auch meinen können, es sei nur der Strom ausgefallen und deshalb so viele Menschen zu Fuß unterwegs. Dabei war die Sache nur deshalb so glimpflich abgegangen, weil die Attentäter der zweiten Serie Anfänger waren und defekten oder zerfallenen Sprengstoff verwendet hatten. Und dass gerade die Station betroffen war, die man erst kurz vorher benutzt hatte, hinterließ doch ein wenig ein dummes Gefühl. Das Bier in der kleinen Kneipe an der Ecke beendete einen Tag, den ich wohl kaum vergessen werde. Brachte er die Geschehnisse vom 7. Juli doch noch einmal deutlich in Erinnerung. Und wie es am 7. Juli in London zugegangen sein muss, davon hatte ich nun zumindestens eine Ahnung.

Freitag, 22. Juli 2005: Mit dem Fahrrad nach Greenwich

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In der Erwartung, dass die U-Bahn wohl doch noch nicht vollständig in Betrieb war, konnte man dann nur noch allen Mut zusammen raffen und nun heute doch London per Fahrrad erkunden. Die ersten Kilometer in die Stadt waren nicht ohne, denn man musst über Hauptstraßen mit ziemlich viel Verkehr. Wir schafften es dann auch bis in die City, aber kamen nicht dort an, wo es eigentlich hin gehen sollte. Stattdessen landeten wir mittig in den Docklands. Da wir aber die Docklands eh sehen wollten, machten wir das Beste daraus und folgten einem Vorschlag eines Rundgangs aus dem Buch 3) in Richtung Greenwich.

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Der Thames Path führte uns von der Tower Bridge an der Themse entlang. Obwohl eigentlich ein Fußweg, wird er von Radfahrern genauso genutzt und eröffnet schöne Ausblicke auf die Docklands und die umgebauten Kais und Lagerhäuser.

Über einige Kilometer führt er auf der Nordseite der Themse mit wenigen gelegentlichen Wechsel auf nahe Straßen bis gegenüber Greenwich. Kurz davor liegt etwas nördlich Crossharbour, wo wir ein Sandwich und einen Kaffee zum Mittag genossen. Die gesamte Halbinsel, auf der die Docklands liegen, heißt Isle Of Dogs, weil der König dort früher seine Hundehütten stehen hatte.

 

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Um nach Greenwich hinüber zu kommen, braucht es keine Fähre und keine Brücke, ein Tunnel aus Queen Victorias Zeit führt unter der Themse nach Greenwich hinüber, kostenlos übrigens. Die Räder sind auch kein Thema, denn auf beiden Seiten bringt einen ein großer, alter Aufzug von der Oberfläche in den Tunnel. Greenwich, das ist natürlich der 0. Längengrad, muss sein.

Sollte man das Glück haben, dass ein mittelalterlich gekleideter Mann die Leute zusammen ruft, um die Geheimnisse von Greenwich sowie Zeit und Raum zu erklären: immer teilnehmen, der Mann war mehr ein Schauspieler als ein Wissenschaftler und erklärte die Geschichte von Greenwich sehr plakativ und verständlich. Ach ja, und lustig.

Zurück durch den Tunnel, fast den gleichen Weg Richtung City, aber diesmal weiter am Tower vorbei, die Themse entlang und wieder bis Trafalgar Square. Fahrräder abgeschlossen, auf der Suche nach einem Abendessen. Am Picadilly schienen wir dann fündig geworden zu sein, was Preise für eine einfache Pizza anging. Dass man uns für zwei Tomaten-Scheiben und ein Salatblatt beim Pizza-Stückchen noch ein Pfund extra berechnete, brachte schon die Galle in Wallung. Rund um unser Hotel am King’s Cross hätten wir für das Geld mindestens eine große Pizza und wahrscheinlich noch einen richtigen kleinen Salat bekommen. Also: wenn möglich, nicht in der Londoner Innenstadt essen, und wenn, dann nur zu festgelegtem Preis/Leistungs-Verhältnis wie bei McDonalds oder Pizza Express. Selbst London-Erfahrene fallen wieder rein.

Wieder auf’s Fahrrad und eher gemütlich an der Blackfriar Bridge parallel zur Farringdon Road zum Parkhaus, die Fahrräder verstaut, und zum Hotel zurück. Noch flugs den Wagen aus dem Parkhaus geholt, morgen ist Samstag, da fängt das gebührenpflichtige Parken vor dem Hotel erst um 8:30 an, man kann an den Parkschein-Automaten auch für den kommenden Tag im Voraus Tickets ziehen und dann morgens in Ruhe auch etwas länger schlafen. Oder vor der Weiterreise nach Wales noch ausgiebig zum dritten Mal das Gleiche frühstücken.

Goodbye London, Welcome Penmaen

Samstag, 23. Juli 2005: Anreise Gower Peninsula, Tor Bay

Die Weiterreise führte auf der schon vom letzten Jahr bekannten Route M4 bis Swansea nach Wales. Obwohl meinerseits eigentlich eher das Bedürfnis nach einem ‚richtigen‘, sprich frischem Mittagessen bestand, einigten wir uns am Ende auf die Einkehr in einen Sainsbury-Supermarkt ca. 20 Meilen vor Swansea am Rande der Autobahn. Dort gab es auch eine Cafeteria, wo wir uns etwas zu Essen bestellten und dann schon mal in den Laden gingen und für die nächsten Tage einkauften. Wie das Essen war? Passabel bis schon lecker, nicht zu teuer. Sogar der Kaffee war gut, war ja auch holländischer …

Ab Bristol sieht man fast nur britische Autos, die M4 ist spätestens nach Abbiegen der Süd-England-Urlauber vor Bristol ziemlich frei. In Swansea verlassen wir die M4, weiter durch Swansea und die Vororte, weiter auf die Gower Peninsula. So gewisse Ähnlichkeiten zu Devon und auch Kerry waren nicht zu leugnen, es war noch sonnig und die schmalen Straßen, eingesäumt von uralten Hecken und Mauern, überdacht von alten Bäumen, waren nichts Neues. Gegen 15:30 kamen wir an unserem Ferienhaus an: The Old School HouseMulberry Hill, Penmaen, South Wales. Nun haben wir ja schon mehrmals in’s Blaue hinein Ferienhäuser gebucht, und einen ersten Eindruck wie in Exmouth locker weg gesteckt (obwohl wir uns dann schon am zweiten Tag im Cockleshell Cottage sehr wohl fühlten). Aber dieses Häuschen übertraf alle Erwartungen: ein toll renoviertes, kleines Haus für zwei Personen, wirklich gemütlich und geschmackvoll eingerichtet, und dazu in einem wunderschön gestalteten und auch gepflegten Garten gelegen. Im Haus findet sich nicht nur eine haushaltstechnische Komplettausstattung inkl. Spülmaschine und Microwelle, sondern auch eine Sammlung an Büchern und Prospekten über Gower, zwei Fernseher, Stereoanlage und was nicht noch alles. Dieses Haus können wir ohne Bedenken weiter empfehlen.

Nach dem Auspacken ein erster kleiner Rundgang hinab zum Tor Bay, einer Mini-Bucht. Der Zugang liegt am Ende von Penmaen, an der Telefonzelle, auf der linken Seite und ist gut begehbar. Er führt erst flach, dann steiler zum Strand hinab, der links vom Tor Cliff liegt. Und es war etwas dran an den Aussagen, dass dieser Fleck zu den schönsten in Großbritannien gehört. Schon diese ersten Aussichten von den Klippen und Dünen über das Meer und die angrenzenden Buchten waren eine Wucht, der Wechsel von See und Dünen, Hügeln und Wiesen ein Potpourrie von Farben. Der Sand an den Stränden ist fein und ohne Steine, weich und sauber (abgesehen vom angespülten Müll), man versinkt fast in diesem Sand.

Sonntag, 24. Juli 2005: Threecliffs Bay, Oxwich Bay

Nachts fällt zu unserem Erschrecken dichter Regen, der sich aber bald nach dem Frühstück verzieht. Die Sonne kommt heraus, es lockert auf. Na denn man los.

Statt Mittagessen gibt es eine Rucksack-Mahlzeit, Vorräte sind dank des Sainsbury’s-Stops vom Samstag ja verfügbar. Die heutige Tour stammt aus dem Buch Gower Costal Walks (siehe Literatur am Ende der Seite) und führt gegenüber der alten Kirche von Penmaen hinab zum Strand an die Threecliffs Bay, danach weiter Richtung Parkmill an den Ruinen von Pennard Castle vorbei und über Parkmill am Gower Heritage Center nach Penmaen zurück. Am Beginn der Runde treffen wir auf eine weitere kleine Ferienanlage mit drei Wohnungen, die wir erst buchen wollten, die aber schon ausgebucht war (North Hill Farm Cottages). Der Weg ist einfach und in max. zwei Stunden zu gehen. Es ist ein schöner kleiner Rundgang um Threecliffs Bay, immer mit tollen Aussichten und sowohl flach als auch deutlich ansteigend. [siehe auch diese Stelle]

Leider setzt kurz nach den Threecliffs noch vor der Ruine Pennard Caste Regen ein, der uns rasch durchnässt. Unterstellen ist nix. Die Wege sind nun matschig, teilweise überflutet und es wird deutlich kühler. Von Parkmill nach Penmaen geht es recht steil aufwärts und wir erreichen nass und etwas angefroren unser Ferienhaus. Dann erst einmal Klamotten trocknen, einen heißen Kaffee und abwarten. Am Nachmittag klart es wieder auf, aber kaum sind wir wieder draußen, fängt es wieder an zu nieseln.

