Was ich von Agnes Jurati* gelernt habe
Dürfen wir eigentlich sein, was wir wirklich sind? Dürfen wir sichtbar machen, wer wir sind und wofür wir stehen? Nicht die politische Überzeugung ist gemeint, oder was man so als Haltung bezeichnet. Mehr Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Fehlstellen sind Thema. „Don’t be so bold“, sagte die Mutter zum kindlichen Protagonisten Pink, in Pink Floyd’s The Wall. Lasse Deine Stärken und Fähigkeiten nicht sichtbar werden, damit du nicht heller strahlst als ich, war, was sie meinte. Keine Gedankensplitter, sondern eine existenzielle Frage in meinem Leben. Aber die Wurzeln sind die gleichen. Diese Frage zieht die nächste nach sich. Muss ich mich klein und unsichtbar machen, damit ich neben den anderen Kerzen existieren darf? Wenn diese eventuell nur Nebelkerzen sind, die viel Qualm verbreiten, ohne wirklich etwas zum Leben beigetragen zu haben. Fragen über Fragen. Was sind denn überhaupt meine Stärken, wenn sie mir nicht ausgeredet wurden, wenn sie für andere eine Gefahr waren? Und warum waren sie überhaupt eine Gefahr? Die Antworten weiß ich wohl, doch sie sind – wenigstens das habe ich gelernt – so wenig erwünscht wie meine Sichtbarkeit. Am Ende läuft es auf die wirkliche Frage zurück: Wer bin ich überhaupt?
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