Nach vielen, vielen Jahren war es wieder so weit: Urlaub ohne Kinder! Kein Gemaule und Gemeckere, kein „Ich mag aber keinen Fisch .. “ und kein „Hach, das ist ja vielleicht heiß hier ..“. Na gut, nicht der erste Urlaub ohne die Kiddies überhaupt, aber zum ersten Mal so richtig Urlaub, mit ganz weit weg fahren, 14 Tage Auslandsreise mit allem drum und dran. Diejenigen, die mit einem ähnlichen Schicksal geschlagen sind wie wir mit unseren Vieren, wissen was ich meine …

Also Wandern musste sein, aber Meer vielleicht auch. Nicht um Stunden im Sand zu braten, einfach nur die Anwesenheit salzhaltigen Wassers in Mengen > 100.000 Litern. Dann noch gutes Essen, bezahlbarer Lebensunterhalt, gutes und nicht zu heißes Wetter, erträgliches Klima, nette Hotels, angenehme Bevölkerung, problemlose Anreise. Kann doch nicht so schwer sein! Ist es auch nicht. La Gomera wäre in Frage gekommen, La Palma auch, Südtirol hat kein Meer und Norwegen keinen bezahlbaren Lebensunterhalt. Es war ganz einfach, mein Freund Uwe war vor Jahren auf Madeira und war recht angetan. So fiel die Entscheidung schnell. Madeira.

Madeira for runaways

Nun im Detail Madeira zu beschreiben ist eine langwierige Geschichte. Darum ziehe ich mich auf die Position zurück, was ich jemandem, der auch nach Madeira reisen möchte, so auf den Weg geben könnte und was unsere Erfahrungen waren und was es an Tipps gibt, die bei einer uns vergleichbaren Situation in keinem Reiseführer stehen. Madeira für Rucksack-Touristen, die in einem guten Hotel wohnen möchten und gerne und gut essen, aber auch Wandern und etwas Sightseeing vorhaben.

Woher nehmen?

Also wir wollen nach Madeira. In jedem einigermaßen sortierten Reisebüro gibt es Kataloge zu Pauschalreisen nach Madeira. Wir haben es wie Uwe gemacht und bei Olimar einen Katalog angefordert, der dann auch dem Ruf von Olimar als Madeira-Spezialist gerecht wurde. Wissen sollte man vorher, dass es auf Madeira zwei typische Arten unter zu kommen gibt. A) das gute alte Hotel europäischen Standards, B) die sogenannten Quintas, das sind alte Herrenhäuser und Landsitze, die heute ein paar Gäste aufnehmen. Und wie die Hotels gibt es auch die Quintas von Ein-Stern-Ganz-Einfach-Und-Am-Arsch-Der-Welt bis zur Vier-Sterne-Luxus-Unterkunft, so gesehen in Funchal. Und beides ganz nah an der Küste oder tief im Landesinneren (was bei Madeira auch nicht so weit ist). Da wir schon ein bisschen spät dran waren, haben wir eine Quinta unserer Vorstellung nicht mehr gefunden (siehe Thema 100.000 Liter, also strandnah). Somit blieben nur Hotels. Die Hotels im Dunstkreis der Hauptstadt Funchal sind nicht billig, und einige davon sind auch Bettenburgen übler Coleur. Wir wollten gerne etwas Kleineres, übersichtlich und nicht mitten im Trubel der Touristengebiete. Was denn hieß sich mehr in Richtung Westen zu orientieren. Von den paar Hotels, die dann noch in Frage kamen, entschieden wir uns für das Jardim Atlantico in Prazeres. Zu den anderen, die wir im Angebot hatten, aber nicht nahmen, etwas am Ende des Artikels. So. Also Madeira.

Madeira in Kurzform

Madeira liegt im Atlantischen Ozean, nördlich der Kanaren, südöstlich der Azoren, einige Hundert Kilometer vor der afrikanischen Küste. Flugzeit von Düsseldorf ca. vier Stunden bis zur Hauptstadt Funchal. Die Insel misst von Osten nach Westen ca. 137km, von Norden nach Süden ca. 60km, ist also übersichtlich. Sprache ist Portugisisch mit ein paar Eigenheiten. Madeira hat ein eher mildes Klima mit wenig ausgeprägten Sommer/Winter-Wechseln, nur auf den höchsten Bergen gibt es vereinzelt Schnee. In der Regel ist das Klima wegen der Lage am Golfstrom im Atlantik mild und gleichmäßig, wir hatten aber auch Tage mit Temperaturen über 30° an der Küste, in den Bergen aber deutlich kühler. Trotzdem nicht zu vergessen, dass man sich auf der Höhe von Nordafrika befindet, was die Sonne auch deutlich macht.

Wirtschaft

Madeira gehört zu Portugal, Währung ist der Euro. Zeitzone ist GMT bzw. GMT-DST, also eine Stunde früher als bei uns. Preisniveau liegt etwas unter Deutschland, in den ländlichen Regionen sogar deutlich. Man sollte darauf achten immer genug Münzgeld dabei zu haben, das scheint gerade in den kleinen Läden Mangelware zu sein. Wovon die Einwohner Madeiras leben ist mir nicht ganz klar geworden. Zwar spielt der Tourismus eine Rolle auf Madeira, aber nicht in solchen Maßen wie in Spanien oder Italien. Ansonsten gibt es Myriaden von Bananenfeldern, etwas Landwirtschaft und Feldbau, wenig bis kaum Industrie. Der größte Teil der angebauten Früchte und Gemüse geht nach Kontinental-Portugal. Ach ja, den Wein hätte ich fast vergessen. Madeira-Wein ähnelt nach meinem Dafürhalten etwas dem Sherry, ist aber nicht ohne eigene Note. Normale Weine werden auch produziert, jedoch in eher geringen Mengen. Die Qualität der Weine ist gut bis sehr gut, und sie kosten nur kleines Geld. In den Märkten findet man überwiegend portugiesische Weine, die mit italienischen und spanischen mindestens mit halten können.

Madeira ist keine reiche Insel, der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt in sehr einfachen Verhältnissen. Laut Literatur, Stand 2003, sind 1600€ schon ein Spitzenverdienst, den z.B. lang gediente Angestellte im öffentlichen Dienst erreichen. Diese Ärmlichkeit ist in den inneren Landesteilen nicht zu übersehen, und ich musste mich am Anfang etwas daran gewöhnen mit Trekkingschuhen durch die Gegend zu laufen, deren Preis in Deutschland den Lebensbedarf einer Woche einer Familie darstellten. Außerhalb der Hauptstadt ist Madeira arm. Die Straßen in den kleinen Orten sind tagsüber bevölkert mit ganz alten und ganz jungen Männern, die zusammen sitzen, Karten spielen oder Kaffee trinken, weil sie keinen Job haben, viele Häuser sind in erbärmlichem Zustand.

Andererseits findet man auch herrlichste Villen und Landhäuser. Diese stammen entweder aus der Zeit der englischen Einflüsse und von eingereisten Engländern, oder sie gehören den Hunderttausenden von Exil-Maderiensern, die in Südafrika und auf dem Kontinent für lokale Verhältnisse viel Geld verdient haben. Die Geschichte Madeiras und die Entstehung der heutigen Kultur und Politik ist sehr interessant, die Bücher am Ende der Seite berichten mehr darüber.

Noch ein Wermutstropfen am Rande. Madeira hat in 2002 von der EU einen dicken Batzen Knete für Infrastruktur-Maßnahmen bekommen. Also baut man wie blöde neue Tunnel, Straßen und auch Gebäude. Das ist nicht nur unschön, weil es mit Mengen an Dreck und Lärm verbunden ist, sondern es wird der Insel auch ein Teil ihrer Ursprünglichkeit und Ruhe genommen. Die EU-Mittel müssen nämlich bis 10/2004 verbraucht sein. Es ist abzuwarten, ob Madeiras Regierung nicht zu kopflos und zukunftsgläubig agiert. Man will mehr in das Tourismus-Geschäft hinein, das ist deutlich und verständlich, aber es kann auch sein, dass man in eine Richtung rennt, die sich auf Inseln wie Mallorca oder Teneriffa schon einmal als Sackgasse erwiesen hat. Ganz zu schweigen von der teilweise dilettantischem Art, wie Infrastruktur auf Madeira verstanden wird.

Bevölkerung

Die Geschichte Madeiras hat viele Aspekte und war sehr wechselhaft. Was seine Spuren deutlich hinterlassen hat ist die englische Beeinflussung. Und so kann es einem passieren, dass man einen Bauarbeiter auf der Straße nach dem Weg fragt und in Englisch bedient wird. Die Leute auf Madeira sind freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Natürlich ist das hier Südeuropa und das Temperament einen Zacken forscher als in Ostwestfalen. Aber Hektik, wie in Italien, kommt auf Madeira nicht auf. Es geht immer freundlich zu, und wenn die alte Frau im Mini-Mercado in Prazeres eben nur Portugisisch spricht, dann schreibt sie einem die Preise auf einen Zettel. In der Hauptstadt gibt es einen geringen Anteil an Kriminalität, vor allem Autoeinbrüche und Diebstahl, sonst ist Madeira ein friedlicher Ort.

Geht man durch ein Dorf, wird man freundlich gegrüßt. Ein paar Brocken Portugisisch können nicht schaden, man freut sich, wenn auf Portugiesisch zurück gegrüßt wird. Ach ja, Straßenverkehr. Das stimmt nicht, dass auf Madeira geheizt wird wie die Henker. Es wird zügig und schnell gefahren, aber es wird nicht mehr gedrängelt oder überholt als in Deutschland auch. Wenn man als Einheimischer halt dauernd die paar hundert Kilometer Straße entlang düst, kennt man jeden Straßenpöhl persönlich und fährt auch so. Aber rechts blinken und langsamer fahren, so dass man vorbei kann, oder andere vorbei können, auch das ist Alltag. Und nicht erschrecken, wenn man in kleine Nebenstraßen gerät, Steigungen von über 30% können sein, und die Autos kippen bestimmt nicht nach hinten. Nur anhalten sollte man dort nicht, komme was wolle.