Dann eben in’s Auto und in Richtung Oxwich, ein kleiner Ort westlich von Penmaen. Und siehe da: dort regnet es nicht. Dafür bekommen wir mit Blick auf Penmaen einen strahlenden Regenbogen präsentiert. Der Tag endet in einem längeren Spaziergang am Strand von Oxwich, Oxwich Bay. Dieser Strand ist schon reichlich lang, trotz des nicht gerade warmen Wetters tummeln sich einige Leute im Wasser, allerdings nur am Anfang des Strandes, der Rest ist fast menschenleer. Bei Ebbe sind Tor Bay und Oxwich Bay, und auch Three Cliffs Bay und Pobbles Bay dahinter, ein durchgehender Strand, bei Flut sind sie getrennt. Kurz von Tor Bay gehen wir zurück. Ein Schild weist und noch auf eine alte Kirche hin, St. Illtyd’s Church, die natürlich noch besucht werden muss. Habe ich schon von der Faszination uralter Friedhöfe erzählt?

Wetter-mäßig kein so toller Tag, aber es hätte noch schlimmer kommen und den ganzen Tag regnen können. Der Wetterbericht in BBC spricht von schlechterem Wetter zum Wochenende.

About Gower Peninsula

Wichtig: immer daran denken, dass man hier in Wales ist, nicht in England! Zwar in Großbritannien, aber eben nicht in England.

Gower Peninsula ist eine kleine Halbinsel im Süden von Wales, westlich von Swansea gelegen und zu Swansea gehörig. Im Norden begrenzt durch den River Loughor, im Süden und Westen durch den Bristol Channel. Gerade mal 19 Meilen in Ost-West-Richtung, maximal 8 Meilen in Nord-Süd-Richtung groß, von Hügeln durchzogen und die See ist so gut wie immer in Sichtweite. In früheren Zeiten waren Fischfang und Muschelsammelei, der Export von Kalk nach Devon und Cornwall sowie Schmuggel die Haupt-Einnahmequellen hier, heute ist Landwirtschaft und zu einem nennenswerten Anteil der Tourismus die Geldquelle. Ursprünglich ist Gower nicht wirklich walisisch gewesen, sondern war mit normannischen Einflüssen eher dem englischen Teil Großbritanniens zuzurechnen. Besiedlungsspuren gehen auf Gower bis 5500 Jahre v.Chr. zurück, die Gegend war immer fruchtbar und durch das milde Klima gut zu bewohnen. Wir hatten manchmal ein bisschen den Eindruck zwischen Devon und Kerry gelandet zu sein. Nicht nur wegen der Ortsnamen, sondern weil Straßen und Flora ein bisschen an Devon erinnerten, Hügel und Strände wieder mehr an Kerry. Gower ist ein gepflegtes Stück Großbritannien, die Häuser und Orte gut instand gehalten, sauber, aufgeräumt. Was wieder Erinnerungen an Kerry weckte. Apropos Wales: wer wenigstens die Ortsnamen halbwegs korrekt aussprechen möchte, findet bei GoBritannia oder bei der BBC Unterstützung.

Da der Bristol Channel geologisch sehr jung ist, sind sowohl Flora als auch Fauna den entsprechenden Abschnitten in Cornwall, Devon und Somerset sehr ähnlich, was sogar historische Funde in Höhlen zeigen. Die großen Kalkvorkommen sind jedoch spezifisch für Gower, daher die frühere umfangreiche Gewinnung von Kalk und das häufige Vorkommen von alten Kalköfen zum Brennen. Das milde Klima bringt auch eine breite Palette von Pflanzen hervor, so trifft man hier, wie in Devon, sogar auf einzelne Eukalypthus-Bäume und Lorbeer sowie Blumen und Gewächse, die wir z.B. auch auf Madeira fanden, bei uns zuhause aber nie zum Gedeihen gebracht haben. Wenn Irland die grüne Insel ist, hat Gower dieses Prädikat mindestens auch verdient. Viele Abschnitte der Insel gehören dem National Trust, man weiß, was man an Gower hat.

Die Insel ist reich an Spuren und Fragmenten sehr alter Kulturen. Kleine Kirchen, Hunderte von Jahren alt, Monolithe und Menhire finden sich an vielen Stellen. Touristen kommen aus mehreren Gründen hierher. Zuerst sind dies natürlich die schöne Gegend und die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Halbinsel, daneben hat Gower lange und attraktive Strände, die sich mit ihrem feinen Sand und recht sauber für Badeaufenthalte anbieten (sofern das Wetter mitspielt). Nicht wenige Strände verlaufen sehr flach, sind daher Familien-freundlich und auch für Kinder ungefährlich. Man trifft aber auch auf eine Menge Wanderer, denn Gower ist mit einem für seine Größe umfangreichen Netz an Wanderwegen gesegnet.

Montag, 25. Juli 2005: Oxwich Bay nach Horton, The Gower Way nach Cefn Bryn

Auch dieser Tag begann nicht mit brüllender Sonne, aber es war trocken. Dies ermunterte zu einer etwas größeren Tour. Wir erinnerten uns an ein Schild an der kleinen Kirche in Oxwich, das auf einen Weg nach Horton hinwies, 5.2km sollten das sein. Die Karte Explorer Map Gower bestätigte das Vorhandensein des Weges. Parken am Oxwich Bay kostete diesmal 2.50£, aber was soll’s.

Die Route führte von der Kirche über eine lange Reihe von Stufen fast bis auf Oxwich Green hinauf, ca. 180 Höhenmeter. Danach wird der Weg wieder eher flach, ist gut zu gehen und man hat das Gefühl in einem Hexenwald zu sein. Der Wald ist hier Teil eines Naturschutzgebietes und schon immer natürlich gewesen, also dicht und undurchdringlich. Immer wieder tauchen rechts am Weg kleine Trampelpfade zur Küste hin auf. Nicht ohne Grund, denn entweder sind dort schöne Aussichten zu finden, oder auch mal Felsabbrüche oder andere wundersame Dinge. An Oxwich Point, einem Aussichtspunkt der Strecke, endet der Wald und das Naturschutzgebiet (National Trust), der Weg geht weiter an der Küste entlang. Steinliebhaber stoßen auf einen Küstenabschnitt, der mit Megatonnen von Kieseln übersät ist, die durch die Brandung bis zur Kugelform abgeschliffen wurden. Ein paar Kilo dieser Steine schleppen wir bis zum Auto mit, jedoch nicht bevor wir unsere Rucksäcke durch Verputzen unseres Mittagessens erleichtert haben.

Nächster Orientierungspunkt ist The Sands, eine weitere Mini-Sandbucht, die ganz unvermittelt aus den felsigen Abschnitten dieser Küste auftaucht. Und auch hier wieder dieser feine Sand. Eine Familie mit ihrem Kindern hat sich dort nieder gelassen; bis zum Strand von Horton ist es nur noch ein kurzes Stück. Horton selbst ist nicht einmal ein Dorf, sondern besteht nur aus ein paar Häusern und einem kleinen Laden, wo wir uns ein Eis genehmigen. Der Rückweg nach Oxwich geht zuerst steil die Straße hinauf, dann biegt er an der Farm The Beeches in die Felder ab und Kuhwiesen mit einem Trampelpfad führen weiter. Kurz vor den beiden Ansiedlungen Eastern und Western Slade (auch von The Sands erreichbar) wird der Weg wieder Wirtschaftweg, wenig später gelangt man zu Oxwich Castle. Gegenüber des Schlosses (zu besichtigen, aber Privatbesitz) geht kaum sichtbar nach links ein Weg nach Oxwich selbst herunter, wieder durch einen dichten Wald. Auch Oxwich ist kaum mehr als eine Ansiedlung, jedoch mit einer Ferienhausanlage und einem urigen kleinen Cafe, das wir auf unsere To-Do-Liste aufnehmen, sowie einem Schnellimbiss und einem Andenkenladen am Strand. Ist eine nette Tour, nicht anstrengend, abwechselungsreich.

Nach dem Abendessen nehmen wir uns die direkte Umgebung unseres Hauses vor und gehen den Weg gegenüber unserer Hauseinfahrt einen Hügel hinauf. Die Karte identifiziert diesen Weg später als Teil des Gower Path, eine Plakette verkündet die Einweihung durch Prince Charles (kein Wunder, er als Prince of Wales). Gar nicht viele Höhenmeter weiter bietet sich schon vom ersten Hügel aus ein atemberaubender Blick über Gower sowie die nahen Buchten. Hier oben herrscht eine Stille, die man fast nicht mehr kennt. Alles, was zu hören ist, sind Kilometer entfernte Schafe und Kühe, eventuell mal ein Auto, aber alles in einem Pegelbereich, dass man sich wundert, was das Ohr noch wahrzunehmen in der Lage ist. Wenn eben sonst absolute Stille ist.

Leider ist es schon etwas später und die Strecke landet für bessere Wetterverhältnisse ebenfalls auf der To-Do-Liste.

