Back home, somehow
Juni 2023: First steps
Der Ausflug in die Yorkshire Dales hat mich etwas gelehrt. Erstens, dass ich langsam zu alt werde für Experimente. Zweitens, dass es einfacher ist, Bekanntem neue Aspekte abzugewinnen als wirklich Neues zu entdecken. Drittens, dass es manchmal einfach gut ist, seine positive Erfahrungen zu nutzen. Noch aus den Dales habe ich deshalb für 2024 eine Reservierung für eine Wohnung abgesetzt, in der ich schon einmal war. In einem Ort, den ich gut kenne. Wo ich weiß, was mich erwartet und was nicht. Schon die Low Nest Farm in 2022, obwohl von den Parametern her nicht optimal, war doch ein toller Urlaub. Mit dem, was ich nun einmal brauche und weil die Umgebung passte. Touristische Infrastruktur, Wege und Touren für Duna, sowie Möglichkeiten für Regentage. In 2016 war ich mit meiner damaligen Partnerin in Grasmere in einem Studio, Easedale, Grasmere, Townend. Ab der Haustür viele Touren und Ausflüge nach Grasmere, an Rydal Water entlang weiter nach Ambleside, und in die Fells. Ein nahezu perfektes Bus-Netzwerk, das wir 2022 schon genutzt haben, als uns der Regen überraschte, und das wir in 2024 noch viel mehr nutzen werden. Um endlich Carlisle und Kendal zu besuchen. Nicht dass ich die Yorkshire Dales nicht mochte, oder sie langweilig fand oder irgendetwas anderes Negatives. Aber es war für Duna und mich nicht der richtige Platz. Jedenfalls war es Nidderdale nicht. Deshalb wieder zurück ins Lakeland.
Der Ortskern von Grasmere ist nur 15 Fußminuten entfernt, sogar nur um die Ecke liegt das Café des Museums mit gutem Kuchen, Sandwiches, Suppen und leckerem Kaffee. Bis nach Ambleside ist es zu Fuß eine gute Stunde, mit dem Auto zehn Minuten, doch dort warten Pubs und Restaurants zur freien Auswahl, auch mittags, auch für Fish & Chips und Welsh Rarebits. Kleinere Ecken ums Haus für morgendliche und abendliche Walkies gibt es genug, wie den Coffin Trail oder eben White Moss. Ich brauche also nicht zu suchen, sondern weiß wo was ist. Es hat etwas damit zu tun, dass mein Leben nun mit dem Hundi anders verläuft. Dass die Anforderungen andere sind. Vielleicht war ich in den Cotswold Hills bei Sue und Garreth alleine bestens aufgehoben. Mit Hund wäre es anders. Ich würde nicht sagen, ich würde nie mehr in die Dales zurück kommen. Aber ich würde es heute anders planen und mich anders orientieren. Eher nach Wharfedale oder noch weiter in den Norden, oder zum Westen nach Cumbria. Nun wieder warten auf den August, bis die Buchungen für die Fähre möglich sind. Alles nicht ganz billig, aber, wie es hier heißt, hat das letzte Hemd bekanntlich keine Taschen. Die Fotos hier sind übrigens noch aus 2022.
- Das Easedale Studio
- Das Dove Cottage mit Museum und Café (400 m)
- The Good Sport, erste Möglichkeit zum Essen, einschließlich Fish & Chips und Pizza (900 m)
- Ortskern (1,2 km)
- Faeryland Café
- Bushaltestelle (500 m)
- Tweedies Restaurant, von Sandwich bis zum Steak
Lessons learned: Fells, Dales, Tarns and MeresEs gibt Leute, die in jedem Jahr in das selbe Hotel auf Norderney fahren, das selbe Ferienhaus in der Toskana buchen oder mit ihrem Wohnwagen auf dem selben Campingplatz in Dänemark stehen. Sie werden etwas mitleidig angesehen, gelten als unflexibel, altbacken und risikoscheu. Bisher habe ich auch gerne neue Gegenden ausprobiert, wie die Cotswold Hills oder die South Downs. In Snowdonia war ich ja eh das erste Mal im Februar 1978. Es war immer ein Gewinn, wie in 2011 genau so der Lake District. Da war ich aber immer ohne Hund unterwegs, brauchte auf nichts Rücksicht zu nehmen, konnte in jedes B&B gehen, jedes Cottage buchen. Jetzt mit Duna ist die Sache anders. Wer kleine Kinder hat, wird dieses „anders“ sofort verstehen. Nicht mehr nur meine Bedürfnisse spielen eine Rolle, auch Hunde und Kinder brauchen eine passende Umgebung. Bis dahin, dass Unternehmungen und Touren angepasst werden müssen. Nun ist das in England eher einfacher, aber eine hundekompatible Ferienwohnung in Deutschland zu suchen, kann zur Lebensaufgabe werden. Inzwischen habe ich mich dazu entschieden, auch eher Gegenden und Unterkünfte zu nutzen, die ich kenne. Wo ich nicht improvisieren muss, wenn sich keine passenden Runden für das Hundi finden, der Hund ständig nicht willkommen ist. Wie mit Kindern sollte man sich vorher Gedanken machen, wie man Regentage gestaltet. Nun hatten wir in den Yorkshire Dales eher Glück mit dem Wetter, aber bei mehr Regentagen wäre ich echt ins Schwitzen gekommen. Der Lake District, insbesondere Keswick und Grasmere, bieten in dieser Hinsicht optimale Bedingungen. Bei Regen setzen wir uns in den Zug oder Bus und machen Tagestouren. Duna durfte bisher in alle Cafés und Pubs im Lakeland hinein, das war in den Dales nicht so. Ich kenne viele Wege, die ich gerne wieder gehe, immer wieder. Zum Easedale Tarn hinauf, zum Alcock Tarn, durch Rydal und White Moss nach Ambleside, mal wieder nach Coniston Water oder nach Hawkshead, endlich mal nach St Bees an die See. Die Gegend um Ullswater oder Troutbeck ist mir noch komplett fremd. Wie so viele Orte, wenn ich genauer auf die Karte sehe. Und die besten Fish & Chips gab es nach meinen Erinnerungen eh im Britannia Inn in Elterwater. Die Liste an Orten, wo ich noch nicht war, ist lang, länger als es mir bewusst war. Jeder Besuch ist anders, das war auch in den drei Urlauben auf der Lowerfield Farm so. Nur Helvellyn oder Scafell Pike werde ich altersbedingt nicht mehr schaffen. |
Reiseliteratur
Für den Lake District wärmstens empfehlen kann ich einmal den Pathfinder Guide von Ordnance Survey für den Lake District. Den haben die meisten Wanderer hier in der Hand. Viele Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Hilfreich ist auch die Site von Paul Beal, dem ich schon länger auf Facebook folge. Pauls Touren sind meistens etwas ausgiebiger und länger. Die Seiten der Nationalpark-Verwaltung haben eine Liste guter Touren.
Hilfreich ist WalkLakes, eine eher unbekannte Seite, sowie Walking Englishman.
August/September 2023
Freitag, 7. Juni 2024: Return
Die Hinfahrt ist dieses Mal ganz anders geplant. Nämlich nicht durch das Ruhrgebiet wie in früheren Jahren, sondern dieses Mal über A33 und A30 an Rheine vorbei nach Amsterdam. Erstens umgehen wir so den üblichen Feierabendtrubel im Pott, zweitens bin ich noch nie die A33 gefahren, seit sie fertig wurde, und drittens umgehen wir auch die Oberzentren wie Arnhem und Utrecht, die immer für Staus gut sind. Viertens dazu ist die A3 bei Hamminkeln bis September 2024 teils vollgesperrt. Wo wir im letzten Jahr schon festhingen. Die Strecke A33/A30/A1 ist fast auf den Kilometer genau so lang wie A44/A2/A3, aber umgeht eben die Gegenden, die am Freitagmittag viel befahren werden. Wie gerade Arnhem und Utrecht als auch das östliche Amsterdam, da gibt es am Freitag ganz schönen Feierabendverkehr, so wir von den letzten Fahrten wissen. Trotzdem fahren wir eher früh als pünklich los, auf der A33 sind plötzlich auftauchende Baustellen nicht selten.
