Die Vorgeschichte
Nach der verregneten Woche im Spätsommer, besser Frühherbst 2011, sollte der Lake District noch eine Chance bekommen. Dieses Mal nicht nur früher, nämlich im Juni und Juli, sondern auch länger. Für zwei Wochen.
Der Entschluss kam ziemlich spät, trotzdem waren noch reichlich Unterkünfte zu finden. Nur die Fährverbindung hatte ihre Tücken. Unsere übliche Fähre von Rotterdam nach Hull war schon komplett ausgebucht. So ging es dieses Mal von Ijmuiden bei Amsterdam nach Newcastle upon Tyne. Für die Lakelands nicht unbedingt eine schlechte Wahl, waren doch einige Kilometer weniger zu fahren, sowohl auf dem Kontinent als auch auf der Insel. Zeitlich bringt diese Verbindung keine Vorteile zur Strecke Rotterdam – Hull.
Noch vorweg zu nehmen, hat sich an meinen Einschätzungen und Eindrücken aus 2011 nicht wesentlich etwas verändert. Dieser vorherige Beitrag quasi als Vorlauf und Vorgeschichte. Deshalb werde ich überwiegend auf neue Eindrücke eingehen, aber die wesentlichen Dinge noch wieder aufnehmen.
Lessons learned: Lakelands vs. Snowdonia vs. CornwallVon den Millionen Besuchern im Jahr kommt die Hälfte davon zum Wandern in den Lake District. Damit ist der Lake District das bevorzugte Wandergebiet in Großbritannien. 16 Millionen Leute sind es im Jahr, zählt man noch die Tagesbesucher hinzu, werden es 23 Millionen. Und das in einer Gegend, die nun wirklich nicht dicht besiedelt ist. Betrachtet man dann wiederum den Lake District als Nationalpark, ist er wieder einer der dichtbesiedelsten. Es kommt halt auf die Sichtweise an. Nun sollte man meinen, dass bei dieser Menge an Touris alles überlaufen ist. Eben nicht, wie man so sagt, es verläuft sich. Außer an den Wochenenden, wenn Busse aus Manchester, Birmingham oder sogar London die Leute in die Orte bringen. Das konnten wir an unserem ersten Sonntag in Grasmere erleben. Den Rest der Woche ist es überschaubar, man bekommt problemlos zur Mittagszeit Tische in den Restaurants und Bistros. Auf den Wegen trifft man einige Wanderkollegen, aber es hält sich in Grenzen. Hinzu kommt, dass das Hauptpublikum der Lakelands eher Leute in den mittleren Jahren sind, oder älter. Deshalb ist es recht ruhig und beschaulich. Viele ältere Leute kommen mit dem Bus oder mit dem Zug, werden in die Hotels gebracht und machen ihre Ausflüge mit den vielen Linienbussen, die im engen Takt quer durch den Lake District fahren. Im Norden bis Carlisle, im Süden bis hinunter nach Lancaster. Vergleicht man nun den Lake District mit Snowdonia, gibt es viele Parallelen. Viele Wanderer, überwiegend ältere Semester, unaufgeregt sind beide Gebiete. Wanderungen in Snowdonia können allerdings höhere Anforderungen stellen als in den Lakelands. Zudem ist Cornwall viel stärker mit Touristen durchsetzt, mehr Verkehr, mehr Alltagsleben, mehr Industrie und Wirtschaft. Dagegen findet man die vielen deutschen Autokennzeichen wie in Cornwall und Snowdonia im Lake District nicht. Mir sind in den zwei Wochen höchstens eine Handvoll deutsche Kennzeichen aufgefallen. |
Samstag, 18. Juni 2016: Ankunft im Lake District
Die Fähre von Ijmuiden fährt pünktlich ab, Ijmuiden selbst ist nicht ganz einfach zu finden. Die Niederländer meinten wohl, es würde reichen, wenn man den Fährhafen erst ein paar Kilometer vorher anzeigt. Die Investion in eine Navigations-App auch für die Niederlande und Großbritannien hat sich in jedem Fall gelohnt. Das Wetter ist etwas kühl, aber trocken. Kurz vor dem Hafen, schon im Check-In, findet sich noch eine kleine Anzahl von Läden und Restaurants mit Haushaltswaren, Käse, Brot und Wein. Ein paar Fish & Chips-Läden sind auch da, ebenso eine große Tankstelle mit ganz gutem Kurs. Gut heißt hier: der Liter Diesel zu 1,23 Euro.
Die See ist am Abend ruhig, wir sehen noch eine Zeit lang dem schwindenden Amsterdam hinterher. Mit dem Essen auf dem Schiff halte ich mich zurück. Zwar ist vom Café über Italiener, Großrestaurant bis zum Steakhouse alles an Board, aber eine Pizza Margarita für 16 Euro scheint mir doch etwas überteuert. Auch ein Viergänge-Menu zu fast 40 Euro war nicht mein Fall. Überhaupt ist Essen auf der Fähre sehr teuer, selbst im Vergleich zur Fähre Calais – Dover. Kaffee, Tee und drei Croissants am Morgen kosten uns 16 Euro. Also lieber etwas mitnehmen und in der Kabine essen. Spart eine Menge Geld.
In der Nacht wird die See unruhiger. Am Morgen schwanken alle Passagiere zum Frühstück. Nicht wirklich schlimm, aber je größer der Pott, desto niederfrequenter und unangenehmer das Geschaukle. Wenigstens komme ich pünktlich an, fahre noch wegen des Zeitüberschusses nach Newcastle hinein und finde prompt meinen Stamm-Kaffeeladen, Caffé Nero. Gegen Mittag geht es weiter nach Süden.
Von Newcastle geht es erst zum großen Teil über Landstraßen Richtung Cumbria, so heißt die gesamte Grafschaft. Die letzten Kilometer lotst uns das Navi auf die M6 nach Süden, um uns bei Penrith wieder auf die A591 zu holen. Hat den Vorteil, dass wir in Penrith einen ersten Morrisons finden, zum Einkaufen der Frischwaren. Wir kommen am Ullswater vorbei, der nördliche, im Wald gelegene zweitgrößte See im Lake District. Warum das Navi uns danach über den steilen und schmalen Kirkstone Pass weiter schickt, anstatt die flache Strecke A66 über Keswick zu nehmen, wissen wohl nur die Entwickler der Software. Der Ausflug ist ganz nett, wir haben genug Zeit und besichtigen diesen Teil des Lakelands, der für uns ganz neu ist. Ein Ausflug zum Ullswater kommt auf jeden Fall ins Programm.
Nachtrag 2019: Liegt daran, dass in den britischen Navi-Daten die Art der Straße nicht enthalten ist. Wirtschaftsweg oder breite Landstraße sind das Gleiche. Also nimmt das Navi einfach den kürzesten Weg.