Dienstag, 26. Juli 2005: Per Fahrrad nach Swansea und The Mumbles

Trotz gegenteiliger Behauptungen der Wetterfrösche ist es immer noch trocken. Warum nicht mal mit dem Fahrrad unterwegs sein? Wir wussten, dass man vom Außenbereich von Swansea mit dem Fahrrad nach Swansea hinein fahren kann. Unser Landlord hatte uns geratendie A4118 nach Killay, einem Vorort von Swansea, hinauf zu fahren, das Auto an einem Pub namens Railroad Inn stehen zu lassen und dann von dort den Swansea Bike Path zu nehmen. Tatsächlich ist dort ein größerer und sogar kostenfreier Parkplatz, der Radweg geht durch ein Erholungsgebiet über zwei Meilen bis zum Strand, die nächsten drei Meilen führen am Strand entlang bis zur Innenstadt von Swansea, besser zur Marina. Der Fahrradweg ist einwandfrei und teilt sich den Asphalt mit den Fußgängern. Übrigens geht der Radweg noch viel weiter und führt bis nach Pembrokeshire im Norden hinauf.

Swansea ist nicht gerade eine schöne oder sehenswerte Stadt, jedoch groß und mit einer weitläufigen Innenstadt. Dort gibt es alles zu kaufen was man braucht und auch mehr. Wir gehen ein wenig durch die Einkaufsstraßen, leisten uns ein Mittagessen in einem typisch britischen Restaurant mit britischen Essen. Dann reicht uns die Stadt auch schon wieder und wir wollen lieber wieder in ruhigere Bereiche zurück. Unsere Räder hatten wir am Busbahnhof stehen gelassen, von dort fahren wir an der Küste wieder zurück. Statt jedoch wieder in den Weg nach Killay abzubiegen, folgen wir dem Radweg weiter nach The Mumbles, sozusagen die Touristenmeile von Swansea, ein paar Meilen von Swansea Town Centre entfernt. Mumbles ist ein fast eigenständiger Ort, durch Touristik geprägt, auch wieder mit einer Einkaufsstraße, vielen Cafes und Restaurants. Am Ende der Hauptstraße durch Mumbles kommt man zu einem großen Cafe, Verdi’s. Hier lassen wir uns zu einer Pause nieder, ein Kaffee und ein leckeres Eis auf der Terasse sind auch drin.

Obwohl für hiesige Verhältnisse viel los ist, würden wir es nicht als überlaufen bezeichnen. Man bekommt immer noch einen Tisch im Cafe, das Verdi’s hat eine beispielhafte Organisation (Bestellen und Bezahlen im Haus, man bekommt seine Bestellung an den Tisch mit der genannten Nummer) und es ist nicht hektisch oder nervig. Und es ist immer noch trocken, von Regen keine Spur.

Von Mumbles zurück auf’s Rad nach Killay, 23km stehen bei der Rückkehr zum Auto auf dem Fahrrad-Tacho. In Killay finden wir zwar keinen Tesco-Markt, aber einen CoOp-Laden, in dem wir noch etwas Milch und Toast mitnehmen. Zurück in Penmaen wollen wir noch nicht in’s Haus, wir packen unser Abendessen ein und ziehen wieder den Gower Path zu unserem stillen Hügel hinauf. Nach Genuss unserer Wholemeal Buns und etwas Thunfisch bleiben wir dort sitzen, schlafen in der Stille fast ein und gehen doch wieder zum Old School House zurück.

Mittwoch, 27. Juli 2005: Rhossili, Worm’s Head

Der Wetterbericht warnt vor beginnendem Regen am Nachmittag. Daher muss wenigstens der Vormittag noch genutzt werden. Rhossili liegt an der äußersten westlichen Spitze von Gower, von dort geht Worm’s Head ab, ein kleiner Inselausläufer, der nur bei Ebbe von Rhossili zu erreichen ist. Bei Flut ist die Insel abgeschnitten. Ein vorheriger Anruf in der National Trust-Station in Rhossili ergab, dass die Insel von 15:15 bis 17:15 freigegeben ist. Da unser Gower Coastal Walks aber auch in dieser Gegend eine Tour bereit hält, machen wir uns früher auf auf den Weg nach Rhossili.

Vom Parkplatz an der NT-Station (kostenpflichtig, erst später sahen wir, dass der Parkplatz 200m zuvor an der St. Mary’s Church kostenlos ist) geht man auf der Straße einige hundert Meter zurück und biegt dann nach links auf einen NT-Weg ab, der auf die Hügelkette an der Küste hoch führt, Rhossili Down. Nach einem teilweise recht steilen, aber nicht sehr langen Aufstieg hat man dann einen guten Ausblick auf Worm’s Head, und auch auf einen großen Teil von Gower selbst, denn dieser Hügel, The Beacon, ist mit 193m die höchste Erhebung auf Gower, die zweithöchste mit 188m liegt ja vor unserer Haustür. Auf diesem Kamm geht es nun eine ganze Weile entlang, und die Aussichten sind prächtig. Noch prächtiger, wenn es nicht bedeckt und trübe gewesen wäre. Nach ca. zwei Dritteln des Weges, bevor man in Hillend wieder absteigt, finden sich die Reste einer Radarstation, von der nur noch Betonfundamente und ein paar Treppen übrig sind. Etwas befremdlich wirkt die Anlage schon. Der Abstieg nach Hillend und seiner Mobile Home-Ansiedlung nebst Campingplatz ist wieder steil.

 

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Über den Campingplatz gehen wir zum Strand herunter und laufen die drei Kilometer zum Parkplatz zurück. Es ist nun drei Uhr, eine erquickliche Anzahl Besucher strömt zum Worm’s Head, was erst einmal einen guten Kilometer Weg bis zum Causeway ausmacht. Hinweisschilder warnen vor Betreten des Übergangs bei ansteigender Flut, sonst kann man eine Zeit warten, bis man mit dem Boot von drüben abgeholt wird. Der Übergang zu Worm’s Head führt über eine Strecke, die die meiste Zeit unter Wasser liegt. Es ist kein Weg, sondern eine Strecke von Felsen, Muschelbänken und Geröllfeldern, Kindern unter 12 Jahren wird die Fortbewegung etwas schwer fallen. Rutschsicheres und festes Schuhwerk ist ein Muss. Rund zwanzig Minuten braucht man im Zickzack-Kurs für den Übergang zur ersten Insel, leider fängt es nun mitten auf dem Übergang an zu regnen und wir kehren bei Erreichen der Insel wieder um, da wir nicht völlig durchnässt werden wollen. Der Weg ist nicht ohne, ein erkleckliches Mass an Trittsicherheit ist schon erforderlich. Die Insel ist sicher interessant, aber wir wollen die Story bei besserem Wetter lieber frisch angehen.

Auf dem Weg zurück nach Penmaen versorgen wir uns in Scurlage in einem kleinen Geschäft noch mit etwas Salat, Pork Sausages und Orange&Tangerine-Marmelade für’s Abendessen. Es regnet.

Wandern und Radfahren

Das Thema Radfahren ist einfach abzuhandeln: vergiss‘ es. Keine Radwege, auf den Straßen fahren wäre Selbstmord oder zumindestens wenig angenehm. Mit dem Mountainbike wären einige Strecken über Hügel und Felder gut machbar, ist aber eher die Ausnahme auf Gower.

Kommen wir zum Wandern. Das ist eine große Stärke von Gower. Die Halbinsel ist mit einer unüberschaubaren Zahl von kleinen und größeren Wanderwegen durchzogen, fast alle markiert oder sogar mit Richtungs- oder Zielschildern versehen. Fährt man irgendeine Straße auf Gower entlang, findet man reichlich die Symbole für Wanderwege oder sogar Schilder zu Fußwegen mit Orts- und Entfernungsangaben. Man kann auf dieser Mini-Insel bequem drei Wochen jeden Tag nur Touren machen. Die Qualität der Wege ist wechselnd. Von der breiten Rasen-Autobahn bis zum kaum erkennbaren Trampelpfad zählt hier alles als Wanderweg. So kann es passieren, dass Wege schon einmal zuwachsen und kaum noch passierbar sind, wegen überwuchernder Brombeerhecken oder Farn. Auch das Passieren von Weideflächen mit zwei Dutzend neugierigen Kühen oder deren Schlammlöchern muss halt so hingenommen werden. Die ‚großen‘ Wege wie Oxwich-Rhossili oder von Threecliffs Bay bis Mumbles sind aber immer gepflegt, teilweise von den lokalen Behörden oder vom NT. Besondere Ausrüstung ist daher nicht erforderlich, feste und trittsichere Schuhe sowie lange Hosen (wegen Brennnesseln und Disteln) sind aber zu empfehlen, besonders auf den selbsterforschten Wegen ab von den Touristen-Zentren.

Ein immer wieder auftretender Effekt, besonders beim Gehen an den Klippen oder auf Höhenzügen, ist gemächliches Vor-sich-hin-Wandern, Biegen um eine Ecke und ein ‚Boah‘ ausstoßen. Die Blicke verändern sich manchmal mit jeden paar Metern, die man geht, es taucht immer wieder Neues oder Interessantes auf. Trifft man auf Leute, sind es ebenfalls Wanderer, maximal ein Moutainbike-Fahrer. Man nehme sich also einfach die Explorer Map (siehe Literatur), oder eins der Wanderbücher, oder die Prospekte in Rhossili im NT-Shop, und gehe los. Wirklich gefährliche Strecken hatten wir nie, manchmal muss man die Gezeiten etwas beachten, und auf Regen vorbereitet sein. Aber welcher Urlauber hier ist nicht auf Regen vorbereitet?