Tatsächlich kommen wir glatt durch, bis auf eine kleine Verzögerung in Amersfoort. Die Strecke fährt sich deutlich entspannter als mit dem Gerödel im Ruhrgebiet. Keine einzige Baustelle, viele Gelegenheiten für Pausen mit Duna. So sind wir schon vor drei in Velsen-Zuid. Für unsere übliche Runde durch den Park. Die Fähre ist eher wenig gebucht, wir bekommen dieses Mal eine andere Kabine als sonst, direkt am Aufgang zum Hauptdeck. Die ist zwar top renoviert, man kann aber in der Kabine 4204 das zweite Bett nicht hoch klappen wie in 4404, so dass weniger Platz für uns bleibt. Auch hat diese Kabine nicht mehr einen Tisch zwischen den Betten, sondern nur noch einen Mini-Nachttisch. Zum Essen nicht so angenehm. Neu sind auch jede Menge USB-Ladepunkte. Duna möchte nach einem ersten Versuch so gar nicht mehr aufs Außendeck.
Also bleibt sie in der Kabine, wenn ich mal nach draußen gehe.
Samstag, 8. Juni 2024: Zurück in Grasmere
Die Fähre kommt pünktlich an, aber wieder dauert es über eine halbe Stunde, bis wir von der Fähre herunter kommen. Dafür geht die Passkontrolle dieses Mal sehr zügig. Den Redburn Dene-Park scheinen so einige Hundebesitzer zu kennen, denn wir treffen gleich Hunde von der Fähre wieder. Weiter nach Penrith, um das Futter abzuholen. Aber erst mal wieder in den Ort, ich habe Hunger und die Cafés in Penrith kenne ich ja ausgiebig. Wir landen dieses Mal im Arturo, das Tuna Melt-Sandwich mit frischen Zwiebeln und Gurke ist ausgezeichnet. Leider haben die Nasen im Tierladen nicht die Dreier-Mischung Huhn, Huhn mit Leber und Truthahn, sondern nur Huhn mit Leber. Ist Duna wahrscheinlich egal, Hauptsache genug zu futtern. Wenigstens das Trockenfutter sieht sehr gut aus, 60% Forelle und Lachs, 25% Süßkartoffeln, 10% Kartoffeln, 3% Spargel.
Der erste Einkauf in Keswick fällt ins Wasser. Selbst entlegene Parkplätze sind überfüllt, im Ort ist die Hölle los. Unsere Vermieterin meinte, das läge am guten Wetter. Es ist zwar eher kühl, aber blauer Himmel und Sonne, ideales Wanderwetter. Wir fahren weiter nach Grasmere, lassen das Auto an der Wohnung und machen dort eine kleine Runde. Die dann doch über zwei Stunden geht. Einkaufen vertagt auf Montag, wir haben noch Brot, etwas Toast und Aufstriche.
Entladen, verstauen, sortieren. Wetter morgen abwarten.
Sonntag, 9. Juni 2024: Sedbergh, Millthrop, Dent, Kendal
Der Tag beginnt verhangen und regnerisch, nicht mal 10 Grad. Mehr als 13 sollen es heute auch nicht werden. Wir machen schon mal unsere Tour nach Sedbergh und Millthrop, da längere Touren kaum drin sind. Die halbe Stunde bis Kendal sind die Straßen normal, die Strecke nach Sedbergh mit noch einmal 20 Minuten erinnert daran, dass diese Gegend einmal nicht für Fahrzeuge erschlossen war. Kurz hinter Kendal sind dann schon die Howgills zu sehen, die sich hoch über die Gegend erheben. Sedbergh ist ein kleiner Ort, doch mit Apotheke, einem CooP und mehreren Cafés brauchbar ausgestattet. Die vielen Buchhandlungen nicht zu vergessen, denn Sedbergh ist Englands Bücherort. Wie Hay-on-Wye in Wales. Der Ort ist nichts Berühmtes, wirkt aber freundlich, alles Notwendige ist vorhanden. Sedbergh ist ein Schulzentrum, was an den großen Anlagen mit alten Gebäuden und Rugbyfeldern nicht zu übersehen ist. Eine sehr schöne Kirche, ein uralter Friedhof. Übrigens geht der Dales Way von Ilkley nach Bowness genau durch Sedbergh. Aber die Strecke wäre uns für heute etwas zu lang.
Da sich das Wetter einigermaßen beruhigt hat, gehen wir zu Fuß herunter nach Millthrop. Das ist nun weniger ein Ort als eine große Siedlung. Die beiden Cottages sind schnell gefunden, liegen nur gut 100 Meter auseinander. Es ist keine schlechte Ecke, tatsächlich sind von Millthrop aus viele Touren möglich. Ganz überzeugt bin ich allerdings noch nicht, denn wie in Nidderdale sind die Straßenverhältnisse gewöhnungbedürftig. Wenn auch Sedbergh von Millthrop aus nur einen knappen Kilometer entfernt ist. Chapelbeck sieht zwar klein aus, das Haus verbreitert sich nach hinten, hat sogar zwei Schlafzimmer und eine große Wohnküche. Es war mal eine Kapelle, ist aber irgendwann stillgelegt worden. Millthrop 10 ist ein Reihenhaus nicht weit davon.
Es ist erst gerade halb zwölf, zu früh zum Mittagessen. Dann weiter nach Dent in Dentdale. Nun fühlen sich die Straßen eher so an wie im Dartmoor, selten breiter als ein Auto, von hohen Mauern gesäumt, die letzte Ausweichstelle sollte man sich immer merken. Auch hier scheint es so, als wenn die Straße einfach als Lage Asphalt in die Gegend gelegt wurde. Spitzkehren eingeschlossen. Dent ist noch kleiner als Sedbergh, hat keine Einkaufsstraße, dafür einige Cafés und sogar ein indisches Restaurant. Und natürlich gleich drei Pubs, die auch noch alle Essen anbieten. Dent scheint sehr alt zu sein, nach den Häusern zu urteilen. Zwischen den Häusern verlaufen viele schmale Gassen, in denen sogar Duna und ich hintereinander gehen müssen. Wir entscheiden uns zum Essen für den Dorfladen. Das Angebot ist überschaubar, aber mehr als ausreichend. Wir bleiben draußen, weil der Laden sehr eng ist. Toast mit Baked Beans passt. Kaum sitzen wir, kommt ein reichlicher Regenguss herunter. Wieder bemerkenswert, aber nicht unüblich: Sowohl Toast als auch der Coleslaw sind handgemacht, keine Industrieware. Als wir fertig sind, hat es auch schon wieder aufgehört zu regnen.
Nicht nur handgemachtes Essen, bis auf die Bohnen von Heinz, sondern auch sehr guter Cappuccino. Und das am Ende der Welt. Dentdale ist eine nette Ecke, eher ruhig und beschaulich, aber landschaftlich ausgesprochen schön und heimelig. Ein bisschen Auenland. Jedoch ist man ab von der Welt, verglichen mit Grasmere, Keswick oder sogar Pately Bridge. Selbst die Strecke nach Sedbergh würde ich mir ungern öfter antun, bis Kendal ist es noch etwas weiter.
Apropos Kendal, da müssen wir eh durch auf dem Rückweg, dort noch ein Stop. Kendal ist der größte Ort im südlichen Lakeland, städtisch und mit der kompletten Infrastruktur eines größeren Ortes. Wir gehen erst noch am Rothay entlang bevor wir noch der Innenstadt einen Besuch abstatten. Leider hat der Hardware Store am Sonntag geschlossen, ich habe nämlich die kleine Waage für Dunas neues Trockenfutter vergessen.
Da sich das Wetter einigermaßen beruhigt hat, wäre noch ein Eis nicht schlecht. Wir fahren zurück nach Windermere, halten erst am Bootsanleger, aber genau dann fängt es wieder an zu regnen. In Ambleside hat es nach der Weiterfahrt wieder aufgehört. Wir bekommen sogar einen Parkplatz direkt in der Hauptstraße, nur mit dem Eis wird das heute nichts. Entweder gibt es das nur im Laden und nirgendwo ist eine Möglichkeit, Duna anzubinden. Oder es gibt Langnese oder Softeis. Beides nicht mein Fall. Aber an der Bäckerei kommen wir noch vorbei. Im Apple Pie, der Handwerksbäckerei meiner Wahl in Ambleside, gibt es um diese Zeit zwar kein Brot mehr, aber Körnerbrötchen im XL-Format. Die nehmen wir mit, der Kühlschrank in unserer Küche hat nämlich doch ein ****-Kühlfach. Proviant für weitere Touren als Rucksack-Mahlzeit.
Zurück zur Hütte, Kaffee wird selbst gemacht, Duna drängt auf eine eine leckere Portion Forthglade. Auf dieses Futter ist sie echt scharf, scheint wirklich zu munden. Morgen früh dann nach Keswick, einkaufen, Waage besorgen, Brot von Brysons‘. Dann mal sehen. Wetter soll ganz gut werden, es wird auch langsam wärmer.