Lessons learned: The Lake DistrictDer Lake District gilt nicht umsonst als eine der schönsten Landschaften in England. Der Lake District ist Englands größter und einer der ältesten Nationalparks, seine Fläche beträgt fast 2300 Quadratkilometer. 16 große Seen (meres) und viele kleine Seen (tarns) werden in ihren Tälern (dales) von Bergen (fells) eingerahmt. Höchster Gipfel ist der Scafell Pike mit 977 Metern, gefolgt vom Scafell und dem Helvellyn mit 949 Metern. Wäre man etwas pingelig, würde man auch noch die Yorkshire Dales nebenan mit in das Wandergebiet einrechnen. Im 19. Jahrhundert ist noch niemand auf die Idee gekommen, auf die Berge zu klettern oder längere Strecken zu Fuß zu gehen. Erst in der Romantik veränderte sich diese Haltung. In Großbritannien waren es William Wordsworth, Samuel Taylor Coleridge und Robert Southey, drei Dichter, bekannt als die Lake Poets, die sich auf den Weg in die Berge machten. Es war auch Wordsworth, der 1835 zum ersten Mal ein Buch über den Lake District schrieb, „The Guide To The Lakes“. Wirklich beginnen sollte die Wanderei und das Bergekraxeln erst im 20. Jahrhundert. Heute sieht man kaum andere Schuhe dort als Trekkingboots. Dementsprechend gibt es in den Orten nichts mehr als Läden für Wanderbedarf. Allein in Grasmere sind es fünf, in Ambleside ähnlich viele. Billig sind diese Läden, wie in Großbritannien zu erwarten, nicht gerade. Aber falls man mal etwas für die Wandertour vergessen hat, man bekommt es sicher vor Ort. |
Sonntag, 19. Juni 2016: Grasmere
Der Morgen zeigt sich diesig und mit Nieselregen. Erst gegen Mittag hört der Regen auf, wir gehen los nach Grasmere, von unserer Wohnung nur einen guten Kilometer entfernt. Es war wohl weniger die Ausstellung mit alten Autos, sondern der generelle Ansturm auf Grasmere am Wochenende. Auf dem Parkplatz vor der Ortsmitte Mengen an Bussen, die Straßen schwer überfüllt, die Cafés und Restaurants auch. Es sind fast nur Touristen in den Straßen, auch ein erheblicher Anteil an Asiaten, die wohl mit dem Bus einen Tagesausflug machen. Zum Teil fassen die kleinen Bürgersteige die vielen Leute nicht mehr.
Grasmere hat sich seinen dörflichen Charakter bewahrt, trotz der großen Hotels und des an Wochenenden heftigen Touristenandrangs. Das Angebot an Geschäften ist zwar vom Tourismus geprägt, trotzdem gibt es einen kleinen Buchladen, zwei Galerien, mehrere Trekkingläden. Der Ort ist auch deshalb von Touristen angesteuert, weil hier der englische Dichter William Wordsworth auf dem Friedhof begraben liegt. Gelebt hat der eben im Dove Cottage, heute ein Muss für einen Besuch in Grasmere. Vor einem weiteren Highlight in Grasmere, dem Laden für Ingwerkekse von Sarah Nelson, der schon seit 150 Jahren dort ist, geht die Schlange vor dem Laden schon mal 100 Meter weit. Aber auch die Ströme an Touris sind erträglich, es geht trotzdem ruhig und ohne großen Lärm ab.
Wir bekommen zum Glück zum Mittag noch zwei Plätze im Green’s, ein Café und Bistro, das streng entweder Bioprodukte und lokale Erzeugnisse nutzt. Das Essen ist ausgesprochen gut, die Bedienung beispiellos freundlich. Im Green’s werden wir noch mehrmals landen. Am Nachmittag geht der Regen wieder los, wir kommen durchfeuchtet in unserer Wohnung an. Trotz des geringen Beschäftigungslevels ein guter Tag.
Wir gewöhnen schon mal etwas ein, studieren die Tourenplaner für die nächsten Tage.
Lessons learned: Easedale, Wood Close, Grasmere, CumbriaEasedale (nicht zu verwechseln mit Easedale Lodge oder Easedale Cottage) ist eine Ferienwohnung, vermietet von Heart Of The Lakes. Sie ist eine von mehreren Wohnung in einem großen Haus, liegt ebenerdig, nahe der Verbindungsstraße zwischen Ambleside bzw. Rydal und Grasmere, der A591, hinter dem Dove Cottage. Allerdings ein Stück den Hang hinauf, dafür ohne Straßenlärm, rundherum nur Grün und in ruhiger Umgebung. Bis nach Grasmere in den Ort ist es einen guten Kilometer, für uns Fußreichweite. Die Wohnung ist ansprechend eingerichtet, mit Massivholzmöbeln, schlicht und zweckmäßig. Die Küche ist komplett mit Geschirrspüler und Mikrowilli. Als Kaffeemaschine gibt es eine Kapselmaschine, nicht unser Fall. Dusche ist prima, trotz britischem Durchlauferhitzer mit reichlich heißem Wasser, die Toilette ist durch eine weitere Tür abgetrennt. Insgesamt hat die Wohnung einen Wohn/Essbereich und eben die kleine Küche. Dafür steht der kleine Esstisch vor einem deckenhohen Fenster und man sieht beim Frühstück auf die grünen Hügel gegenüber. Mit einem Tablett ist es keine große Schlepperei und wir sind nicht auf die Idee gekommen, den Esstisch in die Küche zu stellen. Passt auch nicht. Die gepflasterte Terrasse vor dem Haus, mit einigen Bänken, bietet einen schönen Blick auf Wälder und den Grasmere. Rechts neben dem Haus, schon im Wald, gewährt ein gemauerter Unterstand Rauchern bei Regen ein trockenes Plätzchen. Das Grundstück ist weitläufig, ohne das Auto zu bewegen, kann man ab hier einige Touren in die Gegend starten, mit Reichweiten nach Belieben. Man kann zu Fuß nach Grasmere, Rydal und Ambleside, unten an der A591 hält der Bus, der je nach Linie bis Kendal oder Carlisle fährt. In diesem Sinne eine wirklich nette Hütte. Nachteil: durch die dünnen Wände und Decken bekommt man von seinen Mitbewohnern mal einiges mit. Das war nur an wenigen Tagen der Fall, wenn der ältere Herr nebenan seinen Fernseher ziemlich laut gestellt hatte. Oder wenn die Leute über uns Besuch hatten und noch länger diskutierten. Wer wenig geräuschempfindlich ist, den wird es weniger stören. Wir hatten bisher immer einzelstehende Cottages, so dass uns das mehr auffiel. Was die Wohnung selbst anging, haben wir uns sehr wohl gefühlt. Auch wenn nicht, wie sonst üblich, die Handtücher zwischen den Wochen frisch geliefert wurden. |
Montag, 20. Juni 2016: Keswick und Derwentwater
Nicht gerade strahlender Sonnenschein, aber wenigstens trocken. Etwas nördlich von Grasmere liegt Keswick (gesprochen: Kessick), direkt am oberen Ende vom Derwentwater gelegen. Eine Runde um den See ist vorgesehen. Die Fahrt nach Keswick geht über eine gut ausgebaute Straße. Auch deshalb in gutem Zustand, weil diese Straße bei den Unwettern im Dezember 2015 stark beschädigt wurde und erst sein einigen Wochen wieder befahrbar ist. Keswick ist etwas größer als Ambleside, wesentlich größer als Grasmere. Durch die breite Fußgängerzone in der Mitte wirkt Keswick etwas städtischer als Ambleside, mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und Bistros und Restaurants. Uns interessiert aber mehr der See als der Ort.