Vorschläge zu Wanderungen gibt es auch in den örtlichen Visitor Centres oder in den Tourist Infos in größeren Orten, in einigen Büchern als auch in den Info-Läden des National Trust. Man kann aber auch, oder sollte sogar, auf eigene Faust los gehen und Wege und Gegenden erkunden. Ist man bereits einige Tage auf Gower, ist das wegen der eher überschaubaren Fläche gut möglich, und man hat immer Orientierungspunkte wie Tors, Hügel oder Hügelketten. Auch die verschiedenen Strände erleichtern die Orientierung.

Donnerstag, 28. Juli 2005: Llanelli, Penmaen Burrows

Es regnet immer noch. Vielleicht ein bisschen Einkaufen? Oder den nächsten IKEA-Laden in Swansea suchen? Wir entscheiden uns dafür, die Fortsetzung des Gower Bike Path, den Celtic Bike Path, vor Llanelli (sprich ‚Chlannech-li‘) zu erkunden. Da wir ihn ohne Probleme finden, ist diese Aufgabe gelöst und wir fahren nach Llanelli um etwas zu Mittag zu essen und eventuell auch noch andere Lebensmittel einzukaufen. Die Innenstadt finden wir nicht auf Anhieb, also fahren wir zur Bucht herunter um dort zu parken und eine kleine Runde zu machen, es hat nämlich inzwischen zu regnen aufgehört. Vom Stadtzentrum aus folgen wir der Straße Richtung Bahnhof und stoßen beim letzten Kreisverkehr dahinter prompt auf einen LIDL. Der muss besichtigt werden, LIDL in Irland und ALDI in Belgien hatten wir schon.

Der LIDL sieht aus wie in Deutschland, die Preise sind aber wohl nicht so deutlich niedriger als z.B. im Sainsbury. Etwas Toast, ein paar Rosinenbrötchen, Baked Beans, mehr brauchen wir nicht. Wer also hier in Wales Bedarf an deutschem Kartoffelsalat und Wiesenhof-Würstchen hat, ist im LIDL gut aufgehoben (der zweite findet sich übrigens am Ortseingang aus Richtung Swansea). Wir parken am Dock, laufen ein Stück in die Stadt hinein. Am Anfang essen wir zu Mittag, Llanelli ist aber mit Cafes und Bistros gut ausgestattet, für britische Verhältnisse auch bezahlbar.

Llanelli ist keine Touristenstadt, sondern eben ganz normal britisch, teils ein wenig verlumpt, jedoch mit einer gar nicht so unschönen Einkaufsstraße. Viele kleine und auch seltsame Geschäfte, ein paar fliegende Händler mit Süßigkeiten und Handy-Schalen, auch Kleidung, Schuhe, ein Bio-Laden etc. Nichts Besonderes, aber zum Einkaufen nicht das Schlechteste. Wir verlassen Llanelli wieder, nicht ohne uns noch etwas zu verfahren. Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass es inzwischen wieder angefangen hatte zu regnen? Wenigstens wissen wir jetzt, wo wir mit dem Fahrrad weiter kommen (würden).

In Penmaen hat es wieder aufgehört mit dem Niesel, eine erneute und weitläufige Runde durch die Penmaen Burrows ist noch möglich. Wir finden auch Stellen zum Klettern, müssen wieder mal sitzen bleiben und die phantatische Aussicht genießen oder feststellen, wie vertraut uns die Gegend doch schon geworden ist.

Freitag, 29. Juli 2005: Celtic Path, Arthur’s Stone, Knelston, Parkmill

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Der Tag beginnt gar nicht so schlimm. Es regnet nicht, es sind sogar ein paar Lücken in der Wolkendecke zu ahnen, warm ist etwas Anderes. Das Auto bleibt heute stehen. Zum dritten Mal steigen wir den Hügel vor unserer Straße hinauf auf den Gower Path, diesmal jedoch wild entschlossen, weiter auf der Hügelkette nach Westen vorzustoßen. Geht auch, und tatsächlich ändern sich die Aussichten auf Gower alle hundert Meter, mal mit Sicht auf die nördlich liegende Bucht des River Loughor, der mit seinen breiten Marschrändern Gower vom Rest von Wales trennt. Auch Llanelli ist zu erkennen, weiter westlich davon Pembrokeshire, am Ende der Landzunge liegen Tenby und eben Pembroke. Dann wieder einige Meilen entfernt die Hügel The Baecon und Rhossili Down, die wir am Mittwoch erklommen hatten.

Einige Kilometer geht es so weiter. Erster Abstecher ist der Abgang nach Norden zu Arthur’s Stone, eine frühzeitliche Begräbnisstätte. Nicht zu übersehen die Autos, die auf der Straße hoch gefahren sind und nun die alte Stätte besichtigen, an der auch gelegentlich King Arthur mit seinem weißen Pferd auftauchen soll. Im Moment war er aber wohl in Cornwall unterwegs. Über dem Örtchen Reynoldston verlassen wir die Hügelkette und gehen in den Ort hinab, kommen genau an der Poststelle und dem Lädchen an, wo wir vor kurzer Zeit noch Karten und Briefmarken gekauft haben. Weiter durch den Ort in Richtung Knelston, eine weitere Ortschaft, wo wir den Bus Linie 118 zurück nach Penmaen nehmen wollen. Der Weg nach Knelston ist auch ausgeschildert, führt aber durch Wiesen und Äcker, nicht immer trocken, wenn auch Bäche tatsächlich mit Bohlen überquerbar gemacht sind. Die große Kuhherde, die unser Auftauchen aus dem Nichts sehr interessant fand, ignorieren wir mit stoischem Gleichmut und gelangen auf die Straße nach Knelston hinein. Die Primary School in Knelston hat Ferien, so nutzen wir den Schulhof mit seinen Bänken und Tischen für eine längere und gemütliche Mittagspause.

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Die Bushaltestelle ist nicht weit entfernt, vor der Abfahrt haben wir noch eine gute halbe Stunde, die wir für einen Abstecher zu einer weiteren sehr alten Kirche nutzen, die mitten in einem Farmland erbaut wurde. Natürlich ist der Bus nicht pünktlich, er kommt einige Minuten zu spät. 1.85£ pro Nase für die kurze Strecke nach Penmaen zurück sind zwar ein stolzer Preis, aber was soll man machen? Dafür gibt es auch einige Abstecher in die umliegenden Ortschaften, und der Busfahrer muss früher Kutscher und/oder Rennfahrer gewesen sein. Jedenfalls singt er vor sich hin, flucht oder gibt seine Kommentare ab und fährt wie ein Henker. Wenigstens der Busfahrplan für ganz Gower ist kostenlos und wird mitgenommen.

Die Füße sind noch nicht richtig platt, so geht es nach dem Abendessen noch einmal los. Der Weg zur Penmaen Church und herunter zu Threecliffs Bay ist bekannt, auch der Weg weiter an Pennard Castle vorbei ist uns nicht neu, heute regnet es aber nicht. In Parkmill machen wir jetzt einen Umweg. Man folgt hinter dem Gower Heritage Center zuerst den Schildern zum Parc-le-Breos-Reitstall, biegt jedoch an der Stelle mit dem Hinweis ‚Access only, no footpath‘ nach rechts auf einen breiten Weg ab. Der führt durch eine Art Tal in Richtung eines Wäldchens, wo man sofort am Beginn nach links (rechts liegt ein einsames Haus) abzweigt. Durch den Wald geht es immer geradeaus aufwärts ansteigend Richtung Penmaen. Die Fauna ist wundersam, Eichen, Haselnuss, eine Lorbeer-Art als Baum. Genau am Ende des Wäldchens biegt man wieder nach links ab und kommt zurück nach Penmaen, eben an Mulberry House, bei unserem Ferienhaus an.

Der Weg ist in Summe bestimmt 12 oder 13km lang, aber sehr idyllisch und abwechselungsreich. Kaum in Penmaen angekommen … was fing wohl an? Genau, Regen. Aber wir sind trocken geblieben.

Unterkünfte

Fangen wir in der Liste der Bequemlichkeiten oben an. Hotels finden sich natürlich in Mumbles zuhauf, vom einfachen Hotel an der Straße bis hin zu großen Hotels etwas außerhalb von Mumbles. Da Mumbles für Touren aber nicht die beste Ausgangslage hat, würde ich mich immer eher zur Mitte von Gower orientieren. Dort wiederum reicht das Angebot vom eher einfachen, schlichten Standard-Hotel in Rhossili (Worm’s Head Hotel) mit zwei Sternen bis hin zum Vier-Sterne-Hotel wie das King Arthur’s in Reynoldston oder einem Park-Hotel erster Sahne in Burry Green. Hotel-Übersicht ist hier zu finden. Kneipen auch.

Auch an Ferienhäusern hat Gower die gesamte Palette zu bieten. Billig sind sie zwar alle nicht, gehen jedoch bis zur Fünf-Sterne-Kategorie. Wir haben wirklich schöne Ferienhäuser gesehen, es ist dann zu berücksichtigen, wie abgelegen oder auch zentral sie liegen. Informationen bei Stay In Wales oder The Gower.com.

Auf Gower finden sich noch dichte Ansammlungen an Mobile Homes, sozusagen überdimensionierte Wohnwagen mit Strom-, Gas- und Wasseranschluss. Die meisten scheinen in Privatbesitz zu stehen, einige aber zur Vermietung vorgesehen zu sein. Sie stehen recht eng beieinander und sind eventuell nicht das, was sich Deutsche unter Ferienhäusern vorstellen, werden aber unter diesem Begriff auch geführt. Solche Plätze sind z.B. in Port Eynon oder Cwm Ivy.

