Lake District

Lake District

Nach der Woche in Snowdonia mit seinen vielfältigen Eindrücken war die Spannung auf den Lake District ausgesprochen groß. Auch Schilderungen in der Literatur hängten die Latte hoch. Dass Nordengland nach dem schottischem Hochland als die regensreichste Region in Großbritannien in der Statistik steht, weckte wiederum Befürchtungen. Egal, die Koffer gepackt, einige Vorräte gebunkert, das Cottage gebucht und sehen, was sich von Beschreibungen und Urteilen als echt heraus stellt.

Nachtrag: zum Lake District gibt es noch einen aktuelleren Beitrag.

Über den Lake District

Der Lake District, auch The Lakes oder Lakeland genannt, ist ein Gebirgsgebiet im Nordwesten von England, nicht weit unterhalb der schottischen Grenze gelegen. Er ist ein populäres Ferien- und Wandergebiet, berühmt für seine Seen und Berge, und noch wegen der Verbindung mit dem Dichter William Wordsworth im frühen 19. Jahrhundert, den man aber hier nicht kennen muss. Auch nicht Beatrix Potter, die verfasserin vieler Kinderbücher und Heimatgeschichten. Der zentrale und am meisten besuchte Teil ist der Lake District National Park, der seinen Status als Nationalpark in 1951 bekam. Er ist der größte der dreizehn Nationalparks in England und Wales, nach Cairgorms der zweitgrößte in Großbritannien, mit 2.300 Quadratkilometern in etwa so groß wie das Saarland.

Lake District

Lake District

Der Nationalpark Lake District liegt komplett im heutigen Cumbria, das aus den Grafschaften Cumberland, Westmorland und Lancashire entstanden ist. Alle Gebiete in England in größerer Höhe als 900 Metern liegen in diesem Nationalpark, einschließlich Scafell Pike, dem höchsten Berg Englands. Zugleich liegt hier auch der längste und tiefste See Englands. Trotz des Namens Lake District trägt nur ein See diesen Begriff in seinem Namen, Bassenthwaite Lake, der Rest nennt sich „meres“, „waters“, „tarns“ oder „reservoirs“.

Die höchsten Erhebungen im Lake District sind der Scafell Pike mit 978 Metern, der Scafell mit 964 Metern und der Helvellyn mit 950 Metern. Am tiefsten ist der See Wastwater mit immerhin 74 Metern, der längste ist Windermere mit gut 16 Kilometern. Betrachtet man die Flächen, sind die drei größten Seen Windermere mit 1459 Hektar, Ullswater mit 884 Hektar und Derwentwater – 531 Hektar.

Freitag, 2. September 2011: Nienhagen – Rotterdam

P&O Pride of Rotterdam

P&O Pride of Rotterdam

Zwei Routen führen in den Lake District, die eine regulär von Dover über London und Birmingham in den Norden, die andere mit der Nachtfähre von Rotterdam nach Hull und vorbei an Manchester. Die Strecke Dover – London – Birmingham nach Snowdonia hatte ich im Juni hassen gelernt, mit der ständig überfüllten und im Umbau begriffenen M25 und der M1. Daher dieses Mal die teurere, aber auch bequemere Anreise über Hull per Nachtfähre mit Kabine.

Die P&O Pride of Rotterdam bzw. ihr Schwesterschiff Pride of Hull verlassen Rotterdam um 21 Uhr und landen morgens um acht in Hull. Genug Zeit für eine gemütliche Tour, nur noch 280 km über M62, M61 und M6 und A6 nach Ambleside, genug Zeit für Pausen und Stopps. Deutlich entspannender als die gut 800 Kilometer von Dover aus.

Vor der Fähre in Rotterdam liegen 480 km über A2, A30 und E30 vor uns, am Freitag-Nachmittag die Hölle auf deutschen Autobahnen. Kaum hat man die niederländische Grenze hinter sich, wird es bis Utrecht und Rotterdam ruhig. Gemütliches Fahren, wenig Verkehr, Tempolimit hat doch auch seine positiven Auswirkungen auf Fahrstil und -verhalten. Einen Abstecher nach Rotterdam brechen wir ab, der Verkehr ist dicht und der Hafen von Rotterdam weit außerhalb der Stadt gelegen. Die längere Anfahrt hat an dieser Stelle unseren Zeitplan durcheinander gebracht. Wir checken schon vor sieben ein, doch aus einem letzten Spaziergang im Hafen wird nix, es geht sofort über eine Brücke in schwindelnde Höhen auf Deck 7 hinauf, wo Platz für 250 Autos ist.