Wandern und Freizeit

Madeira ist vulkanischer Abstammung, ein Stückchen Lava steht hier auf meinem Schreibtisch. Strand gibt es praktisch nicht, obwohl wir an ein paar Stellen auch Bademöglichkeiten gefunden haben. Wer also Strand möchte, sollte sich anders orientieren. Die Nachbarinsel Santos hat lange Badestrände, eine Fähre fährt von Madeira hinüber. Madeira hat überwiegend Steilküsten, was an der geologischen Entstehung liegt, aber Geröll- oder Kieselstrände gibt es doch, was heißt, dass man schon baden kann. Das taucht dann in unseren Tour-Beschreibungen auch auf. Ach ja, der Atlantik war hier ein echter Genuss, klar, warm und sauber. Die Behauptung, man könne auf Madeira gar nicht im Meer baden, stimmt so denn nicht. Die großen Hotels am Meer haben auch Bade-Plattformen oder selbstgebaute Strände.

Nun zum wichtigsten Punkt: Wandern! Madeira ist die Insel für’s Wandern. Am bekanntesten ist Madeira für seine Levadas, Bewässerungskanäle, die das Wasser von der Nordseite auf die trockene Südseite transportieren und teilweise schon Hunderte Jahre alt sind. Solche Levadas können über 100 Kilometer lang sein, durch flache Ebenen oder auch in steilen Felswänden entlang laufen. Das Gesamtnetz der Levadas insgesamt ist viele Hunderte Kilometer lang und bietet durch die neben den Levadas führenden Wartungswege ein großes Wanderangebot. Daneben hat Madeira aber auch Gebirge, die höchsten Berge Madeiras gehen auf 1800 und mehr Meter hinauf, durchzogen von Tunneln für die Levadas und Pässe. Das Gebirge von Madeira kann sich landschaftlich mit den Alpen messen, sowohl an Schönheit als auch an Schwierigkeitsgraden für Wanderungen. Der Erwerb eines Wanderführers zeigt die Möglichkeiten auf.

Was es auf Madeira praktisch nicht gibt sind Wanderwege wie im Harz oder Schwarzwald, also ausgeschildert und gewartet. Man wandert entweder die Levadas entlang, oder einige ausgetretene Schleichwege. Und diese Schleichwege können winzige Trampelpfade durch einen Wald sein, kaum erkennbar. Lediglich im Gebirge und in der Hochebene Paúl da Serra existieren Wege, die vormals Pässe und Gebirgspfade waren, und die wundersamer Weise mit Milliarden kleiner Kieselsteine gepflastert sind. Über diese Pfade wurden früher Material oder Waren von Nord nach Süd zu Fuß transportiert. Daher sind Rundtouren eher die Ausnahme. Mögliche Wandertouren sind entweder in Büchern dokumentiert, oder die Hotels und wenigen Touristeninfos haben kopierte Zettel mit Beschreibungen und rudimentären Karten. Aber Vorsicht: ein Weg, der in 2002 noch begehbar war, kann in 2003 schon verschwunden, verschüttet, durch eine neue Straße zerstört oder verlegt worden sein. Das gilt auch für die Levadas. Nicht, dass einfach so Levadas verschwinden, sie sind ja zementiert oder gemauert, aber die Wartungswege unterliegen der Erosion. Auch Steinschlag und Geröll-Lawinen können Strecken unpassierbar machen. Wir hatten auch den Fall, dass eine Tour ein Stück den Strand entlang führte, nur hatte man da in den letzten Monaten mit dem Bau eines neuen Hafens begonnen, die Betonmauern waren unüberwindbar.

Schon oben erwähnt wurde, dass die Levadas nicht für Wanderer gebaut wurden, sondern seit dem 17. Jahrhundert zur Bewässerung der trockenen Südseite Madeiras. Manche dieser Levadas haben Wege mit satter Breite, andere Levadawege sind nur fußbreit. Und diese Levadas verlaufen nicht nur gemächlich die Hänge entlang, wie die Waale in Südtirol, sondern auch in Steilhängen oder sogar in fast senkrechten Felswänden. Das Begehen einiger Levadawege geht hart in Richtung Hochgebirgstour, und wer sich beim Balancieren in einer Steilwand mit 600m Luft neben sich weniger wohl fühlt, sollte Hinweise in Tourenbeschreibungen zu Schwindelfreiheit und guter Ausrüstung ernst nehmen. Neben diesen artistischen Leistungen fordert das Wandern entlang den Levadas aber auch Koordination. Nämlich spätestens dann, wenn man an einen Levadatunnel kommt. Es war nicht immer möglich, die Levadas in Hänge zu bauen, sondern man musste auch mal durch einen Berg hindurch. Also wurden Tunnel geschlagen, breit genug für die Levada plus Wartungsweg, selten höher als Standhöhe. Stehen diese Tunnel unter Wasser, aus dem Berg darüber, muss man auf dem Mäuerchen der Levada tapsend durch den Tunnel. Und dann bleibt nur noch weit weniger als Standhöhe nach oben. 300 Meter Tunnellänge sind keine Seltenheit, der längste ist angeblich fast 2 Kilometer lang.

So kommen wir zum Kapitel Ausrüstung. Obwohl wandererfahren, haben wir für Madeira ein paar Kleinigkeiten doch vermisst oder vergessen. Oder schlecht interpretiert. Daher noch einmal zur Übersicht.

Wanderschuhe: Gute Trekkingschuhe mit griffiger Sohle. Wege sind oft unbefestigt, steil, glitschig oder alles zusammen. Ich würde den gleichen Standard wie für’s Hochgebirge ansetzen.
Kleidung: Es ist alles drin, 10°C auf der Hochebene und scharfer Wind, 35°C an der Küste. In den Levadatunneln kann es derbe tropfen, ein dünnes Regen-Cape leistet immer gute Dienste. Und im Gebirge kann das Wetter unglaublich schnell umschlagen. Der Bewuchs an den Wegen mit Disteln und Brombeeren hat mir zwei Paar Trekking-Socken zerstört, da hätte ich dann doch lieber eine lange Hose angehabt. Also selbst bei strahlendem Sonnenschein nicht ohne eine Jacke und ein Regen-Cape los gehen.
Tunnel: Eine Taschenlampe (mit breitem Lichtkegel!) und Ersatzbatterien sollte man erst gar nicht aus dem Rucksack heraus nehmen. Gerade da, wo man es nicht erwartet, kommt ein Tunnel. Auch ohne Levada mitten im Gebirge. Und auch der tropfte und war reichlich matschig. Ideal wäre noch ein dünner Skater-Helm gewesen, in den Tunneln auf dem Mäuerchen habe ich mir so manche Macke geholt.
Versorgung: Immer genug zu trinken dabei haben, es gibt wenig Quellen. Ist es eine längere Tour, auch auf Proviant achten. Es gibt keine Berg-Hotels oder Almen auf Madeira, und so eine Tour kann viel länger werden als zuerst geplant.
Kartenmaterial: Das gibt es, aber alles, was älter als 12 Monate ist, kann schon falsch sein. Es gibt auch wunderschöne Strecken, die in kaum einem Buch stehen. Und was für Wanderkarten gilt, gilt auch für Straßen. Die einen nicht eingezeichnet, die anderen verschwunden.
Eidechsen: Eidechsen braucht man nach Madeira nicht mit zu nehmen. Es gibt wohl Trilliarden davon auf der Insel, und man ist permanent umwuselt von ihnen … 

Essen

Madeiras Küche ist einfach, herzhaft, preiswert und abwechslungsreich. Aber selten mächtig oder fett. Viel Fisch, Obst, Salat, besonders Bananen, Tomaten. Rindfleisch stammt nur von der eigenen Insel und kann ohne BSE-Bedenken genossen werden. Verbreitet ist der Espada, der Degenfisch, ein Tiefseefisch, der billig und breit verfügbar ist. Dazu Thunfisch und andere Atlantikbewohner. Restaurants sind in Mengen zu finden, die kleineren Snackbars und Imbisse sind billig und gut. Ein Espada-Sandwich gibt es im Landesinneren schon für 2,50€, mit Salat und viel Knoblauch. Ein 0,3er Glas 7Up für 0,80€ oder ein großer Milchkaffe für einen Euro war auch die Regel, aber nicht im Bereich Funchal, da gibt es andere Preise, da sind die meisten Touristen. Wer also gerne Fisch isst, und Salate und Obst und eher die Rucksack-Mahlzeit an einer Levada genießt, der ist auf Madeira gut aufgehoben.

Kaffee ist selbst an der einfachsten Imbissbude lecker. Er ähnelt ein wenig dem italienischen Espresso oder Cappuchino. Auf Madeira werden fast nur afrikanische Kaffee-Sorten verwendet (billiger!), die aber kräftiger und gehaltvoller schmecken. Filtern kann man diesen Kaffee übrigens schlecht, er ist fast immer staubfein gemahlen. Filterkaffee ist auf Madeira nicht heimisch.

Zu empfehlen: der portugiesische Thunfisch in Dosen (viel kräftiger als unser Asien-Zeugs), portugiesische Weine (nicht teuer, aber lecker), Bananen (kleinere Art, gibt es unbegrenzt auf Madeira), Tomaten (bei dem Klima eine Wonne), Obst. Das Angebot an Obst ist unglaublich, es gibt Obstsorten, die uns völlig unbekannt waren. Auch die Honigmelonen bekommt man so süß und fruchtig bei uns nicht, denn sie reifen vollständig auf dem Feld, nicht in Lagerhäusern. In den kleinen Imbissen werden Sandes (Sandwiches), Toasts wie in Großbritannien oder Hamburgern ähnliche Brötchen angeboten, des Weiteren Teigtaschen mit Thunfisch oder Huhn gefüllt, das sind manchmal kleine leckere kulinarische Knaller. Ach ja, Mangos hatte ich vergessen, und Äpfel, Birnen, Orangen, Pfirsiche so wie so. Das beste Essen zu den günstigsten Preisen findet man dort, wo die Einheimischen zu finden sind. Also eher von den Touristen-Angeboten fern halten. Aber die gibt es eh nur in Funchal oder Santana.