Mit Wohnwagen oder Wohnmobilen kommt man überall auf Gower unter, da zeigt die Explorer Map die meisten Orte an, die Plätze haben. Diese Plätze können aber im Sommer stark belegt sein, so sollte man vorher buchen und nicht in’s Blaue fahren.

Zuletzt ist in gleichem Umfang die Kategorie Campingplätze gut vertreten. Einen der nettesten fand ich den der Jugendherberge in Port Eynon.

Samstag, 30. Juli 2005: Southgate, Pwll Du

Wetterbeobachtung wurde wieder zu einem wesenlichen Teil unseres Tagesablaufs. So beobachteten wir morgens beim Aufstehen, dass an unserem Fenster von außen Wasser herunter lief. Regentag? Der Vormittag gehörte dem Schreiben dieses Reiseberichts bzw. Lesen und endlich mal wieder geregelt Mittagessen kochen und verspeisen. Grundsätzliche Wetterbesserung tritt nicht ein, jedoch der Regen lässt am Nachmittag nach und wir trauen uns wieder nach draußen.

Eine nette kleine Runde führt von Fox Hole in Southgate an den Klippen entlang bis Pwll Du Pen oder weiter bis zur gleichnamigen Bay. Dokumetiert ist die Runde sowohl in Gower Costal Walks als auch in Prospekten des NT, die in Rhossili am Worm’s Head ausliegen. Von Penmaen aus fährt man auf der A4118 Richtung Swansea zurück, biegt jedoch hinter Parkmill rechts und wieder rechts nach Pennard ab und fährt weiter bis Southgate. Am Ende von Southgate ist ein Parkplatz, der wieder mal 2£ Gebühr kostet, auf Nachfragen nimmt der Mann im Häuschen dann aber das Wechselgeld zurück und es zeigt sich, dass das NT-Schild am Parkplatz auch heißt, dass man als NT-Mitglied nix zahlen muss.

Der Weg führt auf unterschiedlichen Routen an den East Cliffs und am High Tor entlang, die Aussichten auf das Meer und die steil abstürzenden Cliffs sind eine Wucht. Wir bleiben immer wieder stehen um zu schauen, gehen auch mal einen Weg herunter zu dem wasserumspülten Klippen. Bei Pwlldu Head verlieren wir jedoch den Weg, es scheint nicht weiter zu gehen. Hinterher sieht man auf einer aktuellen Karte, dass der alte Weg nicht mehr existiert, man muss ein Stück weiter herunter zu den Klippen und kann dort bis Caswell Bay, einem kleinen Strand, weiter gehen. Das wissen wir erst, als wir auf dem Rückweg in Southgate eine neuste Version der OS Explorer Map gekauft haben. Vor dort aus kann man auch in westlicher Richtung weiter gehen, über die West Cliffs und über Pobbles Beach, und gelangt dann an die östliche Seite von Threecliffs Bay. Dieser Weg ist ebenfalls sehr schön und ohne Anstrengung zu gehen. Würde man diesem Weg folgen, käme man wieder am Pennard Castle an und könnte weiter nach Parkmill etc.

Von dieser Stelle auf dem Hügel Shire Combe sehen wir nun auch, wie unser Weg zum Pennard Castle im Regen tatsächlich hätte verlaufen sollen: kommt man den Weg nach Threecliffsbay herunter, geht man über den Strand auf der Meerseite um das kleine Cliff herum, dort sind auch zwei kleine Höhlen, und hält sich dann links den Hügel herauf, statt dass man direkt nach dem Stein-Übergang direkt links geht. Geht man nämlich direkt links, muss man am River bleiben, dort führt ein langer Holzsteg zur Schloss-Ruine. Die Alternative um das Cliff herum geht aber nur bei Ebbe, und man muss immer durch den Fluß, der vom Castle herunter kommt und in’s Meer fließt. Also entweder Gummistiefel, oder Schuhe ausziehen. Wie gesagt, ist das folgende Southgate ein guter Startpunkt für kleinere Runden. Alternative wäre noch, hinter dem Pwll Du Bay nach Norden Richtung Bishopston zu gehen. Ein anderes Mal …

Sonntag, 31. Juli 2005: Celtic Bike Path

Das Wetter hält sich wacker, Regen ist wohl nicht in Sicht. Wegen späten Aufstehens gedenken wir, die Fahrräder zu nutzen und die Fahrrad-Tour ab Llanelli Richtung Westen in Angriff zu nehmen. Dazu fahren wir die A4118 Richt Killay/Swansea, biegen in Killay links Richtung Dunvant an, nach Gowerton, weiter auf der A484 Richtung Llanelli. Schon kurz nach der Brücke über den River Loughor, am ersten Kreisverkehr, biegt man nach rechts ab. Sofort auf der linken Seite ist ein Parkplatz, wieder kostenpflichtig. Biegt man gegenüber nach rechts ab, führt die kleine Straße in ein Industriegebiet, wo man direkt am Anfang der Straße kostenlos parken kann.

Die Tour führt nun zurück über den Parkplatz, dies ist eins der vielen Millenium-Projekte in Wales; man folgt nun immer dem Radweg ‚4‘, regelmäßig angezeigt. Nach der ersten Hürde, einer Brücke über die Eisenbahnlinie, sind die ersten Kilometer nicht gerade aufregend, es liegen aber über 20km autofreier Radweg vor uns. Dies ist der Celtic Bike Path, dem man theoretisch bis Pembroke und noch etwas weiter folgen könnte. So passiert man auf Schotterwegen als erstes das Wildfowl and Wetlands Centre und fährt weiter Richtung Llanelli Docks, wo wir auch vor einiger Zeit geparkt hatten. Etwas vor diesen Docks wandelt sich der Radweg in einen sehr interessanten und schönen Abschnitt, der nun auch geteert ist. Man passiert die Promenade (von der Hauptstrecke zu den Docks von der ‚4‘ abweichen) mit einem Cafe und Imbissbude und fährt immer schön am Strand entlang. Auch dieser Teil gehört zum Millenium-Projekt, es gibt Bänke und Aussichts-Plattformen. Kurz vor Ende der Promenade geht es wieder nach oben auf den regulären Radweg und weiter Richtung Pembrey.

Ab dieser Stelle ist es kein Radweg mehr, sondern ein Bike Highway, breit, aalglat und flach. Dort stoßen wir auch auf den wohl ersten und einzigen Kreisverkehr für Radfahrer, mit einem Monument mit dem walischen Drachen in der Mitte. An den West Docks von Burry Port findet ein Bootrennen statt, dort machen wir eine erste Pause. Dann Fortsetzung der Fahrt bis zum Pembrey Country Park, für Radfahrer mit kostenlosem Zugang. Wir fahren noch bis zum Visitor Centre, Eis und Pommes sind auch verfühbar, gehen noch zum Strand herunter und machen uns, es fallen ein paar warnende Regentroppen, auf den Rückweg. 24km haben wir seit dem Start auf dem Tacho. Allerdings haben wir auch oft angehalten, da oder dort einen Schlenker gemacht oder auch pausiert. Der Rückweg geht wesentlich fixer und wir kommen trocken am Auto an.

Die Tour zeigt deutlich die Unterschiede zwischen der walischen Südküste und Gower. Nach Llanelli kommen noch reichlich Orte, die es so auf Gower nicht gibt, die Infrastruktur an Pubs und Cafes wird zunehmend besser und es wird touristischer. Auch deutlich wird das am Beginn des Strades Cefn Sidary Sands, ein kilometerlanger und wieder feinsandiger Strand. Mehr Leute, mehr Pommes, mehr Eis, mehr Betrieb. Dies ist deutlicher britischer Tourismus, wenn auch nicht überlaufen oder laut. Aber eben anders als Gower. Die Fahrradstrecke ist sehr nett, von den etwas langweiligen ersten Kilometern abgesehen, und prima zu fahren, was die Anzahl der Radfahrer auf diesem Celtic Bike Path beweist.

Tourismus und Infrastruktur

Hat man Swansea hinter sich gelassen und landet man auf Gower, war das vorerst die letzte Stadt, die man gesehen hat. Auf Gower selbst gibt es höchstens Dörfchen, und das sind dann auch schon die regionalen Zentren. Heißt: ist man Selbstversorger wie wir, kann man Sainsbury oder Tesco abschreiben, stattdessen haben größere Ansiedlungen wie Southgate, Scurlage, Parkmill oder auch Reynoldston kleine General Stores, die von Toast über Butter/Spreadable bis hin zu Obst, Gemüse und eventuell auch Tiefkühlwaren anbieten. Preise teilweise etwas höher, manchmal auch etwas niedriger als die Großen. In jedem Fall alles, was man zum Überleben braucht, inklusive Zahnpasta, Pflaster, Kinder-Tauchanzüge und gelegentlich Trekking-Bedarf. Das Post Office ist meistens gleich mit drin. Und auch die Tankstelle daneben oder davor, Tankstellen sind aber auf Gower eher rar, was bei der Größe der Halbinsel nicht wundert. Man verhungert also nie, muss höchstens mal für den Salat oder ein bisschen Aufschnitt einen Abschnitt in’s nächste Dorf fahren. Sogar die eine oder andere Apotheke taucht dann auf, sonst ist die auch noch mit im General Store drin. Komplett-Einkauf in einem Rutsch, so to speak. Unsere nächste Einkaufsmöglichkeit wäre Parkmill gewesen, ca. 2km entfernt. Southgate und Scurlage wären aber besser sortiert gewesen. Wir brauchten aber nicht viel, so dass wir unsere Einkäufe irgendwo unterwegs erledigten. Große Märkte finden sich in Swansea, z.B. ein Sainsbury in der Nähe der Marina, ein Tesco direkt an der Quadrant Bus Station, ein LIDL im Ortsteil Goseignon neben dem VW-Händler Sinclair.

