Zurück ins Wendland
Bevor der Herbst kommt und die Tage zu kurz werden, doch noch ein kleiner Abstecher. Der Harz stand zur Auswahl, auch die Eifel oder die Nordsee. Am Ende haben wir uns dann doch wieder für das Wendland entschieden. Allein wegen der einfachen Anfahrt. Auf dem Hinweg mittags Station in Celle und Zeit für eine Mittagspause, auf dem Rückweg ein Stopp in Nienhagen, unserer alten Heimat. Mit einer Runde in alten Gefilden, einer Pizza bei Aldo und eventuellen Besuchen bei alten Bekannten.
Das Kartoffelhotel, unsere sonst übliche Bleibe, war leider auf Wochen ausgebucht. Im Hafenhotel in Hitzacker gibt es zwar zwei Hundezimmer, leider aber werden zu den nicht gerade niedrigen Zimmerpreisen pro Hund und Nacht noch zusätzlich 25 Euro fällig. Was ich etwas happig finde. Auch wenn das Hotel nett im Ort liegt und mit riesigen Zimmern sowie ausladendem Frühstück begeistert. Da es gegen neun schon fast dunkel ist, wollten wir dieses Mal in der Nähe von Hitzacker bleiben. Am Ende entschieden wir uns für ein kleines Hotel nicht weit von Hitzacker, das Kiek Inn. Schön an der Elbe gelegen, ohne große Aufschläge fürs Hundi. Mit Gelegenheiten für Runden direkt ab Haus, oder auch im nahen Hitzacker.
Montag, 2. September 2024: Auf nach Celle und Dannenberg
Das Wendland liegt aus dem Bereich Büren ca. drei Autostunden entfernt. Da passt es, einen Stopp am Mittag in Celle einzulegen. Zwar ist unser Lieblings-Italiener, der von Türken geführt wird, am Montag geschlossen. Jedoch haben andere Restaurants, wie das Le Feu, am Montag geöffnet. Leider sieht das Le Feu irgendwie verwaist aus. Also landen wir im Santa Lucia, weil das die meisten Schattenplätze hat. Nicht gerade der Parade-Italiener, aber akzeptabel. Endlich mal wieder einen Salat, der passt zu den fast 30 Grad heute. Wenn er auch etwas spartanisch angerichtet ist. Noch eine Runde durch die Innenstadt, den aufgelassenen Karstadt ansehen, ansonsten hat sich in Celle in den letzten Jahren wenig verändert.
Es geht weiter ins Wendland. Erster Halt in Dannenberg, Kreisstadt, hat aber leider über die Jahre sehr gelitten. Viele verlassene Geschäfte, es gibt nur noch ein großes Restaurant gegenüber dem Rathaus. Aber da Montag: Ruhetag. Im KdW sind zwar die gesuchten Jacken verfügbar, aber nur in Grün in meiner Größe. In Grün habe ich sie aber schon. Die Betreiberin verweist mich auf den Wendlandmarkt im Lüchow, da könnten noch mehr und andere Farben verfügbar sein. Also neuer Punkt auf der ToDo-Liste. Wir machen noch eine Runde um den Thielenburger See, den ich bisher noch nicht kannte.
Weiter in Richtung Hitzacker, im Café Albis gibt es noch einen Cappuccino und einen Kuchen. Im Albis sind alle Kuchen und Speisen selbst gemacht, selbst Pesto oder Saucen. Das Café hat am Montag geöffnet, es ist ziemlich gut belegt, aber wir finden neben dem Haus noch einen Platz. Das Albis ist für mich in Hitzacker ein echtes Highlight.
Weiter nach Tießau. Das liegt sechs Kilometer nördlich von Hitzacker an der Elbe. Tießau besteht nur aus zwei oder drei Dutzend Häusern, ist jedoch typisch für das Wendland. Unsere Unterkunft, das Gästehaus Kiek Inn, ist ausgewiesen und leicht zu finden. Es ist ein älteres Haus mit großem Garten, wird von Fabian Todte geführt. Unser Zimmer ist einfach, aber sehr geräumig und sauber. Das Frühstück ist reichlich, zwar Aufbackbrötchen, aber immerhin von Coppenrath & Wiese, dazu Käse und Aufschnitt, frisches Obst. Gefrühstückt wird zusammen an einem großen Tisch, es sei denn, man möchte allein sitzen. Bei gutem Wetter auch draußen in Garten. Fabian ist ein netter und zuvorkommender Gastgeber, immer sehr bemüht, der gesamte Ton locker flockig. Sicher keine Unterkunft für jeden, aber für uns war es prima. Am Morgen der Abfahrt saßen wir mit einem Ehepaar aus Aachen, einem Radfahrer aus Münster und einem Radler aus Hamburg zusammen. Nette Atmosphäre, kann man nicht meckern. Für uns ist heute Abend ist noch genug Zeit, wir erkunden schon mal etwas die Umgebung und gehen an der Elbe nach Norden Richtung Tiesmesland. Duna darf über die großen Wiesen frei laufen und tobt sich mal so richtig aus. Abendessen im Gästehaus, letzte Runde gegen 20:30 Uhr. Gute Nachricht: Jede Menge Hunderunden verfügbar, von 10 Minuten um den Blcok bis zu längeren Touren durch den angrenzenden Wald.