Lessons learned: Never bark aloneDuna scheint tatsächlich Erinnerungen an die letzten Jahre zu haben, als wir in Nidderdale und Keswick waren. Sie hat heute schon aufgegeben, andere Hunde anzukläffen, geht stattdessen interessiert bis ignorierend an ihnen vorbei. Selbst an Border Collies, die sie zuhause nicht besonders gut leiden kann. Wahrscheinlich weil die alle Streber sind. Andererseits pöbeln die anderen Hunde auch nicht herum, was einen Einfluss auf ihr Benehmen haben kann. Bis auf diese kleinen Kläffer und Plüschratten, aber sich um die zu kümmern, das ist unter Dunas Würde. |
Wetter heute sehr wechselhaft, nämlich wechselnd zwischen Regen und doch einigen Minuten Sonnenschein. Trotzdem haben wir den Tag ganz gut gestaltet, waren in Summe drei Stunden auf den Beinen. Ob Millthrop nun eine Wahl für das nächste Jahr ist, steht noch in den Sternen. Landschaftlich reizvoll, Sedbergh hat alles Wichtige vor Ort, im River Rothay kann Duna prima baden, denn wie fast alle Flüsse und Bäche hier hat er einen Kieselboden, keine Matsche. Busverbindungen wie im Lakeland gibt es in den westlichen Dales nicht, wie zum Beispiel in Nidderdale und Wharfedale. Aber es ist ja noch hin.
Nach den Erfahrungen mit der Fähre und Duna käme Dover/Calais doch mal in Sichtweite. Dann könnte es mal wieder in die Cotswolds gehen. Oder in die South Downs. Ist deutlich billiger als Lake District. Weitere Alternative wäre ein erneuter Abstecher nach Snowdonia, von Newcastle bis Llandudno sind es jedoch gut drei Stunden Fahrt. Nach Grasmere nur etwa 90 Minuten.
Montag, 10. Juni 2024: Keswick, Grasmere to Ambleside
Die Tagestouristen vom Wochenende sind weg, es wird wieder ruhiger und leerer. Merkt man auf den Straßen besonders deutlich. Zuerst mal nach Keswick zum Booth. Einmal einige Dinge einkaufen, dann schon checken, ob Tee und Marmelade wie üblich ausreichend vorrätig sind. Sind sie. Für die Bagage zuhause und meine Reserven einkaufen machen wir am nächsten Montag. Brot von Bryson’s, Eier aus dem Lakeland, Marmelade von Tiptree. Da ich Döskopp die kleine Waage für Dunas neues Trockenfutter vergessen habe, springe ich noch eben in den Hardware Store in Keswick hinein. Das Trockenfutter aus dem Lakeland hat nämlich andere Fütterungsempfehlungen als das Wolfsblut.
Eine billige mechanische Waage wie damals in Grassington gibt es leider nicht, aber das kleine elektronische Teil für unter 10 Pfund tut es auch. Dann wieder zurück nach Grasmere zur Wohnung, ausladen und schon einmal den Rest des Tages planen. Laut Wetterbericht trocken bis ungefähr 17 Uhr, danach etwas Regen und wieder Aufklaren.
Da bietet es sich an, heute die geplante Tour über den Coffin Trail nach Ambleside in Angriff zunehmen. Mittag machen wir, trotzdem wir eigentlich weniger essen gehen wollten, im Apple Pie Café. Die Strecke nach Rydal kam mir früher einfacher vor. Zudem ist Duna nicht nur hochmotiviert, sondern eher übermotiviert und schleppt mich durch die Geröllfelder. Springt wie eine Bergziege zwischen den Felsen herum und ich kann sehen, wie ich hinterher komme. Durch den Regen in den letzten Tagen sind die Wege ziemlich nass und wenig rutschfest. Ab Rydal gehen wir dieses Mal einen anderen Weg als sonst. Auf der Seite von Rydal verbleibend. Mit reichlich Steigungen, aber nicht für den letzten Abschnitt an der Straße entlang. Wir kommen so an der University of Cumbria vorbei. Ein ziemlich großes Gelände zum Teil mit uralten Häusern, aber auch mit sehr modernen, die jedoch im Stil an die alten angelehnt sind. Pünktlich zum Mittag sind wir in Ambleside, leider hat das Café genau heute geschlossen, da sie einen neuen Ofen bekommen. Wir gehen stattdessen nebenan ins Flying Fleece, das in der Qualität mit dem Apple Pie nicht vergleichbar ist. Egal, ich bin von einem Thunfisch-Sandwich satt, den ersten Cappuccino hatte ich nun auch. Details der Tour in Komoot.
Der Rückweg ist einfacher, es geht an Rydal Water und am Grasmere zurück in den Ort. Eigentlich wollte ich noch ein Eis genießen, doch da in Green’s Café gerade nichts los ist, gönne ich mir dort ein Stück Bakewell. Noch schöner wäre ein Mittagessen, aber dafür ist es leider zu spät. Das Essen ist nämlich ausgezeichnet dort. Es kaum etwas los im Ort, im Vergleich zur Hölle am Wochenende.
Es kommen sehr viele Leute bis aus London am Wochenende hoch, noch mehr aus Liverpool und Manchester. Deshalb das Theater am Samstag und Sonntag. Pünktlich um 17 Uhr kommt der angekündigte Regen. Dann klart es wieder auf. Die Temperaturen sind etwas hoch gegangen, am Nachmittag immerhin 13 Grad. So dass ich etwas vor Grasmere den Mantel ausziehen konnte. Oder besser musste, denn wir hatten noch einige Anstiege zu bewältigen. Duna war dann am Ende doch auch etwas müde. Nach dem Abendessen liegt sie nun in ihrem Körbchen und schläft.
Nachtrag Ortszeit 21:15 Uhr: Wieder trocken, aber nur noch 8 Grad.
Dienstag, 11. Juni 2024: Keswick to Threlkeld Railway Line, Cockermouth
Zwar soll es den ganzen Tag bedeckt bleiben, jedoch auch trocken bei maximal 13 Grad. Eine Tour trockenen Fußes wäre gut. Da haben wir noch die alte Bahnlinie ab Keswick im Angebot. Es gab mal eine Bahnverbindung zwischen Cockermouth und Penrith, erst für den Gütertransport gedacht, mit dem einsetzenden Tourismus schon wenig später zum Personentransport. Mehr zur Geschichte in der englischen Wikipedia. Deshalb wurde in Keswick das erste Hotel gebaut, das Keswick Hotel. Heute nur noch eine Ruine, trotz mehrerer Versuche der Wiederbelebung. Schon länger diente die alte Bahnstrecke als Wanderweg. Nach größeren Schäden durch Sturm war die Strecke unbrauchbar geworden, doch wurde der Weg mehr als nur repariert. Beginnend in Keswick ist es nun seit Wiedereröffnung in 2020 eine asphaltierte Strecke, die an der A66 endet, nach gut fünf Kilometern. Gern genutzt von Wanderern, Radfahrern und Läufern. Es gibt wenig Steigungen auf diesem Abschnitt, ein Café gibt es in Threlkeld auch, heute stand ein Eiswagen am Rande der Strecke.
Wir wechseln kurz vor Threlkeld auf die andere Seite der A66, gehen eine längere Steigung und landen an einer gut bekannten Stelle: dem Castlerigg Stone Circle. Etwas weiter hinten sehen wir noch unsere Unterkunft aus 2022, die Low Nest Farm.
Und noch ein Wiedersehen gibt es: Die gute alte Bank auf dem Anstieg von Keswick aus, mit der lustigen Aufschrift. Zwar ist es selbst jetzt um die Mittagszeit noch so kalt, dass ich die Kappe vom Hoodie aufsetze, aber wenigstens stimmte das mit dem Trockenbleiben. Wir gehen den Berg abwärts zurück nach Keswick, irgendwie ist mir noch nach einem Cappuccino zumute. Wir fahren nach Keswick hinein und ich leiste mir nach der überschaubaren Rucksack-Mahlzeit heute dazu einen Scone. Natürlich in unserem Stammcafé, im Hope Café.
Details der Tour wie üblich in Komoot.
Es ist erst 14 Uhr. Da wir eh in Keswick sind, können wir gleich noch die Viertelstunde weiter nach Cockermouth fahren, zum dort ansässigen Aldi. Zu unseren Einkäufen hier gehört immer auch Ahornsirup, der beste ist nun mal von Aldi UK. In Cockermouth war ich schon oft, also zurück nach Grasmere. Zum Abschluss des Tages gehen wir noch einmal ins Dorf hinunter, ein bisschen Schaufenster inspizieren, sehen wer noch da ist und was sich verändert hat. Duna ist von diesem weiteren Ausflug nicht so begeistert, wird aber überredet und muss einfach. Auch morgen soll es noch weitgehend trocken bleiben, wenn auch nicht viel wärmer. Dann ist vielleicht eine Tour bei Hawkshead angesagt.