Zwar kann man generell um den gesamten See herum gehen, der Start am vom Ort gesehen linken Teil ist jedoch einfacher zu finden. Dafür hat diese Strecke erst nach der Hälfte des Sees Infrastruktur in Form von Hotels und Cafés. Der Weg zum See ist schon im Ort ausgewiesen, es geht am schönen Hope Park vorbei und dann weiter Richtung Süden. Ein großer Vorteil der Strecke ist der Keswick Launch. Etwas größere Boote fahren im Stundentakt auf dem See, einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn, jeweils im Abstand von 30 Minuten. Insgesamt halten sie an acht Stellen. Man kann also entweder mit dem Boot eine bestimmte Stelle anfahren und von dort weiter gehen, oder unterwegs in eines der Boote einsteigen. Was man übrigens hier im Bild im Hintergrund sieht sind die Catbells, eine längere Hügelkette.
Wir gehen ab Keswick erst bis Ashness Gate, eine Gehzeit von gut zwei Stunden, dann noch weiter bis Lodore, eine weitere halbe Stunde. Pünktlich sind wir an der Anlegestelle, fahren zurück nach Keswick.
Weil auf der östlichen Seite des Sees keine Möglichkeiten zum Essen vorhanden sind, freuen wir uns auf Kaffee und Kuchen in Keswick. Ab Lodore ändert sich die Situation mit der Verpflegung während der Tour. Dort sind mindestens zwei Hotels, die auch Kaffee, Kuchen und Essen anbieten.
Die Tour um den See ist wenig anstrengend, nicht gerade aufregend, bietet aber wegen der Lage von Derwentwater schöne Ausblicke auf die umgebenden Berge und Hügel. Etwas Abwechslung ist auch gegeben, mal geht es direkt am Rand des Sees entlang, mal durch Wäldchen. Nur ein kurzes Stück führt direkt an der Straße entlang, sonst sind es Wanderwege abseits der Straßen. In Keswick wieder angekommen, gibt es wie üblich Kaffee und Kuchen. Mehrere Cafés in der Einkaufszone laden ein.
Lessons learned: Lake District ist nicht Lake DistrictLeider ist es nicht so, dass der Lake District überall so erstaunlich ist. Der Kern ist das Central Lakeland, das sind die Täler ab Norden von Keswick mit Derwent Water und Wast Water herunter über Grasmere und Windermere bis zum südlichen Ende des Windermere. Einige Seitentäler sind ebenso sehenswert, Ullswater als zweitgrößter See gilt als der schönst gelegene, auch Elter Water liegt reizvoll und hat auf beiden Seiten interessante Berge und damit interessante Touren. Bewegt man sich weiter nach Westen und Osten, nehmen die Höhen etwas ab und die Flora wird einförmiger. Was das Besondere im Central Lakeland ist, fällt erst beim genauen Hinsehen auf: die schier unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben. Hohe Berge wechseln sich mit Hügeln und schroffen Felsformationen ab. Es ist einfach alles grün, seien es Wäldchen mit allen denkbaren Baumarten, dann sind es wieder Wiesen, die mit den Bäumen ein unüberschaubares Muster bilden. Die Grüntöne laufen vom hellen Grün des Farns bis zu den dunklen, mächtigen Baumriesen, selbst die nordamerikanischen Sequoias sind zu finden. Dazwischen als Abwechslung Rotbuchen. Es sind die Vielfarbigkeit und Vielfalt an Landschaften, die das besondere Flair des Lake Districts ausmachen. Hinzu kommen die Dörfchen, wie es sie so konzentriert nur im Lake District gibt. Grasmere, Hawkshead und noch viele kleinere Ort, schmalste Gässchen und Tudor-Häuser, die zum Teil Jahrhunderte alt sind. Alles zusammen ergibt eine Kombination von lieblichen Landschaften, Bergen und riesigen Hängen in allen erdenklichen Farben. Eine solch vielfältige und zugleich ausgeglichene Landschaft ist selten zu finden. |
Dienstag, 21. Juni 2016: Alcock Tarn, Grasmere
Direkt an unserem Ferienhaus beginnen zwei in den Wanderführern ausgewiesene Touren, die eine ist der Weg zu einem kleinen See mit Namen Alcock Tarn, über zwei Felsformationen, Grey Crag und Butter Crag. Der Beginn des Weges ist von außerhalb nicht ganz einfach zu finden. Vor Grasmere geht gegenüber dem Duffodil Hotel die kleine Straße zum Dove Cottage ab. Die ist natürlich ausgewiesen. Fährt man am Dove Cottage weiter, kommt man zu einem ehemaligen Ententeich. Dort sucht man sich einen Parkplatz und geht die Straße weiter den Weg links neben dem Ex-Teich entlang, bis rechts der Wood Close abgeht. Im Garten direkt recht über die Wiese und durch ein Tor. Da hat der National Trust schon Schilder stehen. Alternativ parkt man auf dem Parkplatz des Dove Cottage, geht die Straße weiter hoch und findet dann schon die Ausschilderungen.
Nach einem teilweise steilen Anstieg kommt man zum Alcock Tarn, kurz danach folgt der Abstieg Richtung Grasmeter. Zuletzt kommt man wieder zu einer Ansiedlung, hält sich immer links herunter bis zur Verbindungsstraße Grasmere – Keswick. Überquert man die Straße, führt ein öffentlicher Fußweg zurück nach Grasmere, weiter durch den Ort kommt man wieder zum Dove Cottage. Der Weg ist nicht ohne Anstrengung, aber es gibt wunderschöne Aussichten auf die umgebenden Fells, der Windermere ist zu sehen, ein bisschen vom Loughrigg Tarn, der Easedale Tarn liegt mit seinem Wasserfall zum Teil sichtbar gegenüber.
Von den Crags hat man ein weites Panorama über die Gegend, der Scafell Pike ist in der Ferne bei gutem Wetter schön zu sehen. Insgesamt eine abwechslungsreiche Strecke, gut begangen, aber nicht überfüllt. Noch eine Brücke am Ende der Strecke ist dem Dezember-Unwetter zum Opfer gefallen. Zwar kommt man auch über die großen Steine im Bach auf die andere Seite, ich rutsche leider ab und verstauche mir den linken Knöchel.
Die Rückkehr nach Grasmere lohnt sich, an Werktagen ist der Ort nur mäßig besucht, die Cafés laden zu Cappuccino, Eis und Kuchen ein. Auch wir machen hier einen Stop im Green’s, kaufen noch etwas im örtliche CooP ein, ein paar Ansichtskarten werden noch benötigt. Eine nette Tour. Bis auf den zunehmend schmerzenden Knöchel. Im Pathfinder Guide ist diese Runde als Tour #9 ab Grasmere beschrieben.