Temperatur heute am Mittag 29 Grad.
Dienstag, 3. September 2024: Runde Elbvorland, Lüchow, Lübeln
Heute sind zum Mittag 31 Grad angesagt. Wir packen Dinkelbrot und Hummus ein, für eine Rucksackmahlzeit. Außer in den größeren Orten wie Hitzacker oder Lüchow sind Gelegenheiten zum Essen eher rar. Selbst in Dannenberg. Geplant ist eine Runde aus Komoot, Aussichtsturm Kniepenberg – Apfelweg (Bahrendorf) Runde von Tießau. Den ersten Teil sind wir schon am Abend gegangen, Duna rast wieder über die Wiesen. Wir kommen bis kurz vor Drethem, als Duna ein Problem mit der linken Vorderpfote hat. Ich finde zwar nichts, aber sie humpelt und leckt immer wieder an der Pfote herum. Wir gehen zum Ort hoch, um die Tour abzukürzen, doch Duna möchte nicht mehr. Busverbindungen sind im Wendland ganz spärlich, ich überlege schon, ob ich ein Taxi rufe. Wir beschließen die Rückkehr. Auch weil die Tour eher langweilig ist, und die Sonne brennt ohne Ende. Unten an der Elbe waschen wir die Pfote gründlich aus, so geht es einigermaßen erträglich zurück nach Tießau. Mittagstisch in einer Wanderhütte in Tießau. Dann fahren wir eben nach Lüchow, nach der Jacke sehen.
Tatsächlich sind in Lüchow andere Farben zu bekommen, ich entscheide mich für eine Jacke mit den Ortsnamen des Wendlandes in Türkis. Etwas weiter ist ein Café, dort gibt es eine Walnussecke und einen Cappuccino. Die Temperatur hat inzwischen die Grenze des Erträglichen deutlich überschritten. Doch der Nachmittag ist noch lang. Lübeln liegt ganz in der Nähe von Lüchow, dort machen wir noch einen Stopp, doch das Dorf ist wie ausgestorben. Dann zurück nach Tießau. Dort noch eine Runde durch den Wald. Übrigens ist der Zustand der Wälder im Wendland, im Gegensatz zu anderen Gegenden, noch sehr gut. Das Wendland war nie Forstgebiet, sondern Mischwald. Die Göhrde, ein großes Waldgebiet, heißt zwar Forst, wurde aber als Jagdgebiet angelegt. Dort haben wir auch schon schöne Touren gemacht. Der Tag ist dann so weit durch, wir verziehen uns wegen der Hitze in den Garten, bevor die letzte Hundirunde ansteht.
Mittwoch, 4. September 2024: Gartower See, Salzwedel
Dunas Pfote scheint wieder in Ordnung. Wir machen uns gleich nach dem Frühstück auf den weg, Richtung Gartow. Eine Runde um den See soll es sein. Sicherheitshalber wieder mit Proviant, was sich als gute Entscheidung zeigt. Als wir um zehn am See ankommen, es gibt reichlich Parkplätze am See an der Südseite, sind es schon 14 Grad. Am Ende der gut einstündigen Runde sind die 30 Grad wieder deutlich überschritten. Auch keine besonders interessante Tour, wenigstens gibt es eine Badestelle für Hunde und Pferde. Wir sind bei der Hitze froh, als wir gegen zwölf wieder ins beschattete Auto kommen. Es wäre nun Zeit für den Besuch eines Italieners, den wir aber nicht finden, weil das Navi die Straßen in Gartow nicht kennt.