Tourismus-Struktur

Über 90% aller Touristen, die nach Madeira kommen, bleiben im Bereich Funchal und seiner Nebenorte. Die wenigen Touristen, die sich über den Rest der Insel verteilen, sind überwiegend Wanderer im mittleren Alter. In unserem Hotel in Prazeres spiegelte sich dies deutlich wieder, wenig sehr junge oder alte Leute, um zehn Uhr war der Parkplatz geräumt und die Leute unterwegs. Massen-Tourismus gibt es, wenn überhaupt, nur im Bereich der Hauptstadt. Zwar begegnet man unterwegs immer wieder Wandersleuten aus allen Teilen der Welt, aber es hält sich in Grenzen. Wer an Massentourismus mit Wiener Schnitzeln, Bild-Zeitung und Filterkaffee kein Interesse hat, macht auch am besten einen großen Bogen um Funchal und Umgebung. Es gibt gerade östlich von Funchal Orte, in denen Deutsch die Hauptsprache ist. Deutsche und Engländer bilden dort die Majorität. Außerhalb dieser Hochburgen trifft man alle Nationalitäten, Franzosen, Italiener, Holländer bis hin zu Amerikanern und Asiaten.

Es empfiehlt sich, wenn man schon pauschal bucht, gleich für die ganze Zeit einen Mietwagen dazu zu nehmen. Mit Internet-Zugang ist die Einzelbuchung von Quinta, Flug und Mietwagen auch kein Thema, die Angebote von Olimar waren jedoch akzeptabel, viel billiger wären wie alleine nicht zu Potte gekommen. Der Mietwagen ist wegen der Beschränktheit des öffentlichen Nahverkehrs eine brauchbare Sache. Zwar gibt es Busse, aber die fahren nur einige Male pro Tag. Unser Hotel bot auch Bus-Transfers an sowie komplette Wanderungen, letztere aber nicht gerade billig. Mietwagen sind Tagesgeschäft auf Madeira, und vielleicht fahren so viele Mietwagen wie Privat-Autos dort herum. Aber auch da aufpassen, Autofahren auf Madeira fordert auch andere Aufmerksamkeit. Außerhalb der größeren Orte können z.B. Tankstellen rar werden! Größere Orte? Für unsere Vorstellungen ist nur Funchal so etwas wie eine Großstadt. Alle anderen ‚größeren‘ Orte würden wir als Dörfer oder Ansiedlungen bezeichnen. Ganz Madeira hat so viele Einwohner wie eine deutsche Kleinstadt. Und wirklich erreichbar sind viele Wanderungen oder Touren nur mit dem Auto.

Da es außerhalb von Funchal wenig Infrastruktur für Touristen gibt, nimmt man auch ein paar Vorteile mit. So findet man, wenn man auf Selbstversorgung orientiert ist, in jedem kleinen Dorf einen Mini-Mercado, ein kleines Lebensmittelgeschäft, meistens kombiniert mit einer Bar. Dort findet man immer so viel, dass man sich einrichten kann. Von Brot und Brötchen über Marmeladen und Wurst, Obst und Gemüse bis zum portugiesischen Wein. Vorsicht ist bei den größeren Supermärkten in den Orten geboten. Die nehmen nämlich gern satte Preise, die dann in etwa so liegen wie bei uns. Die kleinen lokalen Mercados liegen deutlich unter unseren deutschen Preisregionen. Wir haben es so gemacht, dass wir im Hotel ein Frühstücksbüffet hatten, uns dann im örtlichen Mini-Mercado mit Brötchen, Fisch und Obst eindeckten und unterwegs Mittag machten. Abends ging es dann entweder in ein kleines Restaurant oder wir haben uns im Hotelzimmer ein Abendessen gemacht. Alles in allem kamen wir so recht billig davon. Wir haben in den zwei Wochen inklusive Benzin, ein paar Gläschen Wein im Hotel-Restaurant und einigen Essen in Restaurants ca. 450€ ausgegeben.

Die kleinen Märkte in den Dörfern sind in etwa so geöffnet wie bei uns Geschäfte auch. Die größeren Supermärkte können Mo-So auch 7:00 – 22:00h in Betrieb sein. Ganz große Märkte sind in Funchal zu finden. Einheitliche Öffnungszeiten gibt es nicht. Restaurants und Bars kann man getrost nutzen, Spelunken oder Räuberhöhlen sind selten. Die Bars sind (da führt uns unser deutscher Begriff in die Irre), selbst wenn etwas abenteuerlich aussehend, ok und für einen Kaffee gut. Bars sind auf Madeira in etwas gleichbedeutend mit unserem Begriff Café. Und man kann wohl nicht schlecht essen auf Madeira … vielleicht außer in den Touristenzentren.

Das Trinkwasser aus dem Hahn ist sauber und keimfrei. Jedoch geht das auf Madeira nicht ohne chemische Zusätze, Kläranlagen haben wir fast überhaupt nicht gesehen. Daher ist das Wasser aus dem Wasserhan nicht unbedingt angenehm zum Trinken, nach dem Abkochen für Tee und Kaffee aber einwandfrei. Man hat daher einen guten Verbrauch an Mineralwasser, wir haben es nur noch in 5-Liter-Kanistern gekauft, kostete so 2€ in der billigsten Variante. Das Trinkwasser ist kalkarm und weich, toll für die Haare. Quellwasser, das man auf Touren findet, ist oberhalb von 1000 Metern nicht nur trinkbar, sondern wegen der Filterwirkung des Lava-Gesteins sehr lecker und frisch.

Das Abfressen der Weinberge und Obstplantagen ist nicht gerne gesehen. Brombeeren und Himbeeren als auch ausgewilderter Wein treten mehr als satt auf. Sogar Zucchini haben wir wild wachsend gefunden. Wer auf Madeira verhungert, ist selbst in Schuld. Funkwecker funktionieren nicht, klar, zu weit weg von Deutschland und England. Steckdosen wie bei uns, 230V~, Mücken sind nicht aufgetreten, dafür große Tausendfüßler und anderes seltsames Getier. Gelegentlich Bienen und Wespen. Sonst noch etwas Wichtiges? Trage ich dann nach.

Unsere viel zu wenigen Touren

So, nun aber zu einem Abriss unserer Touren und Ausflüge. Wir hätten noch viel mehr machen können und wollen, aber es waren eben nur 14 Tage zur Verfügung. Für die korrekte Schreibweise von Ortsnamen und Gebieten übernehme ich keine Haftung, so viel Portugiesisch habe ich nicht gelernt … (Ein Click auf die Bilder liefert wieder eine größere Ansicht)

Donnerstag, 21.8.2003: Anreise

Ziemlich pünktlich um 7:15h morgens hebt der LTU-Flieger in Düsseldorf ab und bringt uns dank kräftigem Rückenwind zu 9:45h Ortszeit nach Funchal. Trotz Sommerferien ist die Maschine nicht ausgebucht, aber einige Gesichter werden wir in den nächsten Wochen auf Madeira wieder sehen. Wanderstöcke und Wolfskin-Rucksäcke klären die Frage nach den Urlaubserwartungen schnell.

Obwohl nur einige Wolken am Himmel sind, ist die Piste nass, Spuren eines leichten Regenschauers. Wir werden noch sehen, wie wechselhaft das Wetter auf Madeira sein kann. Abholen des Mietwagens geht flott vonstatten, eine kleine Straßenkarte vom Autovermieter erleichtert die Navigation. Vom Flughafen bis ein Stück hinter den Bereich Funchal führt eine sehr gut ausgebaute Autobahn, die in Porto Del Sol in eine Küstenstraße übergeht. Leider, leider aber ist der Tunnel, der von Porto Del Sol an der Küste weiter führt, in Reparatur. Also hoch den langen Hang und weiter über das Landesinnere, reichlich kurvig und mit engen Ortsdurchfahrten durch die vielen Dörfchen. Ein bisschen Zweifel kommen schon auf, ob wir uns nicht doch etwas weit ab orientiert haben, denn Prazeres (sprich: Praseresch) liegt nicht mehr weit vom Ende der Insel im Westen, und die Sperrung des Tunnels sollte bis einen Tag vor unserer Abreise anhalten und uns das Gebiet Funchal wie auch das Hochgebirge schwer erreichbar machen. Und die Gurkerei durch das Inselinnere ist nicht gerade angenehm. Also immer wieder Anhalten, Fragen, Orientieren, Verkehrschilder und Ortswegweiser sind hier widersprüchlich oder verwirrend.

Obwohl erst ein leichter Nackenschlag, erweist sich das Kennenlernen der Orte, die wir bei intakter Küstenstraße nie durchfahren hätten, im Nachhinein als Vorteil. Denn wir finden nicht nur einen Supermarkt mit großem Sortiment und kleinen Preisen, sondern haben auch ein erstes Gefühl für die Insel selbst. Aus 45 Minuten Fahrt an der Küste entlang werden über 2 Stunden quer über die Insel, inklusive leichtem Verfahren und gelegentlichen Stops. Aber was wo in der Gegend ist, wissen wir nun schon sehr gut. Das Hotel, obwohl etwas versteckt, wird auch geortet, nicht ohne leichtes Gruseln ob der Brücken- und Straßenbauvorhaben, die Lärm und Dreck in unserer direkten Nähe andeuten. Wir werden davon nichts mitbekommen, wie wir später merken. Es wird gebaut wie blöde auf Madeira.

Ein erster Spaziergang durch Prazeres, das übliche Orientieren und Gewöhnen an die neue Umgebung. Ein kleines Restaurant (Vista Prazer) ist auch in Hotelnähe, das Hotel selbst macht einen guten Eindruck, der Ort hat nichts Touristisches, was wir gut finden. Die Natur ist phantastisch. Ach ja, mit dem Wasser: wir sind 500 Meter über dem Meer, hinter dem Hotel geht es steil zur Küste hinunter. Sah im Prospekt anders aus, und aus den abendlichen Spaziergängen am Meer wird wohl nix. Es sei denn, man steigt 500 Höhenmeter durch eine Schlucht steil hinunter und dann wieder hinauf. Hatte ich erwähnt, dass der kleine Ort unter uns an der Küste, Paul do Mar, auch eine einzige Baustelle ist? Hm, das kann ja heiter werden. Für heute reicht das, ein Glas Wein oder drei und ausschlafen. Was auch immer kommt, wir haben ein gemütliches Bett und 14 Tage Urlaub.

Freitag, 22.8.2004: Prazeres-Rundgang, Levada Nova bis Raposeira

Am Morgen wird vom Hotel ein Rundgang durch Prazeres mit einer einheimischen Führerin angeboten. Man erfährt Einiges über den Ort, Historisches und den Unterschied zwischen „Bom dia“ und „Boa tarde“. Und auch, dass nur wenig oberhalb des Ortes die Levada Nova entlang führt. Nach dem Rundgang also das Nächstliegende genutzt, ein paar Sachen eingepackt und los. Das Wetter ist auch prima. Nach Osten hin ist uns der Durchgang nicht empfohlen worden, es habe dort gebrannt und der Weg sei nicht passierbar. Dann eben nach Westen.