Lessons learned: Globalisierung, nein DankeEs gab einmal eine Zeit, in der ich in Großbritannien alles essen konnte, ohne wegen Nahrungsintoleranzen darauf achten zu müssen, was im Toast oder in der Salatsauce so drin ist. Diese Zeit ist leider vorbei. Die globalisierte industrialisierte Lebensmittelproduktion ist nun, wenn auch etwas verspätet, in Großbritannien angekommen. Bei uns in Deutschland schon lange in Gebrauch ist Weizenprotein, gerne verfälscht als Weizeneiweiß oder Weizengluten angegeben, englisch wheat protein. Erlaubt die Verwendung von Weizenmehlen geringerer Qualität und verbessert das Backergebnis. Kann nur leider auch Magen- und Darmbeschwerden hervorrufen, in Cremes ist es inzwischen als Allergen bekannt und verschwindet daraus. In diesem Jahr waren kaum noch Toasts, Brötchen oder Gebäck ohne das Zeug in den Regalen zu finden. Hinzu kommt, dass jetzt in Großbritannien – im Gegensatz zu Deutschland – auch technische Backzusätze mit angegeben werden müssen. Also Stoffe, die nicht zum Rezept gehören, sondern nur dem Backvorgang dienen. Dadurch lesen sich die Zutaten mancher Lebensmittel dort wie Lagerlisten von Chemiefabriken. Genau so wurde in Großbritannien bisher weitgehend auf Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat oder Hefeextrakt verzichtet. Auch das ist vorbei, wie ich besonders an Salatsaucen und Fertigprodukten lernen konnte. Auch Aromen sind inzwischen fester Bestandteil britischer Lebensmittel. Genau konträr ist die Entwicklung in Restaurants und Cafés. Fast jedes Café hat glutenfreie oder sogar lactosefreie Kuchen und Brote im Angebot. Und auf fast jeder Speisekarte finden Vegetarier und sogar Veganer passende Gerichte. Unser beliebtes Café Green’s verwendet sogar nur ökologische und lokale Zutaten, wo immer möglich. Auch finden sich immer noch kleine Handwerksbäcker, die ohne Chemie und Aromen ihre Brötchen backen. |
Mittwoch, 22. Juni 2016: Coffin Trail – Rydal – Ambleside – Grasmere
Am Morgen noch Wolken am Himmel, aber auch schon blaue Lücken. Mein Knöchel scheint sich über Nacht erholt zu haben. Eine weitere Tour beginnt ebenfalls direkt an unserem Haus. Der Coffin Trail führt von Grasmere nach Rydal zwischen Grasmere und Ambleside. Seinen Namen hat er daher, dass früher Ambleside keine Kirche und keinen Friedhof hatte. Die Toten mussten in ihrem Sarg nach Grasmere getragen werden, weil in Grasmere die Kirche St Oswald’s seit dem 16. Jahrhundert die einzige mit einem Friedhof war. Noch heute liegen am Weg große Steine, die resting stones, wenn die Träger sich ausruhen wollten und der Sarg nicht auf dem Boden stehen sollte. Der Coffin Trail ist gut zu gehen, verläuft oberhalb der A591 eben bis Rydal. Natürlich finden sich auch hier Spuren von William Wordsworth. Dazu eine größere Anlage Rydal Mount, heute eine Art Jugendherberge für Schulklassen mit Zeltplatz und anschaulichen Beispielen zur Geschichte der Gebäude und Anlagen. Von Rydal geht es weiter nach Ambleside, durch Schafweiden hindurch, die letzten paar hundert Meter entlang an der A591 mit Bürgersteig.
Zeitlich passend erreichen wir Ambleside. Ambleside war unser nächstgeleger Ort in 2011, es hat sich wenig verändert, noch immer ist Ambleside wesentlich angenehmer und sympathischer als Windermere oder Bowness. Zwar sind die Straßen auch in Ambleside manchmal mehr als nur voll, aber es ist nicht der Touristenflair, der in Ambleside vorherrscht. Mehr Trekkingläden, weniger Andenkenläden, ein großer Boots, kleine Supermärkte: Spar, CooP und nun auch Tesco Express. Einige akzeptable Restaurants, nur ins Giggling Goose Café haben wir es nicht wieder geschafft.
Endlich mal wieder Fish & Chips & Mushy Pees in einem Restaurant an der Hauptstraße, das Priest Hole. Weil die Straße etwas nervt, fahren wir mit dem Bus nach Rydal zurück statt zu gehen, zwei Linien fahren halbstündlich nach Grasmere, stündlich bis Keswick. Durch das Unwetter im Dezember 2015 sind viele Brücken für Wanderer zerstört, auch die in Rydal über den Rothay. Eine Umleitung ist angegeben, nur ein paar Meter Umweg für uns.
Ab Rydal gibt es zwei Wege zurück Richtung Grasmere, einer am Rydal Water entlang, ein zweiter etwas höher. Dort sind die Rydal Caves ausgewiesen, tatsächlich ein paar Höhlen am Wegesrand, eine sogar erstaunlich groß. Danach geht es wieder herunter und einen neu angelegten Weg durch den Wald. Mehrmals splitten sich die Wege, wir nehmen den links vom Grasmere in Richtung Grasmere. Vertun kann man sich nicht, viele Schilder lenken uns in die verschiedenen Richtungen. Es geht weiträumig westlich am Grasmere vorbei bis nach Grasmere hinein. Wir kommen an St Oswald’s aus, der Rest ist vertraute Strecke zurück zum Dove Cottage und zum Wood Close.
An reiner Gehzeit sind sechs Stunden zusammen gekommen, abgezogen die Zeit in Ambleside und die Busfahrt. Die Beine fühlen sich etwas matschig an, aber mein Flunken hat sich artig benommen. Eine schöne Tour, streckenweise flach und einfach zu gehen. Auf die Gesamtstrecke aber nicht gerade etwas für Leute, die sonst nur im Einkaufszentrum spazieren gehen.
Lessons learned: Es wird investiertZum Einen haben die Unwetter im Dezember 2015 viele Wege beschädigt und Brücken zerstört. Die werden im Moment vom Nationalpark oder vom National Trust ersetzt. Aber auch sonst sind gerade im Bereich Rydal und Grasmere einige neue Wege angelegt worden. Mit Schieferschotter gestreut, mit Picknickbänken und -tischen. Zielgruppe sind offensichtlich ältere Wanderer, die sicher gehen und die Wege von Grasmere aus problemlos erreichen sollen. Diese neuen Wege sind in den Karten noch nicht verzeichnet. Zwar haben diese neuen Wege nicht mehr die Ursprünglichkeit und Rauhheit der alten Wege, für ältere Leute vereinfachen sie das Wandern aber erheblich. Auch sonst wird viel getan, Mengen an neuen Wegweisern sind zu finden, an jeder Wegkreuzung kann man sich orientieren. Es gibt jede Menge Buslinien im öffentlichen Nahverkehr. So ist auch ein Urlaub mit weiteren Ausflügen ohne Auto möglich. Die Preise für die Busfahrten halten sich in Grenzen, billig sind die Fahrten nicht. In den Orten wird ständig repariert und ausgebessert. Die Nationalparkverwaltung ist sich wohl der Abhängigkeit vom Tourismus bewusst und tut etwas dafür, dass die Touris gut zurecht kommen. Nach und nach gibt es noch eine neue Zielgruppe in den Lakelands: Radfahrer. Es werden nach und nach Radwege angelegt, Wege werden explizit als Radwege angegeben. Die Streckenqualitäten sind wohl eher für Moutainbiker akzeptabel, aber es geht voran. Radfahrer auf den Straßen zwischen den Orten sind keine Seltenheit mehr. Wie früher. |
Donnerstag, 23. Juni 2016: Brexit, Hawkshead und Coniston
Die Sonne scheint auf unseren Frühstückstisch, nur wenige kleine Wolken am Himmel. Doch nach der umfangreichen Tour gestern nur ein kleiner Ausflug. Hawkshead kennen wir schon aus 2011. Der Ort ist unverändert, wirkt wie eine Puppenstube. Natürlich ist Beatrix Potter allerorten, der Bezug des Ortes zu ihr ist berechtigt. Den Beschreibungen aus 2011 ist nichts hinzuzufügen.