P&O Pride of Rotterdam

P&O Pride of Rotterdam

Das Wetter ist ruhig, wir laufen etwas durch das große Schiff, erkunden Restaurants und Shops, ich gehe erst duschen und wie üblich meint der Kapitän weit vor Abfahrtstermin, es wären jetzt alle da und er hätte keine Lust mehr zu warten. Raus auf See, in der beginnenden Dunkelheit die vielen Lichter im Hafen, Schiffe, die draußen ankern. Sitzen auf dem Sonnendeck, Uhren umstellen, eine Flasche Lemberger muss noch dran glauben und nicht zu spät in die Koje, dieses Mal eine Außenkabine mit Sonnenlicht für den nächsten Morgen.

Samstag, 3. September 2011: Hull – Ambleside

Gegen 6:30h trötet jemand über die Sprechanlage in drei Sprachen, dass es jetzt Frühstück gibt. Wir nehmen nur ein paar Croissants im Costa-Café, Frühstück wird an Land nachgeholt, die Restaurants mit dem großen Frühstück sind doch gut gebucht. Die Fähre ist wieder super pünktlich, Sonne und 19 °C in Hull. Die Fahrt Richtung Osten ist nicht ohne Reiz, es geht über die höchste Autobahn Englands, nur stellt sich ab Liverpool Regen ein.

Windermere, The Lake District, Cumbria

Windermere, The Lake District, Cumbria

Der Verkehr läuft gelassen, an der Ausfahrt 36 verlassen wir die M6 und kommen zum Mittag in Windermere an. Und sind überrascht, denn Windermere ist tatsächlich viel kleiner als erwartet. Hat aber eine sehr touristische Infrastruktur, mit vielen Geschäften und Restaurants, aber auch einem knuffigen Bistro, dem Lighthouse. Dort gibt es Salate, Backkartoffeln, Nudeln, überhaupt eine vielfältige Speisekarte, guten Kaffee und lustigen Kuchen.

Die Orte des Lake Districts

Windermere lernten wir als ersten Ort kennen, weitere illustre Namen sind Ambleside und Grasmere, als die wichtigsten Ziele und als Bereiche für Unterkünfte.

Zwar ist Windermere mit 8000 Einwohnern der größte Ort, bezüglich touristischer Struktur ist Ambleside aber trotz seiner nur 3000 Einwohner der lebendigere Ort, danach Grasmere. Was eben nicht an der Zahl der Einwohner liegt, sondern an der Zahl der Touristen. Nach meinem subjektiven Empfinden ist Ambleside in Hinsicht auf Shops, Restaurants, Cafes und Bistros am besten ausgestattet, von den 397 Trekking-Geschäften ganz abgesehen.

Grasmere ist am beschaulichsten gelegen, zwischen dem gleichnamigen See und einer hohen Bergkette. Auch der Ortskern, den wir leider nur vom Durchfahren her kennen, macht einen sympathischen und gepflegten Eindruck, alles Wichtige ist vor Ort, auch ein Lebensmittelladen. Davon hat Ambleside auch nur zwei, man kommt zurecht.

Alle drei Orte sind gute Wohnlagen und angenehm ruhig. Wer mehr Zugang zu Seen sucht, ist wahrscheinlich mit Windermere am besten beraten. Ambleside bietet viel Infrastruktur und gleichzeitig Ausgangspunkte für Touren. Grasmere ist etwas mehr das beschauliche Dorf mit beeindruckender Kulisse. An wohl keinem von den drei Orten ist man falsch. Und alle haben reichlich Cottages und B&B im Angebot.

Tarn Hows

Tarn Hows

Von Windermere geht es weiter Richtung Ambleside, nur ein paar Meilen, wo wir bei Lakelovers die Schlüssel für das Cottage abholen. Obwohl eine recht genaue Anfahrtsbeschreibung zum Cottage zu den Unterlagen gepackt wird, irren wir erst etwas herum und finden dann doch Neaum Crag Estate. Neaum Crag entpuppt sich als Anlage von Ferienhäusern, insgesamt 82, von denen viele direkt an der inneren Straße, und damit weniger schön gelegen sind. Unser Tarn Hows liegt einige Meter oberhalb dieser Straße, am Rand mitten in den Bäumen gelegen und vom Nebenhaus durch eine hohe Hecke getrennt. Schwein gehabt, also doch ein guter Griff. Das Cottage ist klein, aber gut ausgestattet, die Terasse aus Holz werden wir in den nächsten Tagen nur zum Rauchen nutzen, denn es regnet. Wie so oft hier. Auspacken, verstauen, einfinden.