Die Levada Nova ist eine breite, im Spaziergang zu bewältigende Strecke. Der Weg ist gesäumt von Blumen und führt an vielen Gärten des Ortes vorbei. Nach weniger als einer Stunde verstehen wir dann auch die Sache mit den Bränden, geraten wir doch in einen Abschnitt, der uns schon auf der Hinfahrt aufgefallen war: die Wälder sind bis in eine Höhe von zwei Metern verbrannt, und das auf einer großen Fläche. Lang her sein kann es noch nicht, denn nur ein paar kleine Farne und Gras bahnen sich den Weg durch die Asche. In der nächsten Zeit werden wir betroffen fest stellen, dass bis hinauf auf die Paúl da Serra große Flächen des Waldes verbrannt sind. Was aber nichts mit der Trockenheit dieses Sommers 2003 zu tun hat. In jedem Jahr werden, so heißt es, diese Brände von Viehbesitzern gelegt, um mehr Weideflächen für Schafe und Rinder zu schaffen. Man merke an, dass fast das gesamte Innere der Insel Naturschutzgebiet ist! Teilweise sind die Brandschäden deprimierend, und dass nicht noch ein paar Häuser mit drauf gegangen sind, ist wohl nur intensiven und gezielten Lösch- und Kühlmaßnahmen zu verdanken. Diese Bilder von Verbrechen an der Natur verlassen übrigens nur selten die Insel, es könnte ja Touristen fern halten. Es ist nicht so, dass Madeira eine herunter gebrannte Wüste ist, aber die enormen Brandschäden würden dem Image der Insel kaum zuträglich sein.

Die Levada Nova geht von der Inselmitte bis fast an die Westküste der Insel, insgesamt mehr als 65km. Mehrere Orte werden passiert, aufregend ist es nicht, aber für den Anfang ganz nett. Die Strecke nach Osten Richtung Calheta wäre sicher interessanter gewesen, aber da hatten die Brandstifter uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Raposeira drehen wir um und gehen zurück nach Prazeres.

Am späten Nachmittag versuchen wir erstmals den Abstieg vom Hotel herunter nach Paul Do Mar. Der Weg verläuft zuerst flacher, dann steiler, in einer Schlucht der Küste. Nach ca. einem Drittel des Weges ist für mich Schluss, denn der Weg ist so steil und rutschig, dass ich mit meinen Nike-Trekkingschuhen keinen Halt habe, meine Lowas sind im Hotelzimmer. Na gut, denn ein anderes Mal. Abendessen im Hotel.

Samstag, 23.8.2003: Rabaçal, Risco Wasserfall, 25 Fontes, Paúl de Serra

Nach dem Anflug von Enttäuschung über die nicht sehr erbauliche Levada Nova beschließen wir unseren ersten Ausflug in’s Inselinnere. In den Wanderführern wird der Risco-Wasserfall und die Levada der 25 Quellen empfohlen. Dazu muss man von der Küste hinauf in die Hochebene Paúl da Serra, die auf ca. 900m liegt. Neu ist die Strasse von Prazeres hinauf, nicht unbedingt eine glatte Strasse, aber gut befahrbar. Die Fahrt in die Hochebene ist beeindruckend, die Straße verläuft über Grate und in Bergschultern, daneben geht es steil abwärts bis zum Meer. Toll! Mann muss bedenken, dass man ein nicht sehr vielen Kilometern Entfernung vom Atlantik umgeben ist, heißt auch, dass die Wolken viel tiefer ziehen. Zwar ist auch an diesem Tag das Wetter mehr als prächtig, ein paar Schönwetter-Wolken gibt es aber meistens. Dass sich Angaben zu Touren ganz fix ändern können, stellen wir nun schon fest.

Beide Touren starten in Rabaçal, auf dem zugehörigen Parkplatz. Rabaçal ist nichts Weiteres als eine größere Hütte mit Grillplatz für städtische Angestellte. Rabaçal zu finden ist auch nicht schwer, ist tatsächlich ausgeschildert. Nur konnte man früher die Asphaltstraße herunter fahren, inzwischen ist eine Schranke davor und man muss vom großen Parkplatz nach Rabaçal herunter gehen. Und der Weg ist nicht nur ganz schön lang, es ist auch verdammt heiß an diesem Tag. An dieser Stelle wussten wir noch nicht, dass man die serpentinenförmige Straße mittels Fußwege hinunter in das Tal abkürzen kann. Und der Weg vom Parkplatz auf der Paúl da Serra bis nach Rabaçal zieht sich hin.

Beide Wege, zum Risco-Wasserfall als auch zur Levada 25 Fontes, sind vom Häuschen in Rabaçal ausgeschildert. Risco zuerst. Der Weg ist ein Levadaweg, aber sehr einfach und nicht weit. Hatte ich schon den trockenen Sommer erwähnt? Und was das für einen Wasserfall heißt? Gut. Bei mehr Wasserstand im Risco-Bach wird der Wasserfall sicher imposanter aussehen, gehen sollte man die Strecke auf jeden Fall, sie ist schön und einfach. Ab dem Wasserfall geht die Levada im Felshang weiter, hier könnte man auch seine erste feuchte Tunneldurchquerung wagen, jedoch ist der weitere Verlauf gesperrt, da der Levadaweg stark beschädigt ist. Man sieht trotzdem im gegenüberliegenden Fels den Verlauf der Levada und ahnt, was bei diesen Levada-Touren noch bevor stehen könnte, und warum es in den Tourenbeschreibungen solche Hinweise auf Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gibt..

Gegen Ende des Rückweges nach Rabaçal trennt sich abwärts der Weg zu den 25 Quellen vom Risco-Weg. Erst steil abwärts, dann flach an der Levada entlang. Gelegentlich muss man auch mal ein paar Stufen hinauf und wieder hinunter. Dann wird der Name dieser Gegend klar. Am Ende des Weges kommt man in einen Ausschnitt, in dem unzählige Quellen einen kleinen See speisen, der von Kindern zum Baden genutzt wird. Es ist eine wirklich nette Ecke. Nach den 25 Quellen kann man den Levadaweg noch ein ganzes Stück weiter gehen, erst nach ca. 45 Minuten gelangt man an die Levada-Madre, wo die Levada beginnt und gespeist wird. Auch dieser Weg ist einfach und bequem, jedoch ist schon ein Stückchen Weg insgesamt zu bewältigen.

Wir beschließen den Tag mit einer Rundfahrt durch die Hochebene, bevor es wieder zum Hotel zurück geht. An diesem Abend versuchen wir tatsächlich mal das kleine Restaurant wenige Minuten neben dem Hotel an der Zufahrt. Es sieht ja hart nach Einheimischen-Location aus, aber warum nicht? Und siehe da, man kann dort gut und preiswert essen, mein Thunfischsalat ist lecker und auch das mit gebratenen Bananen servierte Espada- (sprich: Eschpada) Filet ist köstlich und Knoblauch-gesättigt. Dazu Salat und Brot. Das war dann nicht unser letzter Besuch dieses Restaurants.

Sonntag, 24.8.2003: Funchal, Botanischer Garten

Das Wetter ist nicht ganz so gut, und es ist Sonntag, da könnte die Stadt etwas weniger betriebsam sein. Wir mühen uns mal wieder durch die Insel bis Funchal, parken am Rande der Stadt. Als Führer nutzen wir das Olimar-Büchlein, das eine Tour durch Funchal beschreibt, mit Angaben zu Geschichte, zu Gebäuden, zu den Aufenthalten der Kaiserin Sissi hier, Denkmäler und Madeira-Wein. Funchal hat keine große Innenstadt, aber es ist ein schönes Städtchen. Viele kleine Geschäfte und Gässchen. Hauptstadt-Tour, muss halt sein.

Gegen Mittag kommt Hunger auf und wir hatten uns eine kleine Mahlzeit im Restaurant genehmigt. Der Zufall half. In der Mitte von Funchal, nahe der Altstadt, liegt der Jardim Muniçipal, ein kleiner Stadtpark. Darin eine überdachte Bühne, und daneben das Café Concerto. Es besteht aus einem stählernen Häuschen und Tischen drum herum, bietet Sandwiches mit Fisch, Fleisch oder Salat oder auch größere Mahlzeiten. Herum nur Einheimische, mehr als zivile Preise und ganz, ganz lecker. Empfehlung: Prego, ein in Kräuteröl mariniertes und dann gebratenes Rinderschnitzel, in einer Art Hamburger-Brötchen, das mit Knoblauchbutter bestrichen und dann getoastet ist. Kostet so etwas über 2€ herum. Noch eine große Tasse Milchkaffee hinterher und weiter.

Der Jardim Botanico oberhalb von Funchal ist der Garten der ehemaligen Villa der Reids, reiche Kaufleute und Hoteliers im Funchal des 19. Jahrhundert Und deshalb ähnelt er auch sehr den Gärten in Devon oder Cornwall, mit Sammlungen exotischer Pflanzen, riesigen Kakteen und Bäumen aus aller Welt. Obwohl nicht sehr groß, ist er ganz sehenswert, wenn man nicht andere botanische Gärten in direkten Vergleich setzt. Beeindruckend sind die Kakteen und die Sammlung auch lokaler Pflanzen- und Blumenarten. Ach ja, ein kleiner Vogelpark gehört auch dazu, und zwei nette Aussichtspunkte, von wo man Funchal im Ganzen überblicken kann.

Auf dem Rückweg nach Prazeres noch ein kleiner Stop im Supermarkt für die Versorgung der Rucksackmahlzeiten der nächsten Tage.

Montag, 25.8.2003: Porto Moniz, Paúl de Mar/Jardim do Mar Ab- und Aufstieg

Ein wenig bedeckt ist, und prompt kommen wir auf der Fahrt an die Westküste in Wolken. Nach der Fahrerei von gestern wollen wir einen kurzen Abstecher nach Porto Moniz machen, das an der Westküste liegt und wegen seiner schwarzen Lava-Klippen im Meer bekannt ist. Auf der Paúl da Serra fängst es an zu regnen, auf der Straße hinab nach Porto Moniz gießt es. Also zurück auf die Südseite, wo das Wetter etwas besser und stabiler ist.