Stichwort Tourismus: ja, der hat auf Gower seinen festen Platz. Sieht man aber von Haupt-Badebuchten wie Caswell oder Oxwich ab, so sind die Strände oft nicht direkt mit dem Auto zugänglich, auch Cafes oder Imbiss-Buden fehlen hier. Zwar finden sich an den größeren Straßen immer wieder Pubs oder Cafes oder auch Bistros, der Massentourismus ist auf Gower aber generell nicht zu Hause. Das hat wohl auch mit dem britischen Verständnis von Urlaub zu tun. An einem schönen Sonnentag sind am Traumstrand Whiteford Sands über zwei Kilometer nur einige Dutzend Leute zu finden, während wahrscheinlich in Caswell an den zweihundert Metern Strand kein Platz mehr zu finden ist. Aber zu Whiteford Sands kann man eben nicht hinfahren, sondern nur laufen, keine Imbissbude, nicht mal ein Stand mit Eis. Gleiches gilt für Threecliffs Bay oder Rhossili Bay, obwohl letzterer wenigstens einen Parkplatz und Toiletten hat. Ich würde aber mit drei kleinen Kindern auch eher ungern erst zwei Kilometer durch die Pampas laufen, um zum Strand zu kommen. Recht häufig zu sehen sind Campingplätze und Plätze für Wohnmobile und Caravans. Auch größere Flächen mit Mobile Homes finden sich oft, diese sind jedoch auch eher ruhig und mit Leuten besetzt, die mehr zum Strand gehen als auf Wanderungen.

Bliebe mein Lieblingsthema. Die Straßen auf Gower sind durchweg in gutem bis sehr gutem Zustand, prima ausgeschildert, und teilweise höllisch eng ohne Seitenstreifen. Stattdessen Mauern, an denen sich schon einige Fahrzeuge mit Lackspuren verewigt haben. Nicht selten fährt man bequem auf einer zweispurigen Straße, die sich plötzlich in einer Kurve auf eine einzelne sehr schmale Spur verengt. Sieht man auf der Straße einen Aufschrieb SLOW/ARAF, sollte man ihn ernst nehmen. Könnte gerade der Bus Linie 118 oder ein LKW um die Kurve schießen. Ansonsten wird typisch britisch gefahren, ausgenommen ein paar Kiddies, man fährt auch mal zurück und es wird seltenst gedrängelt oder gefährlich überholt. Ach ja, fast vergessen. Selbst Straßen der Klasse A führen oft über Weideland, Schafe und Ponys scheren sich einen Dreck um Vorfahrtsregelungen. Und Fußgängerüberwege geschweige denn Bürgersteige gibt es eh nur in den Ortschaften.

Montag, 1. August 2005: Landimore, Cwm Ivy

Sonne! Die Sonne scheint! Man glaubt es kaum. Sandwiches in den Rucksack, Kaffee gekocht und los. Der Nackenschlag sollte noch folgen, never trust a smiling cat …

In einem Zickzack-Kurs geht es über Nicholaston und Reynolston am Arthur’s Stone bis Cillibion, nach Westen durch Llanrhidian und dann abbiegen nach Landimore. Landimore ist ein verträumtes, aber schönes Dörfchen. Durch den Ort durch in die Straße hinein Richtung Marschland, auch wenn dies als Sackgasse gekennzeichnet ist. Tatsächlich findet aich am Ende eine Wendekreis mit Parkmöglichkeit, ein NT-Schild weist das Gebiet als ‚Whiteford/Landimore Marsh Conservation Area‘ aus.

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Durch das Tor geht man über eine längere Strecke am Marschland am River Loughan entlang, teilt sich Wege mit den Schafen, in der Entfernung grasen wilde Ponys. Am Ende des Marschlandes ist die Beschreibung der Gower Costal Path nicht sehr eindeutig, eigentlich sollte es zum North Hill Tor hinauf gehen, ein großer Felsblock, den man auch von unten sehen kann. Leider verfransen wir uns am Beginn des Baches Burry Pill und gehen an der North Hill Farm vorbei nach Cheriton. Cheriton mit seiner uralten Kirche ist wieder ein Stückchen Bilderbuch, es geht noch weiter gegenüber der Kirche am Burry Pill entlang, wo es eine kleine Brücke gibt, die wohl Leute aus dem Dartmoor gebaut haben. Wir halten uns dann Richtung Kittlehill und kehren nach Landimore zurück. Die Tour ist nicht überwältigend, aber nett und führt teilweise durch unberührten Wald.

Es ist Mittag, wir lassen uns auf einer Decke neben dem Wagen nieder, mampfen unsere Sandwiches und dösen ein wenig in der Sonne. Etwas Aussicht fehlt an diesem sonnigen Tag dennoch, wir beschließen eine Weiterfahrt nach Cwn Ivy (sprich: ‚Cöm Eivie‘). Dazu fahren wir weiter westlich, kommen am netten Britannia Inn vorbei und parken in Cwn Ivy auf einem Parkplatz ohne Wächter, aber mit Bitte um eine Parkgebühr von einem Pfund. Von diesem Parkplatz geht man zum Strand herunter, passiert einige Ferienhäuser und kommt zum Cwn Ivy Tor, einem 64m hohen Cliff vor dem Whiteford Sands Strand. Von diesem erkletterten Punkt aus schaut man sowohl in Richtung Rhossili, zur anderen Seite nach Pembrey als auch zurück, die Aussicht an diesem sonnigen und klaren Tag ist toll, weniger Richtung Pembrey, wo Wolken die Sicht verdunkeln. Nach dem Abstieg vom Cwn Ivy Tor gehen wir ein Stück parallel zum Strand und erklimmen auch noch Hills Tor, nicht so hoch, aber ebenfalls mit tollem Blick. Beide Aufstiege sind sehr zu empfehlen.

Bei der Rückkehr zum Auto trübt sich dann aber die Stimmung. Das rechte Seitenfenster ist eingeschlagen, der Rahmen verbogen, das Schloss auf der Fahrerseite und die Tür selbst beschädigt: das Autoradio ist weg. Die Splitter von der Scheibe sind im Wagen verteilt, wir machen erst einmal sauber so weit es geht. Glücklicher Weise waren sonst keine Wertgegenstände im Auto. An einer nahen Tankstelle bekomme ich eine stabile Plastikfolie von einer Verpackung, Gaffa-Tape habe ich eh immer dabei und der Tankwart erzählt, dass sich Auto-Einbrüche in der letzten Zeit häufen. Na, das tröstet mich denn. Und meine Jethro Tull-MP3-CD ist auch weg. Also: keine Wertgegenstände im Auto lassen, Bedienteil vom Autoradio immer mitnehmen!

Unser Vermieter hilft mit einer Liste von Telefonnummern von VW-Händlern und Autoglas-Firmen für eine Reparatur, die Vermieterin erzählt uns, dass im Herbst beim Verfallen des Farnes jede Menge Taschen und Rucksäcke aus aufgebrochenen Autos zum Vorschein kommen. Dabei hatte ich immer gedacht, die Briten hätten einen Vogel mit ihren vielen Warnhinweisen. Sie hatten Recht.

Dienstag, 2. August 2005: Swansea, Caswell Bay, Langland Bay

Sonnenschein und klare Sicht. Aber der heutige Tag gehört überwiegend dem Finden einer Polizei-Dienststelle (nicht überall, wo Heddlu drauf steht, ist auch Police drin), dem Lokalisieren des VW-Händlers Sinclair (der die Scheibe nicht am Lager hat, aber eine andere Werkstatt findet, die sie vorrätig hat), einer Fahrt quer durch Swansea zu Auto Glass (das sinniger Weise in Deutschland Car Glass heißt), mit dem Fahrrad durch einen Einkaufsbereich Swansea’s irren bis das Auto fertig ist (und Mittagessen in einem Pub), nach Swansea zu Sainsbury zum Einkaufen (und Kaffeetrinken). Vierte Nutzung der Fahrräder, und das Essen ist nicht immer so teuer wie in den Touri-Vierteln.

Ist noch ein wenig Zeit für wenigstens einen kleinen Spaziergang. Dieser könnte erheblich ausgeweitet werden, und würde dann schon fast eine Tagestour. Und zwar so: von der B4436 zwischen Swansea und Pennard geht es kurz vor Pennard hinab zur Küste nach Caswell bzw. Bishopston. Man hält sich aber in Richtung Caswell, dann zur Caswell Bay, einer beliebten Badebucht britischer Coleur mit Take Away Food, Cafe und so weiter. Gegenüber ist ein Parkplatz, der nachmittags bei gutem Wetter ziemlich gefüllt ist (1£/h 2£/2h, all day 3.30). Gegenüber links neben dem Surfside Cafe geht ein Weg an die Klippen los, dieser führt letzten Endes nach Mumbles. Der Weg ist leicht zu gehen, teilweise sogar betoniert, und, wie fast alle unsere bisherigen Abstecher, mit schönem Ausblick gesegnet. Der heutige Tag ist sogar so klar, dass man auf der Gegenseite des Channels die Wäldchen und Felder von Cornwall und Somerset erkennen kann.