Mittwoch, 12. Juni 2024: Latterbarrow, Hawkshead, Ambleside
Laut Wetterbericht heute durchgehend bedeckt. Stattdessen schon am Morgen ein Mix aus Sonne und Schönwetterwolken. Dann auf hinter den Windermere nach Hawkshead und von dort auf den Latterborrow. Obwohl Hawkshead von Grasmere nur gut acht Kilometer entfernt ist, dauert die Anfahrt doch einige Zeit. Denn die Straße dorthin ab Ambleside kann unerfahrenen Linksfahrern schon den Schweiß auf die Stirn treiben. Nämlich sehr eng und sehr kurvig. Die Tour auf den Latterbarrow hatte ich schon zuhause in Komoot anlegt, wo noch mehr Bilder zu sehen sind. Wer allerdings auf die Idee gekommen ist, diese Tour als „leicht“ zu klassifizieren, ist sie wohl noch nicht gegangen. Der Aufstieg geht teilweise steil hinauf und durch Abbruchfelder hindurch. Zum Glück habe ich meinen Pfadfinderhund dabei, der Ausweichwege zu sehr schlammigen Abschnitten sieht. Auf dem Gipfel angekommen, bieten sich sehr schöne Aussichten auf den Old Man Of Coniston und die Bergzüge dahinter. Genau passend für unsere Rucksackmahlzeit, heute Brötchen vom Apple Pie und Thunfisch. Noch steiler als hinauf geht es wieder herunter, wobei ich wie üblich nur mit Mühe hinter Duna her komme.
Wir kommen zurück nach Hawkshead, meistens durch viele Touristen verstopft, aber heute geht es innerhalb der Woche einigermaßen. Berühmt ist Hawkshead durch Beatrix Potter, die die Geschichten rund um den Hasen Peter Rabbit erfunden und gezeichnet hat, und lange in Hawkshead lebte. Zu ihr gibt es ein Museum, dazu den Relish Shop mit sehr guten Chutneys und Saucen, neuerdings hat Grasmere Gingerbread eine Filiale hier, auffallend sind die vielen Bistros und Cafés, was bei den Hoden an Touristen nicht verwundert. Wir machen es uns einfach und kehren zu Cappuccino und Flapjack im Honeypot ein. Nicht ohne einen Abstecher nach gegenüber, wo einige Gläser Chutney mitgehen. Zur alten Kirche St Michael and all Saints geht es noch einmal, die hatten früher so schöne Blätter mit Geschichten und Sinnsprüchen. Haben sie nicht mehr, aber dafür Karten und Bilder, damit meine Wände zuhause irgendwann komplett zugepflastert sind.
Übrigens scheint seit der Mittagszeit die Sonne durchgehend, schon beim Aufstieg musste der Mantel in den Rucksack. Jetzt beim Cappuccino sitzen wir in der Sonne. Auf der Rückfahrt gibt es einen Stop in Ambleside. Einmal muss ich noch mehr Vollkorn-Brötchen aus dem Apple Pie bunkern. Die sind wirklich die besten, die es in der Gegend gibt und perfekt für die Rucksackmahlzeit. Dann noch zum Herdy-Shop, weil ein Hund einfach nicht reicht. Und ganz zufällig kommen wir noch am Eisstand am Market Place vorbei, den wir gerade nicht links liegen lassen können. Noch eine Erwerbung, als ich am Hardware Store vorbei komme, dessen Schaufenster ich einfach nicht mehr beachten sollte.
Donnerstag, 13. Juni 2024: Tarn Hows, Tom Heights
Bevor der angekündigte Regen gegen Mittag einsetzt, machen wir uns noch schnell auf dem Weg zu einer kleineren Tour. Die hatte ich aus einem OS Pathfinder Guide in Komoot übertragen. Etwas kryptisch wird die Anfahrt, denn der Parkplatz, von dem die Tour angeblich los gehen soll, und die Straße dazu, kennt das Navi in meinem Auto gar nicht. Zum Glück weiß die Google-Navigation mehr. Es geht mal wieder über höllisch enge Sträßchen, über Meilen, ich zweifle, ob wir hier denn richtig sind. So zwischen Irgendwo und Nirgendwo. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Schild an der Straße auf, das auf einen „Main Car Park“ etwas weiter verweist. Kaum haben wir das Schild passiert, folgt die Einfahrt in den Parkplatz, der unerwartet groß ausfällt. Dazu eine kleine Filiale des National Trust, sowie ein großes Schild der Café-Kette Joey’s. Parken ist für NT-Mitglieder wie mich kostenlos, einschließlich eines Schwätzchens mit dem Ehrenamtlichen des NT über sehenswerte Locations des NT in der Nähe. Sizergh empfiehlt er besonders. Leider schließen die vom 17. bis zum 26. Juni. Was aber vielleicht bei dem großen NT-Shop dort keim Fehler für mein Budget ist.
Die Tour geht gleich nach Beginn steil auf die Tom Heights herauf, von wo man sowohl den Windermere teilweise sieht, als auch einen Teil von Coniston Water. Old Man of Coniston hüllt sich heute in Wolken. Der Weg ist mehr ein Trampelpfad, teilweise schwer zu identifizieren. Auch Duna scheitert gelegentlich in der Orientierung. Überhaupt muss die Tourbeschreibung schon älter sein, denn der von den Tom Heights herunter angegebene Weg existiert nicht mehr. Wir orientieren uns in Richtung Abstieg zum See hin, müssen dabei durch eine Feuchtwiese. Wie am Sumpfgras schon vorher deutlich zu erkennen. Duna sinkt manchmal bis zu den Knöcheln ein, auch ich bekomme nasse Schuhe, aber wir schaffen es zurück auf den Hauptweg. Auch dort stimmt die Beschreibung schon lange nicht mehr, der vorgeschlagene Weg um den See herum ist auch nur noch ein Pfad durch den Matsch, während der breite und mit Feinschotter angelegte, sogar inklusive Weg, nicht existiert. Auf dem kommen wir wenigstens wieder bequem um den Rest des Sees zum Ausgangpunkt. Wobei im See auch Dunas Pfoten und sogar Bauch wieder einigermaßen vom Schlamm befreit werden können. Sogar freiwillig.
Anstatt nun nach Coniston zum Mittagessen zu fahren, schauen wir kurz zu Joey’s Café hinüber, am Ende des Parkplatzes. In einer Art Bauwagen gibt es allerhand Kuchen, Kaltgetränke und verschiedene Kaffees, aber auch Pies und Pasties. Fast alle vegetarisch oder sogar vegan. Ich entscheide mich für ein Pastie mit Blumenkohl, Kichererbsen und Curry. Obwohl ich nicht viel erwarte, schmeckt das Pastie ausgezeichnet und ist glühend heiß. Sogar der Cappuccino steht solchen in festen Cafés in nichts nach. Neben dem Bauwagen ein kleines Gebäude mit Toiletten, sogar ein Wickelplatz ist verfügbar, dazu inklusive Toiletten. Da es immer noch nicht regnet, bleiben wir eine ganze Weile sitzen. Doch der Regen droht, es zieht sich immer mehr zu. Wir fahren nicht gleich zurück, sondern noch nach Windermere in den Booth, für Tee und Marmelade. Es kommt selten vor, aber die Frau an der Kasse fragt mich, wofür ich solche Mengen Tee und Marmelade kaufe. Ich erkläre ihr, wie teuer die Sachen in Deutschland sind, und meistens gar nicht erhältlich. Es stellt sich im Laufe des Smalltalks heraus, dass sie Paderborn kennt, weil ihr Vater lange in Sennelager stationiert war. It’s a small world. Zurück nach Hause, es hat deutlich angefangen zu regnen.