Über unsere Unterkunft Tarn Hows gibt es noch eine kleine Gallerie.

Sonntag. 4. September 2011: Ambleside, Elterwater

Ambleside

Ambleside

Die Orientierung fällt am Anfang nie leicht. Also raus, schließlich hat der Regen aufgehört, und es fehlt noch eine Sammlung von Touren. Wir fahren nach Ambleside, das sich als nettes Örtchen mit vielen Geschäften und Cafés entpuppt, der Einkaufsbereich ist deutlich größer als in Windermere, auch am Sonntag sind alle Geschäfte geöffnet und wir decken uns im Coop und im Spar erst mal mit Toast, Butter, Milch und allem Notwendigen ein. Und es gibt Welsh Rarebits im Glass House, dem wohl nettesten Bistro.

Ambleside

Ambleside

In der Tourist Info suche ich nach Tourenbeschreibungen und stoße auf eins der besten Wanderbücher, das ich je in den Händen hatte. Es ist aus der Pathfinder Guide-Serie des Crimson-Verlages (siehe Anhang (1)), sehr ausführliche und deutliche Beschreibungen, jeweils mit dem passenden Ausschnitt aus den OS Explorer Maps. Beispielhaft. Und da der Regen uns weiter verschont, picken wir uns eine Tour heraus, die nahe bei unserem Cottage los geht, nach Langdale herunter und Richtung Elterwater, einem kleinen Ort nicht weit von unserer Unterkunft.

Nach Elterwater

Nach Elterwater

Gewisse Unklarheiten über unseren aktuellen Standort erschweren das Auffinden des Startpunktes, so können wir später aber genauer sagen, was wo ist und welche Straße nun welche ist. Die Tour 11 startet für uns von der Slater Bridge und ist ausgesprochen einfach zu gehen, der Ausblick auf die Hügel, Fells und den Elterwater Lake ist einfach nur schön. Eine Menge Leute unterwegs hier, aber nie störend, geschweige denn nervend, weil 99% der Leute freundlich grüßen und nie fünf Leute nebeneinander gehen. Wie in Deutschland üblich.

Britannia Inn, Elterwater

Britannia Inn, Elterwater

Nach wenigen Meilen sind wir Elterwater, Heimat eines der bekanntesten Pubs in der Gegend, dem Britannia Inn. Kaffee, Kuchen, Limo, Pause, Sonne. Leider habe ich mein Handy nicht dabei und kann nicht bei Facebook hier einchecken. Der Rückweg ist etwas länger, führt über einige Steigungen nach Little Langdale, wir lernen, dass dieser Wanderführer sehr exakt ist und dass man sich an die Beschreibungen auch halten sollte. Aber dass die Gegend hier außergewöhnlich sehenswert und in gewisser Weise für Großbritannien einmalig ist, an dem Punkt scheinen die gehörten Urteile schon einmal zu stimmen.

Bei Elterwater

Bei Elterwater

Mittlerweile ist die Ecke aber schon vertrauter und wir kommen zum Cottage zurück. Beim Anblick der verschiedenen Wegweiser, die an jeder Weggabelung stehen, scheinen hier alle Wege nach Elterwater zu führen. Wegen des Britannia Inn? Es blieb trocken. Guter erster Eindruck. Und nur ein Eindruck, denn in der kurzen Woche mit dem vielen Regen sollte vieles, was wir uns vorgenommen hatten, nicht machbar sein.

Lake District für wen?

Dass der Lake District ein Touristenziel, wenn nicht sogar das Touristenziel in Großbritannien ist, ist kein Geheimnis. Angesprochen sind davon aber nicht junge Familien mit Kindern oder Leute, die Halligalli suchen, sondern Wanderer im mittleren bis oberen Altersbereich. Kleine Kinder sind selten zu sehen, dafür schon einige junge Leute, die aber mit Gepäck oder auf dem Fahrrad auf Tour, denn im LD wird ziemlich viel Rad gefahren. Und es gibt eine erstaunliche Dichte von Jugendherbergen. Somit ist es eher ruhig dort, Wandern und Natur sind die zentralen Themen, es geht überall gemächlich und gepflegt zu. Der Lake District ist eine Gegend zum Erholen, zum Wandern und zum Relaxen. Wer das nicht mag, ist hier falsch. Regentage kann man, wenn gewünscht, in alten Häusern, Schlössern und Gärten besichtigend verbringen, auch davon sind hier Mengen zu finden.