Weiter geht es nach Coniston am Coniston Water. Obwohl der drittgrößte See in den Lakelands, liegen Ort und See weit hinter den Vorlieben der Touristen zurück. Coniston ist eher unscheinbar, hat auch nichts vom Fair und Leben in Grasmere oder Ambleside, von Windermere ganz zu schweigen. Es gibt nichts wirklich sehenswertes in Coniston, ausgenommen vom Herrenhaus Brantwood.
So, wie in Hawkshead Beatrix Potter ständig präsent ist, ist es in Coniston Donald Campbell. Der hat in 1967 versucht, mit seinem Raketenboot den Geschwindigkeitsrekord von 300 Meilen pro Stunde zu brechen. Hat er nicht geschafft, dafür hat er sich mit seinem Boot überschlagen und das Zeitliche gesegnet. Ein paar kleine Museen gibt es noch hier, zum Beispiel das Laurel und Hardy-Museum, der Bezug zum Lake District ist weniger ersichtlich.
Ein weiterer Ausflug geht an den Coniston Water. Der ist erst ein Stück hinter Coniston zugänglich, an einem Park aus mobile homes an einer eher verfallenen Farm, später folgt ein Campingplatz. Ausflugsboote queren Coniston Water, ansonsten ist es ziemlich ruhig. So geht es zurück zum Auto und nach Ambleside zum Einkaufen. Butter und Marmelade neigen sich dem Ende zu.
Um es klar und deutlich zu sagen: in Coniston und am Coniston Water gibt es nicht viel zu entdecken. Sitzt man am Ufer des Sees, könnte man genauso gut im Sauerland sitzen. Zwar erhebt sich hinter uns der 800 Meter hohe The Old Man Of Coniston, der bleibt jedoch heute außen vor und ist als Natur das einzig Auffällige. Hat man den Bereich Windermere, Grasmere, Ambleside und Keswick als Normalfall, fehlt dem Bereich Coniston einfach die Atmospäre, es fehlen die wild bewachsenen Fells und Pikes. Ok, es war einen Versuch wert.
Freitag, 24. Juni 2016: Orrest Head, Windermere
Die wohl heute Morgen interessanteste Nachricht kam nach dem Aufstehen: Großbritannien verlässt die EU. Mal sehen, was daraus wird, und wie es weiter gehen wird. Das Wetter passte dazu, es regnete leicht, Nebel und schlechte Sicht. Trotzdem machen wir uns am Vormittag zu einer Tour bei Windermere auf. Im Pathfinder Guide als Tour #8 beschrieben.
An der A591, in Windermere, geht gegenüber der WestNat Bank, links neben dem Windermere Hotel, eine kleine Straße den Berg hinauf, nicht zu übersehen die Hinweise auf Orrest Head. Es geht durch ein Wäldchen recht steil zum Orrest Head hinauf. Vor dort hat man einen 360°-Rundblick auf die Fells und Gipfel rund um den Windermere. Es regnete noch ein paar Tropfen, danach klarte es immer weiter auf. Trotzdem war der Blick eingeschränkt. Bei gutem Wetter und klarer Sicht ein einzigartiger Aussichtspunkt.
Wir machen nicht die komplette Runde aus dem Buch, sondern gehen noch bis zur Causeway Farm herunter. Der eigentlich beschriebene Rückweg ist gesperrt, es geht jedoch einige Meter weiter links herunter nach St Catherine’s durch National Trust-Gebiet, bis zurück nach Windermere. Insgesamt ein schöner Weg über Wiesen und Weiden, durch Wäldchen und zwischen Grundstücksgrenzen entlang. Interessant und wegen des Ausblicks ein empfehlenswerter Ausflug dort, wo die meisten Leute auf der A591 einfach durchrauschen.
Inzwischen hat es sich wirklich aufgeklart, wir gehen noch durch Windermere. Kaffeedurst bringt uns ins Café Italia, mit wirklich leckerem Kuchen und Cappuccino. Windermere hat sich kaum verändert in den letzten Jahren. Etwas ist allerdings neu. Im Bahnhof, oben an der Durchgangstraße nach Ambleside und nach Kendal, hat sich ein größerer Supermarkt niedergelassen, Booths. Gut sortiert, mit einem breiten Angebot einschließlich Frischfisch und Bäckerei. Damit erledigt sich die Fahrt für einen größeren Einkauf nach Kendal oder Penrith. Nur meinen French’s Mustard hatten sie nicht, den hole ich mir dann im Morrison in Penrith.
Lessons learned: Ambleside? Oder doch Grasmere? Was ist mit Bowness?In 2011 hatten wir ein Häuschen bei Ambleside, etwa 10 Autominuten vom Ort entfernt. Nun eine Wohnung in Grasmere. In 2011 habe ich noch Ambleside als guten Platz zum Wohnen in den Ferien empfohlen, jetzt sehe ich die Sache etwas anders. Ambleside bleibt eine gute Gegend für den Ferienort. Der Vorteile in Ambleside sind die gute Infrastruktur, jetzt mit Tesco Express, Restaurants und Cafés. Dazu bis zum Uhrmacher und Reisebüro alles im Ort. Ambleside hat eine leicht städtische Struktur, das kann man mögen, muss man aber nicht. Grasmere ist mehr ein Dorf, immer noch groß genug für Möglichkeiten zum Essen und Trinken, aber überschaubarer. Obwohl sich in Grasmere dann wieder vier große Hotels finden, die sich doch perfekt in den Dorfcharakter einpassen. Grasmere hat für den Urlaub die schönere Atmosphäre, ich mag dieses Dörfliche einfach, es ist kuscheliger. Um Windermere und Bowness würde ich eher einen Bogen machen. Beides sind Touristenzentren, noch mehr als Ambleside und Grasmere. Auch Geschäfte, aber mehr Touristenkrempel und Gedöns. Ok, Windermere hat jetzt den großen Booths-Supermarkt, aber da kann man von Grasmere oder Ambleside auch einmal in der Woche hinfahren und den Großeinkauf erledigen. Alternativen wären noch Hawkshead und Elterwater. Elterwater ist der kleinste Ort, hat fast keine Infrastruktur, liegt aber schön und ist ruhig. Hawkshead hat auch etwas seinen Dorfcharakter erhalten, orientiert sich dann wieder mehr zum Tourismus hin. |
Samstag, 25. Juni 2016: Kendal, Ulverston/Bradsea
Zwar war es morgens noch nie sowarm wie heute, aber zum Mittag ist Regen angesagt. Also eine kleine Tour nach Kendal, der größte Ort in der Nähe der Lakelands. Kendal hatten wir schon 2011 gesehen. Wir dehnen den Gang durch Kendal etwas aus und gehen am Fluss entlang bis zur Quäker-Halle, zurück durch den älteren Teil Kendals. Kendal ist hier in der Gegend der größte Ort mit einer schon etwas ausgedehnteren Fußgängerzone, vielen Geschäften und Möglichkeiten zum Essen. Es wird Mittag, und der Regen kommt.