Zurück in Prazeres wollen wir den begonnenen Abstieg nach Paul do Mar wieder aufnehmen, an der Küste nach Jardim do Mar weiter gehen und von dort aus wieder nach Prazeres aufsteigen. Inzwischen haben sich nicht nur die Wolken verzogen, sondern in der Schlucht geht es auf 30°C zu, ohne ein Lüftchen. Der Abstieg dauert ca. 45 Minuten, ist teils steil und eng, aber bietet grandiose Aussichten. Angekommen in Paul do Mar sind unsere Wasservorräte unerwartet aufgebraucht, aber in einer Bar gibt es Wasser und Ola (Langnese) genug. Dafür wird nun klar, dass wir nicht an der Küste entlang können, die hohen Betonmauern des neuen Hafens versperren den Weg. So gehen wir zur Küstenstraße hinauf und laufen durch den neuen Autotunnel. Zum Glück ist auf dieser Straße wenig Verkehr, die zweieinhalb Kilometer sind erträglich. Und wir kommen immerhin nach Jardim do Mar.

Jardim do Mar ist ein sehr nettes und hübsches Dörfchen, überwiegend bewohnt von Rentnern, sehr gepflegt. Der Weg nach Prazeres ist ausgeschildert, der Blick auf den Steilhang, an dem wir hinauf müssen, lässt geringe Zweifel an unserem Vorhaben aufkommen. Tatsächlich ist der Weg sehr steil, man muss teilweise in einem Bach entlang laufen. Pausen sind unvermeidlich, schon wegen der nun aufgekommenen Hitze. Entschädigt wird man durch eine tolle Sicht auf Jardim do Mar, die Felder und die Küstenlinie. Auch wenn wir am Ende in Prazeres etwas ausgepumpt ankamen. Diese Strecke ist schon ein echter Hartscher, Kondition und Trittsicherheit sind für diesen Trip Voraussetzung. Das Meer auf dem Bild ist übrigens nicht retouschiert, so sieht der Atlantik vor Madeira tatsächlich aus! Tauchen kann man nämlich auf Madeira auch, es gibt mehrere Tauchbasen im Bereich Funchal und Hotels bietet ebenfalls Tauch-Support an.

Dienstag, 26.8.2003: Encumeada Pass, Levada das Rabaças, Nordseite, Porto Moniz

Wunderschönes Wetter heute. Ziel für heute ist die Levada Da Rabaças, die vom Sattelpunkt des Encumeada-Passes inRichtung Westen führt. Die Strecke gilt als landschaftlich besonders reizvoll und sollte für tatsächlich ein kleines Highlight werden. Vorher geht es einmal quer über die Paúl da Serra, an deren Ende ein tiefer Einschnitt durch die Insel geht. Jenseits des Encumeada-Passes nach Osten schließt sich das Hochgebirge Madeiras an; steht man oben auf dem Sattel des Passes, kann man auf der einen Seite herunter nach Funchal, auf der anderen Seite zur Nordküste schauen, und sieht natürlich auch immer Meer. Ein einzigartiger Punkt auf der Insel.

Der Weg beginnt gegenüber dem Gasthaus auf dem Pass, eine gemauerte Treppe ermöglicht des Einstieg in den Levadaweg. Auf der gesamten Strecke gibt es unglaublich schöne Aussichten auf die Südküste und den Rand der Paúl da Serra, und auch der Weg selbst ist gesäumt von Blumen, Farnen und herrlich grünen Pflanzen. Obwohl man es nicht erwartet, taucht nach gar nicht so langer Zeit auf der rechten Seite des Weges ein Tunnel auf, der nach ca. 300 Metern auf die Nordseite der Insel führt, von wo eine zweite Levada in die von Rabaças zusätzliches Wasser bringt.

Taschenlampen haben wir dabei, also auf zu unserer ersten Tunnelquerung. Wie in den Büchern beschrieben, muss man gelegentlich auf der Levadamauer entlang balancieren, sich an den Tunnelmauern abstützen und den Kopf einziehen. Auf der Nordseite angekommen erwartet uns eine atemberaubende Natur, fast tropische Vegetation, aber auch leicht dunstiges, diesiges Wetter. Wir hatten uns ja nun sozusagen durch den Berg gearbeitet, tatsächlich war auf der Nordseite der Insel etwas anderes Wetter! Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es sich kaum vorstellen. Wir wandern die Nord-Levada noch ein Stück weiter, kehren dann aber zur Levada da Rabaças zurück. Beim zweiten Mal ist das Tunneln schon viel einfacher …

An der Levada da Rabaças erwarten uns noch einige weitere Tunnel, diese Levada ist ein absolutes Muss, nicht sehr schwierig, aber unglaublich schön. Genug gelatscht für heute, zum frühen Nachmittag sind wir wieder am Gasthaus und genießen Hühnchen in einem Backteig, Thunfisch-Sandes und natürlich Kaffee (auf Madeira wird zu festen Zeiten Kaffee getrunken, nämlich morgens, vormittags, mittags, am frühen Nachmittag, dann am späten Nachmittag, wieder abends und vor dem Zubettgehen). Da das Wetter immer noch gut ist, und der Tag noch jung, beschließen wir, da wir gerade auf dem Weg sind, einen Abstecher nach Porto Moniz. Soll ja schließlich zum Standardprogramm auf Madeira gehören. Bei dieser Gelegenheit queren wir zum ersten Male die Paúl da Serra komplett von Osten nach Westen. Doch größer als man dachte.

Also zu Porto Moniz …

Die schwarzen Klippen von Porto Moniz sind durch die Vulkantätigkeit entstanden, als Lava in’s Meer floss und dort sofort erstarrte. Allerdings ist man sinniger Weise auf die Idee gekommen, zwischen diese Riffs Beton zu gießen, um dort das Baden zu ermöglichen. So entstanden kleinere und größere Schwimmbecken, die aber alles andere als schön aussehen. Es ist schon blöde, auf welche Ideen manche Leute kommen. Nichtsdestotrotz ist das Riff-Gebilde sehenswert. Porto Moniz selbst ist, wie die meisten Orte auf Madeira, ein Dörfchen. Und natürlich ausgestattet mit Baustellen. So wurde gerade eine neue Hafenanlage gebaut.

Was in Porto Moniz jedoch einzigartig ist, ist das Meeres-Schwimmbad. Dazu hat man in die Küste ein großes Becken gebaut, das durch einen Mauer vom Meer getrennt ist. In dieser Außenmauer ist ein Ausschnitt, durch den bei Flut die nicht niedrigen Atlantik-Wellen in das Becken hinein spülen und ein natürliches Wellenbad abgeben. Wobei die Wellenhöhe schon deutlich über einen Meter hinaus geht, und man dann den einen oder anderen Schluck Salzwasser verarbeiten muss und auch mit einigen wenigen Algen im Becken Vorlieb nehmen muss. Leider ist es schon etwas zu spät zum Baden und wir haben auch kein Badezeug dabei, aber wir kommen wieder hierher.

Mittwoch, 27.8.2003: Bauern-Levada, Rabacal, Levada Alcrim, Lago do Ventos

Die alte Bauern-Levada verlief oberhalb der Levada Nova, übrig ist heute nur noch der Weg, der entlang der Levada führte, der Kanal selbst ist schon lange beseitigt. Einen Einstieg gibt es oberhalb von Prazeres auf der Straße auf die Paúl da Serra. Nicht nur ist es an diesem Tag bullenheiß, sondern der Weg ist auch noch stinklangweilig und führt durch verbrannte Felder und Wälder. Nach weniger als zwei Kilometern kehren wir um und machen an diese Levada-Wanderung einen Haken. Es gibt ja mehr als genug Alternativen.

Von der Levada Do Alcrim, der Rosmarin-Levada, hatten wir gehört, hatten sie aber weder auf Karten noch in unseren Büchern wirklich gefunden. Eine Touren-Beschreibung aus dem Hotel wies grob die Richtung, also versuchten wir es und machten uns wieder auf den Weg nach Rabaçal, bzw. den Parkplatz oberhalb. Wenn man’s weiß, ist es einfach. Verlässt man den Parkplatz und droht hinunter nach Rabaçal zu gehen, geht kurz vor besagter Schranke recht ein hinter Büschen und Bäumchen versteckter Weg ab. Die Levada Do Alcrim kommt nämlich von der anderen Straßenseite unter der Straße durch, deshalb sieht man sie vom Parkplatz aus auch nicht. Diese Levada führt nun oberhalb von Rabaçal im Berghang entlang, mit schönen Sicht in das Tal, das bis Porto Moniz als sogenanntes Dschungeltal verläuft. Von hier bis Rebeira, neben Porto Moniz, sind es fast acht Stunden Gehzeit. Uns genügt die Levada Do Alcrim.

Neben dem Levadaweg fällt es teilweise recht heftig in die Tiefe des Tales ab, Büsche, Felsen und Sträucher mildern aber den Eindruck. Später geht die Levada etwas nördlich ab und verläuft weiter oberhalb des Tales, an dessen Ende der Risco-Wasserfall von der Hochebene herunter kommt. Der Endpunkt der Rosmarin-Levada ist deren Madre am Lago Do Ventos, das ist unser eigentliches Ziel. Zwischendurch geht auf der rechten Seite auch ein Trampelpfad ab, der den Hang hinauf auf die Hochebene führt, weiter zum den Wasserfall speisenden Risco-Bach. Leider haben wir den weiteren Weg in diese Richtung nicht gefunden, um von oberhalb des Wasserfalls in das Tal zu schauen. Dass dieser Weg zum Risco-Bach, und zum oberen Ausgangspunkt des Wasserfalles existiert, ist sicher, denn bei unserem Besuch am Risco-Wasserfall haben wir von unten Leute dort oben (ca. 120m) stehen sehen. Also bleiben wir weiter auf der Rosmarin-Levada und warten auf den Grünen See.