Die Infrastruktur der Orte stellt sich auf dieses Publikum ein. Eine solche Menge an Trekkingläden habe ich noch nirgendwo gefunden, und die Preise sind deutlich niedriger als in anderen Gegenden. In der Dichtenquote folgen den Trekkingläden Restaurants, Cafés und Bistros. Man kann im Lake District nicht verhungern, nur die Grenze 17:00h bis 17:30 muss man wie in Snowdonia beachten, danach haben nur noch Restaurants geöffnet, keine Bistros. Im Gegensatz zu anderen Gegenden bekommt man aber hier auch Kleinigkeiten am Abend. Das Angebot an Essen ist breit, Sandwiches, Welsh Rarebits, Baguettes und Backkartoffeln stehen oben auf den Menus, aber man kann auch ausgefallen essen. Oder kontinental mit Schwerpunkt Nudeln und viel Fisch.

Urlaub im Lake District heißt Erholung. Abenteuer ist in dem Sinne möglich, dass einige Touren auf die Fells oder in den weiten Tälern schon anspruchsvoll sind und neben Kondition auch Orientierungsfähigkeit und Trittsicherheit erfordern. Trotz der vielen Touristen ist der Lake District ein Ort, wo die Natur im Vordergrund steht. Und es ist beachtlich, wie viele Leute diese Natur pfleglich behandeln und erhalten.

Montag, 5. September 2011: Hawskhead, Broughton, Millom

Hawkshead

Hawkshead

Es regnet und nieselt, es ist diesig. Wir fahren nach Hawkshead, der früheren Heimat der Schriftstellerin Beatrix Potter, die hier natürlich allgegenwärtig ist. Hawshead ist ein für diese Gegend typisches Örtchen mit einer alten Kirchen, ein paar Pubs und einigen Shops. Einen Besuch bei der Relish Company sollte man sich nicht entgehen lassen, Relish‘, Chutneys, Senf und Süßigkeiten, alles handgemacht und Probieren erwünscht. Allererste Sahne, diese Sachen, wir decken uns ein. Tour durch Hawkshead und Umgebung. Kirche besichtigen.

Von Hawkshead nach Millom

Von Hawkshead nach Millom

Vielleicht ist drüben am Meer besseres Wetter? Wir fahren über Coniston weiter nach Broughton, da ist aber noch kein Meer. In Millom vielleicht? Millom ist ein in den siebziger Jahren eher aufgelassener Ort, seit die Minen schlossen, verkommen und schmutzig, und kaum Strand. Wir fahren zurück nach Broughton und legen dort ein verspätetes Mittagessen ein, das einzige kleine Café ist akzeptabel, dafür bekommen wir die Käse- und Thunfisch-Baguettes kaum auf.

Zurück nach Tarn Hows, der Regen will nicht nachlassen. Gut, dass wir unser Häuschen haben. Vorher noch ein wenig Einkaufen in Ambleside, der Ort wird immer sympathischer. Nur das Wetter halt nicht.

Dienstag, 6. September 2011: Wrynode Pass, Hard Knott Pass, Ravnglass

Regen. Also großes Brunch mit Eiern, Bohnen und Champignons. Gegen Mittag lässt der Regen nach und wir picken uns eine Tour aus unserem Wanderführer heraus, die Nummer 13. Diese soll von Three Shire Stone losgehen, was wir leider nicht finden. Ein Startversuch endet in unglaublichem Wind und Regen.

Wrynode Pass

Wrynode Pass

Aber es geht ja weiter. Vor uns liegt der Wrynose Pass und der Hard Knott Pass, beide als sehr steil und eng beschrieben. Stimmt auch. 30% Steigung, die Straßen sind gerade mal zwei Meter breit und winden sich durch die Berge. Der Begriff Nadelkurve bekommt eine völlig neue Bedeutung, aber die Aussichten hier oben sind phänomenal. Auch wenn ich gelegentlich wegen der extremen Steigung mit der Nase an der Windschutzscheibe klebe, um die Straße noch zu sehen.