Wir fahren weiter Richtung Ulverston im Süden, um das Meer doch noch zu sehen. Kurz vor Ulverston hört der Regen auf, die Sonne kommt durch. Ulverston selbst liegt nicht am Meer, aber der kleine Flecken Bradsea. Wir gehen den Strand eine Strecke entlang und treten den Rückweg an. Dieses Mal ab Newby Bridge immer an der Ostküste des Windermere entlang, über Bowness und Windermere nach Ambleside und Grasmere. Während die Ostseite des Sees dicht bebaut ist, sieht man auf der Westseite des Sees kaum Häuser oder Anlegestellen. Daher gilt die Westseite des Windermere als die ruhige und beschauliche.
Schon beim Gang rund um den Grasmere kam mir der Gedanke, bei der Fahrt am unteren Windermere festigt er sich. In meinem nächsten Leben komme ich als Bankmanager oder englischer betuchter Adel auf die Welt, kaufe mir eines der beeindruckend schönen Häuser am Windermere und führe ein anderes Leben.
Sonntag, 26. Juni 2016: Elterwater, Elter Water
Für den Nachmittag ist Regen angesagt. Grund genug, dass wir uns schon um acht aus dem Bett schälen. Was schwer fällt, je länger so ein Urlaub anhält, desto mehr schleichen sich ererbte Schlaf/Wach-Zyklen ein. Wir machen uns für unsere Verhältnisse früh auf den Weg, um die trockene Zeit des Tages zu nutzen. Ziel der Tour ist „nur“ der Weg über den Hügelkamm vor unserem derzeitigen Wohnzimmerfenster. Zum Ort im nächsten Tal, der in 2011 zum running joke bei uns wurde, weil scheinbar nach den Wegweisern alle Wege dorthin führten: Elterwater, am kleinen Elter Water gelegen. Mal eine Tour ohne Beschreibung, selbst gebacken.
Es geht vom Wood Close wieder den Coffin Trail entlang, bis ein kleiner Weg rechts zum White Moss herunter führt. Dort ist auch ein Pay-and-Display-Parkplatz, wer von dort losgehen möchte. Zwischen Rydal Water und Grasmere hindurch, dann vor dem Wald und der Mauer vom Lakeshore Path steil nach links den Hügel hinauf. Wer Zeit für einen Abstecher hat, kann noch nach links zum Ewe Crag hinauf. Von dort müsste man gleichzeitig Windermere, Grasmere und Elter Water sehen könne. Wir bleiben auf der Strecke nach Elterwater. Man kommt auf eine kleine Straße, die zur Jugendherberge High Close führt, hinter der Jugendherberge hält man sich nach rechts und steigt nach Elterwater ab. An Wegen mangelt es nicht und verlaufen kann man sich kaum. Wir kommen fast wie geplant am Ende des Elter Water und Anfang von Elterwater aus.
Elterwater ist nicht deshalb so bekannt, weil der Ort außergewöhnlich wäre. Obwohl Elterwater doch ein nettes Örtchen ist. Aber in Elterwater ist das Britannia Inn, eins der ältesten und schönsten Pubs in der Gegend. Dazu liefert es ab Mittag zu moderaten Preisen bestes, reichliches Essen. Die Brötchen kommen aus einer Handwerksbäckeri in Ambleside, die echt englischen Chips sind reichlich, außen knusperig, innen saftig. Man sitzt am besten bei Sonne an den Tischen vor dem Pub oder auf der kleinen Terasse. Wem eher nach Cappuccino und Kuchen zumute ist, findet genau gegenüber dem Britannia Inn ein Café, ebenfalls mit Außentischen.
Der Rückweg ist noch einfacher. Die kleine Straße rechts vom Britannia Inn Richtung Umgehungsstraße, auf der anderen Seite den Berg hinaus, bis ein Public Path den Rest des Berges hinaus und wieder nach Grasmere hinunter führt. Man landet auf der Nebenstraße in Grasmere, nach rechts geht es wieder Richtung Rydal Water, nach links nach Grasmere. Wir gehen natürlich nach links nach Grasmere hinein, um im Green’s vor dem Regen noch einen Cappuccino und eine Kugel laktose- und glutenfreies Eis zu genießen. Es ist halt das Green’s, klassisches Eis gibt es nur wenige Meter weiter nach links. Erst auf dem Rückweg zum Haus gibt es etwas Niesel, später setzt Landregen ein.
Ein schöner, nicht sehr anstrengender Weg durch Wälder, Hanglagen und freie Flächen. Abwechslungsreich und nicht schwierig zu gehen, mit ein paar Alternativen, wenn man verlängern möchte. Oder in Grasmere Kaffee trinken und Eis essen. Ach ja, im Gegensatz zum letzten Sonntag ist es in Grasmere nicht voll, Normalbetrieb. War wohl doch die Ausstellung klassischer Autos, was den Ort füllte.
Montag, 27. Juni 2016: Wray Caste und Blelham Tarn
Britische und deutsche Wetterberichte haben viel gemeinsam. Entweder stimmen sie überhaupt nicht, oder nur geringfügig. Für heute war gutes Wetter angesagt, leider nieselte es schon am Morgen, hörte dann jedoch auf. Die erhoffte Sonne zeigte sich nur kurz am Nachmittag, als wir im Costa auf der Terasse saßen. Wenigstens blieb es halbwegs trocken.
Die östliche Seite des Windermere gilt als naturbelassen und zugänglich. Die Tour #16 im Pathfinder Guide führt zu einem großen Teil am Rand des Windermere entlang, danach zum Wray Castle und wieder durch Feld und Wald zurück. Die Anfahrt zum Parkplatz am Red Nab gestaltete sich wie üblich etwas schwierig. Ausgeschildert ist in Hight Wray nicht der Parkplatz, sondern Windermere, per Fähre. Tatsächlich lässt die Angabe „Unfit for vehicles after one mile“ die Zufahrt zum Parkplatz erahnen. Nach einer Meile entlang einer sehr schmalen Straße kommt man tatsächlich zu einem großen und gut gefüllten Parkplatz. Ebenso stimmt es, dass man erst einige Kilometer am Windermere entlang geht, eine Wanderautobahn.