 

 

 

Das Tal, in das die Levada Do Alcrim nun führt, verengt sich zusehends. Zwischendurch war wohl das Problem, dass die Levada ein ganzes Stück tiefer musste, also hat die Levada eine Rutschbahn und der Levada-Wärter eine Treppe mit 50 Stufen bekommen. Auch dieser Weg ist ein schöne und abwechslungsreiche Tour und kann nur wärmstens weiter empfohlen werden. Im aufsteigenden Tal tauchen nun zunehmend kleine Seen auf, die man aber nicht unterschätzen sollte. Obwohl klein, ist der tiefste immerhin 15 Meter tief. Am Ende der Levada schließlich kommt der Lago Do Ventos, ein stilles und malerisches Plätzchen für unser Mittagsmahl. Jede Menge Kaulquappen sind hier in den kleineren Seen, die der Bach aus der Hochebene speist. Auf den großen glatten Steinen könnte man Stunden sitzen und die Umgebung genießen.

Der Rückweg ist noch einmal ein ganzes Stück Strecke, bevor wir wieder am Auto ankommen und uns noch etwas auf der Paúl da Serra umsehen. Auf der Südseite der Hochebene bietet heute ein toller Blick auf die Küste, Calheta und den Rand von Prazeres. Von hier oben fällt übrigens eine Levada über Rohre in’s Tal um dort ein Wasserkraft oberhalb von Calheta anzutreiben. Ein schöner Tag war das. Und endlich mal eine warme Levada zum Füßekühlen … 

Donnerstag, 28.8.2003: Pico Ariero, Pico dos Torres, Pico Ruivo, Funchal

Als wenn die Füße noch nicht platt genug wären. Und eine weitere Lektion über das Wetter auf Madeira stand mir auch noch bevor. Hochgebirgstag! Seile, Haken, Pickel und Schnee-Eisen waren nicht von Nöten, aber die drei Gipfel Pico Ariero, Pico dos Torres und Pico Ruivo gehen immerhin deutlichst über die 1800 Metermarke hinaus. Zuerst war wieder eine Kurvenfahrt Richtung Funchal von Nöten, der Tunnel vor Porto Del Sol trotz Beteuerungen der Straßenbehörde bzgl. schnellster Reparatur immer noch geschlossen. Von der Autobahn Richtung Funchal durch den Ortsteil Monte (mit den Rutschkörben, siehe Literatur) und hinauf zum Pico Ariero. Seit der Abfahrt bei gutem Wetter in Prazeres hatten sich mehr und mehr Wolken gezeigt, in Funchal dann schließlich Suppe und einzelne Nieseltropfen auf der Windschutzscheibe. Ich wäre an dieser Stelle umgekehrt, denn das Wetter sah nicht gut aus, schon gar nicht für Berge. Aber mein Weib musste ihren Dickkopf ja durch setzen. Denn weiter zum Pico Ariero, eine längere, teils enge Straße hinauf.

Hier auf dem flachen Gipfel des Ariero steht ein großer Berggasthof mit Parkplatz, hier ist auch etwas Betrieb, aber nicht lange, denn wir wollen etwas weiter als bis zur nahen Aussichtsplattform. Sofort auf den ersten Metern bekommt man eine Krise: wer zum Teufel hat so viel Zeit und Nerven gehabt Hunderte von Metern einen Weg mit kleinen Kieselsteinen zu pflastern, inklusive Treppen und Stiegen, die optimal auf die Schrittweiten beim Wandern angepasst sind? Is‘ schon toll. Aber auch kein Geheimnis: hier verlief vor Urzeiten ein Pass und Transportweg von Süden nach Norden. Und wie bei den Levadas hat man auch hier nicht davor zurück geschreckt, sich durch einen Berg zu graben statt darüber zu klettern. Hier durch den Pico Da Gato.

Vom Ariero aus geht es über Grate und Felswege in Richtung Pico Dos Torres, dem Berg der Türme. Ein wenig schwindelfrei sollte man schon sein, zwar gibt es so etwas wie kleine Geländer an den besonders ausgesetzten Stellen, aber das eine oder andere bleiche Gesicht kam uns auf diesem Abschnitt schon entgegen. Nach kurzer Zeit trifft man auf eine steinerne Picknick-Gelegenheit mit Tisch und Bänken, danach verläuft der Weg in den Felswänden oder an Abhängen entlang. Man kann hier weder die Szenerie noch den gesamten Verlauf beschreiben, aber die Aussichten (links die Südküste, rechts die Nordküste), die steilen und steilsten Felswände und die bizarren Felsenformen durch vulkanischen Ursprung sind atemberaubend. Diese Gegend kann sich ohne Weiteres mit den Dolomiten oder Julischen Alpen messen. Auch die zweistündige Wanderung zum Pico Dos Torres war nicht ohne schwierige Abschnitte und steile Anstiege. Also auf hier: Trittsicherheit, etwas Kondition und ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit ist gefordert, wenn auch nicht absolute Schwindelfreiheit. Aber es geht eben abschnittsweise steil herunter am Weg und die Grate sind schmal und steil.

Ich habe schon hundert Touren in den unterschiedlichsten Teilen der Alpen hinter mir, bis weit über 3000 Metern hoch. Dass hier auf Madeira eine so beeindruckende Bergwelt existiert, hätte ich nicht vermutet. Schade, dass wir so weit davon weg waren, wir hätten gern noch weitere Aufstiege in dieser Region gemacht. Ein wichtiger Faktor ist der, dass diese Berge ja mitten im Atlantik liegen, und dadurch die Lichtverhältnisse und Wolkenformationen für eine Bergregion ganz ungewohnt sind. Manchmal denkt man, man steht mit dem Kopf in den Wolken und mit den Füße in der Sonne. Ach ja, ehe ich es vergesse: nur eine Viertelstunde nach dem Ariero rissen die über uns hinweg rasenden Wolken auf und die Sonne kam hervor. Der Rest des Weges war in strahlendem Sonnenschein zu gehen. Seltsam, seltsam, dieses Wetter hier.

Mittagspause am Pico Dos Torres. Wir waren etwas spät dran, und der Dritte im Bunde, der mit 1861m höchste Berg Madeiras, der Pico Ruivo, ist für heute leider noch etwas weit weg. Daher gehen wir nur ein Stück in die Richtung, kehren dann aber zum Ariero und zum Parkplatz zurück. Eine tolle Tour!

Da wir gerade auf dem Weg sind, machen wir noch einen Stopp in Funchal, lassen uns ein paar Sandes im Café Concerto schmecken und bummeln etwas durch das nun belebte Funchal. Übrigens liegt hier in der Marina ein Schiff, das mal den Beatles gehört hat und heute ein Restaurant ist. Als wir nach Prazeres zurück kommen, ist es schon lange dunkel, und wir sind hundemüde.

Freitag, 29.8.2003: Rebeira/Levada de Janela, Porto Moniz und Schwimmen

Halbzeit vorbei, erste Erholungssymptome deuten sich an. Und wieder ist es heiß, eigentlich heißer, als es sonst hier ist, sagen die Einheimischen. Na, wenn das man so stimmt.

Von der Paúl da Serra hatten wir schon einen Einblick in das Dschungeltal bekommen, von Rebeira aus, kurz vor Porto Moniz, geht es in die Levada de Janela. Auch diese Levada ist ausgeschildert, sicherheitshalber direkt dreimal, wobei alle drei Wege an der gleichen Stelle enden. Auch die Dschungel-Levada ist in ihrer Fauna eine sehr schöne Tour, wenn der Weg insgesamt auch nicht so aufregend ist wie die Levada da Rabaçal oder die Rosmarin-Levada. Sie ist nett, aber eben nicht sehr kurzweilig. Das Tal selbst sieht tatsächlich wie ein geschlossener Dschungel aus. Sechs Tunnel lassen wir hinter uns, dann kehren wir nach ca. anderthalb Stunden um. Würde man die Levada weiter gehen, ginge es in Richtung Rabaçal, wie schon bei der Rosmarin-Levada oben erwähnt.

Wir haben nämlich noch etwas Anderes vor. Das Schwimmzeug liegt im Auto, weiter nach Porto Moniz und diesen heißen Nachmittag im Meerwasser-Schwimmbad genießen. Zu unserer Freude ist Flut und die hohen Wellen aus dem Atlantik hauen feste in’s Becken hinein. Da weiß man nach einer Viertelstunde, wie anstrengend Schwimmen doch sein kann, und wie hungrig das auch macht. Am Abend noch ein leckeres Essen in einem kleinen Restaurant gegenüber der Schwimmbad, die Madeirenser können doch tatsächlich auch gute Pizza machen. Apropos Preise: der Eintritt in’s Schwimmbad kostet 1€, für den ganzen Tag.

Samstag, 30.8.2003: Jardim do Mar Strand, Pool-Nachmittag, Prazeres

Man muss ja nun nicht jeden Tag Riesen-Wanderungen machen. Also mal einen Tag etwas ruhiger angehen lassen. Jardim do Mar hatte uns gut gefallen und angeblich kann man da auch an’s Meer. Stimmt auch, ein Grobkieselstrand ist zu finden, jeder Kiesel hundert Kilo schwer. Man kann von dort aus in das Wasser, denn diese Steine verlaufen bis weit hin flach in die See. Und Luxus pur ist vorhanden, sogar abduschen kann man sich hier, das Wasser kommt aus einer Levada. Ein Paar Badeschuhe ist nicht zu verachten, denn die Steine können glitschig sein, und so bequem laufen kann man auch nicht. Ach ja, dann kam ein Bagger …

Der Nachmittag gehört dem Liegestuhl am Hotel-Pool. Die Sonne brennt, der Kaffee schmeckt, und endlich habe ich auch einen Spiegel ergattert und bringe mich wieder auf den neusten Stand. Vor der Abendruhe ein letzter ausgiebiger Spaziergang durch Prazeres.

Sonntag, 31.8.2003: Levada du Norte (von Monte)

In der Liste der ‚wichtigen‘ Levadawege taucht auch die Levada du Norte auf. Was wieder einen Abstecher in Richtung Funchal erfordert. Von der Autobahn geht es in Funchal aufwärts nach Monte, durch Monte und ein paar weitere Orte hindurch, bis zu den in den Büchern noch nicht erwähnten Beschilderungen. Zwei Richtungen können vom Startpunkt aus gegangen werden. Wir halten uns nach Osten. Die Levada du Norte hat zwei Kennzeichen: einmal die Führung von Monte in das Tal zum Encumeada-Pass hinein, und der Hinweis, dass für den späteren Verlauf der Levada absolute Schwindelfreiheit gefordert ist. Na, das klingt doch interessant.