Lessons learned: Elections are comingDer Wahlkampf für die Wahlen Anfang Juli in Großbritannien ist im vollen Gange. Es wird erwartet, dass hier oben im Nordwesten die Liberal-Demokraten deutliche Gewinne einfahren. Die Einleitung großer Mengen ungeklärten Wassers in den Windermere hat für helle Aufregung gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, weil es den Tories angelastet wird, die seit Thatcher die Infrastruktur kaputt sparen. Während Mr Sunak nicht mehr weiß, wo er seine vielen Pfund-Scheine unterbringen soll. Ständig laufen Berichte in der BBC, in denen über das marode Gesundheitswesen berichtet wird, bekannt als NHS, National Health Service. Boris Johnson hatte mit dem Brexit versprochen, jährlich 325 Millionen Pfund in den NHS investieren zu können, wenn die EU aus dem Weg ist. Stattdessen warten schwer kranke Leute zwei oder drei Monate auf einen Arzttermin oder OP-Termin. Auch deshalb, weil mit dem Brexit tausende PflegerInnen und sogar viele ÄrztInnen das Land verlassen haben. Nicht nur EU-Bürger, aber eben auch. Krankenpflege ist zudem ein ganz übles Thema, seit polnisches und rumänisches Personal unerwünscht ist. Und hat der Brexit die Einwanderung reduziert? Eigentlich gar nicht, sie hat eher zugenommen. Von den zehntausenden Leuten, die jedes Jahr illegal nach Großbritannien kommen, ein paar hundert nach Ruanda zu fliegen, nützt nicht einmal ansatzweise. Es ist viel Show, Alibiaktion und Schmierentheater. Das wird den Briten und Britinnen langsam klar. Und das werden die Tories übel zu spüren bekommen. Leider etwas spät, wie ich als Außenstehender sagen würde. Manchmal entwickelt sich aus Smalltalk auf dem Parkplatz ernsthaftes Gespräch. Geht es dann um den Brexit, verstehe ich vielleicht mit meinem Bezug zu diesem Land eher die Motivation dahinter. Wir haben in Deutschland auch so ein Völkchen, die eher wenig begeistert zur Bundesrepublik gehört, deren Hauptmotto ist „Mir san mir“. Ich möchte auch gar nicht wissen, wie viele Leute in Sachsen oder Thüringen lieber wieder einen eigenen deutschen Staat hätten, ohne die Wessis vor der Nase. So ähnlich verhält sich das auch mit den Briten und dem Kontinent. Es ist ein Nationalstolz, der aber anders gelagert ist als der in Deutschland oder Frankreich. Der Stolz der Briten geht nicht zu Lasten anderer Nationen, die Briten möchten gerne ihren Kram alleine machen. Ihr Leben nach ihrer Fasson leben. Sie möchten sich nicht von der EU vorschreiben lassen, wie gewirtschaftet wird, und gehandelt. Leider haben das einige gewissenlose Politiker, wie Johnson und Farage, schamlos ausgenutzt, für ihr politisches Programm und ihre Machtpositionen. Man meint so hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass das erst jetzt wirklich verstanden wird. Es würde mich nicht wundern, wenn in 2025 oder 2026 ohne die Tories an der Regierung wieder eine vorsichtige Annäherung Großbritanniens an die EU käme. Freuen würde es mich natürlich. |
Freitag, 14. Juni 2024: Sizergh, Grasmere
Der Regen, der gestern Nachmittag einsetzte, ging bis heute Mittag durch. Bis auf kleine Pausen, die wie für kurze Walkies nutzten. Touren durch die Landschaft bieten sich da eher weniger an, also ein Abstecher nach Sizergh Castle, einige Meilen südlich von Kendal. Zwar darf Duna weder in das Schloss noch in den Garten, aber es gehen einige Rundwege um die Anlage des National Trust herum. Nebenbei könnte ich dort im Shop die schöne kleine Tasche wiederfinden, die ich dummerweise im letzten Jahr in Fountains Abbey nicht mitgenommen hatte. Während unterwegs noch ein heftiger Schauer herunter geht, ist es bei Ankunft etwas sonnig. Mehrere Rundwege gehen gut ausgeschildert um das Schloss herum. Die nette Dame im Shop riet uns von der Runde Park End Moss ab, weil es nach dem Regen sehr matschig sein könnte. Also orientieren wir uns zur Kirche St John’s. Die Wege sind fast durchgehend mit Kies abgestreut und gut zu gehen. Oder führen über weite Wiesen mit Schafen und Kühen. Natürlich nicht ohne Steigungen.
St John’s wurde 1726 gebaut. Dazu gehört ein Friedhof, auf dem Gräber fast in diese Zeit zurück gehen.
Zwar versuchen wir die Abbiegung zum Park End Moss, geben wegen des tiefsten Matsches aber schon bald auf. Die Dame vom NT hatte recht. Ingesamt sind wir fast zwei Stunden unterwegs, genießen Aussichten und inzwischen sogar Sonne.
Noch zu einem kleinen Abstecher und einem Kuchen im Green’s geht es nach Grasmere hinein, dann nach Hause. Bald Zeit fürs Abendessen.
Lessons learned: You have to be able to afford Great BritainDa ich nicht noch vom Cottage hinunter in den Ort gehen wollte, parkte ich auf dem Hauptparkplatz an der Stock Lane. Dort muss man nun mindestens zwei Stunden buchen und zahlt dafür fünf Pfund. Ich hatte noch 2 £ pro Stunde im Gedächtnis, buchbar ab einer Stunde. Nun ist das kein Preis, der von Rohstoffen oder Energie abhängig ist. Erst recht geärgert habe ich mich, als im Ort am kleinen Park gegenüber Sam Read fast die Hälfte der kostenlosen Parkplätze frei war. Gegenüber 2022 haben gefühlt und auch messbar die Preise noch einmal zugelegt. Ein „light lunch“ aus Sandwich und Cappuccino ist kaum noch unter 12 £ zu bekommen. Das Stück Bakewell in Green’s Café kostet 4,30 £, die Backkartoffel im NT-Café 8,30 £. Es war zwar ein ordentliches Stück Kuchen, aber das sind Preise, die man sich als Familie kaum noch gönnen kann. Es sei denn, man hat genug Geld, was bei nicht wenigen Besuchern im Lakeland der Fall zu sein scheint. Die Preise kennen nur noch eine Richtung, und das ist die nach oben. Für die Backkartoffel in den Dales habe ich in 2023 meistens so 7,50 £ bezahlt. Das Lakeland ist also tatsächlich noch einmal eine Schüppe drauf, im Vergleich zu den nicht so prominenten Gegenden. Nachtrag: Die beiden kleinen Parkplätze an der Red Bank Rd, also zum See hin, können ab einer Stunde gebucht werden, für 2,20 £ pro Stunde. |
Samstag, 15. Juni 2024: White Moss Walkie, Glenridding
Es regnet, was sonst? Dabei lediglich acht Grad, ohne Aussicht auf wesentlich höhere Temperaturen. Lediglich ein regenfreies Fenster von zehn bis zwölf Uhr erlaubt eine Runde um den Grasmere und durch Grasmere. Zwar sind die Wege überwiegend nass, es gibt aber einen Pfad am River Rothay entlang, der mit riesigen Steinen „gepflastert“ ist, so dass man durch diesen Abschnitt halbwegs trocken hindurch kommt. Duna findet das Hüpfen von Fels zu Fels äußerst spannend und versucht immer wieder Spurts einzulegen, so dass auch die Flexileine an ihre Grenzen kommt. Wenn gut 20 Kilogramm spontan abzubremsen sind, haut das auch einen Erwachsenen von den Füßen. Wir schaffen den Abschnitt ohne weitere Schäden. In Grasmere selbst ist sehr wenig los, das Wetter ist eben zu schlecht für Tagestouristen. Trotzdem treffen wir unterwegs nicht wenige Wanderer, die in Regenmänteln nicht vom Touren abzuhalten sind. Dabei entdecke ich in Grasmere auch, dass die beiden kleinen Parkplätze an der Red Bank Road schon für nur eine Stunde gebucht werden können. Für einen Kaffee oder selbst für ein schnelles Mittagessen im Café reicht das dicke. Übrigens gibt es in Grasmere inzwischen zwei weitere Cafés, die in 2016 noch nicht da waren. Schräg gegenüber von Sam Read.
Ab Mittag regnet es wieder. Um nicht in der Wohnung zu verschimmeln, machen wir uns auf an den Ullswater, in der Hoffnung auf eine weitere Regenpause. In Pooley Bridge regnet es wieder heftig, an der anderen Seite des Sees, in Glenridding, geht der Regen in leichtes Tröpfeln über, was zumindest eine kleine Runde durch den Ort erlaubt. Glenridding besteht nur aus ein paar Häusern, einigen Geschäften und zwei großen Hotels. Bekannt ist der Ort einmal als Anlegestelle der den See querenden Boote, die Ullswater Steamers, und als Ausgangspunkt für zwei Touren auf den Helvellyn. Eine ist die über Striding Edge.
Das Fairlight Café, mit selbst gebackenem Kuchen, hat leider schon zu. Also zurück, selbst Kaffe machen und auf besseres Wetter hoffen. Nächste Woche.