Wray Castle ist nicht ein tatsächliches Schloß, sondern ab 1840 von einem Arzt erbaut worden. Am Ende ist ein solches Monster von Wohnhaus heraus gekommen, dass sich seine Frau weigerte, dort zu wohnen. Einige Zeit später war Beatrix Potter öfter dort zu Besuch, bis es im 20. Jahrhundert an den National Trust kam. Der es auch heute noch besitzt und besuchbar macht.
Am Bootshaus startet gerade ein historisches Dampfboot, um sich mit einem Schwesterschiff zu tressen, das an just diesem Tag 125 Jahre alt wird. Schrullig, wie die Briten nun mal sind, haben sich die Gäste auf diesem Schiff in historische Gewänder gekleidet.
Der Rest der Runde geht durch Felder und Wälder, vorbei am Blelham Tarn, bis zurück nach High Wray. Da wird länger als gelant gebraucht haben, kürzen wir die Route etwas liegen und gehen zum Parkplatz zurück. Keine beeindruckende Runde, aber nett zu gehen und mit vielen Aussichten auf den Windermere und das gegenüberliegende Bowness on Windermere. Was dann das Stichwort war.
Wir legen noch einen Abstecher nach Bowness ein. Obwohl der Ort beim Durchfahren als größer erschien als Windermere, entpuppt er sich beim Begehen als etwa gleich groß. Nur, dass dort noch mehr Läden mit Andenken und Kram zu finden sind als in Windermere. Und noch mehr Touristen. Wenigstens hat der Costa noch geöffnet, Cappuccino und Muffins ersetzen das heute ausgefallene Mittagessen. Von Bowness geht es die Straße bergauf nach Windermere, zu einigen fehlen Einkäufen im dortigen Booths.
Wetter nicht begeisternd, die Tour ging so, Bowness ist einen Besuch wert, aber nur einen eben. Mal sehen, was sich der Wetterbericht der BBC Radio Cumbria für morgen zusammen lügt.
Lessons learned: Was hört man so im Lake District?Ist doch klar: BBC Radio Cumbria. Viel Lokalkolorit, aber auch viel Musik aus den Zeiten, als nicht nur ich noch jünger war. |
Dienstag, 28. Juni 2016: Cockermouth, Whitehaven
Der Wetterbericht sagt jede Menge Regen voraus, und sollte auch recht behalten. Deshalb entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Cockermouth, nicht weit von der Westküste entfernt, 16 Meilen von Grasmere zu fahren, Geburtsstadt von William Wordsworth. Cockermouth wird noch zum Lake District gezählt, genauer zum Western Lake District. Was Berge und Anhöhen angeht, hört das einige Zeit hinter Keswick auf.
Cockermouth ist keine vom Tourismus geprägte Stadt, sondern ein recht normaler englischer Ort. Auch Geschäfte und Restaurants gleichen in Cockermouth eher den Orten, in denen Leute wohnen, nicht Urlaub machen. Touristen sieht man selten. Allerdings ist Cockermouth im Ortszentrum ein sympathischer Flecken, die Geschäfte vielfältig, viele Trödel- und Antiquitätenläden, aber auch ein Musikgeschäft, ein CooP und was man in einer normalen Stadt so braucht. Wir stöbern durch die Geschäfte, das Angebot ist breit und bunt.
Berühmtheit erlangte Cockermouth in 2009, als der Ort von den übertretenden Flüssen Derwent und Cocker über zwei Meter unter Wasser gesetzt wurde. Inzwischen sind alle Schäden wieder behoben, und doch wird in vielen Läden noch renoviert und restauriert. Mittagessen gibt es im Lanes Cafe in einer kleinen Seitenstraße. Gutes und vielfältiges Essen zu angemessenen Preisen. Eben kein Touri-Cafe, wir waren wohl die einzigen Besucher, der Rest eher Stammgäste. Das Geburtshaus von William Wordworth lassen wir aus. Es hat angefangen zu regnen. Cockermouth hat einen ALDI, an der Straße Richtung Whitehaven und Barrow.
Wir fahren weiter nach Whitehaven, in der Hoffnung auf einen Rundgang am Hafen. Tatsächlich war Whitehaven mal ein bedeutender Fischerei- und Industriehafen. Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Selbst die Marina, in anderen ein Mittelpunkt, wirkt verlassen und öde. Der Ort wirkt heruntergekommen und aufgelassen, selbst in Cockermouth war viel mehr Leben in den Straßen als im größeren Whitehaven. Von einer Innenstadt kann kaum die Rede sein, lediglich eine Menge blasser Handyshops und Burgerbuden bildet die Einkaufsstraßen. Wir gehen nur mal zur ehemaligen Mine am Hafen hinauf, ansonsten hätte man sich Whitehaven auch sparen können.
Wir nutzen lediglich noch den Tesco am Stadtrand zu Resteinkäufen. Auf dem Rückweg nach Grasmere regnet es zum Teil wie aus Kübeln. Dann lieber das Wetter morgen abwarten.
Mittwoch, 29. Juni 2016: A day at home, Easedale
Am Morgen regnet es ausgiebig. Ein guter Tag, sich die Bücher vorzunehmen und festzustellen, dass man, um alle diese Touren zu machen, mindestens noch vier Monate hier bleiben müsste. Also beschließen wir, nach einem Cottage zu suchen, Makler anzurufen und unsere Finanzen zu prüfen. Nebenbei beweist unser erstes Mittagessen hier im Wood Close, dass frischer Spinat als Salat viel besser schmeckt als dieser fade Eisbergsalat. Warum gibt es in Deutschland eigentlich keinen baby spinach?
Am Nachmittag hört der Regen tatsächlich auf. Es kommt sogar wieder die Sonner hervor. Wir gehen ins Dorf herunter, das Green’s hat heute leider geschlossen, das Potted Out nicht. Kuchen haben sie auch, nur der Cappuccino im Green’s ist deutlich besser. In Grasmere ist Easedale und der Easedale Tarn ausgeschildert, er geht direkt gegenüber dem Book Shop haruf. Wir gehen ein bisschen hinauf, um festzustellen, dass die Anzahl an Cottages für Besucher in Grasmere wirklich enorm ist. Vom ganz einfachen bis zu denen mit vier Sternen. Einige erkenne ich aus meiner Suche am Anfang des Jahres wieder.
Die Gegend um Grasmere herum ist ausgesprochen schön und lieblich. Der Ort mit seinem dörflichen Charakter, die Cafés und Restaurants, in Grasmere passt alles zusammen. Gegen sechs ist der Ort dann wie ausgestorben, Läden und Cafés haben geschlossen, nur die Restaurants der Hotels, das Potted Out und Goody Blake’s Restaurant sind weiter geöffnet und warten auf Gäste. Vielleicht morgen zum Easedale Tarn? Abwarten.
Donnerstag, 30. Juni 2016: Easedale Tarn und Fall
bbc.co.uk/weather meint, es soll heute trocken bleiben. Blieb es auch, bis zum Abend. Und den ganzen Tag über ließ sich die Sonne nicht blicken. Der Lake District macht wettermäßig seinem Ruf wieder ganze Ehre.