Wrynode Pass

Wrynode Pass

Der Pass ist ein Erlebnis, unsichere Fahrer sollten ihn eher meiden. Für den Rest eine echte Herausforderung. Wir gelangen am Ende nach Ravnglass, wo es wenigstens etwas Strand gibt und wir eine Runde machen, tatsächlich ist hier an der See das Wetter wesentlich besser. Ravnglass selbst ist keine Erleuchtung, aber auch nicht hässlich. Passabel. Übrigens findet sich hier am Rande von Ravnglass ein altes römisches Badehaus.

Ravnglass

Ravnglass

Und noch ein Schloss, das wohl im Sommer durchaus gut besucht ist. Überhaupt ist hier im Sommer wohl deutlich mehr los, um diese Zeit ist Ravnglass verlassen, es ist regnerisch und windig, keine Wetter für weitere Experimente.

Zurück nach Ambleside und nach Tarn Hows. Wenigstens etwas Wasser gesehen und etwas Salz im Gesicht gehabt. Die nördlichen Ort an der Küste sollen belebter sein, sagt man.

Packliste, Termine, Orte

Wikipedia:

Die dem Meer zugewandte Lage des Lake District sowie seine gebirgige Form haben zur Folge, dass diese Region die feuchteste in ganz England ist. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt 2000 mm pro Jahr, wobei es jedoch bedeutende lokale Unterschiede gibt. Seathwaite im Borrowdale ist mit über 5000 mm pro Jahr die feuchteste besiedelte Gegend der Britischen Inseln. Das am Ende des Borrowdale gelegene Keswick hingegen erhält jährlich nur 1470 mm Niederschlag und Penrith, knapp außerhalb des Lake District gelegen, sogar nur 870 mm. Die trockensten Monate sind März bis Juni, die feuchtesten Oktober bis Januar (der Unterschied ist jedoch nur geringfügig).

Der Lake District ist auch eine sehr windige Gegend. In den geschützten Tälern treten an durchschnittlich fünf Tagen pro Jahr Starkwinde auf, an der Küste 20 Tage. Auf den Berggipfeln können an bis zu 100 Tagen Starkwinde auftreten. Das gemäßigte Klima führt dazu, dass die Temperaturen im Lake District das Jahr hindurch nur wenig schwanken. Die mittleren Temperaturen in den Tälern reichen von 3° im Januar bis 15° im Juli (zum Vergleich das auf demselben Breitengrad liegende Moskau, zwischen -10° und 19°). Schnee kann zwischen November und April fallen, der Gipfel des Helvellyn ist durchschnittlich während 67 Tagen pro Jahr schneebedeckt. In den Tälern bleibt der Schnee durchschnittlich während 20 Tagen liegen. Auf den Gipfeln ist Nebel während des ganzen Jahres üblich, wodurch die tägliche Sonnenscheindauer nur 2,5 Stunden beträgt (4,1 Stunden an den Küstenebenen).

Genau so soll es nach den Aussagen der Leute dort sein, die trockenste Zeit ist Mitte April bis Juni, dieses ist die bevorzugte Reisezeit im LD. Besonders warm ist es fast nie, doch ist es Seeklima, 20 °C können dort schon als wesentlich wärmer empfunden werden als im Kontinentalinneren. Trotzdem Bekleidung mitnehmen, die auch Regenwanderungen ermöglicht, damit rechnen, dass man während einer Tour von Pullover+Jacke zum T-Shirt wechselt. Und umgekehrt.

Würde ich noch einmal in die Lakelands fahren, und ich gehe fast davon aus, würde ich mich wieder im Bereich Ambleside oder Grasmere niederlassen. Grasmere wegen der schönen Umgebung, Ambleside wegen der vielen Geschäfte und Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Selbst unser Tarn Hows, das eigentlich in Langdale lag, war nur zehn Autominuten von Ambleside entfernt, dafür ruhig und es gab einige Touren, die man direkt von der Haustür aus machen kann. Auch ein Aspekt, den man berücksichtigen sollte, aus Bequemlichkeit und der Ökologie zuliebe. Der Lake District ist kein wirklich riesiges Gebiet, man erreicht alle Orte mit dem Auto innerhalb einer Stunde.