Nächster Stop ist Langland Bay, ebenso wie Caswell Bay Hauptbadebucht (weil Parkplatz, Cafes und Pommes-Buden in Fußreichweite) und darüber hinaus auch Ferienort. Trotzdem nicht unappetitlich, wir bleiben sogar einige Zeit auf einer Bank sitzen um dem Treiben am Strand zuzusehen. Kurz hinter Rothers Tor kehren wir um, weil unser Parkticket abläuft, wir wären aber gerne noch weiter gegangen. Wenn, dann würde das wie folgt aussehen.

Nach dem Rothers Tor geht es weiter zum Limeslade Bay und dann um die Ecke nach Bracelet Bay und zuletzt nach Mumbles Head. Dort alternativ Kaffee und Eis im Verdi’s oder noch in das Städtchen hinein. Rückkehr nach Caswell über die Fußwege oberhalb der Cliffs durch Thistleboon, Langland und Summercliff. Für Caswell bis Rothers Tor haben wir 90 Minuten Gehzeit benötigt, die vielen Jogger auf dem Abschnitt waren aber schneller. Für die Gesamtstrecke müsste man schon bis zu vier Stunden rechnen. Werden wir diesmal wohl nicht mehr schaffen.

Mittwoch, 3. August 2005: Port Eynon nach Rhossili

Schon wieder Sonne. Eine Tagestour heute, nicht nach Buch, sondern es war eine Empfehlung unseres Landlords. Er meinte, dass die Strecke zwischen Horton und Rhossili einen Gang wert wäre, wir änderten diese Tour insofern ab, dass wir vom nächsten Ort Port Eynon aus los gingen, und einer anderen Weise, nämlich bezüglich Wegstrecke. Auch blieb das Auto heute stehen. Und es sollte eine der schönsten Touren werden, die wir hier gemacht haben. Und auch die anstrengendste.

Für 3.10£ bekommt man ein Tagesticket für den Bus, mit dem man ganz Gower befahren kann. Wir fuhren erst mit der Linie 117 um 10:15 nach Port Eynon, die Haltestelle lag nur wenige hundert Meter von unserem Haus entfernt. Gegen 11:00 sind wir am Strand. Busfahren in Gower ist ein Erlebnis für sich, wenn sich der Bus durch Straßen arbeitet, die gerade mal so breit sind wie er selbst, und wo die Seiten bis in reichliche Höhe mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen sind. Also schwer zu schildern, muss man erleben.

Ab Port Eynon hält man sich in westliche Richtung am Salt House vorbei in Richtung Jugendherberge mit Zeltplatz. Dahinter geht der reguläre Weg, und auch nur der ist in der Explorer Map eingezeichnet, auf den Hügel hinauf und führt in 40 … 65m Höhe auf den Hügeln entlang. Es gibt jedoch auch einen anderen Weg, der nicht eingezeichnet ist, und der geht ab Jugendherberge in Richtung Küste und Klippen im unteren Abschnitt. Dieser Weg führt nur wenige Meter über Wasserspiegel an der Küste entlang, steigt gelegentlich auch mal über einzelne Cliffs und Felsen hinauf und wieder herab, hält sich aber immer nahe am Wasser. Zuerst ist dieser Weg noch ganz gut zu gehen, er wird aber über die Zeit immer schwieriger, schmaler und ist zeitweise nur noch Meter für Meter zu erkennen, oder bricht ganz ab. Der Weg geht im ersten Abschnitt bis Culver Hole, wohl eine alte Schmuggler-Wohnstätte. Dort wäre Schluss, stiege man nicht vorsichtig vom Weg bis zur Basis des Einschnittes hinab (im Bild rechts ist das die rechte Felswand), dahinter geht es nur über die ausgewaschenen Felsabschnitte weiter. Dieser Weg ist nun bei Hochwasser wahrscheinlich nicht mehr begehbar, erfordert Trittsicherheit und zuverlässiges Schuhwerk, und nicht zuletzt gute Koordination.

Nach Passieren des Küstenabschnittes taucht der Weg wieder weiter oben auf und man klettert wieder hoch. Der weitere Verlauf muss zum großen Teil improvisiert, genau beobachtet oder auch wohl jedes Mal neu erfunden werden. Er führt auch streckenweise im abstürzenden Fels, über Geröllfelder und in den höher gelegenen Felsen an der Küstenlinie entlang. An einigen Stellen ist er auf der Küstenseite auch gar nicht mehr vorhanden und man muss einen Hügel hinauf und wieder hinunter. Es geht nur langsam voran, auch mal auf allen Vieren vorwärts oder abwärts. Kurz hinter Red Chamber und vor Thurba war uns die Sache dann doch zu riskant, weil der Weg entweder nicht

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weiter ging oder im fast senkrechten Felsen verschwand. Die Beine merkten auch erste Ermüdungserscheinungen an, so dass wir an dieser Stelle den Hügel hinauf auf den oberen, dokumentierten Weg wechselten. Bei Mew Slade versuchten wir einen erneuten Abstieg in die unteren Gefilde, den wir aber angesichts krümeliger Geröllfelder zwei Meter entfernt von den mehrere Meter steil abstürzenden Kanten einer Felsbucht schnell wieder aufgaben. Den Rest der Tour setzten wir auf den oberen Wegen bis Rhossili fort, was noch einige Kilometer waren. In Rhossili angekommen war dringend ein dickes Eis fällig, wir merkten nun auch deutlich unsere müden Knochen, obwohl wir für unser Alter sicher nicht untrainiert sind. Ein wenig noch umgeschaut und wir nehmen den 118 um 17:39 nach Hause.

Die Tour ist ein Erlebnis, die Aussichten auf die unglaubliche, zerfurchte und zerschnittene Felslandschaft, die das Wasser modelliert hat, die Cliffs und Abbrüche, die Felsformationen und kleinen Buchten und Höhlen sind unvergessliche Eindrücke von Natur. Ich würde sie aber nicht jedem empfehlen, denn es sind Trittsicherheit, ein wenig Schwindelfreiheit und nicht zuletzt Kondition und Koordination Vorraussetzung. Grade 4-5 wäre in einem Buch als Schwierigkeitsgrad sicher zu finden. Über die Tour könnte man mit den Details einen eigenen Artikel schreiben, wer sie machen möchte, sollte wie wir forschend vorgehen. Trekkingschuhe mit grobem Profil und lange Hosen sind Muss, auch Wasser und einen Imbiss nicht vergessen. Über die Gesamtsstrecke haben wir wohl so 600 bis 700 Höhenmeter gemacht, teils Hügel, aber auch Kletterpartien im Fels. Belohnt wird die Anstrengung mit mehr Erleben als auf allen anderen Strecken. Wer die Strecke ohne diese Herausforderungen machen möchte, geht ab Port Eynon auf die obere Hügellinie und bleibt dort oben. So mit 8 oder 9 Kilometern muss man aber trotzdem rechnen, und eben mit Disteln und Brennnsesseln.

Donnerstag, 4. August 2005: Burry Holms, Llanrhidian

Der gestrige Tag steckt uns doch noch ganz schön in den Knochen und wir machen die noch offene Tour nach Worm’s Head bis zum bitteren Ende nicht. Stattdessen lieber eine gemütliche Runde nach Burry Holms, eine kleine Insel gegenüber Worm’s Head, die ebenfalls nur bei Niedrigwasser erreichbar. Zugänglich ist diese am einfachsten über Broughton Farm hinter Llanennith (siehe auch Gower Costal Walks), ein Park mit Mobile Homes. Vor dort, der Parkplatz ist zur Zeit nicht kostenpflichtig, geht es eher gemütlich durch die Dünen bis zum Strand, dort kann man auf Sand oder auch über ein paar Felsen auf die Insel hinüber. Abgesehen von einer reichen Flora mit vielen unterschiedlichen Arten und ein paar netten Sichten über den Strand bis hinunter nach Rhossili ist die Insel nicht sehr interessant, es finden sich einige Reste einer Kirche und einer Ansiedlung dort. Auch die Sicht Richtung Whiteford Sands ist nett, aber nicht so aufregend. Nach einer Runde über die Insel gehen wir, wie im Buch beschrieben, westlich herum zurück zum Parkplatz, auch dieser Abschnitt eine nette Dünen-Tour.

Da es noch früh ist, und der im Wetterbericht angekündigte Regen noch nicht da ist, fahren wir noch weiter nach Llanrhidian mittig in North Gower. Von dort wollen wir noch rüber gehen zum Weobly Castle, leider setzt aber nun der typisch walisische Landregen (nicht heftig, aber gleichmäßig) ein und wir ziehen uns wieder zurück. Ohne Kirche geht aber auch dieser kleine Spaziergang nicht an uns vorbei, es ist wieder interessant zu sehen, wie weit die Geschichte in diesen Teilen der Welt sichtbar zurück geht.