Der Easedale Tarn, ein kleiner See, gehört wohl zum Standardprogramm der Lakeland-Besucher. Wenigstens nach der Wandererdichte zu urteilen. Mal einfach zu finden: gegenüber Sam Read’s Bookshop die Easedale Road hinauf, bis links ein Wanderpfad zum Easedale Tarn angezeigt wird. Dann immer geradeaus bis zum See. Herunter geht es rechts neben dem Aufwärtsweg, über die Brücke und zurück auf die Easedale Road. Keine beeindruckende Tour, bei schönem Wetter sicher mit einigen guten Aussichten.
Nicht besonders anstrengend oder fordernd, nur nach den letzten Tagen etwas nass. Woanders sollte es zum Abschluss hingegen als in Green’s? Noch ein Abstecher nach Ambleside, der Laden mit den Landkarten hatte leider geschlossen. Wenigstens habe ich den Dosenöffner in einem Laden gefunden, der mir mit seinem geringen Gewicht und seiner kompakten Bauform lange ein treuer Begleiter war. Nun ist sein baugleicher Nachfolger gefunden.
Morgen der letzte Tag in den Lakelands. Da könnte sich das Wetter mal von seiner besseren Seite zeigen. Wird es aber laut Wetterbericht nicht tun.
Freitag, 1. Juli 2016: Around Grasmere and Rydal
Der letzte Tag im Lakeland sollte uns gemischtes Wetter bringen. Den einzigen richtigen Regenguss erlebten wir allerdings trocken im 599er-Bus von Ambleside nach Grasmere.
Noch eine Runde durch die Gegend sollte unseren Aufenthalt in Grasmere abschließen. Über die alte kleine Straße, die vom Dove Cottage nach Rydal geht, herunter zum Parkplatz von White Moss, genau gegenüber zu den Wegen rund um Rydal Water und zum Grasmere. Wir gingen dieses Mal Richtung Rydal, am Rydal Water entlang, danach weiter nach Ambleside. Eine schmale geteerte Straße, die an einigen Ferienhäusern vorbei führt, alle sehr ruhig und schön gelegen. Nach gut einer Stunde Gehzeit ist man in Ambleside und kommt am Park heraus, die Straße führt weiter zur Einkaufsstraße am Walnut Fish & Chips.
Mittagessen im Café Apple Pie, sehr überlaufen, aber vernünftiges Essen. Noch ein Abstecher zum Book Shop und endlich die laminierte Karte vom Lake District bekommen. Der Bus bringt uns zurück zum Dove Cottage. Abendessen und erstes Packen. Das Wetter ausgesprochen wechselhaft, aber wir sind trocken geblieben. Morgen geht es wieder nach Keswick, nach Penrith, Hexham und zuletzt nach Newcastle upon Tyne. Wo die Fähre doch hoffentlich auf uns warten wird.
Samstag, 2. Juli 2016: Rücksturz zur Erde
Das Schlimmste, was uns an diesem Morgen hätte passieren können, wäre strahlender Sonnenschein gewesen. Es bleibt uns erspart.
Den Rückweg machen wir auf eigene Wegplanung. Erst nach Keswick, von dort über Penrith. In Penrith legen wir eine Mittagspause ein, im Sainsbury gibt es meinen Senf, noch mehr Marmelade, Scottish Pancakes und Scones für die Daheimgebliebenen. Penrith ist wieder normale englische Stadt, mit einer größeren und belebten Stadtmitte. Nicht schön und nicht hässlich, normal eben. Auf dem Weg zum The Squares, dem verunglückten Versuch des Baus eines neuen, modernen Zentrum, finden wir ein kleines Café mit gutem Essen und umfangreicher Speisekarte. Die Fish & Chips übersehe ich, leider.
Der Weg nach Hexham führt durch weitere kleinere Orte und auch Höhenzüge. Grandios ist die Aussicht vom Hartside Pass. Das Bild gibt das nur ungenügend wieder. Allerdings bläst dort oben ein Wind, der mich dazu zwingt, mich am Auto festzuhalten, sonst hätte es mich im wahrsten Sinne des Wortes umgeblasen. Bei schönen Wetter muss die Aussicht bombastisch sein. Man überschaut den Lake District mit den Bergen aus ganz neuer Sicht.
Das Navi ist dieses Mal überflüssig. Der Fährhafen in Newcastle ist schon weit vor der Stadtgrenze deutlich ausgewiesen. In die Stadt fahren wir dieses Mal nicht, es wird langsam Zeit fürs Einchecken. Das Einchecken dauert dieses Mal etwas länger, weil zuerst nur zwei Stationen besetzt sind.
Das Schiff ist wieder das gleiche wie auf der Hinfahrt, die Princess Seaways Kopenhagen. Dafür eine andere Überraschung, wie bekommen einen kostenlosen Update aufs Deck 5, Außenkabine mit großem Fenster, direkt an den Treppen zum Deck 6. Rechtzeitig zum Auslaufen sind wir wieder an Deck, Newcastle scheint doch mehr zu bieten zu haben, als wir zuerst dachten.
Das Fazit
Das Wetter hätte besser sein können, es hätte aber auch schlechter sein können. Die Unterkunft war gut, gerade die Lage im Grünen, der Garten und die Terrasse waren sehr angenehm und nützlich. Erst recht der Raucherunterstand, der uns auch das Laster bei Regen erlaubte. Liegt rechts vom Haus, schon im Gebüsch gelegen.
Die Lage war auch deshalb gut, weil man einerseits in wenigen Minuten in Grasmere ist, andererseits ab Haus schon jede Menge Touren machen konnte. An fünf Tagen haben wir das Auto gar nicht benutzt, zwei Mal sind wir mit dem Bus gefahren. Eine ökologisch gute Statistik.
Wir haben in den zwei Wochen schon eine Menge vom Lake District gesehen, einiges haben wir das doch nicht geschafft. Das vielleicht als Tipp für andere Besucher, oder für uns für einen weiteren Beuch in dieser herrlichen Gegend.
- Ullswater: wollten wir eigentlich auf dem Rückweg machen, aber das Wetter war zu schlecht. Auf der Hinfahrt sind wir dort entlang gefahren, der See liegt wirklich traumhaft und in den Wäldern.
- St John in the Vale: auf der Strecke von Grasmere nach Keswick kurz vor Keswick rechts abbiegen. War ein Tipp unseres „Hausmeisters“, ein ansehnliches Tal mit schöner Atmosphäre. Dort soll es einige gute Wanderungen geben.
- Für eine Höhentour könnte man zum Kirkstone Pass hinauf fahren, ist nicht weit weg von Ambleside. Man hat dann schon viele Höhenmeter hinter sich, oben gibt es eine grüngraue Mondlandschaft mit weiten Flächen und einigen Gipfeln.
- Buttermere: nach den Wanderführern auch eine sehenwerte Ecke.
Um wirklich viel im Lake District zu sehen, braucht man wohl eher einen Urlaub von vier Wochen. Obwohl der Lake District nicht wirklich groß ist, ist eben die Vielfältigkeit so besonders, die aus jeder Tour eine ganz individuelle macht.
War schön dort. Vielleicht nicht der letzte Besuch.