Mittwoch, 7. September 2011: Townend

Townend, Windermere

Townend, Windermere

Wetter immer noch weit weg von gut. Ambleside, Mittagessen im Glass House und rüber Richtung Windermere. Townend war das Zuhause einer Familie, die dieses über 400 Jahre in 20 Generationen bewohnt hat, heute im Besitz des National Trust. dem entsprechend ist es angefüllt mit historischen Sachen und hat eine der ältesten und größten Privat-Bibliotheken in Großbritannien. Nett zu sehen, die Besetzung NT-typisch auffallend gut. Mehr als eine knappe Stunde braucht man aber nicht.

Ambleside

Ambleside

Habe ich schon erwähnt, dass wir gerne durch Ambleside bummeln? Das Foto ist vom letzten Sonntag, es kann also tatsächlich hier hell und klar werden, und die Sonne ist nicht völlig unbekannt hier.

Dieser Tag war wieder ziemlich verregnet, aber da Beste daraus gemacht, und der Ausflug nach Townend war nicht uninteressant.

Donnerstag, 8. September 2011: Upper Sweden Bridge, Ambleside

Wir beschließen, dem Regen ein Schnippchen zu schlagen und legen uns, wie die anderen Wanderer hier, Regenhosen und -Jacken zu. Beliebt sind hier auch Hüte mit riesigen Krempen, da braucht man dann keinen Regenschirm mehr. Der bekannte Regenschirm-Effekt setzt ein: es hört auf zu regnen, sogar für die nächsten beiden Tage.

Upper Sweden Bridge

Upper Sweden Bridge

Die Tour 2 aus dem Pathfinder Guide führt durch Ambleside aufwärts zur Upper Sweden Bridge, einfach zu gehen und mit netten Aussichten. Nach der kleinen Brücke geht es weiter Richtung? Elterwater, war ja klar. Ein abwechselungsreicher Weg mit Aussichten auf Ambleside und die umgebenden Fells, der Lake Windermere in der Ferne. Die Tour ist empfehlenswert.

Cumbria Sheep

Cumbria Sheep

Übrigens sehen die Schafe hier oben anders aus als bei uns, dicker und stämmiger, und sie produzieren auch nicht so viel Wolle wie unsere Flachland-Ausgaben. Einfach knuffiger.

Der Weg windet sich herab nach Ambleside, an der Universität vorbei, über Wiessen und Felder, immer mit einfach wunderschönen Aussichten, mit Wäldchen und Steinmauern, und es bleibt trocken. Hätten wir die Regenkleidung früher gekauft.

Giggling Goose Cafe, Ambleside

Giggling Goose Cafe, Ambleside

Im schnuckeligen Giggling Goose Cafe in Ambleside endet der Nachmittag mit Cappuccinos, Scones und wieder gutem Wetter, es ist deutlich wärmer und wir sitzen in T-Shirt an diesem malerischen Platz. Doch es ist noch hell und freundlich, also weiter.

Ein letzter Abstecher zum Stockghyll Wasserfall wird eher zur Matschschlacht, der Wasserfall ist auch nicht wirklich beeindruckend. Nun ja, so bekommt man den Nachmittag herum.

Unterkünfte

Im Vergleich zu Cornwall, Devon oder Wales ist die Infrastruktur hinsichtlich Unterkünften etwas anders gelagert. Bed & Breakfast gibt es auch hier, ebenso bieten Pubs wie das Britannia Inn Unterkünfte an, zum Teil sehr gepflegt und dementsprechend gepreist. Überrascht hat mich die große Zahl an Hotels und Guesthouses, oft in alten Landsitzen eingerichtet, bis in den Fünf-Sterne-Bereich, mit wunderschönen Parks oder Gärten. Dass diese Unterkünfte nicht gerade Sonderangebote sind, versteht sich.

Die meisten Besucher kommen in Cottages unter, davon gibt es reichlich in Größen von zwei bis ein Dutzend Betten. Auch diese können beschaulich und abseits der Straßen gelegen sein, oder mitten in Orten. Eine Suche nach Lake District Cottages in Google zeigt die enorme Auswahl. Unsere Erfahrungen mit Lakelovers.co.uk war durchweg positiv, guter Service, eine sehr gute Website und zügige Abwicklung vor Ort, das Cottage in gutem Zustand, ausführliche Unterlagen runden das Bild ab.

Plätze für Wohnmobile oder Camping habe ich gesehen, aber eher spärlich. Es gibt einige bei Windermere und einen in Hawshead. Wildes Campen ist strengstens untersagt.