Weiter in Richtung Salzwedel, das früher in der DDR lag, heute in Sachsen-Anhalt. Auch Salzwedel hat seit meinem letzten Besuch in 2019 deutlich gelitten, mehrere Cafés sind verschwunden, dafür gibt es zwei Schnellcafés ohne Bedienung mehr. Noch heute, nach 35 Jahren, sieht man Salzwedel die Ost-Vergangenheit an, wegen der Bausubstanz und der Struktur der Stadt überhaupt. Da gerade wohl ein Bus angekommen ist und die Oldies wie die Blöden in die beiden normalen Cafés stürmen, lassen wir uns im Guzzo Gelato & Caffè nieder. Selbstbedienung, doch Kaffee und auch das Eis sind prima. wenn auch der Cappuccino mit 3,20 € nicht gerade billig. Nur ist auch heute die Hitze erbärmlich, für eine Runde durch die Stadt ist es zu heiß. Gerade für Duna.
Zurück nach Hitzacker. Ich hole mir noch Brötchen fürs Abendessen aus einer Handwerksbäckerei. Duna möchte aus unerfindlichen Gründen nun auf den Weinberg hoch. Also trotz Hitze noch den Anstieg auf die 53 m ü.N.N. Aus heutiger Sicht kann man die damalige Grenze zwischen BRD und DDR nicht mehr erkennen. Der Name Weinberg ist nicht zufällig, an der Sonnenseite stehen noch heute eine ganze Reihe weiße und rote Weinstöcke. Durch das in diesem Jahr feuchte und relativ warme Wetter sind sogar große Reben zu sehen. Wir gehen zum Hiddosteg herunter, am Hafenhotel vorbei und zurück zum Auto. Dass wir nicht viel mehr unternehmen, liegt an der Hitze in diesen Tagen, die noch einige Zeit anhalten soll. Zurück nach Tießau, noch eine kleine Runde durch den Wald und dann duschen.
Donnerstag, 5. September 2024: Nienhagen und heimwärts
Nach ausgiebigem Frühstück zurück auf die B191 Richtung Celle. Noch ein Stopp in unserer alten Heimat Nienhagen. Eine Runde durch den Sandförth, durch den kleinen Park, den wir früher so oft besucht haben. Endlich wieder Mittagessen ohne Suchen, bei Aldo, italienisches Restaurant von einer türkischen Familie betrieben. Chefe erkennt mich immer noch, erkundigt sich, wo wir geblieben sind.
Obwohl wir schon länger nicht mehr hier waren, hat sich wenig verändert. Lediglich die neue Sparkasse, einige wenige neue Wohnhäuser fallen auf.
Zum Abschluss noch einmal zu EDEKA Müller, frisches Hummus und endlich wieder Kudammhof-Eier. Noch einmal tanken bei Jorczyk, dann weiter auf B3, A37 und A2 in Richtung Heimat. Auch heute wieder bei 30 Grad um die Mittagszeit.
Lessons learned: Keep calm, slow downSeit Beginn der 2000er hat der Tourismus im Wendland deutlich zugenommen. Beinahe die Hälfte der Autos haben Kennzeichen aus der ganzen BRD, dazu auch Niederländer. Zwar nicht in der Dichte wie zu Zeiten der Kulturellen Landpartie, aber viele Hotels sind von Radfahrern ausgebucht, sowohl Tages- und Kurzzeitgäste, aber auch von Leuten, die den Elberadweg „machen“. Was früher Strukturschwäche war, das Fehlen von Industrie und Infrastruktur, ist heute ein Wettbewerbsvorteil. Entschleunigung ist das Schlüsselwort des Wendlandes. wenn auch nicht mehr so ausgeprägt wie vor zehn Jahren. Viele Radwege, auch Wandermöglichkeiten, die zum Teil uralten Dörfchen, die Elbe und wenige touristische Zentren sind immer noch wichtigen Gründe, warum gerade Leute aus den Ballungszentren gern ins Wendland kommen. Einen Besuch wert sind auf jeden Fall Lübeln und Satemin wie auch die anderen Rundlinge, Dannenberg und Lüchow zum Stöbern und Einkaufen, die Göhrde, das Elbrandgebiet mit Hitzacker. Obwohl inzwischen viele Websites über das Wendland informieren, versteht man Struktur und Geschichte dieser Gegend am besten im Buch «Zonenrandgebiet» von Astrid M. Eckert. Wäre es nicht so extrem heiß gewesen, hätten wir sicher noch viel mehr unternommen. Und doch waren es wieder ein paar schöne Tage an der Elbe. wie schon zuletzt 2019. Unsere Lieblings-Hotels beiben Kartoffelhotel, Herrenhaus Salderatzen, das Hafenhotel. Und auch das Kiek Inn war keine schlechte Wahl. |