Freitag, 5. August 2005: Threecliffs Bay, Southgate, Pwll Du Bay, Bishopston Valley

Damit wir für die Rückfahrt auch gut ausgeschlafen sind, wollen wir heute noch einige kleinere Touren kombinieren. Am Morgen sieht es noch gar nicht so gut aus mit dem Wetter, wie vorausgesagt. Wir gehen wieder zum Threecliffs Bay hinab, diesmal aber halten wir uns links und passieren die kleinen Ferienhäuser zum Strand hinab. Bei Ebbe ist der Strand sehr tief frei gelegt, und wir finden als einzige Möglichkeit, auf die Seite hinter den Cliffs zu kommen, die Schuhe auszuziehen und durch das Wasser des Pennard Pill zu waten. Man erreicht dann Pobbles Beach, es geht hinauf auf den äußeren Hügel und oben nach Southgate (Brötchen kaufen nicht vergessen!). Nun korrigieren wir den Fehler vom letzten Mal und halten uns oben an der Straße entlang bis Hunt’s Farm. Kurz vorher oder auch dahinter geht der Weg den Einschnitt herunter.

Die Warnschilder wegen erodierten Weges ignorieren wir heute und gehen weiter knapp oberhalb der Küstenlinie weiter in Richtung Pwll Du Head bzw. Bay. Tatsächlich ist der Weg nicht ganz so simpel, und man muss auch mal wieder 20cm neben einem Einschnitt in die Klippen entlang, ein wenig Klettern ist auch dabei. Ein wenig erinnert diese Stelle an unser Tour vom Mittwoch nach Rhossili, ist aber heute nicht so lang, so steil und solche Knochenarbeit. Kurz vor Pwll Du Bay gehen wir wieder hinauf, um in’s Bishopston Valley abzubiegen, das vom NT angepriesen wurde. Mit ein paar Umwegen finden wir auch Zugang in das Tal. Inzwischen haben sich fast alleWolken verzogen und die Sonne brennt uns auch mal kräftig auf die Pelle.

Leider entpuppt sich der Weg am Pwll Du entlang, dem Bishopston Valley, als eine Schlammschlacht aller erster Güte, und wir kehren mit matschigen Schuhen wieder um. Nur fehlt uns hier jetzt ein bisschen die Orientierung, wir schlagen uns über Felder aber wieder bis Hunt’s Farm durch und kommen wieder in Southgate an. Ein Eis haben wir uns nun aber verdient, bevor wir unseren Heimweg nach Mulberry Hill antreten. Wieder zurück zum Threecliffs Bay ist dies ein herrlicher, sonniger Tag geworden, der auch die Sicht bis auf die gegenüber liegenden Klippen von Somerset und Cornwall freigibt. Im Nachhinein wäre dieser letzte Tag auf Gower auch ein herrlicher Strandtag geworden, aber damit hatte der Löwe nicht gerechnet.

Etwas wehmütig steigen wir den Weg nach Penmaen hinauf, mit einem letzten Blick auf den herrlichen Strand, die Cliffs und das heute tiefblaue, gar nicht so kalte Wasser. Abendessen, Packen, Wagen beladen. Und die üblichen famoust last words: ‚Ach, wenn wir jetzt doch noch eine Woche Urlaub hätten …‘

Samstag, 6. August 2005: Back to Dover

Die Rückfahrt nach Dover zur letzten Übernachtung vor dem Wiederbetreten des Kontinents verlief wie üblich etwas stockend. Was die ganzen Leute am Samstag auf der M25 wollen, ist mir schleierhaft.

Da unser früher genutztes Guest House bereits im März ausgebucht war, hatten wir uns diesmal im Cleveland Guest House einquartiert. Ein gewohnt britisches B&B-Haus, nicht mehr ganz auf dem neusten Stand (soll aber bald renoviert werden), dafür aber zentral und sehr nett und freundlich im Umgang. Ruhig war es auch. Halt ein wenig schmuddelig, aber wir sind schließlich in England.

Noch einen Abstecher nach Margate, ein wenig an der Promenade dieses alten Seebades entlang gegangen, das sowohl den Charme als auch den Flair aus den Siebziger Jahren in die heutige Zeit hinüber gerettet hat und auch dem entsprechend aussieht. Man könnte auch sagen, es ist für Leute, die diese Art England nicht kennen, etwas gewöhnungsbedürftig. Zuletzt noch ein halbes Pint Ale und ein Guinness in unserer Stammkneipe in Dover, wir lassen die letzten zwei Wochen noch einmal an uns vorüber ziehen und begeben uns dann in’s Bett. Nett, eine Kneipe, in der gerade an diesem Abend David Gray läuft.

 

Sonntag, 7. August 2005: Back to Germany

Am Morgen in Dover ist es noch freundlich bei 18°, im Ruhrgebiet regnerisch bei 12°, erst in Ostwestfalen ist es wieder trockener. Ich will wieder nach Gower!!!!!!! 

Fazit des Gower-Urlaubes

Es war einer der schönsten Urlaube. Ich fasse mal stichwortartig zusammen.

Erholungswert: Groß, fast ideal. Wenn man Ruhe, ein wenig Abgeschiedenheit, Natur und Meer sucht, ist Gower die ideale Wahl. Ich war bisher der Meinung, dass nach Kerry und Devon kaum ein schönerer britischer/irischer Landstrich kommen könnte. Gower ist tatsächlich noch grüner, noch schöner und noch abwechselungsreicher, was Natur und Erleben angeht. Gower ist ruhig, aber es ist keine Friedhofsruhe oder Langeweile. Gower ist auch kein Ort für Erlebnisurlaub mit Halligalli und lautem Tourismus. Gower ist Erholung pur. Vor allen Dingen ohne Kinder, mit kleinen Kindern wäre Gower vielleicht nicht ganz die richtige Wahl. In einer Nacht, als es mal heftig regnete, der Wind um das Haus pfiff, habe ich geschlafen wie ein Bär, so heimelig war es.

Wandern: Wie haben in den zwei Wochen jede Menge Touren gemacht, es wäre nicht mehr so viel Neues zu entdecken gewesen. Aber wir haben uns die Füße schon ziemlich abgelatscht. Auch das Wetter war eigentlich für’s Wandern bestens, auch wenn es den einen oder anderen Schauer gegeben hat. Die Wanderstrecken selbst sind ruhig, man trifft zwar immer wieder andere Wanderer, manchmal aber auch zwei Stunden niemanden. Einiges an Strecken ist weitgehend dokumentiert, trotzdem bleibt Raum für eigene Entdeckungen.

Ferienhaus: Verdammt nahe am Optimum. Ich kann Mulberry Hill bedenkenlos empfehlen. Wir haben aber auch noch eine ganze Latte anderer Ferienhäuser gesehen, die ein sehr guten Eindruck machten, landschaftlich schön gelegen waren, wenn auch mal etwas abseits. Old School House war ein typisches kleines Ferienhaus von Privatleuten, dem entsprechend gepflegt und ausgestattet. Mit den beiden Katzen und regelmäßigem Treffen unserer Vermieter fühlte man sich wenigstens ein ganz klein wenig aufgehoben, und nicht wie in einer Ferienanlage.

Strände: Traumhaft, wenn nun noch das Wetter dazu passen würde. Aber wozu gibt es Neopren-Anzüge?

Infrastruktur: Für den Erholungsurlaub ohne Kinder völlig ausreichend. Familien würden wir eher die ‚größeren‘ Orte wie Port Eynon, Rhossili oder Southgate empfehlen. Gower wird von einem für diesen Ort sehr konsistenten Bus-Netzwerk bedient, man ist also nicht immer auf das Auto angewiesen. Lebensmittel sind prinzipiell meistens in Fußreichweite zu bekommen, ebenso Briefmarken, Karten oder anderes Unverzichtbares. Allerdings sind die General Stores nicht immer auf Anhieb zu finden, z.B. weil in Tankstellen versteckt (Knelston, Llanrhidian) oder am Ortsrand gelegen (Scurlage, Reynoldston).

Gower ist ein Fleckchen Erde, das man nur noch selten so antrifft. Und jetzt weiß ich schon gar nicht mehr, wo man sich in der Rente niederlassen sollte … 


Literatur, Karten

Karten-Material ist eher rar in den Buchhandlungen und auch Tourist Informations. Die einzige zuverlässige und detaillierte Karte ist die Ordnance Survey-Karte, die nicht ganz billig ist. In den Tourist Infos gibt es noch Beschreibungen des Fahrradweges von Swansea nach Pembroke, jedoch wenig Hinweise zu Wanderungen.

1) Gower Costal Walks

Von Dr. Gordon Avery, DW Jones Ltd., 2001, ISBN 0-9532038-6-7. Ein englisches Buch, das 16 Touren auf Gower im Detail beschreibt. Sehr hilfreich für Wanderungen (12.50£). Wir haben fast alle Touren daraus gemacht.

2) Ordnance Survey Explorer Map Gower/Gwyr 164

Sehr detaillierte Karte im Format 1:25.000, zeigt auch alle möglichen Wanderwege und zum Teil Fahrradwege (7.49£). Die einzige halbwegs verlässliche und verfügbare Karte in diesem Maßstab über diese Gegend. Aktuelle Version ist von Mai 2005, diese ist gegenüber der 2004er-Version deutlich überarbeitet und erweitert.

3) Willkommen in London

Lingen-Verlag 2005, 29088379. Neben den üblichen Tipps und Hinweisen inkl. kleiner Karte der Innenstadt finden sich in diesem Büchlein auch Vorschläge für Touren durch London. Insbesondere die Tour durch die Docklands ist wärmstens zu empfehlen.

4) London Cycle Guides

Zu bekommen in den Touristen-Infos und Bahnhöfen oder in Buchhandlungen. Zeigt das Bemühen in England zugunsten häufigerer Nutzung des Rades, da gibt es aber noch einiges zu tun. Sind aber kostenlos und geben ein Einblick in das Machbare.