Allerdings hat man kaum eine Chance, kurz vor dem Sommer Unterkünfte zu finden, die guten Cottages sind oft schon im Vorjahr gebucht. Nur Hotels und Guesthouses haben kurzfristige Kapazitäten, jedoch wird es dann teuer. Aber auch komfortabel und mit traumhafter Umgebung. Man kann versuchen anzureisen und es zu versuchen, in jedem größeren Ort, und sogar im kleinen Elterwater, sind Büros der Cottage-Agenturen, aber ich wäre vorsichtig. Nicht dass man am Ende in den Fells zelten muss. Obwohl … hätte auch etwas für sich.

Freitag, 9. September 2011: Langdale, Elterwater

Loughrigg Tarn

Loughrigg Tarn

Der Kauf der Regenklamotten war eine gute Idee, trotz etwas Niesel am Morgen bleibt es trocken. Wir machen uns nur mit Karte vom Cottage auf in Richtung Grasmere. Direkt an unserem Cottage liegt der kleine, malerisch gelegene Loughrigg Tarn, dahinter steigt das Loughrigg Fell an. Kleine Farmen liegen am Weg, trotz des langen Regens sind die Wege erstaunlich gut gehbar. Wie gehen an einem Weg parallel zur kleinen Straße zwischen Langdale und Grasmere, kreuzen einmal die Straße und gehen weiter über einen Hügel und High Close Richtung … Elterwater.

Langdale

Langdale

An dieser Strecke liegt wieder eine Jugendherberge, britisch karg, aber wohl doch gemütlich in einem ziemlich alten Haus. Herunter geht dann die Straße nach Elterwater, zum ersten Mal sehen wir etwas mehr vom Ort. Am Ende der Straße liegt das Britannia Inn, am Lake Elterwater kommen wir wieder auf bekannte Strecken, noch die steile Straße nach Neaum Craeg hinauf. Je nach Wetter und Gehrichtungen ergeben sich unterschiedliche Eindrücke der Umgebung. Was sich nicht ändert, ist die unglaubliche Anzahl an Grüntönen, mit denen die Fells und Weiden angemalt sind.

Bei der Jugendherberge, Langdale

Bei der Jugendherberge, Langdale

In ähnlicher Form ist die Runde auch im Pathfinder Guide als Nr. 3 zu finden.

Schon mal packen, morgen geht es über York wieder Richtung Hull zur Fähre nach Rotterdam. Langsam kommt hier auch etwas Heimatgefühl auf. Wo das doch gar nicht Wales ist. Aber landschaftlich kann der Lake Districts es problemlos mit Pembrokeshire und den Black Mountains aufnehmen.

Samstag, 10. September 2011: Ambleside – York – Hull

Ein Wirbelsturm aus den USA kommt abgeschwächt, aber noch deutlich spürbar, über dem Norden Englands an, auf allen Autobahnen ab dem Abbiegen auf die M61 sind Tempolimits aufgestellt, 40 m/h. Trotzdem ist es nur eine kurze Fahrt bis nach York, erst Richtung Leeds und man ist schnell in York.

Butcher Road, York

Butcher Road, York

York, die alte Stadt, die auf die römische Siedlung Eboracum im Jahre 71 n. Chr. zurück geht, ist Pflichtprogramm , wenn man in der Gegend ist. Wir parken nicht weit von der Innenstadt, nahe dem Schloss, wandern erst etwas durch die Stadt, bevor wir uns zum Museum Garden begeben. In weiser Voraussicht, dass man am meisten von einer Stadt durch einen Führer erfährt, haben wir uns bei York Walk eingebucht. Unser Führer ist James, Historik-Student. Was wir auf der Tour über York erfahren, hätte man alleine nicht mitbekommen.

York

York

Ebenso gehört der Gang über die erhaltene Stadtmauer dazu, James hat ein unglaublich detailliertes Wissen über die Stadt, ist leider für Nicht-Muttersprachler schwer zu verstehen, wegen seines nordenglischen Dialektes und der affenartigen Sprech-Geschwindigkeit. Er versteht es aber, historische Entwicklungen und Reste der alten Besiedlung verständlich und faszinierend, zugleich witzig, zusammen und in Kontext zu bringen. Es ist nur zu empfehlen, sich für York einem solchen Führer anzuschließen. Ich hätte sonst nie mitbekommen, dass der alte Stein, der da im Museum Garden liegt, 4000 Jahre alt ist und mit nicht zu entziffernden Runen beschriftet. Es geht um William the Conquerer, Heinrich VIII, die Römer und eine nicht erlaubte Geisterstory, um die Zustände der Stadt im Mittelalter und vieles mehr.