Die Levada beginnt mit einem breiten Weg oberhalb von Funchal, führt durch Pinien-Wälder und Gärten. Wenig später verlässt sie für eine Zeit die Orte und führt sanft verlaufend im Berghang entlang. Der nächste Abschnitt des Weges führt weiter durch kleine Orte und deren Gärten, die in den nicht einmal flachen Teil der Hänge gebaut wurden; die Häuser stehen auf Naturstein-Fundamenten und scheinen fast wie in die Hänge geklebt. Da die Levada hier auch durch bewohntes Gebiet führt, geht man an Feldern und Obstgärten entlang, beinahe erschlagen von der Fruchtbarkeit und Farbenfülle dieses Gebietes. Es ist auch eine schöne Gelegenheit zu sehen, wie die frühen Bewohner Madeiras mittels kleiner Mauern Terassen zum Anbau geschaffen haben. Zum Teil geht man auch durch diese Terassen-Gärten direkt hindurch, immer begleitet von Aussichten auf das Meer, Funchal und dessen Nebenorte.

Nach dem bewohnten Bereich biegt die Levada um den Berg in das zum Encumeada-Pass führende Tal ab. Damit verlässt man auch die Gärten, der Levadaweg wird schmaler. Es wird nun auch sichtbar, dass man sich in 700 Metern Höhe über dem Meer befindet, denn die Hänge werden noch steiler und man schaut vom Levadaweg direkt in das Tal hinunter. Bis hierhin ist der Weg einfach und sicher. Spätestens nach den ersten Tunneln wird einem klar, dass der Weg nun schwieriger wird, der Hang fällt neben dem Weg direkt ab in’s Tal, nur noch wenige Büsche und Sträucher trennen Weg und Abhang. So geht die Strecke noch einige Zeit weiter, bis uns dann doch etwas mulmiger wird. Der Weg ist nur noch fußbreit, und man läuft mit der Levada im fast senkrechten Berghang.

Nach einem weiteren Tunnel wird die Forderung nach Schwindelfreiheit verständlich. Aus dem Berghang wird senkrechter Fels, und die Levada mit dem ganz schmalen Wartungsweg geht in diesem Fels in einem herausgeschlagenen Teil weiter. Es ist kaum zu glauben, mit welchem Aufwand dies gemacht wurde, die Erbauer müssen sich mit Hammer und Meißel in dieser senkrechten Feldwand vorgearbeitet haben, kaum mehr als eine Mannesbreite zwischen Fels und dem 700 Meter tiefen Tal zwischen sich.

Wir denken an unsere Kinder zu Hause, die wir nach einem Fehltritt in dem auch rutschigen und von kleinen Wasserfällen beregneten Levadaweg als Waisen zurück lassen würden, und beschließen ab hier nicht weiter zu gehen. Wir kehren um, und erreichen nach über vier Stunden Gehzeit wieder das Auto. Nicht ohne unterwegs noch die verwilderten Weintrauben und Brombeeren zu genießen.

Es stimmt, dass diese Levada du Norte auch zu den Highlights auf Madeira gehört. Bis zu dem von uns erreichten Punkt ist der Weg mit einer gewissen Sicherheit in Höhenwegen zu bewältigen. Der Verlauf in der Felswand ist aber nur etwas für Spezialisten oder Wahnsinnige. Eine Alternative ist noch der Verlauf oberhalb von Monte in Westrichtung. Auch diese Strecke wäre interessant gewesen, weil sie insbesondere einen Einblick zur Ostküste Madeiras bietet. Aber jeder Urlaub ist halt zu kurz, und wir haben ja noch andere Aktionen vor.

Unser Weg führt uns über die nun schon vertraute Bergstrecke zurück nach Prazeres, wo wir ein weiteres kleines Restaurant entdeckt hatten. Ein Familiy Restaurant sei dies, so hören wir, in dem es nur die paar Gerichte gibt, die auf einer Tafel mit Kreide aufgeführt sind. Aber die waren wirklich gut, lange nicht mehr so lecker und reichlich gegessen.

Montag, 1.9.2003: Nordküsten-Tour, Seixal, Sao Vincente, Porto Moniz

Die lange Levada du Norte befreite uns für diesen Tag von der Notwendigkeit der Bewegung. Wir wollten einfach nur eine Autotour an die Nordküste bis Sao Vincente machen. Die Strecke ist sehr schön zu fahren, geht an der Steilküste entlang und führt durch diverse Orte. Eventuell war noch ein weiterer Abstecher zum Schwimmen in Porto Moniz geplant, je nach Wetter und Laune.

Porto Moniz ließen wir erst einmal hinter uns und fuhren weiter nach Seixal. Eher zufällig und auf der Suche nach einem ersten Spaziergang folgten wir dem Hinweisschild ‚Praia‘ (Promenade) am Eingang von Seixal. Was wir nun hinter ein paar Kurven fanden, verblüffte uns vollends. Hinter einem Hügel kamen wir in eine nicht einmal kleine Bucht, die einen Strand aus schwarzem Lava-Sand hatte, und in der gebadet wurde. Die Atlantik-Wellen brausten in die Bucht hinein, und die Sonne schien ungetrübt in die Bucht. Und wir hatten Schwimmzeug dabei. Also raus aus den Klamotten und ab in den warmen und klaren Atlantik. Den ganzen Vormittag verbrachten wir in dieser herrlichen, von Lava-Klippen halb eingeschlossenen Bucht im Wasser und an dem kleinen Strand. Ungefährliches Baden war nur im vorderen Bereich möglich, der hintere Bereich war steil und mit kleineren Klippen durchzogen. Was aber immer noch reichte, um sich einfach in die einlaufenden hohen Wellen zu legen und hinterher die Kiesel aus der Badehose zu schütteln. Diese Bucht vor Seixal ist ein echter Geheimtipp, und in keinem Buch erwähnt. Sogar eine Dusche zu Abspülen des Salzwassers war da, kleine Bereiche mit Beton befestigt. Zur Zeit werden auch Toiletten und Umkleideräume gebaut. Highly recommended.

Die Bar am Eingang der Bucht setzte dann noch einen neuen Standard: 0.80€ für einen Milchkaffee inkl. Bedienung. Nach unserem mit gebrachten Mittagessen fuhren wir weiter. Den nächsten Halt machten wir in Sao Vincente. Ein kleines, schnuckeliges Dörfchen. Hier fanden wir in dieser Gegend auch zum ersten Mal mehr Infrastruktur, nämlich einen größeren Supermarkt, Drogerien und Textilgeschäfte und sogar einen Schreibwarenladen. Also noch mehr als in Porto Moniz. Warum man in einem solchen Dörfchen eine Tiefgarage und ein Einkaufszentrum bauen muss, war uns ein Rätsel. Auch ein Beispiel für den Bau-Blödsinn auf Madeira und was man damit alles kaputt machen kann.

Über eben Porto Moniz dann auch wieder nach Hause.

Dienstag, 2.9.2003: Paul do Mar, Pool

Nirgendwo auf Madeira haben das Aufeinandertreffen von Arm und Reich auf Madeira deutlicher gesehen als in Paul do Mar. Dieses ehemalige Fischerdörfchen war bis in die 70er Jahre nur per Schiff erreichbar, der Verbindungstunnel nach Jadim Do Mar ist sogar erst wenige Jahre fertig. Paul do Mar ist alles andere als ein Schmuckstück der Insel, und dazu liegt hier der Hund begraben. Man kann allerdings ahnen, wie Madeira vor zwanzig oder dreißig Jahren ausgesehen hat. Paul do Mar hat in der Entwicklung der Insel nicht mitgehalten. Einerseits ist der Ortskern mit alten und teils erheblich beschädigten Häusern ausgestattet, es folgen Sozialbauten, verfallene Parteibüros und verrottete Sportplätze, andererseits findet man im weiteren Verlauf die Villen und Luxushäuser der in Übersee reich gewordenen Heimkehrer. Also es ist kein bemerkenswerter Platz. Höchstens sozialpolitisch. Einen ausgedehnten Spaziergang machen wir doch, finden auch am Ende das Hotel, das wir damals im Prospekt gesehen hatten. Immerhin wissen wir jetzt, wovon sich die Katzen auf Madeira ernähren.

Der Rest des heißen Nachmittages gehört dem Pool und dem Abhängen. Können wir inzwischen auch.

Mittwoch, 3.9.2003: Pass der Verliebten, Curral das Freixas, Porto do Sol

Unser letzter Tag soll wieder für’s Wandern genutzt werden. Leider spielt das Wetter an diesem Tag nicht mit, es ist diesig und fängt auch an zu nieseln. Wir versuchen es trotzdem und fahren Richtung Funchal los. Zu unserer Überraschung hat man es endlich geschafft, den Tunnel vor Porta do Sol fertig zu bekommen und es geht endlich einmal in einer halben Stunde nach Funchal-Anfang. Fast fehlen uns die Serpentinen und Steigungen, aber wir wissen wenigstens, dass wir am nächsten Tag ungehindert zum Flughafen kommen.

Der Pass der Verliebten liegt ebenfalls oberhalb von Funchal und führt wieder hoch in die Berge, durch mehrere größere Orte. Von einem Dorf aus geht der Weg steil auf den eigentlichen Pass, von dort aus dann einen langen Hangweg hinunter in das Tal der Nonnen.

Nach einer guten Stunde Gehzeit in Richtung Curral kehren wir um, da das Wetter immer schlechter wird. Hinzu kommt, dass die Gehzeit vom Pass bis in’s Tal noch mindestens zwei Stunden in Anspruch nimmt, und danach sieht das Wetter gar nicht aus. Bei gutem Wetter ist der Weg sicher interessant und abwechslungsreich, heute aber eher weniger. Dazu ist es durch den Regen matschig und schlammig.

Wir legen noch einen Stop in Porto do Sol ein, schauen uns in der touristisch geprägten Stadt um und genehmigen uns eine Pizza und ein Rieseneis. In Porto do Sol gibt es auch einen sehr großen und gut sortierten Supermarkt, als auch einen weiteren Strand, den wir schon auf der Hinfahrt bemerkt hatten. Und eine kleine Bar über dem Strand, it’s coffee time.

Wir müssen noch packen und aufräumen, ein wenig wehmütig über das, was wir noch eigentlich alles hatten unternehmen wollen. Noch ein letztes Mal den Blick vom Balkon genießen.