Sonntag, 16. Juni 2024: Wray Castle, Coniston
Obwohl der Wetterbericht gestern einen Regentag angekündigt hatte, scheint am Morgen die Sonne. Da ich Wege mit Matsch vermeiden möchte, machen wir uns auf den Weg nach Low Wray, wo die Runde rund um das gar nicht alte Wray Castle geeignet sein könnte. Natürlich mussten wir doch durch die Matsche. Die Runde stammt aus dem Pathfinder Guide von Ordnary Survey, nach Komoot übertragen. Sie geht auch erst unten am Windermere entlang, zweigt dann aber auf das Gebiet oberhalb der Burg ab, folgt schmalen Pfaden durch den Wald und über weite Wiesen. Inzwischen kommt die Sonne komplett heraus und der Mantel muss wieder in den Rucksack. Zum Mittag sind wir zurück an der Burg. Vor der Burg gibt es eine große Terrasse mit Tischen und Bänken, fast alle sind besetzt mit Leuten, die ebenso wie wir sich ihr Essen mitgebracht haben, und nicht Joey’s Café im Burggarten nutzen. Es ist also einigen Leuten zu teuer, in den Cafés einzukehren. Wenigstens muss ich zum dritten Mal kein Parkticket bezahlen, weil das Parken für Mitglieder des National Trust kostenlos ist. Zu dem Wray Castle gehört. Es ist erst Mittag, ich schlage vor, noch einen Abstecher in das nahe gelegene Coniston zu machen. Obwohl ich schon aus 2016 keine positive Erinnerung daran habe.
Was sich bestätigt. Erstens gibt es in Coniston nur Pubs, keine Cafés für einen gepflegten Kaffee. Wir gehen herunter zum Bootsanleger, nach meiner Erinnerung gibt es dort eins. Tatsächlich ist dort ein Café, man kann draußen sitzen und etwas an einem Fenster mitnehmen. Allerdings finde ich 9,80 £ für einen Cappuccino und einen Schoko-Muffin ziemlich heftig. Dafür gibt es kostenlos ein Hunde-Eis dazu. Nachdem ich ausgiebig die Zutatenliste studiert habe, darf Duna dann doch das Eis haben.
Die eigentlich angedachte Strecke am Coniston Water geht schief. Der Weg, den ich 2016 gegangen bin, immer am Wasser entlang, existiert nicht mehr. Dort sind nun Bootsanleger für Privatleute eingerichtet. Man kann nur weit entfernt vom Wasser weiter. Dass das mal anders war, beweist dieses Bild. Also drehen wir an der alten, nun stillgelegten Farm wieder um und machen uns auf den Rückweg. Den Abstecher nach Coniston hätten wir uns auch sparen können und lieber wieder nach Hawkshead daneben fahren sollen. Also waren meine Erinnerungen an Coniston doch nicht so falsch.
Montag, 17. Juni 2024: Elterwater, Skelwith, Little Langdale
Da es erst am Nachmittag trocken bleiben soll, fahren wir noch einmal für letzte Einkäufe nach Windermere. Kaum sind wir auf der Strecke, erwischt uns ein Regenguss, der die Stufe Zwei des Scheibenwischers erfordert. Zum Glück geht der Regen etwas zurück, als wir am Booth ankommen und ich letzte Importe einsammeln kann. Wie Senf, Malzessig, Worchestershire Sauce, Demerara und Dark Brown Soft Sugar. Nur beim Wein bin ich etwas geschockt. Unter acht Pfund ist kaum ein Wein zu bekommen. Ich entscheide mich für einen Pino Grigio für 7,50 £ aus Südafrika. Der ist im Sonderangebot. Wie bei uns zuhause ist der Markt an einem Montagmorgen ziemlich leer.
Zurück nach Grasmere und ein Mittagessen aus den mitgebrachten Beständen. Da scheint allerdings schon wieder die Sonne. Ich hoffe nach dem heftigen Regen auf begehbare Abschnitte auf dem Cumbria Way und wir starten zu einer Runde ab Elterwater.
Es gibt so einige Touren im Lake District, die man gemacht haben sollte, wie auf den Orrest Head. Diese Tour heißt Elterwater, Skelwith Force, Colwith Force and Little Langdale, stammt aus dem Ordnance Survey Pathfinder. Natürlich von mir nach Komoot übertragen (leider aus Versehen gelöscht, daher der Link zur alternativen Tour). Der zentrale Parkplatz in Elterwater ist rappelvoll. Gerade, als ich über eine Alternative nachdenke, wird ein Platz frei. Was mir mal wieder die Parkgebühren erspart, da es ein Parkplatz des National Trust ist. Da sind doch nachher wieder Kaffee und Kuchen drin. Die Tour geht zuerst am River Brathay entlang, der Weg ist geschottert und ohne größere Schlammlöcher zu gehen. Je weiter wir von Elterwater weg kommen (der See heißt Elter Water), desto weniger Wanderer sind zu sehen. Nach dem Verlassen des Cumbria Way wird es matschig. Zu den Wasserfällen kommen wir nicht, denn die Abstecher dorthin sind nach dem heftigen Regen nicht mehr begehbar. Weiter Richtung Skelwith, danach in Richtung Little Langdale. Little Langdale gilt als eines der schönsten Täler im Lake District, wo etwas dran ist. Wie man an den Bildern in Komoot sehen kann.
Danach geht es einen Felsenweg steil herunter zurück nach Elterwater, der durch die Wassermengen in der letzten Zeit jedoch im Moment ein Bach ist. Das beweist wieder, dass man für die Touren im Lakeland am besten wasserdichte und trittsichere Schuhe haben sollte. Während Duna es ganz lustig findet, so im Wasser zu stiefeln. Man kommt am Ende wieder am Parkplatz aus, die Tour ist so korrekt getrackt wie selten in Komoot.
Zurück in Elterwater. Leider ist es für Fish & Chips im Britannia Inn etwas spät. Also kehren wir stattdessen gegenüber in Slates Kitchen ein. Dieses Café gibt es noch nicht sehr lange. In 2022 hatten wir es im Werden gesehen, als wir auch in Elterwater waren. Ich bestelle einen Cappuccino und einen hausgemachten Lime Cake und harre des Betrages. 6,20 £. Der Cappuccino ist groß und stark, der Kuchen saftig und ausgesprochen lecker, eben selbst gemacht und nicht von der Industrie. Also, geht doch. Dieser Preis geht im Vergleich zu Coniston völlig in Ordnung. Schöne Tour heute, Mantel und inzwischen auch Jacke sind im Rucksack gelandet. Das Thermometer im Auto nennt 19 Grad, die Sonne ist warm und hell. Diese Tour ist sehr empfehlenswert, ausgesprochen abwechslungsreich und Little Langdale weckt den Wunsch, am liebsten dort zu wohnen.
Der Rest des Abends soll trocken bleiben, somit ist der letzte Walkie des Tages gesichert. Morgen erst mal nach Grasmere in die Apotheke. Die Spannsehne im linken Fuß meldet sich, Erinnerungen an den letzten Besuch in Broadway werden wach, wo ich vom Broadway Tower herunter gehumpelt bin.
Dienstag, 18. Juni 2024: St Bees, Whitehaven
Die Apotheke in Grasmere ist mehr ein Gemischtwarenladen. Neben Kosmetik und Haushaltswaren haben sie die wichtigsten Medikamente vorrätig, wie Ibuprofen oder Durchfallzäpfchen. Aber kein Voltarol ohne Schmerzmittel. Wenigstens bekomme ich elastische Bandagen, um die Sehne, die hier footlifter heißt, zu stabilisieren. Dann eine Tour ohne große Steigungen. Schon in 2022 war ein Abstecher nach St Bees geplant, knapp eine Autostunde von Grasmere an der westlichen Küste. Die Gegend heißt West Lake District. Mit dem Lake District hier an den Central Lakes hat sie wenig gemeinsam.
Es beginnt damit, dass der in Komoot angegebene Startpunkt der Tour nicht zugänglich ist, weil auf einem Privatgrundstück gelegen. Möglich, dass dort früher mal eine freie Fläche war, jetzt stehen dort Häuser. Wir finden einen Parkplatz in einer kleinen Straße in der Nähe und gehen los. Schon die ersten paar hundert Meter stimmen wenig optimistisch. St Bees wirkt aufgelassen und verfallen, wenn das mal ein Seebad war, muss das schon sehr lange her sein. Wir kommen an den Strand, mit dem einzigen Café im Ort, wie wir später merken. Einladend sieht der Schuppen nicht aus, hinter den Fenstern stapelt sich der Müll. Duna flippt mal wieder aus, wie immer, wenn sie ans Meer kommt. Wir toben ein wenig am Strand entlang, der nun weniger an die Strände erinnert, die ich in Südwales kenne. Kurz nachdem es auf den Klippenweg gehen soll, ist Schluss. Dieser Weg ist wegen Erosion gesperrt, wir müssen weitläufig um einen Golfplatz herum, kommen erst kurz vor Schluss wieder auf den ursprünglich gedachten Pfad. Zurück durch den Ort zum Auto. Auf der Main Street, auf der dem Namen nach in einem Ort Geschäfte sind, gibt es ein Post Office, ein Pub und ein Hotel. Sonst nix. Die meisten Häuser wirken verfallen, mindestens aber ungepflegt, nicht wenige verlassen. An St Bees gibt es absolut nichts, was irgendwie interessant, geschweige denn schön ist.