Einen Abstecher nach York sollte sein, auch wenn die Stadt reichlich voll ist von Touristen und Leuten, die in York shoppen gehen, denn die moderne Einkaufsmeile im neueren Teil von York ist ziemlich groß. York ist keine Kleinstadt. Und die kleinen Details erfahren wir von James.

Es geht weiter Richtung Hull, über Landstraßen, durch die English Country Side, gemütlich, geruhsam. Beim Gedanken an Hull, und daran, mein Auto wieder auf die Fähre bringen zu müssen, kommt bei mir etwas Wehmut auf, wieder zurück zu müssen. Egal, wie das Wetter ist.

Pampers Bomber auf Lower Deck

Pampers Bomber auf Lower Deck

Etwas verwirrt und ungläubig werden wir dieses Mal nicht in luftige Höhen auf Deck 7 geschickt, sondern landen mit unserem Pampersbomber zwischen Bussen und LKWs, mobile homes und Traktoren auf Deck 3. Also knapp über dem Schiffsdiesel. Kein Rangieren auf maximale Packungsdichte, einfach hinstellen und erledigt. Es ist windig dieses Mal, Windstärke vier bis fünf, das Sonnendeck ist nur auf der windabgewandten Seite der Fähre benutzbar, aber der Pott geht wenig. Noch ein Bier, eine Zigarette, ab in die Heia.

Fazit

Das Bild aus Seen, Bergen, Wiesen und Wäldern, zusammen mit den netten Dörfchen und einzeln liegenden Höfen ist stimmig, der Lake District ist einer der schönsten Flecken Landschaften, die ich gesehen habe. Die begeisterten Beschreibungen sind nicht unberechtigt, der Lake Distict ist wunderschön, ein Eldorado für Wanderer und eventuell gealterte Kletterer, denen 1000 Meter heute reichen. Auffällig ist auch, wie sauber und aufgeräumt die Gegend ist. Geschuldet den Wanderern, die Natur pflegen und ihren Müll wieder mitnehmen.

Doch, es stimmt. Der Lake District ist eine wunderschöne Gegend, einzigartig, weitläufig, Wohlfühl-Gebiet, sanft, lebendig, aber nicht unruhig oder laut, beschaulich, aber nie langweilig. Braucht man Stadtgefühl oder einen Großeinkauf im Tesco Maxi Store, reicht ein Abstecher nach Kendal oder Carlisle. Doch nach der Rente in den Lake Districts statt nach Südwales? Würde ich offen halten, auch Südwales hat seine Einzigartigkeit.

Eine der besten Infrastrukturen in Großbritannien findet man hier, natürlich wegen der vielen Besucher. Man bekommt alles, was man braucht, am besten Trekkingmaterial. Aber auch Fahrräder könnte man kaufen. Pubs, Restaurant, Bistros und Cafés an jeder Ecke, die Preise sind landesüblich, aber nie überzogen. Was es nicht gibt: große Supermärkte, die kleinen General Stores von Coop, Spar oder private Läden herrschen vor. Haben aber alles, was man braucht und viel mehr.

Was es nicht gibt: Strände wie in Pembrokeshire oder in Cornwall. Aber bei entsprechendem Wetter ist Baden in den Lakes wohl noch schöner als in der Irischen See. Und dieses Grün gibt es in Cornwall nur in einigen Gegenden. Die Lakelands sind einzigartig. Da beißt keine Maus einen Faden ab.

Sonntag, 11. September 2011: Rotterdam – Nienhagen

Unser Parkplatz auf Deck 3 hat seine Vorteile. Einmal kurz drehen (mal auf dem LKW-Deck einer solchen Fähre gewesen zu sein, beeindruckt doch ob der gigantischen Ausmaße) und – schwupps – sind wir von der Fähre herunter, noch 20 Kilometer durch den Hafen, E30, E305, A30, A2, dieses Mal geht es zügig, es ist Sonntag. Schön, wieder zu Hause zu sein. Oder auch nicht. Wir bleiben in Gedanken irgendwo zwischen Windermere und Manchester hängen. Dauert noch ein paar Tage, wieder hier anzukommen.

See you, soon …