Donnerstag, 4.9.2003: Rückfahrt

Um 17:00 geht unser Flieger zurück. Wir statten Funchal im Alltagsbetrieb noch einen letzten Besuch ab, essen dort zu Mittag, besuchen die Markthalle und den Fischmarkt. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zum Flughafen, schauen uns noch Hotels auf dieser Seite der Insel an, die damals in der Auswahl waren, aber es eben nicht geschafft haben, wie das Galomar und das Ondamar. Hier in dieser Gegend ist es wirklich touristisch, wie auch in Funchal, mit großen Hotels, Parks und Parkplätzen, Geschäften und Modeläden. Dafür hat das Galomar eine eigene Tauchstation, zum Meer geht es mit einem Aufzug herunter. Es ist wieder warm heute, und die Badeplattformen in den Klippen sind gut besucht.

Ich weiß nicht, in Prazeres war es ursprünglicher, ruhiger, natürlicher als hier in der Ecke. Vielleicht war, trotz des blöden kaputten Tunnels, die Wahl Prazeres doch nicht so schlecht. Auch wenn wir in den 14 Tagen über 1000km gefahren sind.

Kleiner Tipp am Rande: vor der Rückgabe des Mietwagens am Flughafen schon möglichst kurz hinter Funchal voll tanken. Um den Flughafen herum gibt es keine Tankstellen, erst 8 Kilometer in den Bergen wieder. Etwas Hektik kam da doch noch auf …

Literatur

Madeira – Freizeitkarte Marco Polo-Verlag, ca. 7,50€. Gute Allround-Karte mit Straßen und teilweise Wanderwegen. Hat uns gute Dienste geleistet.
Olimar Reiseführer Madeira Den hat es zu den Reiseunterlagen dazu gegeben. Er beschreibt die Orte und Touren per Auto sehr gut, auch einige wenige Wanderungen. Die Funchal-Führung haben wir daraus gemacht. War immer eine gute Leitlinie für Touren mit dem Auto.
Wanderungen auf Madeira
Wendula Dahle/Wolfgang Leyerer
Aus dem Bruckmann-Verlag, Stand 1996, ISBN 3-7654-2877-9. Dieses Buch beschreibt 40 Routen in Madeira, von einfachen Levada-Wanderungen bis zu anspruchsvollen Berg-Touren. War ein prima Wegweiser mit vielen Tipps und Startpunkten. Nicht Schuld des Buches ist, dass eben Wege verschwinden und neue sich auf tun, das Buch ist dringend überholungs-bedürftig.
Madeira
Ursula Diezemann
Goldstadt Reiseführer Band 45, Stand 1999, ISBN3-89550-045-3. Sehr gutes Übersichtsbuch, viel über Kultur, Geschichte, Eigenarten und Flora/Fauna. Ein paar interessante Rundfahrten, einige wenige Wanderungen. Auch ein gutes Allround-Buch, aber hilft eben mehr für Touren und Kultur-Erlebnis. Würde ich aber trotzdem wärmstens empfehlen.
Madeira
Wendula Dahle/Wolfgang Leyerer
Temmen-Verlag, Edition Erde, ISBN 3-86108-856-8. Wahrscheinlich eins der detailliertesten Bücher über Geschichte und Kultur, ist wohl fast alles drin, was man über Madeira wissen kann. Kann man mitnehmen, ist aber ein dicker Schmöker, sinnvoll um abends auf der Hotel-Terasse den Wein zu genießen und in’s Detail zu gehen. Nur wenige Wandertouren
Madeira Sunflower Reiseführer. Hatten wir nicht, hätten wir aber gerne gehabt. Ein freundlicher Holländer gestattete mir einen Blick in dieses Buch. Sehr viele, ausführliche Wandertouren, gutes Karten-Material, gute Beschreibungen. Ob die in drei Jahren noch stimmen, weiß ich nicht. Aber dieser Wanderführer machte einen tollen Eindruck.

Hotels

Vier Hotels standen damals in unserer engeren Auswahl. Und wir konnten es natürlich nicht lassen, uns die mal anzusehen, was wir denn verpasst haben oder eben auch nicht.

Hotel Calheta Beach

Ein recht großer Bau, sicher kein schlechter Standard bezüglich des Hotel-Inneren. Nur wird Calheta im Moment komplett umgebaut, also links Bagger, rechts Dampfwalzen und auf Madeira wird sieben Tage die Woche gearbeitet. Dazwischen verläuft die Küstenstraße in den Westen. Ein paar Meter Sandstrand oder eine Beton-Badepiste, beides aber wenig sauber und wenig einladend. Also nach meiner Meinung wäre die Buchung dieses Hotels ein glatter Griff in’s Braune gewesen.

Hotel Atrio

Zuerst haben wir etwas verstört geschaut, führt zu diesem Hotel doch nur eine schlimme Schotterstraße. Und da davor noch ein etwas verkommenes Wohnhaus steht, dachten wir zuerst, das wäre das Atrio. Aber nein, das Atrio liegt ein Stück weiter, ist ein kleines, feines, schnuckeliges Hotel mit einer schönen Atmosphäre. Ein wundervoller Innenhof mit kleinem Pool, Tischen und Liegen dazu, alles in warmen, angenehmen Farben gehalten. Es hat nur etwa ein Dutzend Zimmer und so nicht die Infrastruktur des Jardim Atlantico, aber im Atrio hätten wir uns bestimmt auch wohl gefühlt.

Apart-Hotel Paul do Mar

Um das Hotel zu finden, muss man erst durch das alte und etwas schmutzige Paul do Mar hindurch. Was bei den engen, alten Gassen und Gegenverkehr nicht einfacher wird. Ganz am Ende liegt dieses Hotel. Ich würde nicht sagen es sei schlecht. Es hat einen großen Pool, liegt direkt am Meer, aber eben nur Küste, kein Strand. Aber bis man aus dieser Ecke der Insel zum Wandern oder Sightseeing heraus ist, muss man schon 20 Minuten rechnen. Also zum Abhängen vielleicht, zum Wandern und Touren weniger geeignet.

Hotel Jadim Atlantico

Das war unser Hotel. Wir hatten ein Studio im unteren Teil der Anlage, was sich in absoluter abendlicher Stille, wunderschönem Ausblick auf das Meer und den Sonnenuntergang sowie einen netten Balkon bezahlt machte. Überhaupt ist das Hotel schon deshalb prima, weil es eine ganze Anlage mit mehreren Gebäuden ist, so dass keine Bettenburgen-Atmosphäre aufkommt. Umgeben sind die Gebäude von Palmen, Oleander, Bananen und tropischen Pflanzen. Das Hotel ist unter deutsch/portugiesischer Leitung, professionell geführt, bietet auch Vorträge und kleine Veranstaltungen sowie einen kleinen Markt mit den wichtigsten Utensilien. Das Frühstücksbüffet ist hervorragend, ich habe mich jeden Morgen überfressen an Eiern/Schinken/Aufschnitt, frischem Obstsalat, Müsli, Brot, Brötchen, Croissants, Kuchen am Wochenende. Ich kann das Jardim Atlantico nur weiter empfehlen, allerdings sollen die Hotelzimmer im Hauptgebäude nicht so ruhig sein wie unsere Studios. Die große Terasse bietet am Abend nette Diskussionen über neue Touren mit den anderen Gästen.

Gesamt-Verzeichnis aller Hotels etc.?

Aber gerne doch, ist hier …

Fazit

Suuuuuuper-Urlaub! Mal abgesehen von den Baustellen und der Schwachmatik mit dem Einstieg in den Massentourismus ist Madeira eine wunderschöne Insel, vor allem dann, wenn man mehr Natur will und nur ein wenig abhängen. Man kann auch auf Madeira abhängen, aber da würde Holland auch reichen. Die Länge dieses Berichtes zeigt, wie abwechslungsreich und interessant der Urlaub auf dieser Insel war. Viele, viele Details und Eindrücke habe ich weg gelassen, und nicht umsonst sind sieben Diafilme gefüllt worden. Da war z.B. noch der progressive Pfarrer in Prazeres, der hinter der Kirche einen ökologischen Garten betrieb, mit einem Ausschank von Rosmarintee plus Zwieback und Tamarillo-Marmelade, oder das kleine Internet-Café daneben, für die Jugendlichen. Die drei Burschen in Neopren-Anzügen, die uns an der Levada do Alcrim entgegen kamen, war auch eine eigene Story wert. Viele Stippvisiten am Westende der Insel sind auch weg gefallen, auf der Paúl da Serra haben wir viel mehr Zeit verbracht als es hier aussieht. Das war Intensiv-Urlaub der besten Art. Und immer am Abend die Rückkehr in dieses tolle Hotel, seine Terasse und der Aussichtspunkt unterhalb des Hotels waren bei uns beliebt. Übrigens ergibt sich auch unter diesen Bedingungen schnell Kontakt zu den anderen Hotelgästen, Austausch über Touren, oder man trifft sich plötzlich an einer Levada wieder. Den netten Studenten aus Trinidad und seine Erfahrungen mit Bussen und Taxis auf Madeira habe ich auch noch nicht erwähnt. Da könnte man noch Stunden erzählen.

Was würden wir das nächste Mal anders machen? Nun, das Zentralgebirge von Madeira ist sehr interessant, wir hätten dort gern mehr Touren gemacht, waren nur davon ein wenig weit weg. Und 40 Kilometer können auf Madeira schon ganz schön weit weg sein, wenn es ständig durch Serpentinen geht und man seinen Clio die Bergstraßen hoch treiben muss. Und wenn ein einziger Tunnel, bzw. seine Sperrung, über eine halbe Stunde mehr Fahrt bedeutet. Andererseits war die Ruhe und Beschaulichkeit in Prazeres auch eine Erholung, und dass man nicht dauernd Touristen-Nepp und Schnick-Schnack ausgesetzt war. Ich denke, wir haben Madeira intensiver und natürlicher kennen gelernt, als wenn wir in einem großen Hotel nahe Funchal gewesen wären. Vielleicht das nächste Mal nicht ganz so weit nach Westen, etwas näher an Funchal und den Encumeada-Pass.

Madeira landet auf vorderster Postion auf unserer Wiederbesuchsliste. Espada und Sandes werden mir fehlen, auch der große Milchkaffee mit Blick auf den Atlantik. Position ist noch vor Norwegen, vielleicht gleichauf mit Devon und Cornwall. 2004 steht wohl im Zeichen der grünen Insel. Planungen laufen.