Das nahe gelegene Whitehaven ist nach meinen Erinnerungen aus 2016 auch nicht viel besser, aber wenigstens eine größere Stadt. Dahin fahren wir noch wegen Kaffee und Kuchen. Es dauert, bis wir bei dem heftigen Verkehr in die Stadtmitte kommen. Auch Whitehaven hat wenig Positives, der ehemalige Hafen ist ganz nett. Mangels offensichtlicher Alternativen landen wir im schmutzigsten und abgewracktesten Costa, den ich je gesehen habe. Erst auf dem Rückweg sehe ich, dass direkt am Hafen ein netteres Café ist. Zu spät. Whitehaven scheint so etwas wie eine Altstadt zu haben, das untersuchen wir nicht mehr. Wenigstens bekomme ich im Boots das gesuchte Voltarol. Deutsch: Voltaren. Aber eben ohne Diclofenac, heißt dann VoltarolNaturals. Zurück in unser kuscheliges Grasmere. Wenigstens das linke Bein hat sich nicht mehr gemeldet.
Mittwoch, 19. Juni 2024: Keswick, Derwent Water
Es bleibt trocken, obwohl es in der Nacht wohl heftig geregnet hat. Ich erkenne das immer am Deckel der kleinen blauen Tonne, in die hier Poops-Tütchen und Windeln gehören. Heute investieren wir mal ordentlich. Erst geht es noch einmal kurz in den Booth, aber Julias Lieblingsmarmelade Little Scarlett ist nicht zu bekommen. Wahrscheinlich hat es wegen der Trockenheit im letzten Jahr keine Walderdbeeren gegeben. Auf dem Parkplatz am See müssen wir etwas länger buchen, schließlich haben wir Einiges vor. Wären dann 8,60 £ Parkgebühren, weil nach drei Stunden erst wieder sechs Stunden möglich sind. Dann frühes Mittagessen im Hope Café, so dass wir schon um 12:30 Uhr am Landesteg von Keswick Launch sind. Noch einmal 8,30 £. Plus das Boot zu 8,50 £. Damit wird das heute kein ganz billiger Tag, aber unsere Tage hier sind ja bald gezählt und wir würden uns ärgern, nicht am Derwent Water gewesen zu sein. Max ist übrigens der Star hier im Lake District. Sein Besitzer hat verschiedene Romane geschrieben, in denen Max (The Miracle Dog) die Hauptrolle spielte. Max wurde so bekannt, dass er später für viele Wohltätigkeits-Veranstaltungen zuständig war. Mehr zu Max bei der BBC.
Wir fahren mit einem Boot der Linie auf die andere Seite des Sees nach High Bradelhowe, von wo wir zurück laufen wollen. Eine Tour um den ganzen See wären etwa 16 Kilometer und uns zu lang gewesen. Diese Boote, eben Keswick Launch, fahren zu zweit jeweils in entgegengesetzter Richtung rund um den See und halten an mehreren Stellen. Man kann also von Keswick in beliebiger Richtung loslaufen. Hat man genug, nimmt man die nächste Haltestelle und fährt dann nach Keswick zurück. Oder, wie wir, man fährt ab Keswick zu einer Stelle und läuft zurück. Die Runde mit allen Fotos auch in Komoot. Der Rückweg sind um die zehn Kilometer und führen mal näher, mal entfernter vom See entlang. Ein Vorteil auf dieser östlichen Seite, im Gegensatz zur westlichen, ist eine Reihe von Cafés, in denen man eine Pause einlegen könnte. Wir wollen aber nach Keswick zurück und wieder ins Hope Café. Die letzten Kilometer unseres Abschnitts sind etwas langweilig. Im Uhrzeigersinn ab Keswick ist es die schönere Strecke, geht am Friar’s Crag und an alten Bootshäusern entlang. Dafür kommen dann erst recht spät Cafés und Pubs. Also schöner ist die Route ab Keswick Richtung Ladore und dann mit dem Boot zurück. Wie ich sie 2016 gemacht habe.
Wir sind gegen drei zurück in Keswick und genießen Cappuccino und Schokoladenkuchen. Das Hope Café hat sich inzwischen ziemlich ausgedehnt und zusätzliche Bänke aufgestellt. Es gibt nun auch zwei Iglos aus Glas, in die man sich bei schlechtem Wetter draußen zurückziehen kann. Als wir gegen 11:45 Uhr dort ankommen, ist es schon ganz schön voll, weil viele Leute erst ein Mittagessen einlegen und dann loslaufen. Auch das Boot ist bis auf den letzten Platz besetzt. Duna findet die Geschichte etwas unheimlich und scheint froh zu sein, als wir wieder aussteigen.
Da noch Zeit ist, machen wir einen Schaufensterbummel in Keswick, das Wetter ist schön und im Vergleich zu den ersten Tagen recht warm. Das Bein hat alles gut mitgemacht. Allerdings fällt mir passender Weise erst jetzt ein, dass ich ja meine Hochschäfter dabei habe, die würden noch besser stabilisieren.
Donnerstag, 20. Juni 2024: Bowness on Windermere, Brant Fell
Da wir recht lange geschlafen haben und zuhause Mittag hatten, machen wir uns erst danach auf den Weg. Bowness kenne ich von einem einzelnen Besuch in 2016. Und der hatte mir gereicht. Details später. Wir wollen ja nur dort los. Parken kann man selbst an einem Werktag nur etwas vor der Ortsmitte, alle Parkplätze im Ort sind komplett überfüllt. Unser Parkplatz liegt an der Straße, wenn man noch vor Windermere-Mitte zum See herunter fährt.
Die erste Hälfte der Tour geht, siehe Komoot, auf dem Dales Way entlang, der über 81 Meilen bis nach Ilkley führt. Wie der Name Bowness Heights nahelegt, geht es erst einmal lang und steil nach oben. Schon bald nur im T-Shirt, denn es sind mittlerweile immerhin 20 Grad und es ist sonnig. In Clearbarrow verlassen wir den Dales Way und orientieren uns nach links wieder herunter nach Bowness. Am Ende müssen wir einen Schlenker machen, weil ein Weg zwischen den Häusern nicht begehbar ist, sondern nur Matsch. Ist eine Ausnahme, denn bisher war der Weg weitgehend trocken. Ab und zu kamen wir an Bächen entlang, die Duna jeweils für ein kleines Bad nutzte. Am Ende kommt man in die Wohngebiete von Bowness, die im Gegensatz zum Ortskern ruhig sind, und ausgesprochen gepflegt. Es geht auf Straßen und kleinen Gassen zurück in die Mitte von Bowness. Keine Jahrhundert-Tour, aber nett und gemütlich. Eine übliche Gelegenheit für den obligatorischen Cappuccino und eine bisschen Kuchen wird schwierig zu finden. Zwar gibt es genug Cafés, aber die sind nicht nur voll, sondern auch teuer. Ein Blick auf die Karte eines Cafés offenbart einen Cappuccino-Preis von fast sieben Pfund. Da bleiben wir lieber im Costa, wo man für weniger Geld noch einen Kuchen dazu bekommt. Im Gegensatz zu Whitehaven ist dieser Costa wieder sauber und aufgeräumt. Bowness ist meines Wissens nach der einzige Ort im Lakeland, wo man Rolex-Uhren und Parfums von Chanel kaufen kann. Schnell zurück aus dieser Touri-Hölle nach Grasmere, wo es stattdessen fünf Läden für Trekkingbedarf gibt.
Lessons learned: The other side of the LakelandBowness ist so etwas wie das Sylt des Lake Districts. Während man in Grasmere, Ambleside oder Keswick fast nur zwei Arten Touristen sieht – viele Wanderer und einige Asiaten – ist das Publikum hier ein anderes. Sich selbst filmende Asiaten mit Handysticks natürlich in Scharen, sonst weitgehend Leute, die im Urlaub höchstens in ihren Glanzlackschuhen etwas flanieren, mit dem Schiff über den See fahren oder in Cafés herum sitzen möchten. Aber davon dann Tausende auf einmal. Dazu viele arabische Besucher. Daher gibt es in Bowness die meisten Hotels mit fünf Sternen, Restaurants, Cafés und Bars. Pubs eher wenige. Bowness ist an allen Tagen höllisch voll, auf den Anlegern der Schiffe sieht man riesige Trauben von Menschen. Man schiebt sich in Massen durch den Ort, sich aus dem Weg zu gehen, ist hier gar nicht mehr möglich. Wie mag das wohl am Wochenende aussehen, in den zentralen Ferienmonaten Juli und August? Dementsprechend ist Essen zu normalen Preisen kaum möglich, die Restaurants versuchen sich in Superlativen zu übertrumpfen. Was sonst, wenn man drei Dutzend Mitbewerber um sich herum hat. Als „normaler“ Besucher, also als Wanderer, sollte man um Bowness einen großen Bogen machen. Es sei denn, man sucht Gelegenheit zum Staunen und Kopfschütteln. |
Freitag, 21. Juni 2024: Grasmere, White Moss
Das Wetter sieht nicht wirklich gut aus, obwohl sich das hier oben minütlich ändern kann. Wir haben eigentlich keine große Lust mehr auf eine weitere Tour. Obwohl wir doch zum Stock Ghyll Force und dem Force Café wollten. Stattdessen gehen wir um Grasmere herum, landen in Green’s Café zu einem light lunch. Ich bekomme das Thunfisch-Sandwich, Duna ist von den Crisps sehr angetan. Die sind hier ja nicht aus einer Kartoffelpampe, sondern aus wirklich dünnen Kartoffelscheiben. Sie meint, wir könnten gerne noch eine große Tüte davon mitnehmen. Vielleicht in North Shields, wo morgen Mittag Pause ist. Dann eine letzte Runde um den Grasmere herum, durch White Moss zurück und im Museums-Café noch ein Eis. Wenn auch kein handwerkliches. Wie so oft, ist jetzt die Sonne draußen und ich dampfe in Jacke und Mantel. Im Museum nehme ich noch einen Kunstdruck mit, denn ich vermute mal, dass wir nun längere Zeit nicht mehr hierher kommen. Danach dann langsam Klamotten sortieren für die morgige Fahrt, Packen und verzichtbare Dinge schon heute ins Auto. Und die Wohnung wieder in den Originalzustand zurückversetzen. Morgen früh dann zurück nach Newcastle.
Samstag, 22. Juni 2024: Grasmere, North Shields
Unser Mittagessen geht ziemlich in die Hose. Erst bin ich in Penrith gerade in Gedanken und biege statt auf die M6 North auf die M6 South ab. Erst in Kendal ist wieder eine Möglichkeit zum Wenden. Eine halbe Stunde verloren. Dann schickt uns das Navi mit der Adresse „North Shields Zentrum“ weit nach unten an die Küste, statt an den River Tyne zum alten Hafen. Ein langer Strand, heftig bevölkert, an der endlosen Promenade ein Hotel, Restaurant oder Pub nach dem anderen. Vor uns mindestens drei Dutzend Autos, die maximal im Schritttempo nach einem Parkplatz suchen. Vergeblich, denn die sowieso schon großen Parkplätze dort sind bis auf die letzte Lücke belegt. Dieser Teil von North Shields heißt Cullercoats, bzw. Cullercoats Bay, und ist ein sehr beliebter Freizeitort. Wusste ich auch noch nicht. Was sich das Navi da gedacht hat, bleibt mir schleierhaft. Es dauert, bis wir aus dem Trubel wieder heraus sind. Ich navigiere nun selbst, denn im letzten Jahr konnten wir vom alten Hafen, wo die vielen Fischrestaurants sind, ja schon unsere Fähre sehen. Diese Straße heißt „Fish Quay“, anhand der Gebäude in der Nähe, wie eine große Schule und eine Kirche, kann ich mich orientieren und finde die Straße auch wieder. Leider ist es inzwischen halb zwei durch, für ein ausgiebiges Fish & Chips-Mahl zu spät. Fisch dann doch, ein Thunfisch-Sandwich muss reichen. Genervt fahre ich zurück zum Fähranleger, der nur zwei oder drei Kilometer vom alten Hafen entfernt ist. Schließlich kenne ich die alten Hafengebäude schon lange Zeit. Aber wenn man am Samstag bei super Wetter einmal in Cullercoats hinein gerät, kommt man aus den Staus nur schwer wieder heraus.
Noch eine übliche Runde durch Redburn Dene, wo wir einige unserer späteren Mitreisenden schon kennen lernen. Ich sortiere am Park nach der Runde, was mit an Bord soll. Neuerdings werden die Fahrzeuge nicht mehr aufgereiht, sondern man fährt direkt nach dem Einchecken auf das Schiff. Für großes Sortieren ist da keine Zeit mehr. Kaum hat man das Auto abgestellt, wird man auch schon aufs Deck gescheucht. Dann also im nächsten Jahr Fish & Chips. Nun auf die Fähre, auch wenn noch viel Zeit bis zur Abfahrt bleibt. Wenigstens waren wir zum Einchecken früh da und landen auf Deck 3 mit den LKWs. Was zügiges Ausfahren verspricht. Fair thy well, Lakeland. For this year.
Lessons learned: Back home, anyhowVierter Besuch im Lake District nach 2012, 2016 und 2022. Eigentlich eine Verzweiflungstat. Aber eine gelungene. Das Studio Easedale kann ich nur weiter empfehlen. Sehr vollständig eingerichtet, sogar eine Küchenwaage und ein Messerblock sind verfügbar. Abseits des Trubels, am Morgen hört man höchstens Vögel und vielleicht ein paar Schafe. Möchte man doch in den Trubel, sind es nur gut zehn Fußminuten bis Grasmere. Nur um die Ecke, für Cappuccino, Kuchen und Eis, im Café des Museums. Angebote zum Essen in Grasmere vom Sandwich bis zum ausgewachsenen Mittagessen, zum Beispiel im Tweedies. Oder im Good Sport. Schöner Ort, in der Woche im Juni war wenig Betrieb, im Green’s war immer ein Tischchen für uns frei. Nachdem Karen, die Inhaberin, Dunas vollen Namen gehört hatte, Sra Duna Amira Gonzales de Catalunya, wurden wir ab da immer herzlichst begrüßt. Nein, an Grasmere gibt es so gar nichts zu meckern, was bei mir schon etwas heißen will. Grasmere rulez. Volle Punktzahl. Einziger Kritikpunkt: Das Netz in Easedale gibt maximal 120 kByte/s her. Da wird das Schreiben in WordPress zum Geduldsspiel. Und noch einer, hat nichts mit Easedale zu tun: Die Preise sind stellenweise schon heftig geworden, obwohl Tee, Marmelade oder andere Lebensmittel sich seit 2022 im Preis kaum verändert haben. Aber Ambleside hat auch so seine Vorteile. Zum Beispiel die Brötchen und das Brot im Apple Pie. Qualitativ mithalten können da aus meiner Erfahrung nur Yorkshire Born & Bread in Pateley Bridge. Die vielen Läden in Ambleside und die Nähe zum Windermere laden noch mehr zum Flanieren und Herumstöbern ein. Doch Ambleside ist halt nicht so kuschelig wie Grasmere, aber deutlich größer und vielfältiger. Das Force Café haben wir leider nicht geschafft. Wie so viele der geplanten Touren. Was für uns so ideal war, im Vergleich zu Nidderdale, waren die kleinsten und größeren Runden ab Haus. Morgens und abends herunter am Dove Cottage vorbei und am Daffodil Hotel zurück. Einfach zu White Moss herunter, bis Ambleside und mit dem Bus zurück. Oder über Grasmere , danach Kaffee und Kuchen genießen. Duna hatte sich gerade für die letzte Runde am Tag den Weg hinauf zum Bracken Fell ausgesucht, ein Trampelpfad geht dann zurück zum Coffin Trail. Entgegen meiner voreiligen Planungen, der Hund hat halt einen Dickkopf und eigene Vorstellungen. Viele Touren sind nur wenige Kilometer entfernt, ab Elterwater kann man sich die Füße platt laufen. Die Gegend um Hawkshead hat einige schöne Touren zu bieten. Keswick habe ich als Ort immer mehr schätzen gelernt. Auch ab dort Touren ohne Ende. Wer es ausgiebiger möchte, nimmt sich Catbells oder Old Man of Coniston vor. Der Lake District hat eine kaum zu überschauende Zahl an Wanderwegen zu bieten. Trotzdem werden wir uns für 2025 wieder andere Gegenden vornehmen. Zwar gäbe es noch tausend Touren, die wir im Lakeland machen könnten, aber die Orte haben wir ziemlich abgegrast. Dentdale hat sich als etwas abgelegen heraus gestellt. Vielleicht Swaledale, oder Wharfedale. Ich denke, es werden im nächsten Jahr wieder die Yorkshire Dales. Nicht so spektakulär wie der Lake District, aber insgesamt mit auch vielen schönen Touren und putzigen Orte. Das lassen wir noch etwas sacken, es ist ja erst Mitte 2024. |